Beiträge von jenni

    Semir holte mit seinem Degen aus doch die junge Frau wehrte den Schlag mit einer solchen Leichtigkeit ab, dass Semir für einen kurzen Moment bloss staunend dastand. Diesen Moment nutzte sie aus, ging in die Knie und riss mit einem gezielten Tritt den Deutschtürken zu Boden. Dieser prallte auf den Rücken und für einen Augenblick blieb ihm die Luft weg. Sie zeigte mit dem Degen gegen den Hals und lächelte. Semir sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Lektion eins. Unachtsamkeit kann schnell den Tod bringen", sagte sie und lächelte. Sie zog den Degen weg und hielt Semir die Hand hin. Sie zog ihn hoch und klopfte ihm auf die Schultern. "Aber man wird das bei uns schnell lernen keine Sorge. Egal in welchem Alter." Sie wies ihn in die Gruppe zurück. "Da haste aber schnell den Kürzeren gezogen wa Alter?" scherzte Victor und zwinkerte seinem Zimmergenossen zu. Semir antwortete nicht. Er fragte sich mit welchem Alter das Mädchen zu trainieren begann um schon in diesem jungen Alter eine solche Kampfmaschine zu werden.
    "Nun gut! Lena?" Die Angesprochene trat hervor. "Ich denke, wir werden den Jünglingen und Frischlingen zeigen, wie man wirklich kämpft. Nicht wahr?" Sarah hatte ein ungutes Gefühl. Immerhin war Johanna vor der Trainingstunde bei ihrem Vater. Was wenn dieser sie wieder beeinflusst hatte?



    "Es ist wie Sie es gesagt haben!" Lukas kam in das Zimmer hinein und stiess die Türe zu. "Dieser Hakan hat einen Freund bei der Polizei. Über ihn selbst konnte ich nichts herausfinden aber den Typ, der unser Wachposten gesehen hat kam mir gleich bekannt vor. Mein Vater arbeitet in dem Jägerclan. Der junge Polizistenfreund heisst Ben Jäger und ist Hauptkommissar bei der Autobahnpolizei!" De Brouiller liess ein kleines "Gut gemacht", von sich geben und sah auf den Trainingsplatz hinunter. "Was Herr", begann Lukas und seine Hände zitterten leicht, "wenn Jäger seinen Freund zum Spionieren geschickt hat?" De Brouiller lächelte und blickte auf den Deutschtürken hinunter. "Vielleicht. Wir lassen Jäger eine kleine Warnung zukommen lassen. Aber dieser Hakan ist stark. Er hat meine Johanna absichtlich gewinnen lasst. Zwar nicht absichtlich aber sein Unterbewusstsein hat ihm Streiche gespielt. Ich will ihn an meiner Seite Lukas. Sag Johanna, sie soll ihm Privatunterricht geben!"



    Semir bestaunte den Kampf zwischen Sarah "Lena" und Johanna. Sarah hatte in der kurzen Zeit in der sie hier undercover war, schon einiges gelernt. Natürlich brachte sie schon vieles aus der Polizeischule mit doch diese Kampfkunst war hart zu erlernen, dass sah Semir sofort. "Richtiges Weibercatchen", jauchzte Victor und Semir verdrehte die Augen. Teenager! Immer dasselbe mit ihnen.
    In diesem Moment stiess Johanna Sarah auf den Boden und hielt den Degen genau wie bei Semir. "Du bist schwächer geworden", kritisierte sie und ging mit dem Degen neben Sarahs Oberarm. Mit einer Bewegung schnitt sie ihr tief ins Fleisch. Doch anstatt zu schreien oder einen Laut von sich zu geben, verzerrte die junge Frau nur das Gesicht und zuckte kurz. Semir wollte zu ihr doch er wusste, das solche Aktionen nur verräterisch wären. Durch die Menge der Neulinge ging ein Raunen und sofort begann das disskutieren. "Sowas geschieht", rief Johanna und zog die Aufmerksamkeit auf sich, "wenn ihr Schwäche zeigt! Selbst der besten Freundin gegenüber!" Sie sah Sarah vorwurfsvoll an, zog sich zurück und verkündete, dass der Unterricht beendet sei.


    Als sich die Menge entfernt hatte, setzte sich Sarah auf und hielt sich am Oberarm. Das Blut sickert durch die Finger. "Scheisse", zischte sie und seufzte. "Sarah?" Sie blickte auf und Semir kniete sich zu ihr runter. "Spinnst du? Das könnte dich verraten!" Semir schüttelte mit dem Kopf und nahm das weisse Taschentuch aus Seide, dass alle Neuankömmlinge beschenkt bekamen. Sorgsam band er es um die Wunde und lächelte sie an. "Du warst wirklich gut. Schade dass du dein Talent im LKA vergeudest", flüsterte er und Sarah grinste. "Lena!" Die Beiden drehten sich um und erblickten Johanna. Ihr Gesicht war rot vor Wut und sie winkte Sarah zu sich. "Ich gehe besser", murmelte sie Semir zu und stand auf. "Und du Hakan gehst in dein Gemach!" Semir nickte und tat wie ihm befohlen.



    "Wieso wurdest du in den Henkerraum gebracht?" Sarah musste sich schnell eine Antwort überlegen. Sie entschied sich für die halbe Wahrheit. "Ich hatte vergessen, dass ich noch mein Handy hatte. Es hatte geklingelt und das bekam der Grenzposten mit. Nun ja, dumm gelaufen." Johanna zog eine Augenbraue hoch. "Mein Vater ruft dich die ganze Zeit zu ihm. So misstrauisch war er noch nie zu jemandem. Lena, bist du wirklich die, für die ich dich halte?" Sarah schluckte. Sie hatte die Führertochter ins Herz geschlossen aber, sie durfte ihre Mission nicht aus den Augen verlieren. "Keine Sorge. Du täuschst dich nicht in mir. Ich bin deine beste Freundin. Nicht mehr und nicht weniger!" Mit diesen Worten ging sie auf ihr Zimmer.

    Lena zeigte keine Anzeichen von Angst. Im Gegenteil, sie lächelte de Brouille verschmitzt zu und hielt ihr Kopf stolz in die Luft. „Befrage mich ruhig“, begann sie und drehte sich nicht weg, „ich habe nichts zu verbergen!“ Auf einmal öffnete sich die Türe und Johanna stürmte hinein. „Lena!“ stiess sie entsetzt hervor und de Brouiller erschreckte sichtlich. „Jo! Bist du verrückt?“ stiess er hervor und sah seine Tochter mit wütendem Blick an. „Wieso verhört ihr Lena?“ Lena sah Johanna entsetzt an. Das war nicht geplant! „Jo verschwinde!“ zischte sie doch die Führertochter schien keine Absichten zu haben, den Raum zu verlassen. „Vergiss es! Vater, was wird ihr zur Last gelegt?“ Keine Antwort. De Brouiller sah zu Boden. „Lasst sie laufen“, flüsterte er und sein Gefolge liess die junge Frau los. Diese rieb sich die geschundenen Handgelenke und seufzte. „Johanna, geh‘ in dein Zimmer. Lena wird dir gleich folgen.“ Widerwillig verliess Johanna den Raum und de Brouiller ging auf Lena zu. Er näherte sich ihr und flüsterte sanft in ihr Ohr: „Ich werde dich im Auge behalten!“ Dann stiess er sie unsanft aus dem Raum.


