Da frage ich mich aber, warum man mit Kiefer den Turnaround überhaupt vollzogen hat?
Beiträge von Campino
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Aber waren die Quoten seit Kiefer so viel schlechter als vorher? Wenn ich sehe, wiviele Serien im Vergleich zu Cobra 11 abgesetzt wurden wg noch schlechterer Quoten war auch mit Kiefer die Quote immer noch ganz okay.
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Hallo ans Forum,
Ich bräuche die Hilfe aller Fans und des Fanclubs. Einige wissen ja, dass ich FF-Schreiber bin. Warum poste ich dann nicht dort? Weil mir bei diesem Anliegen alle Mitglieder helfen können, nicht nur meine Leser.
Ich habe eine neue Storyidee, und dafür brauche ich allerdings ein Brainstorming. Um was es genau geht, möchte ich nicht verraten, allerdings brauche ich einige einschneidende Erlebnisse unseres Lieblingskommissars Semir Gerkhan.
Welche Dinge bleiben besonders aus seiner "Karriere" hängen?
Welche Erlebnisse haben ihn verändert?
Welche Vorkommnisse fallen euch als erstes ein, die prägend waren für sein Leben?Macht Vorschläge, je mehr desto besser. Ich werde nicht alle für die Story benutzen können, aber ich habe gerne die Qual der Wahl. Wenns möglich ist, schreibt auch bitte dabei in welcher Folge es passiert ist.
Ich bin gespannt, danke für eure Hilfe!
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Daran merkt man wohl, dass der neue gute Stil der Serie nur dem harten Kern der Fans gut angekommen ist, aber nicht der Allgemeinheit, die auf seichtere Unterhaltung stehen, und evtl jetzt abgeschaltet haben.
Schade. Man sollte von Seiten des Fanclubs mal an RTL herantreten, und vorsichtig fragen, ob die noch alle Tassen im Schrank haben.
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Dienststelle - 17:00 Uhr
Manchmal kommt es anders als man es vor hat. Semir und Ben waren eigentlich schon am Vormittag, nach dem Besuch bei Hartmut zurück zur Dienststelle um ein paar Recherchen über das Kürzel zu machen, das sie an Semirs Wagen eingeritzt gefunden hatten. Doch sie wurden zu einem schweren Unfall auf der Autobahn gerufen, was ihnen (zu Bens großem Ärger) die Mittagspause und einen großen Teil des Nachmittags gekostet hat. Jetzt kamen sie zurück zur Dienststelle, müde und gestresst, nachdem sie die komplette Koordination der Unfallstelle, der Aufräumarbeiten und der 4 stündigen Vollsperrung leisten durften. "Wird Zeit, dass wieder einige aus ihrem Krankenschein und Urlaub zurückkehren.", murrte der hungrige Polizist, und ließ sich im Büro auf den Stuhl fallen. Lange hielt er aber nicht still, da wählte er bereits die Handynummer eines Pizza-Service aus der Stadt, um das Knurren seines Magens irgendwie zu befriedigen.
"Das wäre ja mal was gewesen... du ohne Mittagessen.", kommentierte Semir sarkastisch, während Ben noch telefonierte, um im gleichen Atemzug eine Nummer einer Pizza zu nennen, die er gerne wollte. Denn natürlich hatte auch Semir Hunger, hatte er vor Ärger heute morgen nichts gefrühstückt und war noch vollkommen nüchtern. In den letzten Stunden war er zu abgelenkt, um sich große Gedanken zu machen, wie sie als nächstes vorgehen wollten, aber auf dem Weg zur Dienststelle hatte sich schon ein Plan geformt.Eine Stunde später war das Büro der beiden Autobahnpolizisten von Pizza-Geruch gefüllt. Ben hatte ein letztes Stück auf der Hand und saß mittlerweile neben Semir an dessen Arbeitsplatz. Sie hatten Google bemüht, einschlägige Foren durchsucht, Facebook, Twitter und politische Blogs durchsucht. Nirgends konnten sie das Kürzel "SF" in einem Zusammenhang entdecken. Sie hatten sich zwar eine, zugegebenermaßen sehr übersichtliche Liste von 2 Begriffen gemacht, die zu einer Abkürzung "SF" führen könnten, doch beide hatten sie mittlerweile durchgestrichen, zu absurd klang es für sie. Semir legte sich resigniert zurück, fuhr sich mit beiden Fingern durch die Augen und spürte ein Pochen im Kopf... das Signal, dass er so langsam an seine Grenze stieß. Auch Ben seufzte müde und erschöpft auf, strich kurz über seine gebrochene Rippe.
"Sieht schlecht aus... SF kann alles bedeuten.", meinte er und Semir zuckte kurz mit den Schultern. "Vielleicht ist es doch ein Name. Initialien. Warte mal..." Seine Finger huschten plötzlich schnell über seine Tastatur und riefen die Hauptseite von Wikipedia auf. Dort gab er den Begriff "Nationalsozialismus" ein und suchte nach bedeutenden Politiker aus der Zeit der Nazis. "Vielleicht ist das ein Kennzeichen von einem der Typen...", vermutete er laut. Doch auch diese Spur endete mit einer Sackgasse. Sie fanden keinen überaus bekannten Politiker aus dieser Zeit mit diesen Initialien, nur weniger Bekannte. "Hätte uns auch nix gebracht.", meinte Ben niedergeschlagen und ging wieder auf seinen Platz zurück.Von draußen winkte Jenny ins Büro um ihren Feierabend zu signalisieren. Ben und Semir winkten zurück und lächelten kurz, obwohl ihnen nicht zum Lächeln zu Mute war. "Lass uns auch Feierabend machen. Wir sind müde, wir sind gestresst. Morgen haben wir klaren Kopf, dann kann Hartmut vielleicht uns Zugang zu ein paar nicht ganz öffentlichen Daten des Verfassungsschutz verschaffen.", meinte Ben versöhnlich, doch Semir wog den Kopf nur hin und her. "Müssen wir den armen Kerl da immer mit reinziehen und in Schwierigkeiten bringen?" "Ach was, der ist doch froh wenn er uns helfen kann.", winkte der junge Polizist ab. Er streckte sich in seinem Drehstuhl und schien seine Ängste und Sorgen von gestern völlig vergessen haben, so sehr war er im Kopf bei diesem Fall und bei dem Vorhaben, Semir darin zu unterstützen.
"Was ist denn, wenn wir Kevin mal anrufen? Vielleicht hat er ne Idee.", sagte Semir und blickte zu seinem Partner auf. "Klar... aber auch erst morgen. Der soll sich ausruhen, wenn der denkt, er wird gebraucht dann steht er morgen hier auf der Matte." "Hmm, hast auch recht. Ja, das hat noch Zeit bis morgen." Gerade als beide aufstanden und ihre Jacken vom Stuhl nahmen, klingelte Semirs Handy. "Semir... du musst sofort nach Hause kommen.", hörte er die aufgeregte Stimme seiner Frau Andrea. Dem Polizisten rutschte sofort das Herz in die Hose. "Ist etwas mit Ayda??", fragte er sofort und Ben blickte zu seinem Kollegen, als er Aydas Name hörte. "Nein... aber... wir kommen gerade von meinen Eltern, nachdem ich sie aus dem Krankenhaus abgeholt habe. Und... ich...", stotterte sie ins Handy. "Ich sitze hier im Auto... da ist eine Menschenmenge vor unserm Haus. Du... du musst sofort kommen, bitte." "Beruhig dich, Andrea. Ich bin gleich da.", sagte Semir beruhigend. Weitere Informationen hätte er aus Andrea jetzt eh nicht herausbekommen. Ben war sofort an Semirs Seite: "Du brauchst gar nicht zu widersprechen...", sagte er in Voraussicht darauf, dass Semir ihn lieber in den Feierabend entließ, als ihm weiter seine Sorgen aufzudrängen.Jenny's Wohnung - 17:30 Uhr
Ein kleines Unbehagen befiel die junge Polizistin, als sie vor der Wohnungstür stand. War es schon eine kleine Prüfung, für ihre Beziehung... die Vertrauensprüfung? Kevin hatte versprochen im Bett zu bleiben. Hatte er es getan, oder war das Bett jetzt leer, wenn sie in die Wohnung kam? Der Schlüssel im Schloß klickte und knirschte ein wenig, die Tür schwang auf und das erste, was Jenny auffiel, waren Kevins Schuhe die exakt an dem Platz standen, an dem er sie gestern abend ausgezogen hatte. Ein wenig legte sich ihr Unbgehagen, als sie hereinging und die Tür hinter sich schloß. "Kevin?" Auf ihr zaghaftes Fragen kam keine Antwort. Sie legte den Schlüsselbund leise auf die Anrichte der Küche und ging in Richtung Schlafzimmertür.
Sie war erstaunt. Als sie die Tür aufdrückte und hineinlugte, sah sie hinter der Bettdecke nur Kevins wild abstehende Haare, und sein Atmen ließ die Decke sanft auf und abschweben. Langsam kam sie näher ans Bett heran und sah, dass er friedlich schlief, und sie "belohnte" das Vertrauen mit einem zärtlichen Kuss auf die Stirn. "Braver Junge...", flüsterte sie grinsend und beschloss, ihn schlafen zu lassen. Er atmete ja völlig normal, er schien keine Schmerzen zu haben, also wollte sie ihn wieder alleine lassen.Dann fiel ihr das kleine quadratische Paket, ein Karton auf, der am Bett abgestellt war. Jenny kannte ihn nicht und konnte ihn nirgendwo zuordnen... war Kevin etwa einkaufen? Zumindest war er doch unterwegs, dachte sie ein wenig missbilligend und wollte die Belohnung am liebsten wieder rückgängig machen. Bettruhe hieß Bettruhe, auch wenn er vielleicht nur in einem Geschäft war. Sie nahm den Karton mit ins Wohnzimmer und stellte ihn dort auf den Tisch, wobei sie sich auf die Couch setzte und langsam den Deckel abnahm. Ja, sie war neugierig... aber eigentlich wollte sie nur gucken, was Kevin sich gekauft hatte, doch bereits beim ersten Blick in den Karton erkannte sie, dass dies keinerlei Schuhe oder Klamotten waren. Der Karton war voll von Zetteln, Papieren und Fotos. Ganz oben ein Bild eines Jungen, der seine bunt gefärbten langen Haare vergeblich versuchte, mit einem Stirnband von seinem Gesicht zu verbannen. Die blauen stechenden Augen erkannte Jenny sofort... das befreite Lachen eher weniger.
Die junge Frau hielt inne... Sie wühlte mitten in Kevins Erinnerungen. War er den Karton holen? Warum? Warum jetzt, warum heute? Unsicher blickte Jenny zur Schlafzimmertür, als könnte der junge Polizist jeden Moment herauskommen. Sie waren zwar zusammen, sie waren ein Paar, aber war das Vertrauen so groß? Würde es ihn stören? Nein, es ging sie nichts an und sie schloß den Karton wieder. Das war Kevins Privatsphäre... aber sie würde vielleicht etwas über ihn erfahren. Über seinen Charakter, darüber wie er vor Janines Tod war. Die Neugier und Sehnsucht, etwas über ihren Freund, der oft so verschlossen war, zu erfahren, war größer als ihre Hemmungen... und sie öffnete den Karton erneut... -
Na Mahlzeit
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Ich bin ganz ehrlich, ich hatte viele Begriffe in dem Text, die ich wieder rausgelöscht habe und mir schon überlegt drunter zu schreiben, dass alles nur Fiktion ist... nicht dass der Verfassungsschutz demnächst mal vor meiner Tür steht. Die Organisation soll gar nicht so sehr zum Tragen kommen, aber ich habe mir da schon Gedanken gemacht, das wirklich zu schreiben.
Aber ich denke mal, dass ich hier durch den Bereich FanFICTION in irgendeiner Form geschützt bin, oder sollte ich noch irgendwo den Vermerk anbringen, dass es sich um reine FIKTION handelt? Hmm... oder mache ich mir einfach viel zu viele Gedanken...
