Beiträge von Eye

    Das Thema hatten wir doch schon und doch, Boris ist gerade in diesen Zeiten eine echte Bereicherung für die Cobra. Dass er gerade bei seinen extrem dramatischen Folgen gerne mal die Logik zur Seite schiebt, um es noch dramatischer zu haben, ist leider so, war mir aber meistens völlig wurscht (Ausnahme: Tödliche Wahl, das ging voll nach hinten los). Weiberfastnacht und Vendetta hätte es auch nicht gebraucht, ansonsten hat Boris wirklich nur starke Folgen verfasst. Ich freue mich über jede Episode, die aus seiner Feder stammt. Wenn man die Serie nicht mehr verfolgt, kann man das natürlich auch schlecht beurteilen, welcher Autor die Cobra in Ruhe lassen sollte und welcher nicht ;)

    Gerade Folge 3 geguckt und bin einfach nur begeistert. Eine der besten Folgen der kompletten Serie. Der Hammer. 10 Punkte, alles richtig gemacht.

    Das sehe ich genauso. Der Story in Folge 1 lief am Ende einfach die Zeit davon und das war in Staffel 6 schon teilweise so. Mir hat die Folge auch nicht sonderlich gefallen, sie will zu viel und breitet nichts so richtig aus.

    Folge 2 ist da zum Glück eine deutliche Steigerung, danach dachte ich mir nur: Geht doch! Aber man merkt immer mehr, dass die Serie doch langsam auserzählt ist.

    Zunächst mal bleibe ich dabei, dass man Paschmann für eine solche Leistung nur Respekt zollen kann. Dass der Plot der Folge dünn und einfach ist, wie ein Gummiband, lässt sich nicht abstreiten, war aber bei Tag der Abrechnung auch nicht anders und ist wahrscheinlich für solche Experimente auch nicht anders lösbar. Paschmann sprüht vor Kreativität und als einzelne Folge ohne Serienkontext gesehen, ist das hier vielleicht das Hochwertigste, was man je von Cobra 11 gesendet hat.

    Bzgl. Semirs Koma bewegt man sich ständig auf einem schmalen Grad, aber ich denke, dass man hier die Mitte zwischen „wirr/konfus“ und „gradlinig/linear“ perfekt getroffen hat. Träume folgen keiner Logik und man hat es in einem Maß dargestellt, welches mich zufriedenstellen konnte.

    Man stellt die Figur Semir Gerkhan hier mit unglaublicher Tiefe dar, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick bemerkt. Im Nachhinein scheint es, als habe sich Paschmann hier bei jedem kleinsten Detail etwas gedacht. Selbst beim Auto, das auf Semir zufährt und an der unsichtbaren Wand abprallt. Zuerst fand ich das irgendwie fehlplatziert... jetzt denke ich an die Deutungsebenen, die sich hier (und nicht nur hier) auftun. Es ist eine Reise durch Leben, Gedanken, Ängste und Charaktereigenschaften von Semir Gerkhan, bei der Paschmann viel und gern mit Metaphern arbeitet. Kleine Schönheitsfehler, wie die Abwesenheit von Dana, Lilly und Ayda in dieser Welt inklusive. In einer fortgeschrittenen, mit der Zeit gehenden Cobra, wäre das Staffelfinale genauso wie Bombenstimmung eine Folge, aus der man das Maximum hätte herausholen können, dort mit einem Komazustand von Ayda/Lilly, hier in Form von Partner-Rückblenden, in Form eines sehr komplexen, sich auf viele vorherige Folgen beziehenden Falles. Auch was die Erzählung der realen Erlebnisse betrifft, muss man Schwächen wie den vollkommen unterschiedlichen Gesundheitszustand von Semir und Paul nach dem Unfall in Kauf nehmen, damit die Folge funktionieren kann. Eigentlich vermeidbar, wenn Paul gar nicht im Auto gesessen, sondern immer noch am Van des Entführers gehangen hätte. Das Finale dagegen sehr stark, wie der Entführer einfach als letzten Ausweg den Suizid sieht, passend zum - zugegeben sehr plump präsentierten - Hintergrund der Figur.