    In neuer Montur lief Semir über den Burgplatz und erblickte, wie die junge Frau mit dem Handy aus einem Raum gestossen wurde. Sie fiel auf den Boden und schürfte sich die Handinnenflächen auf. Sorglich, wie er nun mal war, ging er zu ihr und half ihr hoch. „Alles in Ordnung?“ fragte er und die Frau sah ihn wieder an. Diese packte ihn nur und zog ihn in einen versteckten, stillen Zwischengang. „Hauptkommissar Gerkhan nicht war?“ flüsterte sie und Semir sah sie verwirrt an. Wieder übermannte ihn das Gefühl, die Frau zu kennen. „Erinnern Sie sich? Sagt Ihnen der Name Sarah Brändli was?“ Nun klickte es bei Semir. „Die junge Polizistin des Kommissarenseminar!“ stiess er aus und die junge Frau nickte.
    Semir kannte sie aus seiner Zeit mit Tom als Partner. Zu dieser Zeit gingen sie viel an die Uni um für die Autobahnpolizei zu werben. Ihm viel Sarah auf da diese ein aussergewöhnliches Talent hatte. Ihre Auffassungsgabe war beeindruckend. Sie konnte einen Raum nur 10 Sekunden beobachten und den korrekten Inhalt blind wiedergeben.
    „Was tun‘ Sie hier?“ fragte Semir und Sarah zwang sich ein Lächeln ab. „Dasselbe wie sie!“ antwortete sie und zeigte an sich runter. „Ich bin Undercover hier! Wir, von der LKA-Sondereinheit für Organisationen, hatten schon den Verdacht, dass dieser de Brouiller weit über dem hinausgeht, was auf der Internetseite steht! Da ich gerade erst mein Studium abgeschlossen habe und als junge Kommissarin zu dieser Sondereinheit berufen wurde, konnte man mich am besten schicken!“


    „Und was hast du bereits erzielt?“ fragte der Deutschtürke und zeigte der Frau somit, in dem er ihr das „Du“ anbot, dass er ihr vertraute. „Leider nicht viel. Einer der Mitglieder, Sascha hiess er mit Vornamen, ist verschwunden. Ich denke sie haben ihn…“„…das kann ich bestätigen. Sein Kopf lag heute Morgen auf meiner Heckscheibe.“ Sarahs Miene verfinsterte sich. „Verdammt!“ zischte sie und schüttelte mit dem Kopf. „Ich hätte es wissen müssen!“ Semir klopfte ihr auf die Schulter. „Das zählt nun nicht. Wie ist dein Name hier?“ „Lena. Lena Stauffacher“, antwortete sie, „und du?“ „Hakan Dellay. Mehr müssen wir nicht wissen. Sehen wir zu dass wir die Kerle dran kriegen!“


    Ben betrat die KTU und Hartmut stand gerade vor Semirs demoliertem Auto. „Da bist du ja!“ begrüsste der Rothaarige den jungen Kommissar und winkte ihn zu sich. „Ich konnte die Blutspuren analysieren und sie stammen vom Opfer. Auch das vom Geländer. Der Täter muss den Kopf also von dort auf die Autobahn geworfen haben.“ Ben nickte. „Allerdings muss der, der den Kopf geworfen hat, nicht der Täter sein!“ korrigierte er und Hartmut zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer“, sagte er und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Ich habe gehört was ihr vorhabt! Ist sich Semir seiner Sache sicher?“„Er ist schon in der Burg…“ antwortete Ben und Hartmut konnte die verzerrte, sorgenvolle Fratze nicht ignorieren. „Mach dir keine Sorgen“, begann er und Ben zog eine Augenbraue hoch, „wir reden hier von Semir! Was kann ihm schon passieren?“

    "Ich weiss ja nicht", wendete Ben ein und Semir stöhnte. "Ach jetzt wo ich gehen will ist's dir doch zu heiss?" fragte er und Ben fühlte sich ertappt. "Nein das ist es nicht. Ich..." Doch weiter konnte er nicht lügnen. Semir klopfte seinem Partner auf die Schulter. "Ich habe schon länger Erfahrung in Sachen Undercover. Und ich denke, in so einer Ritterrüstung werde ich richtig schick aussehen." Ben zog eine Schnute. "Daran habe ich wirklich keine Zweifel", begann er und stand auf, "aber was wenn dir etwas passiert?" fügte er mit besorgter Stimme hinzu und packte Semir an den Schultern. "Ich möchte deinen Kopf ehrlich nicht auf der Autobahn aufsammeln!" Semir lächelte und streifte sich sanft Bens Hände von den Schultern. "Nun sei doch nicht so spiessig!" scherzte er und zwinkerte seinem jungen Partner zu. "Ben es wird schon alles gut kommen...und sollte was passieren, weiss ich, dass du im rechten Moment kommen wirst um mich zu retten." Ben wusste nichts zu erwidern. Semir hatte ihn ja auch schon aus einer schier aussichtslosen Situation gerettet. "Meinetwegen", gab er dann nach und setzte sich wieder. "Sehen wir zu, dass du dort hin kommst."


    Johanna ging den langen Gang der Burg entlang und hörte, wie eine junge Frauenstimme nach ihr rief. "Jo warte doch!" Als sie sich umdrehte sah sie eine Frau, rund eins siebzig gross, kurzen Haaren und eisblauen Augen, auf sie zulaufen. "Oh...Lena...du bist's." Lena gesellte sich zu ihr. "Ich muss sagen, du bist ja schnell vom Dinner verschwunden." Johanna nickte abwesend. Ihr Blick war traurig. "Was ist denn los?" Johanna kannte Lena noch nicht so lange. Sie kam erst vor einem Monat in die Gruppe. Jedoch konnte sie mit der 23-Jährigen mehr anfangen, wie mit jedem gleichaltrigen. "Sascha ist seit zwei Tagen verschwunden. Ich habe ihn schon überall gesucht, aber nicht gefunden." Lena sah nachdenklich zum Büro von De Brouille hoch. "Er wird sicher bald auftauchen", murmelte sie abwesend und bemerkte nicht, wie sich Johanna entfernte. Als sie jedoch sah, dass sie nicht mehr da war, kramte sie aus ihrer Überziehjacke ein Handy und wählte eine Nummer. Als jemand abnahm begann sie zu sprechen. "Ja? Urs hör' zu ich bins. Wir haben ein ziemliches Problem!"


    "Da wären wir", murmelte Ben und hielt vor dem Tor der riesigen Burg. "Gehen wir nochmal alles durch...du bist Hakan Dellay. Ein Mann der gerade von seiner Frau verlassen wurde, nachdem sie eine Affäre mit einem Jüngeren aufdeckte und du..."
    "Und ich bin so verzweifelt, dass ich diesen Orden im Internet fand und einen Neustart wagen will." Ben nickte und überreichte Semir ein Basecap. "Viel Glück Partner. Ich bin immer erreichbar. Solltest du also eine kleine Gefahr entdecken dann..."
    "....Be-ehe-n! Wer ist hier eigentlich der Ältere und der Spiesser? Ich schaffe dass schon! Seit wann machst du dir eigentlich so sorgen?" Semir klopfte seinem Partner zum Abschied auf die Schulter und stieg aus. Ben sah, wie er auf die Burg zuging und immer kleiner wurde. "Weil ich ein ungutes Gefühl um dich habe Partner..." flüsterte er und startete den Motor.



    Semir sah den riesigen Türklopfer, der aus Gold einen Fuchskopf der den Ring im Mund hatte. Semir zuckte mit den Achseln und klopfte. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit und ein junger Mann mit Sommersprossen wurde sichtbar. "Ja?" fragte er mit stimmbrüchigem Ton und Semir versuchte verzweifelt zu wirken. "Tag", begann er mit zitternder Stimme, "Hakan mein Name. Ich habe eure Internetseite gesehen. Ich brauche wirklich eure Hilfe! Meine Frau hat mich verlassen für einen Jüngeren! Ich will nur noch weg." Der Junge nickte und liess Semir hinein. Dieser fühlte sich sofort ins Mittelalter katapultiert. "Ich werde dich zu De Brouiller führen. Komm' mein Freund. Du brauchst bei uns nichts zu befürchten. Er führte Semir einen langen Gang entlang. Dabei streiften sie eine junge Frau die ihr Handy am Ohr hatte und sich ziemlich merkwürdig verhielt. "Stauffacher!" zischte der Pupertierende und schlug ihr das Handy mit einer schallenden Ohrfeige aus der Hand. Das Gerät fiel zu Boden und brach. Semir beugte sich um es aufzuheben. Sie folgte ihm und ihre Blicke trafen sich. Sofort weiteten sich die Augen der Frau. "Lass sie Hakan! Gehen wir." Semir entfernte sich und drehte sich um. Irgendwie kam ihm diese Stauffacher bekannt vor.



    4.







    "Wie läuft es eigentlich?" fragte Anna neugierig und Ben blickte nach hinten. "Wie läuft was eigentlich?" Anna deutete auf ihn und Semir. "Zwischen euch Beiden!" Semir grinste und blickte durch den Rückspiegel zu ihr. "Na ja", begann er und schenkte Ben kurz seine Aufmerksamkeit, "ich fische nicht jeden Partner aus einem Sarg." Ben lächelte. "Und ich", fuhr er fort, "ich schenke nicht jeder Tochter eines Freundes ein unikat Bobbycar." Anna wirkte zufrieden. "Ich wusste es. Ihr seit wirklich füreinander geschaffen!" Ben zuckte mit den Achseln. "Nun ja, ich habe meinen Karrieretick ein wenig auf später verlegt. Bis Semir in Rente geht dauert es ja nicht mehr so lange", scherzte er und Semir haute ihm kurz auf die Finger. "Hey! Bis ich in Rente gehe bist du schon älter wie ich jetzt! Also lass' den Quatsch!" Er bog in die Einfahrt des PAST's ein, stieg aus und öffnete der Chefin die Türe. Diese stieg aus und blickte wehmütig auf das Gebäude. "Zehn lange Jahre", seufzte sie und ging Richtung Eingang. Sie ging den Gang entlang und erblickte das Büro. Sofort galten alle Blicke ihr. "Chefin!" jauchzte Hotte und ging auf sie zu. Er umarmte sie mit seiner herzlichen Art. "Wie schön Sie zu sehen Herzberger", keuchte Anna und löste sich sanft aus Hottes Umarmung. Dieter kam auf sie zu und schüttelte ihr die Hand.