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Ja, das war bei ner Torwartübung... mussten über zwei aufgestellte Bänke springen, dabei ist mir der Ball so blöd von der Hand geprallt, als ich in der Luft lag, dass er dann unter mir war als ich, elegant wie ein Sack Kartoffeln, wieder aufgeschlagen bin^^
Ronny? Wer ist Ronny?
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Kneipe "Germania" - 14:30 Uhr
Rocky war dabei, Gläser hinter dem Tresen zu spülen. Zwei etwas ältere Männer, die keinerlei Ahnung davon hatten, was in den Hinterzimmern dieser Kneipe vor sich ging, saßen in der hinteren Ecke des Tresen, tranken Bier und hielten Smalltalk. Hin und wieder gesellte sich der Neo-Nazi, äusserlich nicht unbedingt als solcher erkennbar, dazu und gab den guten Gastgeber. Sie sprachen über Politik, über die momentane Regierung, und natürlich auch die große Menge an Flüchtlingen, die momentan nach Deutschland herüber kommen. "Wir können doch nicht für jeden und Alles bezahlen hier in Deutschland. Irgendwann reicht es.", sagte der Mann, der um die 60 war und schlug mit der Faust einmal auf den Tresen um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen. "Die Menschen tun mir ja leid, aber müssen wir Deutsche nicht mal an uns denken?" Der Mann neben ihm, ungefähr im gleichen Alter stimmte ihm nickend zu: "Der Kindergarten meiner Enkelin musste die Tage schließen wegen des Streiks. Die Erzieher werden nicht anständig bezahlt, aber die Ausländer kriegen es hinten und vorne reingeschoben."
Rocky hörte zu, er nickte, er sagte ein paar Worte, die nichts von seiner Radikalität preisgaben. Aber er wunderte sich, dass sich auch nur seine abgeschwächte Meinung viel deutlicher in der Mitte der Gesellschaft wiederfand, als noch vor 10 Jahren. Damals wurde man bereits schief angesehen, wenn man das Wort "Asylschmarotzer" nur in den Mund genommen hatte, heute war es Stammtischgespräch... irgendwo immer noch verpönt, aber deutlich verbreiteter. Die Wut in der Gesellschaft auf das politische System stieg immer weiter an, und selbst Menschen innerhalb der Mitte richteten ihre Wut gegen die Politik und waren leicht verführbar, um diese Schuld auch bei den Flüchtlingen zu suchen.Der Mann mit den kräftigen Oberarmen ging zurück zu seinem Zapfhahn, um den beiden Männern ein weiteres Pils zu zapfen. Die Stimmung im Volk war gut für das rechte Lager. Deutsche Jugendliche, die in Schulen und in der Freizeit immer öfter mit kriminellen Jugendlichen zu tun hatten, wurden durch die Anonymität des Internets viel gefügiger für Hassbotschaften. Auf Facebook konnte man sich nicht mehr durch politische Diskussion lesen, ohne Ausländerhetze zu lesen. Der Nationalsozialist, der jetzt gerade das zweite Bier anzapfte, regestrierte das mit Genugtuung. Er selbst betrieb einen politischen Blog, in denen er Nachrichten der Welt möglichst ausländerfeindlich darstellte. Statistiken, die gegen die jetzige Flüchtlingspolitik sprachen, wurden ausgeschlachtet, Anschläge im Islam als warnendes Beispiel für Deutschland heran gezogen und die deutsche Politik, das deutsche System kritisiert. Er war erstaunt, dass seine Gefolgschaft, im Neudeutschen "Follower" (was er aber ablehnte) immer größer wurde... und immer radikaler in ihren Kommentaren.
Er wünschte sich, diese Jungs als Mitglieder seiner Bewegung, seiner Gruppe zu begrüßen. Schrieb er sie übers Internet an, kamen wenn überhaupt, ablehnende Kommentare. Sie seien doch keine Nazis, sie seien doch nicht rechts. Dass sie die kriminellen Ausländer aber am liebsten über die Grenze rausprügeln würden, wäre ja etwas ganz anderes. Das hatte Rocky schon oft gelesen, und natürlich war er und seine Gruppe in ihren Zielen und Motiven noch weitaus radikaler als die Facebook-Kommentare. Trotzdem erhofften sie sich von Menschen, die so etwas schreiben würden, auch mal das ein oder andere Neumitglied zu bekommen.Gerade als er die beiden Biere zu den Männern gebracht hatte, klingelte Rockys Telefon. Er wanderte damit bis ans Ende der Theke, damit er ungestört reden konnte, doch die beiden Herren waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass keine Gefahr bestand, etwas mit zu hören. "Hi Rocky, hier ist Stuka.", meldete sich eine leicht näselnde Stimme aus dem Hörer. Stuka war natürlich nur der Spitzname des Anrufers, in Wahrheit war Stuka die Abkürzung der Sturzkampfflugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg. "Hey Stuka. Alles klar?", fragte Rocky und lehnte sich nach hinten an die Theke, einen Arm vor der Brust verschränkt. "Der Bulle ist wieder zu Hause. Ich hab' eine Adresse aufgeschrieben, wo wir vielleicht mal etwas aufräumen könnten.", meinte er und nannte Rocky die Wohnanschrift von Kalle. Der notierte diese, und nickte. "Gute Arbeit, Stuka. Du machst dich so langsam."
Stuka war noch nicht lange bei Rocky, ein noch junger, manchmal etwas tollpatschig wirkender Mann, aber äusserst radikal in seinen Ansichten. Manchmal war es für die Gruppe gefährlich, mit ihm nach draußen zu gehen, weil er einen wahrlich unbändigen Hass auf jeden Menschen hatte, der nach Ausländer aussah. Mittlerweile hatte er sich aber im Griff. "Du wirst nicht glauben, wo er sonst noch war." "Ich bin ganz Ohr." "Neuwieser Weg... erinnerst du dich?" Rocky brauchte nicht lange nach zu denken. In dieser Gegend, er wusste die Hausnummer zwar nicht, aber er wusste dass dort die Lagerhalle war, in der sich die Autonomen, die Punks aus der Hausbesetzerszene rumtrieben. Mit Genuß erinnerte sich Rocky an manche Straßenschlacht, und daran, als die Punks darum baten, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Seitdem gab es keine Störer mehr bei Demonstrationen, zumindest so lange die Sturmfront geschlossen aufmarschierte. Mit Stolz und etwas Spott nahm er wahr, dass andere rechte Gruppierungen in Köln immer noch Gegenwehr von den Zecken erhielten."Und was hat ein Bulle bei den linken Kötern verloren?", fragte Rocky und Stuka zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung... hätte ich ihn fragen sollen?" "Natürlich nicht." Rocky dachte nach, in dem er sich von der Theke abstieß, über die Stirn fuhr und zwei Schritte hin und her ging, bevor er sich wieder in seine alte Position einfand. "Entweder kennt er dort jemanden...?" "Aber warum? Die Zecken sind doch auf Bullen genauso schlecht zu sprechen, wie auf uns. Wundert mich sowieso, dass der da heil wieder heraus gekommen ist." "...oder aber, er hat bereits ermittelt. Wir sollten denen mal dort einen Besuch abstatten." Stuka willigte ein und hoffte ein wenig, dass Rocky diese Aufgabe an ihn übertragen würde.
"Was macht der Türke?", fragte er dann noch neugierig. "Den Türken überlass ruhig mir und Benno. Für den habe ich mir schon etwas ausgedacht.", sagte Rocky mit ruhiger Stimme und lächelte. "Wenn das rauskommt, was wir mit ihm anstellen, wird das die ultimative Warnung an den ganzen ausländischen Abschaum sein, der sich auf unseren Straßen herumtreibt. Und an unsere Politiker ebenso.", setzte er noch hin zu. "Hört sich gut an, Rocky. Wenn du Hilfe brauchst, sag mir Bescheid." "Du kümmerst dich zusammen mit Luni erst mal um diesen anderen Polizisten und um die Punks. Luni wird dich unterstützen und ich will keine Widerworte mehr hören. Ihr habt beide im Boxclub schon gut zusammen gearbeitet, und ihr seid an der Front zu gebrauchen." "Danke Rocky.", sagte Stuka artig und lächelte durchs Telefon. "Du kannst gerne noch ein Bier trinken kommen. Heinrich, Luni und Ulrich kommen auch, wir wollen seine Entlassung feiern."Nachdem die beiden das Gespräch beendet hatten, setzte Rocky seine Tätigkeit hinterm Spülbecken fort. Er grinste über die Blindheit der Medien, die Blindheit der Politik. Die NPD sei unter Kontrolle, PEGIDA am Ende und die rechten Verbindungen habe der Verfassungsschutz im Auge. Gar nichts hatten sie. Viele Verbindungen vertrieben sich die Zeit mit Saufgelage, sinnlosen Demonstrationen und Prügeleien mit Ausländer. Die Sturmfront allerdings hatte als eine der wenigen Verbindungen Kontakt zur Organisation. Diese saß im Untergrund, und war für Verfassungsschutz, Politik und Polizei unbekannt. Einige Politiker wussten von ihrer Existenz, hielten sie aber auf Abstand, weil sie an Radikalität alles überbot, was in einem deutschen Parteiprogramm stehen durfte. Ihr Ziel war der Aufbau einer Paralellgesellschaft nach national-sozialistischem Vorbild... und einige wenige Verbindungen, die die Fähigkeit hatten für Chaos im Land zu sorgen, die den fremdenfeindlichen Mob anheizen würde, standen mit ihr in Kontakt... und eine davon war die Sturmfront.
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Campino, ich hoffe es war kein Baseballschläger Schuld an der gebrochenen Rippe und der Prellung.
Nein, das war ein Fussball
Und er ist nicht auf mich gefallen, sondern ich auf ihn.
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da braucht ne gebrochene Rippe wesentlich länger um zusammenzuheilen, sogar wenn man sie operativ stabilisiert. Es ist also faktisch unmöglich, dass nach dieser kurzen Zeit von weniger als zwei Wochen Ben entlassen wird, seine Tasche selber tragen kann und keine Schmerzen mehr hat, o
AllerdingsDas muss ich gerade (mal wieder) schmerzlich erfahren.
Hab mir letzten Donnerstag vor 8 Tagen selbst die 7. Rippe gebrochen und großflächig drumherum geprellt. So wie sich das momentan anfühlt, hätte ich Ben die Tasche nach 2 Wochen sicherlich nicht schmerzfrei tragen lassen
. Momentan tuts weh beim Husten, Sitzen, Auto fahren, stehen, liegen, knien, gehen und... ähm... ja. Ansonsten keine Probleme, und ich such jetzt krampfhaft nach einer Methode des "Lebens", ohne die vorangegangenen Dinge zu tun... hab noch keine gefunden
Das ist Bens Rache
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Innenstadt - 12:00 Uhr
Der Schmerz begann, langsam aber stetig in Kevins Kopf nicht nur zu pochen... er begann zu hämmern. Und der junge Polizist konnte nicht mal sagen, ob das nur durch seine Gehirnerschütterung ausgelöst wurde, oder vielleicht auch durch das Wiedersehen mit Annie. In seinem Gehirn flogen und fielen soviele Gedanken übereinander, dass er selbst mit klarem Verstand sicherlich Kopfschmerzen bekommen hätte. Er hasste diesen Zustand, diesen Zustand der geistigen Verwirrtheit, wenn er irgendwo saß, wie jetzt gerade in der letzten Reihe des stickigen Busses, und er sich auf eine Sache konzentrieren wollte, und dabei aber von zahlreichen Nebengedanken gestört wurde. Eigentlich wollte er über diese Sturmfront, diese Gruppierung rechter Gesinnungstäter nachdenken, sich im Kopf ein Bild machen um zu überlegen, wie er weiter vorgehen würde, und welche Infos er an seine Kollegen weitergeben konnte. Doch stattdessen sah er Annies rote Haare, spürte ihren Händedruck, fühlte ihren Kuss.
