"Das kann nicht sein! Der muss hier irgendwo sein!" stieß Semir aus. „Vielleicht hat er uns gesehen und ist unbemerkt geflohen! Dann kann er noch nicht weit sein! Wir werden die Umgebung absuchen!" verkündete Alex. Er und die Männer verließen die Hütte und schwärmten aus. Semir steckte die Waffe weg und starrte auf den Kamin. Das Feuer brannte noch nicht lange. Er ging in die Küche und bemerkte die Pfanne mit den halbgaren Eiern und blickte aus demselben Fenster, wie Matze kurz vorher. Wenn der uns gesehen hat, dann kann der nicht unbemerkt hier rausgekommen sein, dachte er noch als er plötzlich hinter sich ein bekanntes Geräusch hörte. Eine Pistole, die entsichert wurde. Reflexartig wollte er zu seiner Waffe greifen, aber eine scharfe Stimme ließ ihn innehalten. „Das würde ich nicht tun!"Semir hob leicht die Hände und drehte sich langsam um. Vor ihm stand der andere Geiselnehmer von Ben und zielte mit einer Waffe auf ihn. „Geben sie auf! Sie kommen hier nicht weg, draußen wimmelt es von Polizisten!" versuchte Semir den Mann zum Aufgeben zu bewegen. „Das werden wir ja sehen!"sagte der und kam einem Schritt auf Semir zu. Mit der linken Hand zog er Semirs Waffe aus dem Holster und steckte sie hinter seinen Rücken in den Gürtel. „Leg dir deine Handschellen an!“ befahl er nun. Der Hauptkommissar zögerte kurz, zog dann aber langsam die Fesseln aus seiner Hosentasche dabei wanderte sein erstaunter Blick zur Eingangstür. Der Mann drehte den Kopf ebenfalls zur Haustür. Semir nutze seine Chance. Er stürzte sich nach vorn, griff mit beiden Händen den Waffenarm des Mannes und drückte ihn nach oben, gleichzeitig prallte der Mann durch Semirs Ansturm mit dem Rücken hart gegen die gegenüberliegende Wand. Vor Schmerz und Überraschung schrie der Mann kurz auf. Semir lockerte kurz den Griff um die Waffenhand, nur um sie dann umso härter gegen die Wand zu schlagen. Der Kerl ließ die Pistole fallen, die klappernd auf dem Boden landete. Doch jetzt spürte Semir eine Hand um seinen Hals, die ihm, wie ein eiserner Ring, die Luft abdrückte. Er versuchte die Hand wegzuziehen, doch es gelang ihm nicht. Der Kerl war einfach zu stark. Er merkte, wie ihm langsam die Sinne schwanden. Mit letzter Kraft riss er sein Knie hoch, welches im Unterleib des Gegners landete und merkte, wie sich der Griff um seinen Hals lockerte. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen und Semir nutze die Chance und schickte ihn mit einem Faustschlag gegen den Kiefer auf den Boden. Der Polizist sah sich nach der Waffe um und entdeckte sie. Er bückte sich und wollte danach greifen, doch ehe er die Waffe aufheben konnte, trat der Mann ihm mit seinen Füssen die Beine weg. Semir schlug mit Rücken und Kopf schmerzhaft auf den Boden auf. Eine Sekunde war er benommen, doch das reichte dem Angreifer um sich auf Semir zu stürzen und ihm mit einem Faustschlag gegen die Schläfe auszuknocken.
Matze rollte sich vollkommen außer Atem von Semir runter und fluchte. Der Schmerz in seinen Weichteilen war immer noch stark. Einen Moment verharrte es bis der Schmerz erträglich wurde und griff dann nach der am Boden liegenden Waffe. Hatte dieser Kerl ihn doch ausgetrickst. An der Haustür war niemand gewesen und er ist darauf reingefallen. Er wischte sich mit dem Handrücken das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe und beobachte den Polizisten, der langsam wieder zu sich kam. „Du kleine Ratte! Du hast nur Glück, dass ich dich noch brauche! Aber versuche noch so ein Ding, dann leg ich dich auf der Stelle um. Und jetzt nochmal! Leg dir die verdammten Handschellen an. Und zwar auf dem Rücken!"befahl er wütend. Semir, der sich stöhnend halb aufgerichtet hatte, griff nun nach den am Boden liegenden Handschellen und ließ sie um seine Gelenke zuschnappen. „Die Schlüssel! Wo hast du sie?" forderte der Mann nun. „Im Büro!"sagte Semir provokativ und kassierte dafür eine heftige Ohrfeige. „Verarsch mich nicht!" sagte der Mann und durchsuchte die Taschen von dem Polizisten. Er fand die Handschellenschlüssel und ein Handy. Die Schlüssel hielt er direkt vor Semirs Gesicht und dabei sah er ihn wütend an. Dann steckte er beides ein. Das Handy würde er wieder irgendwo auf ein Laster werfen, um die Bullen in die Irre zu führen. „So! Jetzt machen wir eine Spritztour! Los vorwärts!"befahl Matze, packte Semir am Kragen und riss ihn grob auf die Beine. Kurz vor der Haustür legte Matze seinen Arm um Semirs Hals und drückte ihm die Waffe an die Schläfe. Dann traten sie ins Freie. Es war niemand zu sehen.
„Los zum Schuppen!"befahl Matze leise und schob Semir vor sich her. „Hey, Stehen bleiben!" hörten sie plötzlich hinter sich eine Stimme. Matze stoppte und drehte sich mit Semir als Schutzschild um. „Waffe fallen lassen oder ich knall ihn ab!"sagte er drohend zu dem SEK Mann. Der stand unbeeindruckt da und zielte immer noch mit der MPi auf die Beiden. „Hier ist Mark, ich hab den Flüchtigen gestellt, er hat eine Geisel! Wir befinden uns vor dem Haus!"sprach er in sein Mikro. „Das war ein Fehler!"sagte Matze, schwenkte die Waffe blitzschnell von Semirs Kopf auf den des schwarz Vermummten und drückte ab. Das Projektil traf den Mann direkt in die Stirn. Der Polizist kippte nach hinten und war tot ehe er auf dem Boden aufschlug. Semir starrte entsetzt auf das Szenario, doch noch bevor er etwas unternehmen konnte, spürte er wieder die heiße Mündung an seiner Schläfe, die schmerzhaft seine Haut verbrannte. „Los jetzt, sonst geht’s dir wie dem da!"sagte Matze drohend und stieß Semir vorwärts. Sie betraten den Schuppen und Matze öffnete die Beifahrertür. „Rein da!" Semir folgte dem Befehl, immer noch geschockt von dem Tod des SEK Mannes. Matze nahm seinen Rucksack ab und warf ihn auf den Rücksitz. Dann ging er vorn um das Auto herum und dabei ließ er Semir nicht eine Sekunde aus den Augen. Matze klemmte sich hinter das Steuer, startete den Motor und gab Gas. Er raste den Weg runter und sah im Rückspiegel, wie zwei der schwarz gekleideten Polizisten aus dem Dickicht kamen und zu dem am Boden liegenden Kollegen rannten. Einer riss noch die Waffe hoch und zielte auf den Golf, doch Matze passierte jetzt eine Biegung und war außer Sichtweite. Er trat das Gaspedal durch und der Wagen raste etwa einen Kilometer über den unwegsamen Weg, doch plötzlich trat Matze auf die Bremse. Der Weg wurde von einem silbernen BMW und einem schwarzen Mercedes Kleinbus blockiert. Durch die Vollbremsung schlidderte der Golf auf dem matschigen Boden und blieb quer zum Weg stehen.