    "Was tun sie hier?" Semir drängte sich durch die Menge die sich gebildet hatte. "Sie ist jetzt in unserer Obhut! Versammelt euch den Konferenzraum. Ben und ich werden euch einweihen!" Die Köpfe nickten und gingen zum Raum. Semir winkte die Chefin zu seinem und Bens Büro. Sie ging hinein und lächelte. "Man scheint mich wohl zu vermissen", stellte sie überflüssigerweise fest. "Wir hatten es dir doch gesagt", sagte Ben und hing seine Jacke auf. Er zuckte auf als seine verletzte Hand an die Türe schlug. "Scheisse!" zischte er und schüttelte das verletzte Körperteil. Anna machte sich einen Überblick. Die zerbrochenen Scheiben, das Blut. "Wirklich furchtbar! Bersteiner muss wohl wirklich alles geplant haben." Voller Sorge sah sie auf Bens verbundene Hand. "Das ist wirklich nicht schlimm Anna. Die verletzten Polizisten kommen allen durch. Du hast es doch im Radio gehört", sagte Semir und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Vielleicht hast du recht", murmelte sie und sah, wie Ben sich setzte. "Geht es dir wirklich gut Ben?" Der junge Mann nickte. "Deine Sicherheit zählt Anna. Im Moment nichts anderes. Aussert das Semir mal eine Mütze Schlaf gönnen sollte." Anna sah Semir fragend an. Dieser erzählte wie Aida ihn und Andrea wachhielt. Anna lächelte.




    "Was hälst du davon", begann sie und sah Semir an, "wenn Herzberger und Bonrath mich bei dir und Andrea beschützen. Der Ort kennt Bersteiner nicht und ich kann mich um Aida kümmern." Semir sah zu Ben und dieser nickte lächelnd. "Besprechen wir das nacher", begann er und öffnete die Türe, "sehen wir zu, dass wir den Anderen erzählen, wieso du wirklich da bist. Wir werden uns alle um dich kümmern Anna. Du bist uns nämlich immer noch sehr wichtig!"

    Semir betrat gerade das Büro als Ben auffsah und lächelte. "Und?" fragte er und Semir winkte mit einer Packung Salzstangen. "Wieso Salzstangen?" fragte er verwundert und nahm das Päckchen an sich. "Erstens kam ich ohne Wagen nur bis zur Kantine und zweitens, schlingst du sicher nicht was Schweres auf den gereitzten Magen!" Ben zuckte mit den Achseln und riss die Packung auf. "Not kennt kein Gebot", flüsterte er und schon war eine Stange des Gebäcks im Mund. "Hast du was rausgefunden?" fragte Semir und Ben nickte. "Allerdings, ich habe diesen Namen in die Webseite gegeben und wusstest du was? Attempto ist lateinisch und bedeutet: Ich wage alles!" Semir zog eine Augenbraue hoch. "Sag bloss das wusstest du nicht?" Ben schüttelte verwirrt mit dem Kopf. "Sollte ich?" fügte er seiner Geste hinzu. "Hattest du kein Latein in der Schule?" Erneutes Kopfschütteln. "Hatte mich für Französisch entschieden."
    "Oooooh", begann Semir und machte affektierte Bewegungen, "ça va? Oui, oui? Ratatouille und Fromage?" Ben verdrehte die Augen und wies Semir zu sich. "Dieser Orden hat sogar eine Internetseite und ich sage dir, sowas kenne ich sonst nur aus Filmen." Der Deutschtürke beugte sich zum Bildschirm. Es war eine dunkle Hompage. Das Wappen ragte gross in der Mitte und zu oberst stand der Ordennamen. Unten waren lauter Versprechungen einer neueren, besseren Welt. Man konnte sich anmelden und sofort zu dem Hauptsitz gehen. "Allerdings, sowas kenne ich auch nur aus Filmen", bestätigte Semir und schnalzte kurz mit der Zunge. "Wollen wir denen mal einen Besuch abstatten?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Solche riechen uns doch auf hundert Meter und sieh mal." Er lenkte die Maus auf einen link und sofort erschien ein Foto. "Maximillian de Brouiller!" sagte Semir und weitete seine Augen. "Allerdings", begann Ben und seufzte, "Ein elsäsisches Adelskind...was mich aber wundert...wieso liegt einer dieser Typen enthauptet in einem Zementbecken und sein Kopf knallt auf deine Heckscheibe?" Semir antwortete nicht.




    Victor ging auf das Mädchen zu. "Hi", begann er stotternd und sieh sah ihn an, "ich bin Victor...bin neu hier..." Sie drehte sich um und lächelte ihn warm an. Sie zog einen Handschuh aus und schüttelte ihm die Hand. "Freut mich. Ich heisse Johanna." Johanna, ihre Stimme klang wie ein Fidelkonzert! Sanft und schwebend zugleich. "Wieso kommst du zu uns?" fragte sie neugierig und Victor fuchtelte mit den Armen. "Beschissene Schule, Assis von Stiefeltern...ich wollte nur weg." Sie nickte. "Das kann ich verstehen. Willst du nicht zu der Gruppe zurück?" Er lächelte verlegen und rannte der Menschenmenge hinterher. Unbemerkt sah ihm Johanna hinterher. Für einen kurzen Moment war Sascha vergessen.




    Susanne klopfte an der Tür und blickte durch den geöffneten Spalt. "Leute?" Semir und Ben sahen auf. "Die Akte des Gerichtsmediziners. Er hat die Todesursache und den Namen des Opfers. Er war im Strafregister vermerkt." Semir nahm dankend die Akte entgegen und legte sie auf seinen Schreibtisch. Ben sah ihm beim lesen zu und stopfte sich eine weitere Salzstange in den Mund. "Und?" fragte er neugierig und sah den skeptischen Blick seines Partners. "Quetschungen des Adamsapfel, der Speiseröhre und diverse Verletzungen der Halsgegend. Herausgelöst durch einen heftigen Ruck. Spuren von Seil am Hals gefunden", las er vor und Ben schaltete sofort. "Er wurde erhängt?" Semir nickte. "Sascha Brandner. 23 Jahre alt. War mit 16 zu Sozialdienst verurteilt worden. Einbruch. Mit 17 verschwunden. Niemand hatte ihn je wieder gesehen."
    "Wenn ich mir das von diesem Orden durchlese, glaub ich auch warum. Die leben in der Burg, ausgeschlossen von der Öffentlichkeit." Semir nickte zustimmend. "Aber wie wollen wir vorgehen?" fragte er und Ben zuckte mit den Achseln.
    "Angriff ist die beste Verteidigung!"

    Wieder super!


    Der arme Ben! ;( Ein Glück hat er Semir an seiner Seite, denn ohne ihn wär der nun sicher nicht zu bremsen! Der gute alte Deutschtürke soll den Jungen an der Leine halten, sonst habe ich wirklich angst!


    Ich freu mich auf mehr!


    :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Jenni

    Semir klopfte Ben auf den Rücken der sich an einen Baum gelehnt hatte und sich seines Mageninhaltes befreite. Er konnte es nicht mehr verwehren, zu grausam fand er den Anblick des blossen Kopfes. Immer wieder musste er husten und verzog das Gesicht. "Geht's?" fragte Semir besorgt und kramte aus seiner Jackentasche ein Papiertaschentuch. Ben nickte und richtete sich zitternd auf. "Sowas bringt man beim LKA wohl nicht bei was?" versuchte der Deutschtürke zu scherzen und überreichte Ben das Taschentuch. Dieser erwiderte nichts und wusch sich den Mund. Der eklige Geschmack von Erbrochenem haftete sich in seinem Mund fest. "Hast du Kaugummi?" fragte er Semir mit heiserner Stimme und dieser überreichte ihm zwei Stück. "Ist allerdings Erdbeere. Sind Aida ihre. Hab' sie, zum Glück wie man nun sieht, in meiner Tasche vergessen." Ben nahm dankend die Süssigkeit und steckte sie in den Mund. Semir lächelte. "Dir scheint es langsam wieder besser zu gehen, du hast wieder Farbe im Gesicht." Ben verdrehte die Augen und schüttelte mit dem Kopf. "Dieser Tag fängt ja herrlich an", murrte er und lief langsam richtung Tatort. "Was erwartest du denn?" Ben sah Semir verwirrt an. "Bei diesem miesen Radiosprecher!" Ben zog eine beleidigte Grimasse und sah, wie Semir davonrannte. "Ich geb dir gleich mies!" schrie er hinterher und folgte ihm.