Er hatte eigentlich damit gerechnet, die erste große Liebe seines Lebens nie mehr wieder zu sehen. Selbst in Zeiten von Facebook und Twitter, was Kevin selbst nicht besaß, hatte er damit nicht gerechnet. Manchmal hatte er es sich gewünscht, oftmals hatte er es sich vorgestellt und gleichzeitig wieder verworfen und sich eingeredet, es nicht zu wollen. Er konnte nur schwer vergessen, wie brutal der Schlag war, denn er verpasst bekommen hatte. Und nun wusste er, wo sie war, war abgeschreckt und zugleich angezogen.Der Bus rumpelte durch die Innenstadt, der Schmerz im Hinterkopf pochte bis in die Stirn. Kevin drückte den Halteknopf um im Westteil aus zu steigen. Drei Straßenzüge weiter wohnte Kalle, bei der er aufgewachsen war, ein Transvestit das sich im Körper eines Mannes nicht wohlfühlte. Sie hatte eine Bar von Kevins Vater übernommen, womit der junge Polizist ganz und gar nicht einverstanden war, denn Kevin und sein Vater waren zerstritten. Er hatte es ihm nie verziehen, dass sich Erik Peters nie um die beiden Kinder gekümmert hatte, während beide ihre jeweilige Mutter niemals kennen gelernt hatten. Erik hatte auch, trotz Nachfragen, nie über sie gesprochen und wurde oft handgreiflich. Kalle hatte dann sowohl Kevin, als auch später Janine als Ersatz-Mutter augezogen, wobei der junge Polizist sich als Jugendlicher dann eher von der Straße erziehen ließ.
Er hatte noch einen Schlüssel für die Wohnung, wo er zwischen seiner Absteige in einem Hochhaus und der jetzigen Wohnung von Jenny eine zeitlang gelebt hatte. Die Begegnung mit Annie hatte ihn an eine Pappschachtel denken lassen, die noch bei Kalle stehen musste... er musste sie jetzt nur finden. Der Polizist stieg die knarzenden Holzstufen hinauf, bis er die Wohnung aufschloß. "Kalle?", rief er kurz hinein, doch scheinbar war seine Ziehmutter nicht zu Hause. Umso besser, musste er sich keine neugierigen Fragen gefallen lassen.Für einen Moment rieb er sich über die schmerzende Stelle am Hinterkopf, und dachte daran, dass er sich vielleicht noch mehr Schmerztabletten aus der Apotheke besorgen sollte. Aber irgendwann würden auch die wohl nicht helfen, egal wieviel man in sich stopfte, und er verwarf den Gedanken wieder. Er ging in sein altes Zimmer, schaute dort in den Schrank, auf den Schrank, zwischen zwei Regalen, ob irgendwo der Pappkarton mit alten Erinnerungen stehen würde. Mit einem schmerzhaften Stöhnen bückte er sich, um unters Bett zu sehen, worauf hin sofort der Mann mit dem Presslufthammer in seinem Kopf sich lautstark meldete, um einen weiteren Wandurchbruchversuch zu starten.
Die Kiste war von Staub bedeckt und wurde mit einem alten Putzlumpen, den Kevin zufällig entdeckte, ein wenig abgewischt. Er würde Kalle später sagen, dass er seine Kiste mitgenommen hatte, damit sie nicht die Polizei anruft und denkt, hier wäre einer eingebrochen... wobei sie den Verlust der Kiste vermutlich niemals bemerken würde. Aber Kevin würde sie dennoch später anrufen und kurz Bescheid sagen.Wieder an der frischen, feuchten Luft ging Kevin zu Fuß bis zu einer weiteren Bushaltestelle. Wieder hatte er das Gefühl, jemand würde ihn verfolgen. Der Typ, der hinter ihm auf der Bank unter dem Glashäuschen saß, dass gerade mit frischer Werbung beklebt und Graffitis besprüht war... war der nicht eben schon im Bus, als er hierher gefahren war? Er laß Zeitung, war etwa sein Alter und sah nun gar nicht aus, wie ein typischer Neo-Nazi. Seine braunen Haare hatte er zu einer Elvis-Tolle gegelt, er sah eher aus wie ein Auszubildener bei der Sparkasse. Und doch traf Kevin für kurze Zeit sein Blick, nachdem er merkte, dass er von Kevin angesehen wurde. "Reiß dich zusammen", dachte der Polizist bei sich selbst und rieb sich kurz über die Schläfe. Er hatte den Eindruck, die starken Kopfschmerzen ließen ihn langsam durchdrehen.
Im Bus wollte es der Zufall, dass der Sparkassen-Typ sich direkt in seine Nähe setzte. Kevin fühlte sich unwohl dabei, er fühlte sich beobachtet obwohl der Typ nicht ein einziges Mal seine Augen auf den Polizisten richtete. Er las die Zeitung, hantierte mit seinem Smartphone oder sah aus dem Fenster. Irgendwann klingelte das Handy des Typs, und er hielt das Smartphone an sein Ohr. "Ja? - Nein, es ist alles klar. Nein, nein, ich pass schon auf. Ich sitz grad in der Linie 10. Nein, Chef... keine Bange, ich lasse ihn nicht aus den Augen und warte den richtigen Moment ab."Für Kevin reichte das. Seine Kopfschmerzen waren für einen Moment vergessen, als er sich von seinem Sitz erhob und mit zwei schnellen Schritten bei dem Kerl war, und ihm das Handy aus der Hand riss. "Hört mal zu, ihr Vögel!", schnarrte er ins Handy, und schubste den Typen zurück auf den Sitz, als der sich protestierend erhob und nach seinem Handy greifen wollte. "Ich weiß zwar nicht, was ihr von mir wollt, aber eins kann ich euch versprechen. Ihr werdet mich weder einschüchtern noch kleinkriegen, und wenn ihr mir 100 Baseballschläger über die Rübe haut! Ich krieg euch, das verspreche ich euch!" Kevin war so erregt, dass er erst nach seiner Schimpftirade die Geräuschkulisse am Smartphone hörte... Telefonklingeln, Druckergeräusche und eine überraschte Frauenstimme, die sich nun zu Wort meldete. "Wer sind sie?? Herr Hölzer, sind sie noch dran? Herr Hölzer??" Kevin blickte zu dem Typ auf, der auf einmal völlig verängstigt auf dem Sitz saß und sich am liebsten hitner seiner Zeitung verstecken wollte. "Wer ist das?", fragte der Polizist und hielt ihm das Handy vors Gesicht. "M... meine... meine Chefin. Ich arbeite... arbeite bei einer Aktiengesellschaft... und... und soll den... unsern Kurs im Augen behalten."
Das Adrenalin in Kevin sank, und er hätte sich wohl gerade selbst ohrfeigen können. Ausserdem blickten ihn mittlerweile mehrere Augenpaare im Bus verwirrt an, die den kleinen Ausraster mitbekommen hatten... aber jeder hatte Angst, gegen den scheinbar aggressiven jungen Mann einzuschreiten. Der warf dem Typ das Handy in den Schoß und murmelte etwas von einer Verwechslung. Zu seinem Glück kam gerade die nächste Haltestelle, und obwohl Kevin noch ein gutes Stück laufen musste, und eigentlich noch zwei Stationen weiter hätte fahren müssen, stieg er aus dem Bus aus und klemmte die Schachter fest unter den Arm. Seine Nerven lagen blank... -
Dienstwagen - 11:30 Uhr
Ben und Semir hatten sich von der Boxschule direkt aufgemacht zu ihrer Streife. Natürlich konnten sie ihren normalen Dienst nicht einfach vernachlässigen, nur weil sie mal wieder nebenbei in einem Fall ermittelten, der sie eigentlich nichts anging. Der erfahrene Kommissar hatte bereis bei seinem Partner bissig angemerkt, wie lange es wohl dauern würde, bis man von der anderen Dienststelle, in diesem Falle vom Staatsschutz ans Bein getreten bekommt, weil man im fremdem Terrain wilderte. "Es müsste doch mittlerweile bekannt sein, dass wir die Mädchen für Alles sind.", antwortete Ben, der das Lenkrad seines Mercedes umklammert hielt und gemütlich auf der rechten Spur die Autobahn in Richtung Norden befuhr.
Erst vor kurzer Zeit hatten die drei Polizisten Anweisungen des LKAs missachtet und in einem Entführungsfall, von dem auch Semirs Tochter Ayda betroffen war, auf eigene Faust ermittelt. Davor mischten sich Ben und Semir in die Ermittlungen der Drogenfahndung ein, um ihrem Freund Kevin, der mehr oder weniger unschuldig im Knast saß, zu helfen. Ja, mittlerweile waren sie wirklich Spezialisten dafür, sich in Fachbereiche einzumischen, die sie nichts angingen. Die Chefin hatte alle Hände voll zu tun, immer wieder den Kopf ihrer Männer aus verschiedenen Schlingen zu ziehen.Ben hing seinen Gedanken von gestern Morgen nach. Er spürte, dass die Arbeit ihm half, diese latente Unsicherheit irgendwie zu verdrängen, die er seit der schweren Schussverletzung, die er sich zugezogen hatte, als sie die Kidnapper verhafteten, hegte und in sich trug. Aber wie würde er reagieren, wenn er wieder in eine gefährliche Situation geriet? Würde er das Risiko scheuen, würde er anders reagieren als in den Jahren zuvor... vielleicht anders, als Semir es vermuten würde? Sowas könnte in ihrem Job gefährlich sein, denn die Stärke der beiden Männer war, dass sie sich blind aufeinander verlassen konnten, dass der Eine immer genau wusste, was der Andere jetzt vor hatte und wie der andere reagieren würde. Wenn jetzt Ben in seiner Unsicherheit in einer gefährlichen Situation anders reagieren würde, als Semir es vermutete... der junge Polizist wollte sich nicht ausmalen, was dann alles passieren konnte.
Mit einem kurzen Seitenblick sah er herüber zu Semir, der durch die Frontscheibe sah. Sollte er ihm etwas von seinen Gefühlen sagen? Normalerweise konnte Ben mit Semir über alles reden, aber etwas hielt ihn zurück. Semirs Sorgen über Ayda, jetzt die Sache mit den Neo-Nazis... Ben nahm sich nicht so wichtig und stellte seine eigenen Probleme hinten an. Nein, er wollte seinen Freund jetzt nicht noch mit seiner Paranoia belasten. Sie hatten soviele gefährliche Situationen überstanden, warum sollte es jetzt anders sein. Lächerlich! "Was ist?", fragte Semir, denn er spürte den Blick von Ben auf sich, der länger herüberschaute und dabei nachdachte, als er es selber realisierte. "Du bist angespannt.", meinte Ben kurz angebunden, weil er sich ertappt fühlte. "Ja, mir geht die Sache mit diesen Typen nicht aus dem Kopf. Was glaubst du, was die sonst noch so anstellen, wenn sie Gelegenheit dazu haben."Semirs Handy unterbrach das Gespräch der beiden Polizisten, und er konnte groß den Namen "Hartmut" von seinem Display ablösen. "Ja, Hartmut? Hast du was gefunden?", meldete er sich sofort in sein Handy. "Hi Semir. Ja, ich hab tatsächlich was. Du kannst dein Auto abholen kommen, und dann kannst du es dir anschauen, was ich gefunden hab.", erklang die Stimme des rothaarigen Mannes aus der Hörmuschel. "Alles klar, wir sind gleich da." Für Ben war das die stumme Aufforderung zum Richtungswechsel, er fuhr die nächste Abfahrt von der Autobahn runter und nahm eine Abkürzung durch die Innenstadt in Richtung KTU.