    Genau in der mutigen Erzählweise liegt aber gleichzeitig der „Fehler“ der Episode (in dicken Anführungszeichen): Die Hauptcharaktere dürfen nach RTL-Konzept gar nicht (mehr) eine solche Tiefe besitzen, die Paschmann hier kreiert, denn sonst wäre das Publikum geschlossen anspruchsvoller und es würde geschlossen bei Scheißtag und Co. rebellieren und RTL die Hölle heiß machen. Auch wenn diese Staffel wieder ein Schritt in die richtige Richtung ist, bleibt das Staffelfinale in dieser Hinsicht vorerst einzigartig und serviert das, was auch Bombenstimmung und Schutzengel nicht getan haben.

    Nun könnte man Paschmann also sagen: Thema verfehlt, guter Mann, keine Ahnung vom Format, setzen 6! Derzeit kann man so eine Folge wirklich nur genießen und sich darauf einlassen, wenn man sie als einzelne Episode sieht und das Gros der bisherigen 56 Renner-Folgen dabei ausblendet.

    Allerdings ist Paschmann nicht erst seit gestern bei der Cobra, er ist seit Jahren Francos Kameramann und hat schon an unvergesslichen Werken wie Die dunkle Seite mitgearbeitet (dort allerdings durch die Kamerahaltung bei der Auto-Verfolgungsjagd mehr schlecht als recht). Er gehört zu denen, die das Format wieder in die richtige Spur bringen könnten. Zwischen Leben und Tod ist nicht grundsätzlich unpassend für das Format Alarm für Cobra 11, die Folge kommt nur zu früh oder - je nach Blickwinkel - zu spät, zu einem unglücklichen Zeitpunkt, zu dem man von der Serie anderes gewohnt ist. Der Übergang in Form einer Herbststaffel 2013, der fehlt hier.

    Es bleibt die Frage, ob man dauerhaft eine derart hochqualitative Schiene fahren wird, denn derzeit prallen hier zwei Welten aufeinander, die nicht harmonieren wollen, die Welt der Dramatik, Vielschichtigkeit und Komplexität, die eine stetige Entwicklung der Charaktere mit all ihren Backgroundstorys voraussetzt und die Welt der einfachen Donnerstagabendunterhaltung, bei der man kaum Vorkenntnis braucht, sich nicht groß konzentrieren muss und sich von der Action berieseln lassen kann.

    Ich sehe die Folge so, wie ich sie sehen möchte, als einzelnes Werk und dafür gibt es eine 9/10, da man hier und da noch einiges verbessern könnte und die Episode nicht uneingeschränkt frei von Fehlern ist. Ich denke ebenfalls, dass die Folge sehr stark polarisieren wird und die Wenigsten werden sie wirklich deuten wollen, was im Allgemeinen die Schuld von RTL selbst ist. Der Anfang ist gemacht. Jetzt muss man abwarten, ob es dabei bleibt oder eine Ausnahme war. Die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.

    Und wieder einmal stellt sich nach einer Sendestaffel die Frage nach der besten Folge, dieses Mal aus insgesamt 11 Episoden, mal wieder ohne den eigentlich ab 2008 zur Gewohnheit gewordenen 90-Minuten-Pilotfilm und endlich hat eine Staffel es mal wieder verdient, dass man sich ein wenig ausführlicher mit ihr auseinandersetzt als in letzter Zeit.

    Für mich ist es mit relativ großem Abstand vor Herbst 2016 die bisher gelungenste Paul Renner-Staffel mit sehr vielen Folgen, die man sich guten Gewissens auch ein zweites oder gar drittes Mal ansehen kann. Es mag sein, dass mein Gesamteindruck nicht so voller Euphorie wäre, wenn es die drei vorangegangenen Sendestaffeln nie gegeben hätte, aufgrund derer mein Feuer für die Cobra eigentlich am Ende von Klassenfahrt nahezu unwiederbringlich erloschen war.
    „Schlimmer als Babyalarm kann es doch nicht mehr werden“, waren meine Worte kurz vor dem Einstieg von Paul Renner im Frühjahr 2016. Ich glaube fast, ich habe mich wirklich selten bisher in meinem Leben so dermaßen geirrt.