    De Brouiller sass an seinem Schreibtisch und sah auf als sich die Türe öffnete. Ein junger Mann trat herein und schloss die Türe wieder. "Und?" fragte De Brouiller knapp und hart. "Erledigt, ich habe die Leiche entsorgt!" keuchte der junge Mann hervor und zupfte immer wieder an seiner Kleidung. "Sehr gut gemacht Lukas!" Er stand auf und klopfte Lukas auf die Schulter. Er nahm aus seiner Tasche einen Beutel. "Hier hast du deine Belohnung. Und nun geh!" Lukas verneigte sich kurz, ging aus der Türe und öffnete den Beutel. Lauter goldene Münzen befanden sich darin und liessen dem jungem Mann sofort jegliche Schuldgefühle vergessen.




    Johanna sass in ihrem Zimmer und sah hinaus. Wo Sascha wohl war? Sie hatten doch heute eine Verabredung und wollten ein wenig Zeit miteinander verbringen. Schliesslich kannte sie den adretten Mann von Geburt her und er war immer wie ein Bruder für sie. Seit er allerdings in der Rangfolge der Organisation an einer der höchsten Stellen stand, sah sie ihn kaum noch. Und nun war er einfach verschwunden und sie sass allein gelassen hier in ihrem Raum. Sie blickte auf die Familienfotos. Alle waren sie hier in dieser Burg entstanden. Sie kannte kein anderes Leben. Hatte keine Freunde ausserhalb dieses Ortes. Sie bekam Privatunterricht und nun war sie die Ausbildnerin Nummer eins. Sie brachte den jungen Menschen das Schiessen mit der Waffe bei. Sie war stolz auf ihre Arbeit und sie fühlte sich mit der Waffe verbunden. Sie waren eins, verschmolzen miteinander. Ihr Vater war stolz auf sie und sie war stolz auf sich.




    "Du sagtest also der Kopf sei von der Brücke her auf deine Heckscheibe geknallt", begann Ben und lief zusammen mit Semir zur Brücke hinauf. "Allerdings. Ich bin fast zu tode erschrocken!" Sie betraten das Bauwerk und suchten nach Spuren. Semir auf der einen, Ben auf der anderen Seite. "Ben komm mal!" Ben ging zu Semir und dieser stand am Geländer. "Sieh dir das mal an." Der junge Kommissar erblickte ein paar Tropfen Blut. "Hier hat irgendjemand dir den Kopf auf das Heck geworfen", bemerkte er und blickte auf die Strasse. "Ich weiss nicht. Ich glaube dass war keine Absicht", murmelte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. "Wir werden es schon herausfinden!"

    Hier kommt noch ein Miesepeter :P


    Ich muss ehrlich sein: Ich konnte mit Chris überhaupt nichts anfangen! Aber rein gar nicht! Ich fand dieses mystische zu übertrieben und ich verlor den Reiz an Cobra 11. Es wurde mir zu "ernst".


    Jetzt mit Ben schaue ich es wieder. Und werde zum Hardcorefan. Ich liebe Ben einfach und wenn das so weitergeht, könnte er Jan auf meiner Top-Partner-Liste ablösen :D

    So, endlich auch dazugekommen, :)


    Ich muss sagen eure Story ist vielversprechend! Sie gefällt mir wirklich! Auch wenn sie sehr traurig beginnt. Ich bin mir sicher, da wird noch einiges passieren, ich freu mich drauf!


    Weiter so! :thumbup:


    Gruss


    Jenni



    Hallo liebe Leute
    Hier ist Jenni und ich möchte euch im Namen von Christopher begrüssen.
    Da Christopher und ich passionierte Schreiber sind und beide vor Ideen trotzen, haben wir beschlossen, was gemeinsam zu schreiben. Er wird durchgeknallt, spannend und faszinierend. Wir hoffen, dass euch unser Werk gefällt und ihr genau so viel Spass am Lesen habt, wie wir beim Schreiben!



    "Guten Morgen Köln! Es ist Montag Morgen! Wir haben genau acht Uhr! Die Sonne lacht und begrüsst uns so fröhlich die neue Wochen!" Semir schüttelte mit dem Kopf und verdrehte die Augen. "Ben lass den Quatsch!" mahnte er seinen Kollegen durchs Telefon. Das Handy war vorschriftsmässig am Amarturenbrett befestigt und war auf Lautsprecher gestellt. "Wieso? Fandest du meine Anmoderation nicht gut? Ich finde ich habe meinen Beruf verfehlt!" Semir grinste breit. Zum Glück konnte Ben dies nicht sehen. "Ich habe schon einen Favoritensender! Vielen Dank!" Gelächter drang durch die Hörmuschel. "Sag bloss die Anderen sind auch schon da?" Ein Stöhnen von Ben zu vernehmen. "Nicht jeder nimmt's so mit der Zeit wie du Semir! Wir sind schon seit 'ner halben Stunde hier!"
    "Mag sein", begann Semir und blickte steht's auf die Strasse, "aber ihr alle seit kinderlos und wisst nicht, wie hart es ist wenn deine Kleine zu zahnen beginnt!" konterte er und fühlte sich als Sieger. "Wie auch immer", sagte Ben ablenkend, "wo bist du gerade?" Semir sah sich kurz um. "Ich komm' gleich zu der grossen Brücke vor der Stadteinfahrt. In zehn Minuten sollte ich da sein Partner! Sattle also schonmal deinen Mercedesgaul!" scherzte der Deutschtürke.



    Er musste es loswerden. Einfach loswerden! Es war der Befehl von Oben. Er sah sich nochmal das Bündel an. Das Blut klebte noch am Boden und es schauderte ihn. Egal. Weg mit ihm. Er stellte sich vor das Geländer der Brücke. Warte, noch einen Augenblick, dachte er sich und hielt das Bündel zitternd vor sich. Wirf, sagte eine innere Stimme immer wieder, wirf endlich du Idiot. Doch er konnte nicht. Irgendetwas in seinem Inneren wehrte sich dagegen. "Nun komm' schon du Idiot!" motivierte er sich selbst und liess los. Mit einem Tempo rannte er von der Brücke davon und sah sich nicht um. Er hörte nur, wie das Bündel auf eine Autoscheibe eingeschlagen haben muss.




    Semir schrie auf als irgendetwas auf seine Heckscheibe knallte und das Glas zerstörte. Vor lauter Schreck drohte der Verlust der Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Sein Herz raste und schlug heftig gegen den Brustkorb. Die Hände umklammerte das Lenkrad so heftig, dass die Fingerknöcheln weiss hervortraten. Er konnte den Wagen zum Stehen bringen. Quar stand er nun auf der Autobahn.
    Semir erblickte langsam, was seine Scheibe zerstörte. Ein Bündel. Etwas war in Papier eingepackt. Dieses löste sich langsam und es wurden zwei Augenpaare sichtbar.
    "Semir! Semir was um Himmelswillen ist los?" schrie Ben besorgt doch Semir hörte ihn so gut wie kaum. Im Gegenteil. "Heillige Scheisse!" stiess er hervor und spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. Er wollte seinen Wagen wieder in Position bringen, als ein Audi ihn von der Seite her rammte und ihn mitriss.




    "SEMIR!" rief Ben noch einmal und packte dann seine Jacke vom Garderobenständer. Er blickte zu Dieter und Hotte, die die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatten. "Ruft sofort die Verstärkung! Irgendwas ist mit Semir passiert!" Er zog sich die Jacke an und rannte zu seinem Mercedes. Sein einziger Gedanke galt Semir. "Bitte", flüsterte er sich immer wieder zu, "bitte nicht! Nicht Semir!" Mit zitternden Händen startete er den Motor und fuhr los.

    Gewidmet an Christopher! Wenn es klappt, auf eine gute Zusammenarbeit!
    Und ein grosses Danke an Anja vom NCIS-Forum für den tollen Banner!