Dort parkte er den Dienstwagen auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz. Mittlerweile regnete es in Strömen, beide Polizisten zogen sich provisorisch ihre Jacke über den Kopf, bis sie den kurzen Weg zur Eingangstür hinter sich gebracht hatten. Unter ihren Füßen hörten sie klatschende Geräusche auf dem nassen Ashphalt. "Was bringt ihr denn für ein Wetter mit?", fragte Hartmut grinsend, als die beiden langsam unter ihren Jacken hervor gekrochen kamen. "Du hast gut reden, Einstein. Du siehst die Sonne doch höchstens, wenn du an deinem PC ein neues Hintergrundbild aus der Südsee hast.", neckte Ben zurück und die Männer begrüßten sich per Handschlag. Im Hintergrund stand Semirs BMW im glänzenden neuen Lackkleid. "War gar nicht so einfach, die tiefen Kratzer wegzuspachteln. Ich musste einen Karosseriebauer kommen lassen, aber sieht doch gut aus.", sagte er und die drei Männer gingen zu dem Auto hin. Tatsächlich konnte man von den eingeritzten Hakenkreuzen nichts mehr erkennen, der silberne BMW sah aus wie neu geliefert."Und was hast du jetzt rausgefunden?", fragte Semir voller Neugier, nachdem sie ausgiebig das Auto begutachtet haben. "Also...", begann Hartmut, und die beiden Polizisten stellten sich schon mal auf einen längeren Vortrag voller Fremdwörter und Fachlatein ein. "Ich habe von 9 verschiedenen Personen Fingerabdrücke gefunden. Wenn ich davon mal deine, die von Ben, Andrea und Kevin abziehe bleiben 5 verschiedene übrig. Die habe ich dir schon ins Büro geschickt. Eure konnte ich direkt ausschließen, nur den von Andrea müsstet ihr dann selbst noch rausfinden." "Moment mal, woher hast du unsere Fingerabdrücke?", fragte Ben verständnislos, während Hartmut schmunzelte: "Ach Ben. Die Fingerabdrücke sind doch mittlerweile auch auf euren Dienstausweisen. Und glaubst du wirklich, ich hätte darauf keinen Zugriff?" Natürlich glaubte Ben das nicht... Hartmut hatte im Polizeinetzwerk auf alles und jeden Zugriff, warum also nicht auch auf Semirs und Bens Fingerabdrücke.
"Hast du sonst noch etwas interessantes?" "Ja, und zwar das hier..." Hartmut rollte mit seinem Drehstuhl zu dem großen Computermonitor, öffnete mit schnellen Klicks einen Ordner, in dem einige Bilder abgespeichert waren. "Hier... das habe ich gefunden. Offenbar warst du gestern so aufgeregt, dass dir das entgangen ist." Das rothaarige Genie öffnete mit einem schnellen Doppelklick ein Foto, dass ein Teil des Autos in Nahaufnahme zeigt. "Ganz unten am Seitenschweller, direkt hinter dem rechten Vorderrad habe ich das gesehen. Vielleicht ist es wichtig."Semir und Ben rückten mit den Köpfen ganz dicht an den Monitor um das wirklich kleine Zeichen zu entziffenr. "SF", buchstabierte Ben. "Sieht aus wie eine Unterschrift, oder eine Art Signatur.", mutmaßte Hartmut. "Ich habe bereits Google bemüht, allerdings nichts gefunden." "Hmm, wer ist denn so doof und hinterlässt seine Initialien da?", meinte der junge Kommissar und richtete sich wieder auf, weil er seine verletzte Rippe erneut spürte. "Jemand, der stolz auf sein Werk ist... der wieder erkannt werden will.", antwortete Semir und richtete sich ebenfalls auf. "Wir sollten mal die übrigen Fingerabdrücke überprüfen und mal einige Vorbestrafte aus dem rechten Spektrum uns ansehen. Vielleicht finden wir jemanden, dem wir diese Initialien zuordnen können." Dann wandte er sich noch an seinen Freund: "Danke für deine Hilfe Hartmut." "Nichts zu danken.", meinte der und lächelte.
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Alte Lagerhalle - 10:30 Uhr
Kevin fühlte sich auf seltsame Art und Weise in die Vergangenheit zurück versetzt. Er saß mit Annie auf der Couch, auf der er manch schöne Stunde erlebt hat, oftmals high gewesen war, sich betrunken und geprügelt hatte. Sie redeten und die anfänglich leichte Ablehnung des Polizisten, die er in sich gespürt hatte als er Annie zum ersten Mal seit Jahren wieder sah, wich der schönen Erinnerung. Die junge Frau schien ihm diese Ablehnung gar nicht übel zu nehmen, aber was sollte sie auch erwarten. Sie waren damals mehr oder weniger im Streit auseinander gegangen, es gab eine fürchterliche Auseinandersetzung, als sie den damals 17Jährigen vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, und ihm das Ende der Beziehung mitgeteilt hatte. Es war zwar schön, aber Liebe ist so ein großes Wort, sie war noch so jung, und es gäbe noch eine Menge Jungs zu entdecken. Kevin hatte das damals getroffen, und er konnte es nur schwer akzeptieren. Das war das letzte Mal, dass sie ernsthaft miteinander gesprochen hatten, es war einige Monate vor Kevins 18tem Geburtstag und der verhängnisvollen Nacht, in der Janine getötet wurde. Annie hatte sich danach voll ins Leben gestürzt, war öfters mit anderen Jungs zusammen aufgetaucht. Einen von ihnen hatte der eifersüchtige Kevin furchtbar zusammengeschlagen, als er gerade seinen ersten Trip seit vielen Wochen geschmissen hatte. Annie hatte ihn danach angeschrien, sie würde ihn hassen und könne nicht verstehen, auch nur eine Minute Zuneigung zu ihm empfunden zu haben. Jerry war kurz davor, den Jungen aus der Gruppe zu werfen und trainierte mehrere Wochen nicht mehr mit ihm.
Ja, er hatte oftmals an sie gedacht... nachdem er die erste Trauer verdaut hatte, sich in den Drogen und Alkohol geflüchtet hatte, hatte er oft Sehnsucht nach Annie gehabt, doch er hatte Angst vor neuen Enttäuschungen, Angst vor neuen Schmerzen. Ausserdem war Janine omnipräsent in seinem Kopf, sowie der Rachedurst auf ihren Mörder. Erst mit der Ausbildung zum Polizist konnte er sich ein wenig von der Rache und noch mehr von der Sehnsucht nach Annie ablenken, genauso wie mit zahlreichen Liebschaften, die in ihm aber nie das Gefühl des Verliebtseins erwecken konnten, wie es Annie getan hatte. Erst Jenny hatte das jetzt geschafft, aber auf eine völlig andere Art und Weise, wie er jetzt gerade feststellte.Sie wartete auf einen Namen, den Kevin nennen sollte... den Namen des Neo-Nazis, über den er Informationen brauchte um damit auch den Anschlag auf sein Leben, auf seine Gesundheit aufzuklären. "Der Typ heißt Ulrich Richter. Erfüllt quasi jedes Klischee, das man als Fascho erfüllen könnte.", sagte Kevin und konnte sofort eine Reaktion im Gesicht von Annie beobachten, als er den Namen erwähnt hatte. Es war ein Einfrieren ihres Lächelns, sie zog den Mund ernst zusammen und Kevin meinte, ein kurzes, gar ängstliches Mundwinkelzucken erkennen zu können. "Ulrich Richter? Bist du dir ganz sicher?" "Todsicher." Mit einer Hand fuhr sich die junge Frau durch die roten Haare und atmete hörbar aus, während sie den Polizisten ernst ansah. Von ihrem Lächeln war nicht mehr viel übrig. "Wie hast du dich denn mit dem angelegt?", fragte sie, ohne auch nur eine Information heraus zu rücken. Dabei zuckte Kevin mit den Schultern: "Das war mehr Zufall. Jedenfalls hat er angedeutet, dass ich mich in nächster Zeit vorsehen solle, und gestern abend hat mir jemand beim Boxtraining einen Baseballschläger übergezogen. Ich würde gern wissen, mit wem ich es zu tun habe." Annies Blick wandte sich ein wenig ins Misstrauische, und so langsam schien sie sich zu fragen, was der wirkliche Hintergrund war, dass Kevin so ins Visier der rechten Szene geraden konnte.
"Du kennst den Typen... das sehe ich doch an deiner Reaktion.", sagte er mit ruhiger Stimme und blickte Annie mit seinen hellblauen Augen fest an. Sie nickte langsam: "Ja, ich kenne ihn. Und deswegen würde ich dir raten, dich von ihm und seinen Freunden fernzuhalten."Kevin konnte die Sorge in Annies Stimme deutlich heraushören. Die beiden saßen zwar nebeneinander auf der Couch, hatten die Oberkörper aber so zueinander gedreht, dass sie sich direkt in die Augen sahen. Annie hatte dabei ein Bein angewinkelt auf der Couch liegen, so dass sie mit dem anderen Oberschenkel auf ihrem Fuß saß, und hatte beide Hände um das Fußgelenk geklammert, als könne sie sich daran festhalten um nicht nach hinten zu kippen. "Jetzt wirds ja langsam interessant.", sagte Kevin und lächelte ein wenig. Annie presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie begann zu reden: "Ulrich gehört zu einer nationalistischen Aktivistengruppe, der Sturmfront. Bei jedem Gedenktag zu irgendeinem, im Krieg gefallenen Nazi marschieren sie ganz vorne mit. Bei NPD-Demonstrationen sind sie oft dabei, als gewaltbereiter nationalistischer Flügel. Eigentlich ist ihnen die NPD viel zu bieder und zu wenig extrem. Das ist wirklich der äusserste rechte Rand."
Der Polizist hörte mit ernster Miene zu, und nickte nur kurz. "Ich kenne nicht alle Mitglieder dieser Gruppe. Ulrich ist einer davon, dann gibts da noch einen... ähm, warte... Heinrich... hmm... einer nennt sich Lunikoff, was aber wohl kaum sein echter Name ist... und eine der Frauen heißt Tina." Annie hatte, als sie über die Namen nachdachte, kurz den Blick zum Dach der Lagerhalle gewandt, weil sie angestrengt nachdachte. "Ja, mehr kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass sie äusserst brutal sind... und das meine ich nicht nur mit Baseballschlägern. Wir haben schon beobachtet, dass sie bei einer Demonstration bewaffnet waren, und ich bin mir sicher, dass sie verantwortlich sind für zwei Morde im letzten Jahr, bei denen zwei Afrikaner getötet worden sind." Kevin konnte sich an den Fall erinnern, der damals im Sande verlief, weil es keine Zeugen, keine Hinweise und keine brauchbaren Spuren gab."Naja, das ist doch schon mal was.", meinte er nachdenklich und strich sich mit dem Finger kurz über die Lippen. Er konnte ein leises Rauschen hören, es kam von oben. Scheinbar hatte es draußen angefangen, nun doch richtig zu regnen, und für einen Moment lauschten die beiden dem Geprassel des Regens. "Hattet ihr schon Probleme mit dieser Sturmfront?" Die rothaarige Frau senkte den Blick kurz, es kam Kevin wie Scham vor. "Du weißt ja, dass wir uns zur Wehr setzen können...", begann sie leise und erntete sofort ein Nicken. Ohja, das wusste Kevin... auch die Mitglieder der Punkszene konnten äusserst unangenehm und skrupellos werden, wenn es um das Thema Gewalt ging. Sie sahen sich allerdings im Recht, wenn sie diese Gewalt nur gegen Nazis einsetzten, und nicht gegen die unschuldige Bevölkerung. Jedoch blieb Gewalt immer noch Gewalt... Kevin war das heute bewusst, früher sah er sich im Recht.