    Man hat sich in diesen Monaten auf vielen Ebenen wieder stark verbessert. Sei es die Teamarbeit, die Situationskomik (nehmen wir eine der Folgen mal streng raus), die Action (auch wenn immer noch gerne kopiert wird) oder schlichtweg einfach die Geschichten, die da größtenteils erzählt werden und vor allem wie sie erzählt werden, da gelingen nicht nur ein Mal in dieser Staffel endlich wieder Gänsehaut-Momente. Nicht zuletzt achtet man sogar wieder vermehrt darauf, dass der Serienuntertitel nicht vollends in Vergessenheit gerät. Die größte Bereicherung stellt zweifelsohne Christian Paschmann dar (und - auch wenn er schon seit Frühjahr 2018 dabei ist - ich möchte Thomas Höret auf keinen Fall in diesem Atemzug unterschlagen) und ich hoffe inständig, dass vor allem Paschmann seinen Esprit nicht so schnell verliert wie es einst Kai Meyer-Ricks und Ralph Polinski passiert ist. Ich hätte auch nichts dagegen, ihn eine dann nur 5-teilige komplette Sendestaffel machen zu lassen, wenn dafür das Ergebnis so stimmt wie hier. Die Cobra braucht sicher nicht die längsten Sendestaffeln aller Zeiten, wenn dafür nur Käse rauskommt.

    Überhaupt ist die Ausschussware hier einfach so verdammt gering. Selbst Platz 11 ist letztendlich immer noch irgendwo verschmerzbar, nachdem man ja mit Bravour bewiesen hat, dass man noch viel krachender gegen die Wand knallen kann. Wenn man sich erst mal ausreichend zugedröhnt hat, bestimmt sogar super witzig.

    Arbeiten kann man noch daran, wieder deutlich öfter neutrale Kriminalfälle zu bringen ohne dass ein PAST-Mitglied auf welche Weise auch immer in Schwierigkeiten steckt. Thomas Höret und Christian Paschmann haben mit ihren Debütwerken als Regisseure ja gut vorgemacht, dass das funktioniert und nicht zwangsläufig auf Kosten der Spannung gehen muss. Auch die horizontale Erzählweise ist und bleibt ein großer Knackpunkt, genauso wie der Nichtgebrauch von Cliffhangern. Die Kritiken sind doch insgesamt nicht nur hier sehr positiv ausgefallen, man sollte es einfach mal wieder wagen. Dann wirkt eine erzählerisch so unglaublich faszinierende, tiefgehende Folge wie das Staffelfinale auch nicht mehr so deplatziert. Mit der bereits beschlossenen Ritter-Episode im Frühjahr 2019 müssten darüber hinaus endlich zwei endgültige Schlussstriche gezogen werden: Einer unter das Kapitel „Comedy-Episoden“ - zumindest, wenn man weiterhin ernst genommen werden möchte und bei RTL Wert darauf legt, dass hinter der 1, beim Gesamtpublikum nicht so bald eine Zahl zwischen 0 und 4 steht - und einer unter das Kapitel Ralph Polinski, sofern man ihm nicht weiterhin grundsolide Episoden der Sparte Power-Paar gibt, bei denen sich Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit nicht komplett im Weg stehen. Ich habe den Mann immer wieder gerne verteidigt und bis zu Summer & Sharky war für mich auch kein wirklicher Totalausfall dabei, aber gerade in dieser Staffel fällt der Kontrast vor allem dann auf, wenn man seine ernste Folge Hetzjagd auf Semir den übrigen ernsten Folgen gegenüberstellt. Da geht bei der Spannung und den Emotionen einfach viel zu viel verloren und es ist nicht im Ansatz das, was die Cobra selbst im Jahr 2018 noch kann. Schade.

    Auch die Reihenfolge war nicht ganz einfach. Mit 5 vor 12 gab es zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder eine Folge mit ein paar Comedyeinlagen zu viel, die mich irgendwie trotzdem abgeholt hat und mitnehmen konnte. Mit Bombenstimmung, Schutzengel und Auf Leben und Tod hat man innerhalb weniger Wochen die Cobra drei Mal auf ganz unterschiedliche Art und Weise und mit jeweils völlig anderen Qualitätsmerkmalen - und lass es, wie vor allem bei Schutzengel, oft einfach nur Kleinigkeiten sein - wieder zum Leben erweckt. Das Power-Paar steht mit seiner Art, humortechnisch an die gelungenen Ben Jäger-Phasen anzuknüpfen, ebenso im Prinzip ganz alleine da. Harte Schule ließ den Franco wiedererkennen, den ich in der Paul-Ära bisher meistens total vermisst habe. Und in Most Wanted zeigt Darius Simaifar, dass er auf jeden Fall bereit ist, im Rennen um die beste Bildsprache mitzureden.