    Ben sass auf einer der Wartesessel vor dem OP-Raum und tippte immer wieder im gleichen Rythmus mit den Füssen. In der einten Hand war noch immer der Starbucksbecher. Semir sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Sag mal, hast du das nicht schon fertig?" fragte er verwirrt und Ben nickte. "Das schon", begann er und öffnete den Becher, "aber da ist noch Sahne drin!" Semir verdrehte die Augen und packte Bens Becher. Mit einem Wurf hatte er ihn in einem Müllkorb geworfen. "Guter Wurf aber", lobte Ben und zog dann ein wehleidiges Gesicht, "aber da war noch Sahne drin!" Semir gab Ben eine Kopfnuss und nickte dann zur Operationstüre. "Hoffen wir, dass die Organe des Engländers keine Sahne sind." Ben konnte nur zustimmen. Eine junge Krankenschwester ging auf sie zu. "Herr Gerkhan?" Semir nickte und stand auf. "Da Sie ja von der Polizei sind, kann ich Ihnen dies bestimmt geben." Ohne ein Gegenwort zu erwarten, gab sie Semir einen Ausweis und ging wieder. Semir setzte sich und klappte ihn auf. Ben erhaschte sich einen Blick darauf. Beide Augenpaare weiteten sich.


    "Das ist ja n' Ding!" Ben nahm Semir den Ausweis aus den Händen. "Inspector Joshua Etheridge. 28 Jahre alt. Scotland Yard!" Semir riss den Ausweis wieder an sich und zog eine nachdenkliche Miene. "Worüber denkst du nach?" fragte Ben neugierig und kannte diesen Blick Semirs schon genau. "Was macht einer vom Scotland Yard hier in Köln?" murmelte er und Ben zuckte mit den Achseln. "Urlaub?" schlug er vor und Semir hob die Augenbrauen. "Und wird dabei zufällig überfahren und dann fallen noch Schüsse?" "Hast Recht. Fragen wir ihn am besten!" Semir zog die Mundwinkel hinunter. "Mit meinem Englisch?" fragte er und Ben grinste. "Wie gut hast du mich! Durch die vielen Geschäftsreisen mit meinem Vater habe ich mir ein Eins A Englisch angeeignet!" lobpreiste Ben sich selbst und Semir spürte gar einen Schwall Eifersucht. Das kleine Kind aus den armen Verhältnissen das nichts durfte, kochte in ihm hoch.


    In diesem Moment ging die Türe auf und ein Arzt trat hervor. „Herr Gerkhan und Herr Jäger?“ Semir nickte und schüttelte dem Mann die Hand, Ben tat es ihm gleich und fragte sofort, wie es ihm geht. „Er hatte Glück im Unglück sozusagen. Eine Platzwunde am Kopf, eine leichte Gehirnerschütterung und zwei gebrochene Rippen. Ich behalte ihn zur Sicherheit diese Nach hier.“„Können wir zu ihm?“ fragte Ben und der Arzt nickte. „Ja, aber er ist noch bewusstlos. Wollen sie wirklich warten bis er wach ist?“ Semir bestätigte und der Doktor führte sie zu dem Zimmer. Er öffnete die Türe und führte sie hinein. „Sollte sich der Zustand ändern, rufen Sie mich bitte!“ „Natürlich!“ Die Tür klackte und der Arzt war verschwunden. Semir nahm sich einen Stuhl und setzte sich an den Beistelltisch, der im Zimmer stand. Er blickte den Engländer an, der bleich im Bett lag. Um den Kopf ein Verband, um die Verletzung am Handgelenk ein ABC-Pflaster und eine Kanüle in der linken Hand fügte ihm Kochsalz zu. „Ich liebe ja solche Tage“, bemerkte Ben sarkastisch und gesellte sich neben Semir. „Da bist du nicht der Einzige“, stimmte der Deutschtürke ihm zu und massierte sich kurz die Stirn. „Was hat Hartmut eigentlich gesagt, nachdem du ihn kontaktiert hast?“ Ben zuckte mit den Achseln. „Was wohl? Dass er sich mit Dieter und Hotte darum kümmern wird.“ Semir seufzte und ging auf den Verletzten zu. Er wirkte wirklich noch jung. Er sah eher wie anfangs, statt Ende Zwanzig aus. In solchen Situationen merkte er allmählich, dass er nicht mehr zu den Jungen gehörte. Denn wenn er einen solchen jungen Mann hilflos sah, fühlte er sich wie ein Vater.


    Ben betete seine Ellbogen auf die Knie und legte sein Kopf auf die Hände. In diesem Moment schreckte Joshua auf und sah verwirrt um sich. Er keuchte und seine Augen waren weit aufgerissen. „Wow langsam!“ beruhigte Semir ihn und hatte vergessen, dass der Junge eigentlich nur Englisch konnte. So musste er zuerst nachdenken, nachdem er Joshuas verwirrten Blick sah. „Hey Joshua“, begann Ben und gesellte sich an das Bettende, „we’re the guys from the police. Remember?“ Langsam nickte Joshua und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder ins Kissen. „Where am i?“ Semir lächelte und versuchte es. „At the hospital“, antwortete er und Ben nickte ihm lobend zu. „You’ve got two broken rips and a brain concussion.“ Joshua fasste sich an den Kopf und fühlte den Verband. Zwei gebrochene Rippen und eine Gehirnerschütterung, dass hatte ihm noch gefehlt. Semir nickte Ben auffordernd zu. „Ah yes! Joshua, i can say Joshua?“ Der Angesprochene nickte. „Good. Joshua, we know, that you’re a inspector from scotland yard.“ Joshua schien nicht überrascht zu sein.“Why are you here?” fragte Ben direkt und auffordernd. „An investigation“, antwortete Joshua und Semir sah Ben verwirrt an. „Eine Ermittlung“, übersetzte der Jüngere korrekt und Semir dankte. Wie angenommen. „What kind of investigation?“ fragte Ben und Semir brauchte keine Übersetzung für die Frage. Er wusste dass Ben nach der Ermittlungsart fragte. „I search a murder from London, here in cologne. A serial killer. He kills german peoples. I think he has nazi backrounds. There just german. Nothing else.” Ben sah auf. “Er sucht einen Serienmörder der in London nur Deutsche ermordet hat. Er ging zwar nicht weiter ein aber ich würde sagen, der ist hier nach Köln geflohen.“ Semir nickte und beugte sich zu Joshua. „Do you need help?“ fragte er mit ziemlichen Akzent und Joshua sah die Beiden an.

    Englischer Besuch






    Der Engländer liebt das Gefühl, dass er über sich selbst lachen kann. Er tut das aber nur, um den andern die Freude zu nehmen, über ihn zu lachen.


    Peter Ustinov


    "Hier ist es!" Semir bremste auf Bens Äusserung und fand sich vor einem Starbucks wieder. "Ich wusste gar nicht, dass wir hier in Köln auch einen haben!" Ben zog eine verwirrte Grimasse. "Einen? Semir wir haben nicht mehr 1980! Wir haben inzwischen acht Starbucks." Mit einem Grinsen im Gesicht stieg Ben aus dem Auto und lief zum Eingang. "Acht Starbucks?" murmelte Semir zu sich selbst und schluckte. "Ben weiss sicher nicht einmal mehr wann der Erste eröffnet wurde, und ich weiss nicht mal dass es acht gibt…" Um sich abzulenken sah Semir nach draussen. Die Strasse wurde erst vor kurzem von Schnee und Eis befreit und wurde mit Salz eingestreut. Es war wirklich der kälteste Winter, den er bisher in Deutschland erlebt hatte. Selbst als abgehärteter Polizist sass er mit Wollmütze und Handschuhen im Auto, weil die Heizung nicht genug wärmte. Es herrschte gut minus zehn Grad. Als er kurz in den Laden blickte, sah er, dass Ben in einer langen Warteschlange stand und ahnte, dass dies noch dauern würde. Um sich abzulenken schaltete er das Radio an und sofort erklang ein Lied. "It was cold as ice!" schrie der Sänger durch die Lautsprecher und Semir verdrehte die Augen. "Das brauche ich grad gar nicht!" kommentierte er seine Handlung und spielte an der Senderkurbel rum. Nach zwei Handgriffen hatte er eine Satiresendung gefunden, die sich gerade über George W. Bush lustig machten und Semir liess sie laufen.