"... aber ja, mit dieser Truppe hatten wir auch schon Bekanntschaft... und ich bin froh, wenn sie uns in Ruhe lassen.", sagte Annie und ihr Blick fuhr wieder hinauf zu Kevin. "Wir sind bei Demos zusammengestoßen... Vor 3 Jahren haben sie dann eines unserer Konzerte quasi "überfallen", hatten mehrere Jungs und ein Mädchen ins Krankenhaus geprügelt. Es war ein regelrechter Krieg, eine zeitlang. Seit einigen Monaten lassen sie uns in Ruhe, und wir lassen sie in Ruhe." "Und was, wenn sie nochmal bei einer Demo sind, bei der ihr auch seid?", fragte Kevin ein wenig provokativ und sein Gegenüber legte den Kopf ein wenig schief, und zuckte mit den Schultern. War es Resignation, oder Unwissen, weil es seitdem nicht mehr vorgekommen ist? Plötzlich fühlte sich Kevin mehr als ehemaliger Mitstreiter, als als Polizist. "Ihr habt euch den Rechten also ergeben?" Annies Augen verengten sich zu Schlitzen, und ihre Stimme wurde auf einmal giftiger... wie früher, wenn sie sich gestritten hatten. "NEIN!", sagte sie ganz entscheidend und mit erregter Stimme: "Aber wenn wir eine normale Gruppe hirnloser Neo-Nazis mit "Alerta Alerta" beschimpfen, dann strecken die uns den Mittelfinger entgegen und rufen "Antifa Hurensöhne." Wenn sie uns schlagen, dann schlagen wir zurück und umgekehrt. Aber sie kommen nicht mit Pistolen, Ketten und Messern hierher, um uns zu überfallen und um uns zu bedrohen... zu drohen, uns einzeln auf der Straße abzuschlachten, wie sie es mit den Afrikanern getan haben."Für einen Moment war es wieder ganz still zwischen den beiden, nur der Regen gab lautstark Antwort. Annies Atem ging schnell, sie lehnte sich wieder ein wenig zurück nach ihrem Wortausbruch. "Wir lieben das Risiko, und uns ist egal, was andere von uns denken, das weißt du... und so warst du früher auch. Aber wir lieben auch unser Leben.", sagte sie etwas leiser. Kevin nickte verständlich, auch ein wenig einlenkend und beruhigend. "Okay. Wenn du mir jetzt noch sagst, wo sie sich treffen... dann hast du mir sehr geholfen." Der Blick aus Annies dunkelblauen Augen blieb direkt in Kevins Blick haften... eine Sekunde, mehrere Sekunden... waren es schon Minuten? Kevin hatte diese Augen geliebt, ihr war darin versunken, er hätte Annie ewig ansehen können. "Das sage ich dir nicht.", sagte die junge Frau mit ernster Stimme und erntete einen unverständlichen Blick. "Weil ich nicht will, dass du dich in Gefahr begibst. Und du brauchst nicht nochmal zu fragen.", gab sie ihm die Antwort, auf das "Warum", was sicher gefolgt wäre. Wenn Kevin etwas kannte, dann Annies Sturheit. Die hatte sie von ihrem Vater, wie sie sagte, einem Engländer, der eine deutsche Frau heiratete. Über ihn kam Annie als Mädchen mit der damaligen englischen Punk-Bewegung in Kontakt, war quasi mit dem The Clash und den Sex Pistols aufgewachsen.
Er sah keinen Sinn, zu betteln oder zu drohen. Viel eher resignierte er mit einem leisen "Naja...", und brach den mittlerweile intensiven Blickkontakt mit Annie ab. Die hielt das Thema für beendet, und lächelte wieder, wobei sie aber mit etwas nachdenklicher Stimme sagte: "Du hast dich verändert, Kevin." Dies ließ seine Augenpaare wieder auf die rothaarige junge Frau wandern. "Wie meinst du das?" Sie zuckte kurz mit den Schultern, obwohl sie sofort eine Erklärung hatte: "Ich weiß nicht... du wirkst so kalt. Du sprichst nicht viel, du wirkst so emotionslos. Früher warst du ein Energiebündel, du konntest nicht stillsitzen, du hast rumgealbert, mit jedem geredet, viel geredet." Sie blieb kurz still. "Eben hab ich gedacht, dass du dich äusserlich kaum geändert hast. Das stimmt auch. Aber dein Wesen... ich weiß nicht. Es wirkt befremdlich auf mich." Kevin wusste, dass er sich verändert hatte. Vertrauensbrüche, Enttäuschungen hatten bei ihm Spuren hinterlassen, die seinen damals offenen Charakter mehr und mehr verschliessen ließen. "Es ist eben viel passiert in den letzten Jahren.", sagte er in seiner typisch eigenartig monotonen Tonlage. Annies Blick war wie eine Aufforderung, die er sofort abwürgte: "Und ich möchte absolut nicht darüber sprechen... okay?"Er stand langsam vom Sofa auf, und spürte, dass die Schmerztabletten offenbar langsam nachließen. "Danke, dass du mir geholfen hast.", sagte er, als sich auch Annie vom Sofa erhob. "Kommst du wieder? Jetzt wo du weißt, dass wir noch hier sind... dass ich noch hier bin?" Der junge Mann nickte... er nickte zwar langsam, aber er nickte, ohne vorher groß nachdenken zu müssen. Ein kurzer Schauer überfiel ihn, als Annie seine Hand ergriff, und nochmal ihre Sorge ausdrückte: "Bitte, leg dich nicht mit diesen Typen an. Egal was passiert ist... wenn sie dich in Ruhe lassen, dann lass es darauf beruhen." Mit einer schnellen Bewegung kam sie näher und drückte ihrem ehemaligen Freund, den sie jahrelang nicht gesehen hatte, aber gerade nach Janines Tod oft an ihn dachte, einen schnellen, kurzen Kuss auf die Wange.
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Alte Lagerhalle - 10:00 Uhr
Die Verwunderung schien bei beiden - Annie und Kevin - einigermaßen groß. Der junge Polizist hatte damit gerechnet, vielleicht noch das ein oder andere Gesicht in der Gegend zu kennen, aber dass er ausgerechnet auf Annie treffen würde, daran hätte er im Traum nicht gedacht. Genauso wenig wie Annie nochmal mit dem großgewachsenen jungen Mann gerechnet hätte, der vor vielen Jahren die Szene verlassen hatte. Ihre tiefblauen Augen drückten Überraschung aus, ihr Mund formte sich langsam zu einem Lächeln, als sie in den Kreis der aggressiv wirkenden Meute hineintrat. "Ist schon okay, Leute... ich kenne ihn.", sagte sie an die Jungs gerichtet, die sich langsam auflösten und sich in der Halle verstreuten. Jetzt waren sie sichtbar, vorher hatten sie sich offenbar versteckt, weil sie von jemandem gewarnt worden sind. Die Straßengang schien sich nicht sicher zu fühlen, wenn man sich von einem Fremden bedroht fühlte, den man vor einigen Jahren bereits vor der Lagerhalle aufgehalten hätte.
Annie schien Kevin von oben bis unten mit ihren Augen abzuscannen, was den Polizisten seltsamerweise unangenehm war. "Kevin...", sagte sie nachdenklich und mit einem Lächeln, was Kevin nicht einordnen konnte. "Das ist echt lange her." "Noch nicht lange genug.", entgegnete er staubtrocken und ließ die junge Frau auflachen. "Früher warst du charmanter.", meinte sie und blieb direkt vor ihm stehen, während er sich von ihrem kecken Lächeln anstecken ließ... seine Kopfschmerzen hatte er für einen Moment völlig vergessen.Kevin fühlte sich kurzzeitig, als sei die Zeit stehen geblieben. Annie schien in den letzten Jahren kaum gealtert, was womöglich an ihrem Erscheinungsbild lag. Sie kleidete sich noch genau wie früher, ihre flippige Kurzhaarfrisur hatte sie komplett in ein knalliges, dunkleres Rot gefärbt, wobei ihr einige längere Strähnen immer vor den Augen hingen. Die ständige Bewegung, die Strähnen aus dem Sichtfeld zu wischen, machte sie noch genau wie früher. Dazu ihre zerissenen Jeans, das Top mit dem Anarchy-Zeichen darauf und die Lederjacke... sie steckte scheinbar noch voll in der Szene drin. Unter dem Kragen des Tops wuchs ein Tattoo an ihrem Hals nach oben bis hinter ihr Ohr, in dem mindestens drei Ohrringe steckten.
Kevin und Annie waren vor vielen Jahren ein Paar, und der damalige Punk war Hals über Kopf verliebt. Er war früher redseeliger, er war früher fröhlicher und lockerer, aber trotzdem bereits ein Mensch, der innerlich sensibel und verletzlich war. Kevin hatte sich völlig in dem jungen Punkmädchen verloren, er hätte damals alles für sie getan bis sie nach knapp einem Jahr Beziehung Schluß gemacht hatte. Das Mädchen schien im Kopf anders gestrickt, für sie war es ein typisches Jugendabenteuer, was aus ihrer Sicht schon recht lange gehalten hatte. Sie fand Kevin damals süß, aufregend und natürlich wurde sie von dem leicht kriminellen Touch, den er hatte weil er in Jerrys Gang war, angezogen, sie liebte das Abenteuer als sie ebenfalls begann, für Jerry Einbrüche zu begehen. Mit Drogen wollte sie nichts am Hut haben, für sie blieb es bei einigen Einbrüchen. Sie hätte gerne den damals 18jährigen getröstet, als die Nachricht die Runde machte, dass seine Schwester ermordet wurde, die Annie sehr gut leiden konnte und auch einiges mit dem jungen Mädchen unternahm."Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt? Auch wenn du der kriminellen Gang selbst den Rücken zugewandt hast, du warst ja immer noch ein Teil von uns, bis du nach dem Tod deiner Schwester plötzlich fort warst.", fragte sie mit ehrlichem Interesse, und ihr schien es erst einmal egal, warum er ausgerechnet jetzt hier nochmal aufkreuzte. "Ich musste von hier weg. Es hat mich alles an sie erinnert.", antwortete Kevin. Er hatte irgendwann den Drogen und den kriminellen Machenschaften den Rücken gekehrt, nachdem er eine Zeitlang bei André trainiert hatte, trotzdem war er in seinem alten Leben in der autonomen Szene, in besetzten Häusern und bei Rockkonzerten. Nur die Drogen ließ er weg, und er drehte keine krummen Dinger mehr. "Hmm, das verstehe ich. Ich wäre gerne für dich da gewesen damals." Er lächelte ein wenig geringschätzig, und konnte nun nicht genau einschätzen, ob sie es ehrlich meinte. Annie war ein Biest, eine Frau mit zwei Gesichtern, und nur schwer zu durchschauen. Sie wusste schon im jugendlichen Alter genau, was sie wollte und wie sie es bekam.
"Und du bist immer noch hier?", fragte Kevin, was eigentlich eher eine Aussage war, und erwartungsgemäß bewegte Annie ihre Frisur nach vorne und hinten. "Einer muss ja für die Jungs da sein. Ich glaube, ich bin eine der Ältesten mittlerweile." Sie lachte kurz. "Seit Jerry erwischt wurde und im Knast sitzt, hat sich hier einiges geändert. Wir sind zwar immer noch eine Familie, aber die kriminelle Seite, die gibt es fast nicht mehr." "Jerry gehts übrigens gut.", meinte Kevin und versenkte seine Hände in die Hosentasche, wobei er ein kurzes Augenbrauen-heben bei Annie beobachten konnte. "Ja, ich hab ihn vor einigen Wochen ein paar Tage besucht... quasi. Er fühlt sich wohl und will gar nicht mehr aus dem Knast raus." Beide mussten lachen, und Annie fragte, warum Kevin ein paar Tage Urlaub in der JVA gemacht hat, doch der Polizist winkte nur ab."Und was machst du jetzt so?", fragte Annie und vor diesem Zeitpunkt hatte Kevin ein wenig Angst. Sollte er verheimlichen, was er war? Ein Polizist? Er wusste ja genau, wie dieses Klientel auf die sogenannte "Staatsmacht" reagierte... mit Ablehnung, genauso wie er früher auch. Es würde wohl ungleich schwerer werden, an Informationen zu gelangen. Aber wollte er Annie wirklich belügen... eigentlich nicht. Aber vielleicht musste er ja nicht gleich mit der Wahrheit rausrücken, und kam trotzdem ums Lügen herum. "Ich arbeite jetzt.", meinte er grinsend, als wäre es etwas Unverschämtes zu sagen, dass er als damaliger Punk nun wirklich einem geordneten Leben nachgeht. "Also hat das System dich auch gefangen.", meinte Annie sogleich schlagfertig und setzte eine Schnute auf, als hätte sie das damals schon gewusst, was natürlich nicht so war. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass Kevin jemals einem geregelten Leben nachgehen würde.