    Meine Rangliste sieht letztendlich so aus:

    • 342 - Bombenstimmung (10 P)
    • 347 - Zwischen Leben und Tod (9 P)
    • 346 - Schutzengel (9 P)
    • 338 - Harte Schule (9 P)
    • 344 - Amnesie (8,5 P)
    • 337 - Most Wanted (8,5 P)
    • 339 - Showtime für Paul (8 P)
    • 340 - 5 vor 12 (7,5 P)
    • 343 - Das Power-Paar (7,25 P)
    • 341 - Hetzjagd auf Semir (7 P)
    • 345 - Weiberfastnacht (2,5 P)

    Also bitte: Paschmann, Tozza und Höret als zukünftige Regiebesetzung und für Gelegenheitsarrangements gerne Simaifar und Zavelberg - und Boris, bleib der Cobra bis zum Ende treu!
    In diesem Sinne: Bis 2019.

    I think the spring season will start on 14th March because the last episode of the 7th season of "Der Lehrer" is planned for the 7th March. There will be 7 or 8 episodes in the spring season.

    Oha, jetzt reden wir schon über Herbst 2019... Na ja, wenn es sich bewahrheitet, ist es definitiv das Beste, was man momentan machen konnte aus RTL-(Quoten)-Sicht. Ich muss ehrlich sagen, ich würde mich auch freuen.

    Jupp, Jessica Ginkel hatte es auch schon seit einigen Tagen in ihrer Instagram-Story stehen. Freue mich riesig, auch auf Magda und behalte TV Now dafür noch.

    Das hängt aber auch damit zusammen, dass man die Serie in den mittleren Ben-Staffeln zu lange speziell für diese Zielgruppe ausgerichtet hat. Wäre da durchgängig ein Tom Kranich/Jan Richter oder in die andere Richtung Chris Ritter/Alex Brandt geblieben, sähe die Fangemeinde anders aus. Es sind ja auch Leute dabei, die von Anfang an gucken und von denen sind die wenigsten von der Comedyrichtung begeistert.

    Auch nach einer Woche ist und bleibt es eine sehr schwierig zu beurteilende Folge. Vielleicht, weil sie einfach eine Qualität auf den Bildschirm zaubert, die in dieser Form selten geworden ist.

    Schutzengel ist nicht nur ernst(nehmbar), sondern auch stellenweise sehr hart, oft spannend und man hat nicht das Problem, dass mit der genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgenden Auflösung der Spannungsbogen für die letzten Minuten nach unten kippt.
    Es gibt die eine oder andere Wendung und wie Robert hatte ich mich zuerst auf den LKW-Fahrer festgelegt und ich war genauso froh, dass er es nicht war. Genauso dass man durch den Beginn auf eine völlig falsche Fährte gelockt wird, so was ist einfach erfrischend und zugleich bodenständig und glaubwürdig.

    Der Look ist einfach nochmal komplett anders als in den bisherigen Folgen. Eine Mischung aus Zavelberg (Auf eigene Gefahr und später im Finale Vaterfreuden), Tozza (5 vor 12 in puncto Beklemmung), Polinski (Wo ist Semir) und vielleicht einen Hauch Dierbach (Lackschäden). Ich kam zu Beginn etwas schwer rein, was daran liegen dürfte, dass dieser Stil einfach überraschend kam und ungewöhnlich im Vergleich zu der übrigen Regiecrew ist, aber das kann man Christian Paschmann wirklich am allerwenigsten anlasten, der hier zu jeder Zeit einen richtig guten Job macht.

    Die Action hat mich bis auf das Ende nicht sonderlich umgehauen, aber Paschmann hat sich bemüht, etwas Ansprechendes aus seinen begrenzten Mitteln zu kreieren. Das Wiedersehen mit zwei Schauspielern der Alex-Ära hat mich gefreut (Pfarrer aus Revolution, Gangsterboss aus Die letzte Nacht). Die Autobahn spielt eine wesentliche Rolle, der Humor ist dezent und an den wenigen Stellen auch okay. Den Auftritt der Motorradgang hat RTL mittlerweile auf Facebook ja gut erklärt. Es ändert allerdings nichts daran, dass man wieder einmal daran scheitert, so etwas sinnvoll und mit Mehrwert einzubauen. Aber gut, solange es kein Comedystilmittel ist und bleibt, will ich mal nichts gesagt haben.