    Nach zehn Minuten kam Ben zum Wagen und stieg ein. "Entschuldige Partner", begann er und überreichte ihm einen grossen Becher, "eine alte Oma war an vorderster Front. Sie wollte die fünf Euro mit ihren Cents bezahlen." Semir lächelte und winkte ab. "Kenn' ich. Gefährliche Rasse. Besonders schlimm bei Lidl und Aldi!" Ben lachte und konnte mit einem Nicken nur zustimmen. "Ich hab' dir türkischen Kaffee mitgebracht. Wenn du das magst." Semir öffnete den Deckel und schnupperte kurz. Welch Wohlgefühl. "Du hast den richtigen Nerv getroffen", bestätigte er und nahm einen Schluck des heissen Getränks. "Was hast du?" fragte er nachdem er runter geschluckt hatte und Ben hatte wieder sein Spitzbubengrinsen im Gesicht. "Schokokaffee. Mit extra viel Sahne und Schokostreuseln!" Er machte grosse Augen und begann mit einem Plastiklöffel die Sahne abzunehmen. "Wie alt?" fragte Semir und Ben sah ihn mit sahneverschmierter Schnauze an. "30 wieso?" fragte er mit einem Grinsen und der Ältere schüttelte mit dem Kopf.


    Die Arme fest verschränkt, der Mantel fest an den Körper geschnallt und der Schritt bestimmt und schnell. So lief Joshua Etheridge über den Bürgersteg und blickte immer wieder um sich. Köln war schon eine kleine Stadt. Gegen seine Heimatstadt London wirkte sie wie ein Dorf. Ein grosses Dorf, aber ein Dorf. Aber es gefiel ihm. Wenn er was fragte, die Leute konnten ihm antworten. Die meisten Deutschen waren dem Englischen mächtig und die Wenigen die es nicht waren, halfen ihm mit Händen und Füssen. Er lief an einem Wagen vorbei, in dem zwei Leute miteinander diskutierten und dabei immer genüsslich an ihren Starbucksbechern nippten. Der einte wirkte südländisch. Er vermutete eine türkische Abstammung. Der Andere glich einem jugendlichen Rebell. Zwei Gegensätze seiner Meinung nach. Mit einem Lächeln lief er weiter. Immer wieder sah er sich um. Er fühlte sich beobachtet! Irgendwas stimmte nicht. Er ging über die Strasse. Erst als er die quietschenden Reifen hörte, sah er nach rechts. Doch da war es schon zu spät.


    Ben schrie auf als er sah, wie ein junger Mann von einem Auto erfasst wurde. Er wurde brutal auf das Heck des Wagens geworfen und fiel dann wieder auf die Strasse. "Scheisse", stiess Semir hervor und Beide stiegen sofort aus. Sie rannten auf den Wagen zu doch dieser fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit davon. "Stehen bleiben du Arschloch!" rief Ben hinterher doch es brachte nichts. Semir sah sich den Mann an. Er wirkte ziemlich jung, konnte durchaus aber schon in Bens Alter sein. Das Haar war länger und reichte bis zum Hals. Doch vom Haarschopf aus floss Blut über die Stirn die Schläfe hinunter. Am Handgelenk befand sich eine grässliche Schürfwunde. Der Mann war bewusstlos. "Ben, ruf sofort einen Krankenwagen!" Ben nickte, zückte sofort sein Handy hervor und wählte die Notrufnummer. Die Augen des Mannes flackerten und öffneten sich leicht. Er verzog sofort das Gesicht, blieb jedoch in der Seitenlage, in den Semir ihn gedreht hatte, liegen. "Hilfe ist unterwegs", sprach Semir ihm zu und der Mann blickte verwirrt. "Anscheinend versteht er dich nicht", erkannte Ben und in dem Moment wo er was fragen wollte, fielen Schüssen. Semir beugte sich sofort über den Verletzten und zog seine Waffe. "Verdammt woher kommt das?" Ben sah sich um, die Waffe vor dem Körper gerichtet. "Keine Ahnung!" Doch so plötzlich die Schüsse kamen, so schnell waren sie auch wieder verschwunden.Und Ben konnte nichts erblicken. Kein Mensch. Keine Waffe. "Dass ist doch nicht möglich!" stiess er hervor. "You're from the police?" stockte der Mann hervor und Semir sah Ben verwirrt an. Dieser beugte sich über den Mann und nahm ein Papiertaschentuch hervor. Er nickte und fügte hinzu: "Don't worry. Assistance is on the way! Who are you?" Der Mann keuchte und sagte leise: "Joshua, Joshua Etheridge…" Dann schloss er die Augen.

    3.


    Semir erschrak als sein Handy klingelte. Er kramte es aus der Hosentasche und nahm ab. "Susanne? Bist du nicht Zuhause? Ah doch…" Er blieb ein wenig am Handy kleben und sein Gesicht wurde immer ernster. Er bedankte sich bei Susanne und hängte auf. "Wat schlimmes?" fragte Angie besorgt und Semir sah zu Ben. "Susanne hat sich an Worte des Angreifers erinnert", begann er und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Und? Spann' mich doch nicht so auf die Folter!" Semir schüttelte kurz mit dem Kopf. "Er wollte Anna Engelhardt! Kannst du dir das vorstellen?" Nun weiteten sich Bens Augen. "Ist sie sich sicher?" Semir nickte. Angie nahm die zwei Tassen Kaffee. "Wisst ihr, was sie momentan macht?" Ben betete sein Gesicht auf der gesunden Hand und seufzte. "Soweit ich weiss ist sie in den Vorruhestand", antwortete er und Semir stimmte ihm zu. "Wir müssen sofort zu ihr!" sagte er und stand auf. Ben tat es ihm gleich. In einem rasanten Tempo gingen sie zum Parkplatz und stiegen in Semirs Wagen. Dieser startete, schon als Ben noch am Einsteigen war, den Motor und fuhr los. "Weißt du überhaupt wo sie wohnt?" fragte Ben und schnallte sich noch an. "Ja. Wir haben uns einmal getroffen. Sie ist umgezogen und hat mir die neue Adresse gegeben!" Er fuhr in die Innenstadt und parkte vor einem Altbau. Semir lief ins Treppenhaus und hängte beinahe seinen eigenen Partner ab.


    Er musste sich beherrschen, nicht vor Sorge Sturm zu klingeln. Er schaffte es, zwei Mal hintereinander die Klingel zu betätigen und sofort öffnete sich die Tür. "Semir?" fragte Anna verwundert und erblickte kurze Zeit Ben. "Und Herr Jäger? Was verschafft mir die Ehre?" Sie winkte ihre Besucher in die Wohnung und sah die besorgten Gesichter und Bens Verband um der Hand. "Was ist passiert?" Sie ging ins Wohnzimmer und wies die Beiden auf das Sofa. Sie setzte sich in einen Sessel. "Anna, die Situation ist folgende: Bei uns in der PAST gab es einen Anschlag und der Chef der Bande wollte dich sprechen." Annas Augen weiteten sich und sie zeigte auf sich. "Mich?" fragte sie nach und Ben nickte zustimmend. "Frau Engelhardt, wir haben den dringenden Verdacht dass sie das eigentliche Ziel sind", fügte er seiner Geste hinzu. "Wie geht es den anderen?" Der ehemaligen Chefin war die Farbe aus dem Gesicht gewichen und sie wirkte auf einmal alt. "Ausser Ben wurden fünf Polizisten schwer verletzt. Er kam mit einem Streifschuss davon.""Was ist mit Bonrath und Herzberger?" Ben zwang sich ein Lächeln ab und gab Hottes Worte von sich. Sie musste grinsen. "Kannst du mir den Kerl genauer beschreiben Semir?" Der Angesprochene nickte und blickte zu Ben. Gemeinsam schafften sie es, Anna durch Worte ein Bild zu schaffen und diese nickte nachdenklich.


    "Das kann nur Bersteiner gewesen sein", murmelte sie und erntete verwirrte von Semir und Ben verwirrte Blicke. "Das war noch vor deiner Zeit Semir. Auch ich war noch nicht bei der Autobahnpolizei sondern selbst als Kriminalkommissarin tätig. Er hat mit mir zusammen ermittelt. Ein Serienmord. Seine Tochter kam ins Visier und ich schaffte es nicht, sie zu retten." Semir seufze, als Vater empfand er kurz Mitleid mit diesem Kerl. "Frau Engelhardt…ich…""Bitte Ben. Die Zeiten als Chefin sind vorbei. Anna. Einfach nur Anna." Ben lächelte kurz verlegen und begann erneut. "Also Anna…wohnst du hier mit jemandem zusammen?" Kopfschütteln. "Wir haben Angst um dich. Komm' bitte ins Büro und lass dich von Dieter und Hotte beschützen." Die Frau seufzte und sah Semir tief in die Augen. "Sind deine Sorgen berechtigt Semir?" fragte sie eindringlich und Semir fühlte sich gerade wieder in die Zeit zurückversetzt, wo er vor dem Schreibtisch stand und sie ihn mit genau diesem Blick ansah. Jedes Mal, wenn er einen Verdacht hatte ohne Beweise, hatte sie diesen Blick und fragte dies. Nach einer Jahren langen Zusammenarbeit vergisst man einen solchen Blick nie. "Ja Chefin", begann er und seine Augen wichen nicht derer Annas, "dass sind sie." Sie lächelte warm und schloss kurz die Augen. Als sie, sie wieder öffnete nickte sie und stand auf. "Nun gut", sie ging in die Garderobe und zog sich an, "dann lasst uns gehen. Nicht dass der schöne Altbau noch zerstört wird." Ben und Semir sahen sich an, nickten und folgten Anna auf Schritt und Tritt. Wie in den Alten Zeiten.