"Und warum bist du jetzt hier? Hast du dich verlaufen, oder willst du uns was verkaufen?" Kevin dankte Gott, dass sie nicht näher nach seinem Beruf fragte. "Ich hab ein bisschen Ärger mit der anderen Seite.", sagte er, ohne eine Miene zu verziehen, und auch das Lächeln war verschwunden. "Der Polizei?" "Nein... Neo-Nazis." Auch bei Annie verschwand langsam das Lächeln. "Wie du dir vorstellen kannst, haben wir immer mal mit ihnen zu tun. Auf Demos, auf der Straße...", meinte sie und zuckte dabei mit den Schultern, immer noch nicht wissend, was Kevin eigentlich von ihnen wollte. "Ich hab einen Namen, und will wissen, was du über ihn weißt." Annie legte die Hand um die Ohrmuschel um zu verdeutlichen, dass sie ganz Ohr ist. Doch bevor Kevin den Namen nennen konnte, ergriff sie blitzschnell seine Hand, ohne dass er sich hätte wehren können. "Komm, wir gehen uns setzen... unsere Couch gibts nämlich immer noch..."Die Couch, von der Annie sprach, war eine ziemlich abgewetzte, zerschlissene alte Stoffcouch, die Kevin und einige Freunde vor Jahren als Jugendliche beim Sperrmüll gefunden hatten. Zusammen hatten sie sie hierher gebracht, und sie war quasi der Mittelpunkt der Halle, stand geschützt von einigen zerfetzten Planen im hinteren Teil der Halle, und musste nur hin und wieder weichen, wenn ein Konzert stattfand. Hier hatten Kevin und Annie einige Stunden zusammen verbracht, besondere Stunden, die beide nicht mehr vergessen werden, egal wie gefühlskalt Annie manchmal war, egal wie abenteuerlustig sie war und wieviel Experiment und wenig Liebe bei ihr in der Beziehung mit Kevin existierte. Beide erlebten auf dieser Couch zusammen ihr erstes Mal, etwas was sie wohl für immer verbinden wird.
"Die sieht ja immer noch aus wie früher. Ich hätte gewettet, dass die längst den Geist aufgegeben hätte und zusammengeklappt ist.", meinte Kevin und setzte sich langsam hin, denn schnelle Bewegungen verursachten immer noch stechende Schmerzen im Kopf. Annie musste lachen und ließ sich schwungvoller direkt neben ihn fallen, wobei die ausgeleierten Federn der Couch weit nachgaben und die beiden nach hinten fallen ließen, wie in einen gemütlichen Stoß weicher Kissen. "Die wird uns alle überleben hier.", lachte die junge Frau und sah Kevin an. "Dann mal raus mit der Sprache... über wen möchtest du etwas erfahren?" Kevin wunderte es, wieviel Vertrauen Annie ihm entgegenbrachte, schließlich hatten sie sich seit Jahren nicht gesehen, und die rothaarige Frau war alles andere als gutgläubig sondern eher misstrauisch Anderen, Fremden gegenüber. Aber in Kevin sah sie noch den Jungen, mit dem sie zusammen war, mit dem sie manches Abenteuer erlebt hatte, denn sie sehnte sich oft nach diesen Zeiten zurück, denn die Zeiten hatten sich auch hier geändert... -
Boxhalle - 9:15 Uhr
Die aktuelle Uhrzeit war wohl daran schuld, dass sich fast niemand in den Räumen des Boxclubs eingefunden hatte. Der Parkplatz, auf dem Ben den Mercedes gerade abstellte, war komplett leer gefegt, nur vereinzelt parkte mal irgendwo ein Auto. "Ob wir hier überhaupt jemanden antreffen um die Uhrzeit?", fragte der junge Polizist, als sie das Auto verlassen hatten und an die frische Luft traten, die schon wieder Regen zu versprechen schien. "Sehen wir ja gleich.", meinte Semir recht kurz angebunden. Der Vorfall mit den beiden Typen heute morgen bei seiner Nachbarin hing ihm immer noch nach, und er fühlte eine Art Hilflosigkeit in sich aufsteigen. Nicht die Art Hilflosigkeit, die er spürte, als er am Krankenbett seiner im Koma liegenden Tochter gesessen hatte, und unfähig war, ihr zu helfen, sondern eher eine wütende Hilflosigkeit... unfähig, sich zu verteidigen, unfähig zu verhindern, wie solche Lügen über ihn in die Welt gesetzt wurden.
Ohja, sie hatten bereits Gegner, die Rache schworen. Sie hatten den Polizisten aufgelauert, sie beschossen, sie entführt oder sogar im schlimmsten Falle Semirs Familie mit hineingezogen. Doch an ein solch perfides, und erst mal gewaltloses Vorgehen, zumindest gegenüber von Semir, konnte er sich nicht erinnern. Ein ehemaliger Partner von ihm versuchte einmal seinen Ruf zu zerstören und täuschte eine Gewalttat gegen ihn selbst vor, deren Urheber Semir sein sollte, doch vor allem durch die Hilfe seines damaligen Partners Jan konnte Semir den Kopf aus der Schlinge ziehen.Der kleinere Polizist ging voran und drückte die Schwingtür des Boxclubs, der von außen ein wenig den Eindruck einer alten Dorfkneipe machte, nur größer, auf. Sofort kam ihm der abgestandene Geruch einer Sporthalle entgegen, und erinnerte ihn an Andrés Karateschule in Köln. Vermutlich rochen alle Sportstätten innerhalb geschlossener Gebäude so, ob Turnhalle oder Boxclub. Sie kamen an eine Art Tresen, der am Beginn der großen Trainingshalle stand, an dem man sich anmelden konnte und eisgekühlte isotonische Getränke bestellen konnte. Im Hintergrund dessen lagen die Geräte, Boxsäcke und ein Traingsring. Tatsächlich war der Zulauf an diesem Morgen gemäß dem mangelhaft besetzten Partplatz. Ein recht schlanker Kerl auf dem Laufbahn, ein südländisch wirkender Muskelprotz auf einer Hantelbank, und eine, nicht unbedingt weiblich gebaute Frau am Trainingssack.
Das zweite weibliche Wesen im Raum kam jetzt an die Theke, und hätte wohl besser in ein Fitnesstudio gepasst. Mit knallengem bauchfreien Top, einer perfekten Figur und dunklen Trainingshosen kam sie hinter den Tresen und wurde sogleich von Ben mit Blicken überhäuft. "Was kann ich für euch tun? Wollt ihr euch hier anmelden?", fragte sie und betrachtete die beiden Männer. Ben lächelte und meinte keck: "Ich wollte eigentlich nur fragen, ob sie vielleicht eine Aushilfe hier brauchen.", spürte aber recht schnell Semirs Fuß am Schienbein, was ihn kurz aufheulen ließ. Die Frau hatte den Scherz aber verstanden und grinste, während Semir per Dienstausweis den wahren Grund des Besuches klarstellte. "Wir wollen mit Herrn Hüsing sprechen, wegen des Vorfalls gestern abend." Das Lächeln im Gesicht der jungen Frau verschwand wieder. "Davon habe ich heute morgen gehört? Wie geht es Kevin?", fragte sie sofort, scheinbar kannte sie den Polizisten, der öfters hier war. "Der kommt schon wieder auf den Damm.", was sie erst einmal beruhigte, und die beiden Männer einen Augenblick alleine ließ.Nur wenige Minuten später erschien der tättowierte, ebenfalls mit stattlich muskelbepackten Oberarmen ausgestattete Besitzer des Clubs. Scheinbar gab es einige Klischees, die man im Leben erfüllen musste. Als Zuhälter brauchte man Goldkettchen, als Tättowierer Tattos und als Boxclub-Besitzer durfte man kein halbes Hemd sein und die Geräte seines Clubs nur aus dem Internet kennen. Mit kräftigem Händedruck begrüßte er die beiden Beamten, und erkundigte sich ebenfalls nach Kevins Zustand. "Können wir uns kurz alleine unterhalten?", fragte Semir, und der Hüne bat die beiden Polizisten nach hinten in einen der winzigen Büroräume. Sie waren spartanisch ausgestattet, ein Regel mit Ordnern, ein Computer und Schreibtisch. Da nur ein Stuhl zur Verfügung stand, nahmen Semir und Tom auf Ben Rücksicht, dessen Rippe wieder etwas mehr schmerzten durch das Autofahren. Von den Wänden wurden sie von allerlei Box-Legenden angestarrt: Muhammed Ali, Mike Tyson, George Foreman, Sven Ottke, Lennow Lewis, Henry Maske... das waren zumindest die, die Semir mit Namen kannte.
"Diesen Anton, haben sie den vorher schon einmal gesehen?", fragte er. Tom schüttelte den Kopf: "Nein. Er war zum ersten Mal hier, sagte er wäre hierher gezogen und wollte mal reinschnuppern. Da er Box-Erfahrung hatte, wollte er ein Spaaring absolvieren, und Kevin hatte Zeit, also habe ich ihn gefragt." "Wenn ein neues Mitglied hierherkommt, darf er sofort Sparring boxen?", wunderte sich Ben, doch auch dafür hatte der Besitzer eine Erklärung: "Er hatte sich vorher warm gemacht. Auf dem Laufband, Seilspringen, warm geboxt am Sack. Glauben sie mir, ich machte das nicht erst seit gestern, und deswegen habe ich an seinen Bewegungen erkannt, dass dieser Anton nicht zum ersten Mal Boxhandschuhe an hatte, und auch nicht erst das zweite oder dritte Mal. Wenn jemand Erfahrung hat, ist es kein Problem, ein Sparringsboxen zu machen." Semir schrieb sich einige Notizen auf einen Zettel."Kommt es öfters vor, dass Leute nur beim Schnuppertraining ein Sparring machen wollen." Tom wog den Kopf hin und her. "Manchmal schon. Die wollen abchecken, wie hier das Niveau ist. Wir sind eine Hobbybude, wir bilden keine Boxer aus. Manche kommen aber mit genau diesem Ziel hierher, und merken beim Sparring sofort, dass das Niveau hier zu niedrig ist." Ben nickte bei der Antwort, während Semirs Kugelschreiber über das Papier flitzte. "Ist ihnen an diesem Anton etwas aufgefallen?", fragte er dann und sein Gegenüber, mittlerweile an einer Wand gelehnt, drehte die Augen zur Decke, als würde er nachdenken, was er auch tatsächlich tat. "Aufgefallen? Hmm... nein... also, ich hab jetzt nicht besonders auf etwas geachtet." "Aber beschreiben können sie den Mann?" "Ja... also, ich denke er war so... um die 1m85... vielleicht etwas größer. Dunkelblonde Haare... recht kurz, glaube ich. Kräftige Statur, kräftige Oberarme."
Für einen Moment schwieg er, und die erwartenden Blicke der beiden Polizisten, die weiter zuhörten, bewegten ihn nicht zum Weiterreden. "Und weiter? Augenfarbe? Irgendwas besonderes? Kleidung?", fragte Semir, der gerne irgendetwas handfestes hören wollte, was vielleicht auf die Gesinnung schließen ließ. Aber war wirklich jeder, der ein Lonsdale-Pulli anhatte sofort ein Neo-Nazi? Oder eine Bomberjacke? Weiße Schnürsenkel? Waren das nicht alles Vorurteile, die ihm, durch seine türkische Herkunft, gerade selbst entgegenflogen? Würde er selbst von seinen Nachbarn vielleicht kritischer beäugt werden, wenn er einen Vollbart hätte?
"Hmm, auf die Augenfarbe habe ich nicht geachtet. Er war auch normal gekleidet, Jogginghose, Shirt, Weste... Nein... da fällt mir nichts ein.", sagte Tom und schüttelte den Kopf. "Hatten sie in letzter Zeit hier vielleicht Probleme mit Neo-Nazis? Oder trainieren welche bei ihnen?", fragte Ben, und verwandelte damit Toms Gesicht in eine Eiswüste."Hören sie...", begann er mit ruhiger Stimme: "Wir bieten Menschen hier eine Plattform, um Sport zu machen. Und solange man sich anständig benimmt, ist hier jeder willkommen. Ich kann die Leute doch nicht fragen, ob sie katholisch oder evangelisch sind, oder welche Partei sie wählen." Die beiden Polizisten sahen sich für einen kurzen Moment an. "Und was den Ärger angeht, kann ich ihnen folgendes sagen: Wir hatten bisher wesentlich mehr Ärger mit ausländischen Jugendlichen, die hierher gekommen sind, um sich gegenseitig die Fresse zu polieren, als mit Deutschen, die sich lieber an einen dunklen Teil der Geschichte erinnern. Das kann ich ihnen sagen." Obwohl es womöglich eine völlig wertfreie Wahrheit war, so fühlte sich Semir ein wenig in die Enge getrieben, obwohl er von anderen Polizeidienststellen immer wieder mitbekam, wer in Drogengeschäfte verwickelt war, wer Einbrüche beging, und wer auf offener Straße des Nächtens andere Menschen ausraubte oder Jugendliche zusammenschlug. Ja, man konnte vor der Tatsache nicht die Augen verschließen, dass es oft Ausländer waren.
Ben ergriff wieder das Wort: "Müssen sich die Leute hier eintragen, in irgendetwas? Namen, Adresse?" Tom schüttelte den Kopf: "Erst bei einer Mitgleidschaft, nicht zum Schnuppertraining." "Das heißt, dass Anton gar nicht sein richtiger Name war... eventuell?" Dieser Gedanke brachte bei Tom nur ein kurzes Zucken der massigen Schultern, während Bens Kopf theatralisch in den Nacken fiel. "Danke, sie haben uns sehr geholfen.", meinte Semir beinahe ironisch und drehte sich schon zur Tür. "Warten sie.", hielt Tom ihn zurück, als sei ihm gerade etwas eingefallen. "Warum haben sie die Frage zu den Neo-Nazis gestellt?" "Weil wir einen Anschlag vermuten, da unser Kollege am Morgen einen Neo-Nazi verhaftet hat, und mein Partner", dabei deutete er auf Semir, "ebenfalls einen fremdenfeindlichen Anschlag bereits erlitten hat." Der Besitzer strich sich kurz über die Lippe, und sagte dann nachdenklich: "Es ist vielleicht kein Beweis, aber weil sie es jetzt erwähnen... der Kerl hatte eine 88 auf den Unterarm tättowiert." Für Semir war dies der erhoffte Beweis dafür, dass es sich offenbar auch hier um einen gezielten Racheakt hielt, denn beide Polizisten wussten, dass die 88 ein Zahlencode für den achten Buchstaben im Alphabet war... HH... der Gruß.Der zweite Dank Semirs fiel wesentlich ehrlicher aus, als der Erste.
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Ha sogar dem Computerprofi passiert das mit dem Übertragungsfehler von Word auf den Editor-ich bin erleichtert! Du allerdings wusstest gleich, wie du dir helfen und das beheben kannst, während wir Laien da erst mal Hilfe dazu brauchen!
Nicht unbedingtIch hab den Beitrag mühsam verbessert und verzichte nun wieder auf Word
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Jenny's Wohnung - 9:00 Uhr
Auch wenn Jenny ihre gewissen Zweifel daran hatte, was Kevin ihr vor zwei Stunden noch zu gemurmelt hatte... dass er sein Versprechen nur eben zwei Stunden hielt, hatte sie nicht erwartet. Um halb neun war der junge Polizist bereits vollständig erwacht, aber zumindest noch im Bett liegen geblieben. Sein Hinterkopf schmerzte, das Licht im Zimmer schien greller zu sein, als sonst und die Packung mit den 800er Ibuprofen war schon zur Hälfte aufgebraucht. Zu sehr strengte der Polizist seinen Denkapparat an, zu sehr nagten die Gedanken an ihm, als er darüber nachdachte, was genau gestern zwischen dem Boxkampf und seiner Ohnmacht vorgefallen ist. Der Typ hatte irgendetwas zu ihm gesagt... irgendetwas gemacht.
Plötzlich kam es ihm, erst undeutlich verschwommen vor seinem inneren Auge, dann auf einmal ganz klar, nachdem er sich an den nächtlichen Einsatz an der Raststätte zurückerinnert hatte. Der Hitlergruß... der Typ hatte vor ihm, als er vermutlich seinen Kumpanen erkannte hatte, der zum finalen Baseballschlägerschlag ausholte, den Hitlergruß gemacht. "Ein Racheakt...", murmelte der Polizist leise zu sich selbst. "Ihr wisst nicht mit wem ihr euch hier anlegt.", wiederholte er leise zu sich selbst, den Satz den Ulrich Richter Ihnen während des Verhörs entgegen gespien hatte. Kevin setzte sich langsam aufrecht ins Bett, was wieder einen kleinen Stich im Hinterkopf verursachte und ihn kurz die Augen zusammenkneifen ließ.Das waren keine Neo-Nazis, die einfach Spaß daran hatten, sich auszutoben, dachte er. Er kannte aus seiner Jugend diese Organisationen, sie sahen sich als wahre Kämpfer für den Nationalsozialismus. Die NPD war ihnen zu bieder und nicht radikal genug, sie sorgten in ihren Augen selbst für Ordnung und versuchten immer mal in die lokale Politik vorzudringen, meist wurden sie dann vom Verfassungsschutz verboten. Vornehmlich traten sie bei Demonstrationen auf, und wie oft war er bei Straßenschlachten dabei, wenn die Linksautonomen und die Rechtsradikalen aufeinaner geprallt waren. Was dem jungen Polizisten da schon Pflastersteine um die Ohren geflogen sind, und er von Schlagstöcken und Reizgasspray seiner späteren Kollegen ausser Gefecht gesetzt wurde.
Aber wie war die Szene heute? Welche Organisationen gab es noch in Köln? Vor 15 Jahren hatte Kevin da noch einen Überblick, als er in der Jugendgang war, die größtenteils aus der Punk-Szene bestandt. Damals hatten sie nicht nur krumme Dinge gedreht, sondern auch Häuser besetzt, selbst demonstriert oder Demonstrationen von Rechtsradikalen möglichst gewalttätig gestört. Mit zunehmendem Alter war Kevin nicht mehr unbedingt stolz darauf, wie die Gegenargumentation seiner Seite gegen die rechtsextreme Gruppe ausgesehen hatte. Letztendes hatte man auf rechte Gewalt mit linker Gewalt reagiert und umgekehrt. Innerhalb der Szenen kam es teilweise zu richtigen Auseinandersetzungen... Bandenkriege würde man das wohl heute nennen. Abseits der Bevölkerung, abseits dessen, wo der Staatsschutz begann zu ermitteln. Als Kevin in seiner Ausbildung einen Durchlauf in dieser Abteilung absolvierte war er erstaunt, wie wenig die Beamten über die wahren Verhältnisse der linken und rechten Szene wussten.Er brauchte Antworten... und vielleicht wusste er, wo er die herbekommen würde. Kevin warf sich zwei weitere Tabletten ein, spülte sie mit Wasser herunter und stemmte sich dann aus dem Bett. Die ersten Schritte bis zur Dusche waren noch etwas wackelig, doch das eiskalte Wasser half einerseits gegen die Müdigkeit, andererseits gegen die Benommenheit. Mit der Zeit wirkten auch die Schmerztabletten, und als er sich anzog, fühlte er sich schon fast gut. Für einen Moment überlegte er, ob er noch zu Kalle sollte, seine alten Klamotten holen, doch er entschied sich dagegen. "Sei das was du bist und verstell dich nicht.", war früher ihr Motto, und er würde sicherlich keine Pluspunkte sammeln, wenn er dieses gleich brechen würde.
Draußen war es diesig, grau und kalt, Kevin spürte sah seiner Lederjacke den leichten Nieselregen, als er ins Freie trat. Dummerweise hatte er jetzt kein Auto, denn der Dienstwagen stand noch an der Boxschule... also bemühte er den öffentlichen Nahverkehr an der nahegelegenen Bushaltestelle ins Innenstadtviertel. Die Kopfschmerzen wurden von dem Wirkstoff der Schmerztabletten im Zaum gehalten, auch wenn sich die Gehirnerschütterung bei jeder scharfen Bremsung des Busses kurz meldete. Ein wenig mehr Kopfschmerzen machte ihm der Typ in der letzten Reihe, der ihn unentwegt ansah, oder zumindest in Richtung des Polizisten. Seine Haare waren kurz geschoren, an den Seiten sogar kahl, er kaute Kaugummi mit ausladender Bewegung. Wurde er jetzt schon paranoid? Litt er unter Verfolgungswahn? Kevin entschloß, sich nicht beeindrucken zu lassen, und so verfolgte er mehr aus Interesse, dass der Typ sich erhob, als Kevin den Knopf zum Halten betätigte. Als die beiden Männer den Bus allerdings verlassen hatten, schlug er die entgegengesetzte Richtung ein, und Kevin konnte bis zum Ziel nicht feststellen, dass ihn der Typ verfolgte.Kevin bog in eine, etwas heruntergekommene Gegend ein. Es war ein Problemviertel von Köln, die Häuser, direkt an der Hauptstraße gebaut waren schon teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Viele Häuser standen leer, hatten mehrere Etagen wurden oft und gerne zu Hausbesetzungen benutzt, zu Übernachtungsmöglichkeiten ausgerissener Jugendlichen. Neben diesem Straßenzug lag eine alte Industriehalle, die schon jahrzentelang nicht mehr in Betrieb war, die ebenfalls vor 15 Jahren von der autonomen Szene besetzt wurde, die dort Konzerte und Feiern veranstalteten. Es war der Haupttreffpunkt in Kevins Jugend... die Halle, diese Straße oder eins der Cafés, die in den Erdgeschossen der Häuser angesiedelt waren. Sofort stellte er fest, dass sich die Anzahl der Cafés deutlich verringert hatte, und es nur noch wenige waren, die offen hatten.
Der Polizist bog in eine Gasse ein, die zu der Lagerhalle führte, und er wusste noch, dass hier früher immer schon die ersten Jungs herumlungerten, die an der Häuserwand lehnten, chillten, quatschten oder Gras rauchten. Jetzt war niemand zu sehen, es herrschte Stille und Kevin verließ langsam die Zuversicht, hier überhaupt noch auf jemanden zu treffen. Die großen, wenig einladenden Stahltore der Halle kamen immer näher, sie standen halb offen, wie früher auch schon. Gab es die Gruppe von damals noch? Waren andere Jugendliche nachgekommen, und vor allem... wer hielt die Gruppe zusammen, seit Jerry im Knast saß? Er war so etwas wie der Vater aller Jugendlichen, damals schon ein etwas älterer Punk, der die wilde Bewegung der 70er in England noch mitbekommen hatte. Nicht nur, dass er die Einbrecher- und Drogenbande koordnierte, der Kevin angehörte sondern er war auch Ansprechpartner für all die verlorenen Jungs in der Gegend, die nur die Orientierung im Leben verloren hatten, ohne sofort auf die ganz schiefe Bahn zu gelangen.Dass die Ruhe trügerisch war, und Kevin verdammt unvorsichtig spürte er sofort, nachdem er die Halle betreten hatte. Ein Knacken, ein kleines Schaben hinter ihm, veranlasste ihn sich umzudrehen. Ein vielleicht 16jähriger Junge, mit Stachelfrisur, Nietenlederjacke und Baseballschläger stand einige Meter von ihm entfernt. "Was hast du hier verloren, hmm?", fragte er provokant und ließ sich den Baseballschläger immer wieder in die offenen Hand fallen. Sofort meldete sich sein Hinterkopf, auf eine Konfrontation durfte er es nicht ankommen lassen. Das zweite Geräusch kam diesmal von der Seite, auch zu diesem Geräusch drehte er sich um, und eine zweite Gestalt, diesmal ein älterer, breiterer Junge mit einem hohen, hellblauen Iro kam aus dem hinteren Teil der Halle, ließ die Gelenke seiner Faust knacken und sah auch ohne Baseballschläger nicht ungefährlich aus. Nach und nach, als hätten sie auf den Polizisten gewartet, kamen 6 oder 7 Jugendliche zu einem Kreis zusammen, alle mit ablehnender Haltung, der ein oder anderen mit Baseballschläger und Schlagring bewaffnet. Kevin sah immer wieder von einem zum anderen, und wusste, dass er selbst schlechte Chancen hatte, wenn er 100% fit wäre. "Hey, ganz cool, Leute... ich will nur reden.", sagte er und hob zur Beschwichtigung die Hände ein wenig nach oben. Auch wenn er absolut nicht wie ein Polizist wirkte... wie ein Punk oder ein Mitglied der linken Szene wirkte er schon lange nicht mehr...