    So meine Leute


    Meine zweite Geschichte ist zuende!
    Ich danke euch vielmals für euer FB: Mit so viel Freude und Mitfieberung hab ich gar nicht gerechnet!
    Ich hoffe ihr bleibt mir treu und ihr seit gut ins Jahr 2009 gestartet!


    Lieber Gruss


    jenni

    Why do we make it so hard?
    Reamonn - Through the eyes of a child





    Semir hatte die Waffe vor seinem Körper. Die Schussweste war dicht angelegt und der Schweiss war sein Begleiter. Ben war dicht hinter ihm. Sie stürmten zusammen mit einem Einsatzkommando die Wohnung, die Seller gehörte. Jedenfalls der Adresse des Mittäters nach. Und tatsächlich. Der langjährige Gesuchte schoss aus einem der Zimmer mit einer Waffe in der Hand. Kein Zittern, keine Angst, keine Furcht in seinen Augen. "Waffe runter!" schrie Semir auffordernd doch der Mann bewegte sich nicht. "Hast du nicht gehört Seller? Waffe runter!" ermahnte ihn Ben und zielte mit seiner Pistole bereits auf Sellers Stirn. "Der werte Herr Jäger", begann Seller und lachte diabolisch, "der junge Spunt aus dem LKA. Hat's dich zu der Autobahn gezogen 'ne? Keine Angst vor mir?" Doch. Ben hatte Angst. Sie sass noch immer tief in den Knochen. Er fühlte sich wieder wie der junge anfangs zwanziger, der mit aufgerissenen Augen den Massenmörder anstarrte. "Seller wir hatten doch gesagt, die Waffe runter!" Die Einsatzkräfte hinter Semir hatten die Gewehre steht's auf Seller gerichtet.





    "Wieso sollte ich das tun?" fragte Seller und zuckte mit den Schultern. "Ich werde sowieso lebenslang verwahrt." Er holte mit dem Arm aus und schoss. Ben drückte ab und Sellers Kopf zuckte nach hintern. Eine Föntane Blut schoss aus seinem Hinterkopf und der Mann ging mit aufgerissenen Augen zu Boden. Ben atmete tief durch und spürte, wie der eiskalte Schweiss die Wangen hinunterlief. In seiner Schulter begann der Schmerz unerträglich zu werden und tausende von Sternen explodierten vor seinen Augen. Semir drehte sich um. "Ist irgendwer getroffen?" fragte er und die Leute schüttelten mit dem Kopf. Die Kugel Sellers musste also vorbeigezischt sein. "Semir...?" Der Angesprochene sah seinen Partner an der auf die Knie ging. "Mir ist schlecht..." Bens kaputter Arm zitterte und die Waffe fiel aus seiner Hand. "Ben..." Semir ging zu ihm herunter und sah seinen Partner an. Er schien nicht das Bewusstsein zu verlieren. "Es ist vorbei Ben", begann Semir und blickte auf Sellers toten Körper, "entgültig vorbei."





    Vier Wochen später





    Jan stand zitternd auf und nahm die Krücke. Er sah aus dem Fenster und erblickte strahlenden Sonnenschein. Mit einem Lächeln humpelte er zu seinem Schrank und nahm seine Sporttasche hervor. Ein kurzer, stechender Schmerz ging durch seine Wirbelsäule und er musste lächeln. Endlich spürte er seinen Rücken und seine Beine wieder. Auch wenn er noch einige Zeit auf die Krücke angewiesen war, durfte er wieder gehen und konnte das Krankenhaus verlassen. Er blickte auf den Beistelltisch mit den vielen Geschenken und Karten, die er in dieser Zeit erhielt. Es klopfte. "Herein!" bat er seinen Besucher und als er aufsah, erblickte er Ben. "Hallo Jan", begrüsste er ihn und betrat das Zimmer. Ben schien wieder vollständig genesen. Sein kaputter Arm funktionierte wieder und er war von jeglichem Verband befreit. Nur helle Striche am Gesicht verrieten, wo sich die Schnittwunden befanden. "Ben, du hast also daran gedacht!" Ben nickte. "Natürlich. Du kannst ja nicht mit der Strassenbahn zum Flughafen! Ausserdem, habe ich noch eine Überraschung für dich!" Ben legte zwei Finger in den Mund und pfiff.






    Jan sah zur Tür und die kleine Aida tappste ins Zimmer. Sie ging sofort zu Ben und krallte sich an ihn. Dieser hob sie hoch. "Jan, darf ich dir vorstellen? Aida. Aida, das ist Ben. Er hat mal deinen Vater auf trab gehalten." Jans Lächeln wurde breit und hell. Er streckte leicht eine Hand aus und Aida liess ihn machen. Sie nahm sanft einen Finger. "Freut mich sehr, kleine Lady", sagte Jan und lächelte noch breiter. In diesem Moment kamen Semir und Andrea hinein. "Andrea!" jauchzte Jan und Semirs Frau ging auf ihn zu. Sie umarmten sich zärtlich. "Schön dich einigermassen gesund und munter zu sehen", murmelte Andrea und Jan blickte zu Semir. "Wie ist wirklich zauberhaft Semir", lobte er und Aida gluckste auf Jans Kommentar hin. Semir ging auf ihn zu und umarmte ihn.





    Alle gingen sie zum Flughafen und die Zeit des Abschieds trat an, als Jan schon vor der Maschine stand. "Wirst du dich melden?" fragte Semir und Jan nickte mit einem Lächeln. "Ich werde schon darauf achten, dass nicht wieder fünf Jahre vergehen. Glaub mir", versprach er und umarmte seinen ehemaligen Partner noch einmal." Aus der Maschine konnte man Schiller erblicken, der sie lächelnd ansah. "Jan, kommen Sie?" Jan nickte und blickte auf Hotte und Dieter, die noch angerannt kamen. Beide umarmten den Kollegen voller liebe und sahen dann zu Schiller hoch. "Denken Sie daran Schiller! In drei Wochen!" Der Direktor zwinkerte und half Jan in die Maschine. Sie schloss sich und der Platz wurde geräumt. Als das Flugzeug schon am Zenit stand, drehte sich Ben um. "In drei Wochen?" fragte er verwundert und Hotte grinste. "Als wir ihn überwachten. Haben wir viel Poker miteinander gespielt! Nun wollen wir uns in drei Wochen treffen! Wir können diese Niederlagen nicht auf uns Sitzen lassen." Ben grinste und legte einen Arm um Hotte. "Weisst du, dann musst du aber noch viel trainieren. Ich werde dir und Dieter dabei helfen! Und dann gehen wir eine Stufe höher!"



    "Eine Stufe höher?"
    "Er meint Strippoker!" meinte Semir kopfschüttelnd und Ben grinste.





    "Apropos Spiel", begann Semir und nahm seinen Zettel hervor. "Wie viele blaue Autos hast du gezählt?" Ben zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung, ich habe den Zettel schon längst weggeworfen!" Semir grinste. "Gut, dann musst du den Wagen waschen!"
    "WAS?" kreischte Ben und weitete seine Augen. "Wieso?" Semir zog eine Grimasse. "Du hast dich nicht an die Regeln gehalten! Selbst Schuld!"





    Ende




    Und das geschieht in der nächsten Geschichte namens:





    Semir und Ben werden Augenzeugen eines Unfalls. Ein junger Mann wird mit einem Auto angefahren und bleibt verletzt auf der Strasse liegen. Da kurz danach Schüsse fallen beschleissen die Beiden, den Jungen an sich zu nehmen. Schon bald stellt sich heraus, dass der geheimnissvolle Typ Inspector beim Scotland Yard ist und verdeckt in Deutschland ermittelt. Und Semir schaltet als Erster. Der Unfall war kein Unfall, sondern ein Mordversuch. Doch, wer hat es auf den Engländer abgesehen, was tut er hier und vorallem wie können sie sich mit ihm verständigen?