Die Situation drohte zu eskalieren, denn von der Ansage Kevins ließen sich die Jugendlichen, darunter zwei Mädchen mit bunten Haaren, nicht beeindrucken und kamen langsam näher. Erst als sich eine Frau mit in den Kreis einschloß und die Hand hob, blieben die Jugendlichen stehen und senkten ihre Waffen. Kevin drehte sich zu ihr um, und sofort wurde er von der knallig roten Kurzhaarfrisur beinahe geblendet, die aber sofort die Erinnerung wachrief. Die Frau, die äusserlich den Eindruck eines jungen Punkmädchens machte, war genauso alt wie er... Kevin kannte sie, und das verwunderte "Annie?", das er fallen ließ, war keine Frage, sondern eher eine Aussage. -
Dienststelle - 8:15 Uhr
Semir war verärgert, erregt und auf eine bestimmte Art und Weise auch erschrocken über die Vorgehensweise der Neo-Nazis. Statt mit Gewalt, wie bei Kevin, reagierten sie bei Semir mit Verängstigung bei ihm, durch den Anschlag auf seinen BMW, und Verängstigung bei den Mitmenschen in seiner direkten Umgebung. Die alte Frau Zenner hatten sie bereits im sack, und der Polizist konnte nur auf die Vernunft und Weitsicht seiner weiteren Nachbarn bauen, die erheblich jünger waren als seine Nachbarin links von seinem Haus. Ansonsten würde er vermutlich demnächst gemieden und arggewöhnisch beäugt werden, wie ein Flüchtling, der gerade in einer Aufnahmestelle nahe einem Wohngebiet aufgenommen wurde. Dabei lebte Semir hier schon seit 40 Jahren, als er ein kleines Kind war, kamen seine Eltern nach Deutschland, er ist hier aufgewachsen, er fühlte sich nur noch ganz wenig zur Türkei hingezogen. Verwandte von ihm, die auch in Deutschland lebten, lebten noch viel mehr die alte Kultur aus, sprachen teilweise auch noch fließend Türkisch, sein Onkel, seine Tanten. Semir konnte sich nur noch bruchstückhaft mit ihnen unterhalten, er konnte noch türkisch aber er musste jedesmal im Kopf erst den deutschen Satz in den türkischen übersetzen. Tief in sich war er viel mehr Deutscher als Türke, nur sein Name war noch echt Türkisch, und das reichte diesen Menschen, um ihn nicht als Deutscher anzuerkennen, egal was in seinem Pass drin stand. Dieser Umstand machte Semir wütend und betroffen, so dass die Glastür seines Büros schepperte, als er sie hinter sich zuwarf, und er dabei verwunderte Blicke seines dicken Kollegens Herzberger erntete.
Auch Ben, der bereits an seinem Schreibtisch saß und scheinbar ohne festes Ziel am Bildschirm vorbei starrte, schreckte auf. "Lass das Büro ganz...", war seine Begrüßung, doch das Lächeln blieb ihm im Halse stecken, als er merkte in welcher Laune Semir an diesem Morgen war. "Oha... schlecht gefrühstückt?" Es war Bens typische Art, Semir aufzubauen und gleichzeitig die Schulter zu bieten, und normalerweise nahm der kleine Polizist das auch immer richtig auf. "Was machst du denn hier? Ich dachte, du hast noch ein paar Tage Krankenschein.", fragte er ohne auf die angebotene Schulter einzugehen. "Ich hab doch gestern gesagt, dass ich heute schon komme, wenn Kevin ausfällt. Ich kann dich ja nicht alleine auf die Straße schicken.", meinte Ben lächelnd, während Semir sich einen Kaffee zubereitete. In seiner Wut, und seinem Zorn über den morgendlichen Vorfall, schien er ganz zu übersehen, dass Bens Lächeln nicht natürlich wirkte.
"Also, was ist los?", fragte er dann nochmal gezielt und stellte die eigenen Probleme hinten an. "Stell dir vor... zwei Typen von der NPD klingeln heute morgen bei meiner Nachbarin, Frau Zenner, und erzählen ihr, dass sie ein Auge auf mich haben, weil ich angeblich zur ISIS gehöre.", erzählte er empört. "Und? Gehörst du?", fragte Ben und hatte den Kopf auf die Hände gelegt, während er sich mit den Ellbogen auf dem Tisch abstützte. Semir ließ den Kopf ein wenig in den Nacken fallen. "Mensch, bleib doch mal ernst für 5 Minuten. Die versuchen den Leuten einzureden, dass ich ein Islamist oder ein Schläfer wäre. Die wollen... die wollen dass die Leute in meiner Nachbarschaft Angst vor mir haben, wollen Hass schüren gegen mich."Für einen Moment dachte Ben nach: "Aber jeder, der sich ein wenig für Politik interessiert, weiß doch dass die Türken nichts mit der ISIS zu tun haben." "Das weiß aber eine 80jährige Frau nicht. Die hört nur "Krieg" und "Islam" und "Türke" und hat ihr Bild. Du hättest mal sehen sollen, wie die mich angeblickt hat, als ich den zwei Typen zuvor gekommen bin. Als hätte ich einen Turban auf dem Kopf und nen Sprengstoffgürtel um die Hüfte." Der junge Polizist verzog ein wenig den Mund. "Jetzt verlierst du dich auch in Vorurteilen." Ein wenig genervt winkte Semir ab und ließ sich mit der vollen Tasse Kaffee langsam auf seinem Platz nieder.
"Warte doch mal ab. Vielleicht erzählen die das überall gleich, wenn irgendwo ein ausländischer Nachbar wohnt, nur um Stimmen zu fangen.", meinte Ben und begann, auf seiner Tastatur zu tippen, während Semir seinem Arbeitsgerät gar keine Beachtung schenkte, und den Kaffee dicht an den Mund hielt, wobei er den heißen Dampf unter der Nase spüren konnte. Leicht schüttelte er den Kopf. "Nein... das ist ein Racheplan. Das, was dieser Ulrich angekündigt hat, als wir ihn festgenommen haben. Kevin haben sie fast den Schädel eingeschlagen, und gegen mich versuchen sie, Ausländerhass zu schüren mit typischen Vorurteilen." Er atmete hörbar aus und nahm einen Schluck seines Heißgetränkes.Ein kurzes Klopfen an der Glastür kündigte Besuch an, die Chefin trat ins Büro hinein und hatte einen Zettel in der Hand. "Guten Morgen, die Herren. Wie geht es Kevin?", fragte sie sofort, denn Semir hatte sie gestern abend noch per SMS informiert, dass der junge Polizist wohl demnächst ausfallen wird. "Gehirnerschütterung... wird aber wieder. Jenny habe ich gestern freigegeben, damit er auch im Bett bleibt, und keinen Unfug anstellt.", meinte Semir und Ben musste, ob dieses Babysittings ein wenig grinsen. "Denken sie, dass das notwendig ist?" Mit ausladender Nick-Geste wollte Semir das bestätigen: "Ohja, das denke ich."
Danach kam Anna Engelhardt auf den Zettel zu sprechen, besser gesagt ein Fax das sie in der Hand hielt. "Der Staatsschutz hat die Ermittlungen im Fall der Körperverletzung gegen den Vietnamesen an der Raststätte übernommen. Sie gehen eindeutig von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus, und sie wissen ja, wie das hierzulande behandelt wird... mit äusserstem Fingerspitzengefühl und höchster Priorität." Für einen Moment wartete sie die Reaktion ihrer Beamten ab, und setzte hinzu: "Seien sie froh, dass sie damit nichts zu tun haben. In diesem Bereich wimmelt es nur so von Fettnäpfchen." "Als ob das neu für uns wäre.", meinte Ben sarkastisch. Die Chefin schloß die Augen kurz und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Ja, ich freue mich auch, dass sie wieder bei uns sind, Ben." Der überlegte kurz, ob er gegen die Entnahme des Falls protestieren sollte, schließlich wollten sie selbst herausfinden, wer ihren Kollegen zusammengeschlagen hatte. Doch der warnende Blick von Semir kam ihm zuvor... zunächst wollten sie einige Fakten sammeln, bevor sie um die Erlaubnis der Chefin fragten... so war ihr Weg bisher immer.Doch diesmal war die Chefin schneller... schließlich kannte sie ihre Beamte schon seit Jahren. Kurz bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal um. "Achja... ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn ich keine störenden Anrufe des Staatsschutzes bekomme, weil zwei meiner Beamte eventuell im rechten Umfeld ermitteln... bezüglich eines Gewaltfalles in einem Boxclub. Erwecken sie also bitte nicht mehr Aufmerksamkeit, als notwendig." Natürlich wusste Anna Engelhardt, dass die beiden Polizisten den feigen Anschlag auf Kevin auf sich beruhen lassen würden, und die Ermittlungen einfach dem Staatsschutz überlassen. Ein Ausreden hätte keinen Zweck, also unterstützte sie ihre Männer lieber von Anfang an, um ein Versteckspiel zu vermeiden. Beide lächelten dankbar und nickten.
Ihre erste Anlaufstelle war der Boxclub selbst. Beide Polizisten nahmen ihre Jacken von den Stühlen und verließen ihr Büro, um danach, wie auch die Chefin, überrascht stehen zu bleiben, als Jenny sich an ihren Schreibtisch setzte. "Was machst du denn hier? Ich dachte, du bleibt bei Kevin?", fragte der erfahrenste Kommissar neben Hotte. Jenny zuckte ein wenig mit den Schultern. "Er hat mir versprochen im Bett zu bleiben.", sagte sie und erntete zwei vorwurfsvolle Blicke von Semir und Ben, und einen belustigten der Chefin. "Immer das gleiche...", murmelte Ben, während Frau Engelhardt süffisant bemerkte: "Sie hätten solch eine Bevormundung natürlich klaglos über sich ergehen lassen, meine Herren. Ich erinnere sie demnächst daran... zum Beispiel, wenn einer meiner Beamten mit angeknackster Rippe einen Tag, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, schon wieder zum Dienst aufkreuzt." Diesmal konnte Jenny ihr Grinsen nicht verbergen, Semir ebenso während Ben seine "Na-toll-mal-wieder-angeschmiert-" - Schnute aufsetzte... -
oha, das ist mir gar nicht aufgefallen. Habs vom Editor zum ersten Mal in Word kopiert um die Rechtschreibprüfung durch zu führen und dann erst ins Forum.
Bitte um Verzeihung. An alle die das Kapitel noch nicht gelesen haben, ich werde das morgen früh sofort verbessern. Heute kommt eh kein neues Kapitel mehr...