    I walk a lonely Road,
    the lonely road the i've had ever gone
    Green Day - Boulevard of broken Dreams



    Ben erschrak als ihn die Klingel aus dem Schlaf riss. Er blickte aus dem Fenster und sah, dass es inzwischen hell war. Er blickte an sich runter. Er war in vollkommener Kleindermontur eingeschlafen. Er stand auf und ging zu der Türe. Als er durch den Spion blickte, sah er Semir und seufzte kurz. Er atmete kurz ein und öffnete die Türe. "Hey Partner", begrüsste Ben seinen Kollegen und wies ihn auf die offene Küche. "Willst du einen Kaffee?" Semir nickte stumm und setzte sich auf einen der Barhocker. Ben ging auf die Kaffeemaschine zu und schaltete sie an. Ihr lautes Brummen unterbrach die Stille.
    "Zucker oder Milch?" Semir schüttelte auf Bens Frage den Kopf und strich sich kurz über die Augenlider. Ben seufzte und nahm aus einen der Schränke zwei Tassen. "Ben", begann Semir auf einmal und der Angesprochene drehte sich um, "es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so angrunzen sollen. Ich weiss selbst nicht was mit mir los ist." Ben atmete kurz durch und schenkte Kaffee in die Tassen. Seiner fügte er noch Milch hinzu. Er setzte sich Semir gegenüber und gab ihm das Getränk. "Lass' stecken Partner. Ich war auch nicht gerade sehr kooperativ mit deiner Lage."



    Semir nickte leicht und nahm sich einen Schluck. "Wie geht es dir?" Ben sagte nichts. Keine Antwort war auch eine Antwort seiner Meinung nach. Es ging ihm mies. Seine Verletzungen schmerzten, vom Gesicht her sah er aus wie Freddy Krüger und der Anblick von Jan mit der abgebrochenen Stange im Unterleib beherrschte noch immer sein Unterbewusstsein.
    "Warst du noch einmal bei Jan?" Semir nickte und nahm Luft. "Seine Werte haben sich leicht gebessert. Aber aufgewacht ist er noch nicht. Langsam begreife ich ihn." Ben blickte verwirrt drein und Semir lächelte leicht. "Nach einem Sabotageakt hatte ich einen schrecklichen Unfall und fiel ins Koma. Andrea hatte mir darauf berichtet dass Jan fast vor Sorge umgekommen war. Nun in dieser Lage begreife ich auch wieso." Ben grinste leicht und tätschelte Semir auf die Hand. "Wer würde sich schon nicht um dich sorgen, Partner?" Semir verdrehte die Augen und gähnte laut. "Warst du etwa noch mit dem Kerl in der PAST?" Semir nickte und zog eine Adresse hervor.



    "Er war auf jedenfall sehr kooperativ. Name und Adresse seines Auftraggebers." Ben nahm den Zettel. "Herbert Seller. Seller...Seller..."
    "Sagt dir der Name was?" fragte Semir neugierig nach und Ben nickte. Dann schnipste er mit den Fingern. "Na klar. Von meiner LKA Zeit! Der Kerl wird überall schon wegen Auftragsmord gesucht. Selbst Kopfgeldjäger treiben ihr Unwesen um den Kerl zu kriegen. Skrupellos und eiskalt. In meiner Ausbildungszeit durfte ich einem Verhör mit ihm beiwohnen. Ich sag dir, mir ist's eiskalt über den Rücken gelaufen!" Semir nickte und zeigte auf die Tür. "Willst du mich begleiten="
    "Was denn? Kein, "du bleibt besser Zuhause"?" Semir schüttelte mit dem Kopf. "An deiner Stelle würde ich die dreissig Sekunden ausnutzen bevor..."




    In diesem Moment klingelte Semirs Handy und blickte auf den Display. "Das Krankenhaus", murmelte er und Ben wurde es mulmig in der Magengegend. Semir nahm ab und sein Gesicht blieb emotionslos. Erst als er aufhängte begann er zu lächeln. "Was ist los?" fragte Ben neugierig und Semir winkte nur. "Wir müssen ins Krankenhaus Partner, nun komm!" Ben ging hinterher und bevor er sich versah, sass er schon in Semirs Wagen. "Was soll die Geheimnisskrämerei? Geht es um Jan? Oder hat Andrea heimlich ein Geschwisterchen für Aida zur Welt gebracht?" Semir verdrehte die Augen.




    Im Krankenhaus folgte Ben Semir in die Intensiv. Es musste sich also um Jan handeln. Semir ging zu einer Schwester, erkundigte sich und diese liess Semir in das Zimmer und winkte Ben nach. Ben ging hinterher und als er das Zimmer betrat, meinte er dass sein Herz stehen geblieben war. Jan hatte die Augen geöffnet und sah ihn mit einem schwachen Lächeln an. "Hey junger Spunt", flüsterte er leise und Ben ging an das Bett. Er gesellte sich neben Semir und nahm Jans Hand. "Is' ja krass!" stiess er hervor und Semirs Grinsen wurde breiter. "Schön dich wach zu sehen", murmelte er und Jan nickte schwach. Er wirkte immer noch blass, unbeholfen und schwach. Aber die Augen waren offen. "Der Tag fängt ja gut an", jauchzte Ben und das Bild des sterbenden Jans verliess langsam sein Unterbewusstsein.

    Du hast den Raum mit Sonne geflutet
    Herbert Grönemeyer - Der Weg



    Semir blickte aus dem Fenster und erblickte nichts. Der Gang war leer. Jedenfalls in seinem Blickfeld. Er drehte sich wieder zu Jan, ohne in der Ahnung das Ben sich an die Wand neben des Fensters gelehnt hatte, um Semirs Blick zu entgehen. Er blickte durch den Raum wo eine Nachtschwester Wache hielt und liebevoll sich um jeden Patienten kümmerte. Ben atmete tief durch und wollte gerade gehen, als er einen Mann auf die Schwester zulaufen sah, der ihm nur sehr bekannt vorkam. Der Fahrer des Lastwagens. Der Fahrer, der den Bus absichtlich rammte. Er sah, wie dieser nervös wurde und als er Ben sah, stiess er die Schwester weg um sich den Fluchtweg freizumachen.
    "Stehen bleiben!" schrie Ben und rannte hinterher.



    Semir sah auf als er Bens Stimme vernahm und ging sofort aus dem Zimmer. Er sah, wie sein junger Partner Richtung Ausgang lief und er rannte hinterher. Er sah wie der Flüchtende schon in den Wagen gestiegen war und Ben schon auf das Motorrad stieg und hinterher fuhr. Er ging sofort in seinen BMW und fuhr los. Der Flüchtende fuhr Richtung Autobahn und Ben fuhr hinterher. Semir fuhr auf die Nebenbahn und öffnete sein Fenster. "Ben was tust du denn da?" schrie er durch den Fahrwind und Ben drehte sich um. "Das ist der Fahrer des LKW's Semirs! Hinterher!" Semir nickte und zog seine Waffe hervor. Er zielte auf die Reifen und schoss.




    Der Mann verlor die Kontrolle und hielt an. Er sprang aus dem Wagen und Ben stoppte sein Motorrad. Mit einem rasanten Tempo lief er hinterher und packte den Mann an den Beinen. Der Flüchtende stürzte zu Boden und Ben kniete sich auf ihn. "Aufhören!" kreischte der Mann und begann zu zappeln und Ben kämpfte mit den Schmerzen in der Schulter und in der Hand. Die Situation drohte schon dass Ben loslassen musste als Semir übernahm und dem Mann Handschellen anlegte. Ben packte sich an der verletztenden Schulter und nickte dankend. "Danke Partner!" keuchte er hervor und sah Semirs vorwurfsvollem Blick. "Hatte ich dir nicht gesagt du solltest nach Hause gehen?" schimpfte er und Ben suchte nach einer Erwiderung. Fand jedoch keine. Wieder hatte er einfach gehandelt. Gegen Semirs Bitte. "Ich..." Semir winkte ab und nickte zum Motorrad. "Geh nach Hause! Morgen befragen wir diesen Kerl! Und wehe, ich sehe dich noch in der Nähe des Krankenhauses!" Ben sah, wie Semir den Mann zum Auto zerrte und wegfuhr.



    Ben setzte sich auf den Rasen und blickte auf die Autobahn. Er zog aus seiner Hosentasche einen Zettel mit Strichen drauf. Das Spiel das er mit Semir gespielt hatte. Die blauen Autos. Diese Woche hatte doch so schön angefangen und fuhr nun so schrecklich fort. Wütend zerknitterte er das Blatt und warf es hinter sich. Als er in den Himmel blickte. Hatten sich schon die ersten Sterne gebildet. Ben ballte mit der gesunden Hand eine Faust, lockerte sie dann aber wieder.