    Ganz große Klasse übrigens, dass Semir und Paul erst später vor Ort sind und zunächst auf einer Autobahnbrücke essen. Das hat einfach mehr Authentizität als dieses „Oh, Susanne, danke für den Funkspruch, den Wagen sehen wir zufällig 20 Meter vor uns!“. Solche Sachen runden den positiven Gesamteindruck einfach gut ab.

    Der Soundtrack von Nik und Jaro ist in dieser Folge mal wieder ganz großes Kino. Einige bekannte Stücke gab es auch in neuem Gewand, gerade in Szenen mit emotionaler Tiefe wirklich gelungen, vor allem bei der Szene nach der Überbringung der Todesnachricht.

    Überhaupt - diese kleinen Details, die erinnern wirklich an früher. Auch dass es nach gefühlten Ewigkeiten auch mal wieder ein Fall ohne PAST-Bezug schafft, so dermaßen zu packen, berühren, einfach in so ziemlich jeder Hinsicht zu überzeugen ohne Längen und ohne das Gefühl, hier versucht man, Pseudo-Spannung aufzubauen, ist vermutlich bereits seit Tausend Tode nicht mehr vorgekommen.

    Schwer tue ich mich dagegen immer noch damit, dass ein zu Gott findender Killer auch nach seiner Wandlung noch munter weiter mordet und im Finale wirklich eiskalt agiert. Das passt einfach nicht und ist eine Drehbuchschwäche, die man definitiv hätte ausräumen können ohne wieder auf das Standardmotiv aus Folgen wie Toter Bruder, Und Action und Co. verfallen zu müssen. Gleichzeitig ist da - vor allem dann am Schluss durch die angezündete Kerze - diese Gefahr, dass der Pfarrer zur Identifikationsfigur für alle, die mal gehörig Mist gebaut haben, aufgebaut wird. Manche Dinge kann man nicht vergeben.
    Einen skrupellosen Killer krampfhaft vom Teufel zum Hero umzugestalten, der zu Gott gefunden hat, das ist einfach nicht glaubwürdig und wohl dem RTL-Konzept geschuldet. Schade.

    Dennoch gebe ich hier jetzt definitiv sehr gute 9 Punkte. Man kann wirklich noch positiv überraschen, trotz einem Plot, der zunächst eher mäßig interessant klang. Amnesie wurde getoppt, an Bombenstimmung kommt man allerdings nicht ganz heran, aber das ist überhaupt keine Schande. Wenn die Quoten nur auch so gut ausfallen würden...

    So, nach einer Nacht „über das Gesehene schlafen“ fühle auch ich mich in der Lage, eine differenzierte Meinung zu dieser Folge abzugeben:

    Zunächst mal bleibe ich dabei, dass man Paschmann für eine solche Leistung nur Respekt zollen kann. Dass der Plot der Folge dünn und einfach ist, wie ein Gummiband, lässt sich nicht abstreiten, war aber bei „Tag der Abrechnung“ auch nicht anders und ist wahrscheinlich für solche Experimente auch nicht anders lösbar. Paschmann sprüht vor Kreativität und als einzelne Folge ohne Serienkontext gesehen, ist das hier vielleicht das Hochwertigste, was man je von Cobra 11 gesendet hat.

    Bzgl. Semirs Koma bewegt man sich ständig auf einem schmalen Grad, aber ich denke, dass man hier die Mitte zwischen „wirr/konfus“ und „gradlinig/linear“ perfekt getroffen hat. Träume folgen keiner Logik und man hat es in einem Maß dargestellt, welches mich zufriedenstellen konnte.

    Man stellt die Figur Semir Gerkhan hier mit unglaublicher Tiefe dar, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick bemerkt. Im Nachhinein scheint es, als habe sich Paschmann hier bei jedem kleinsten Detail etwas gedacht. Selbst beim Auto, das auf Semir zufährt und an der unsichtbaren Wand abprallt. Zuerst fand ich das irgendwie fehlplatziert... jetzt denke ich an die Deutungsebenen, die sich hier (und nicht nur hier) auftun. Es ist eine Reise durch Leben, Gedanken, Ängste und Charaktereigenschaften von Semir Gerkhan, bei der Paschmann viel und gern mit Metaphern arbeitet. Kleine Schönheitsfehler, wie die Abwesenheit von Dana, Lilly und Ayda in dieser Welt inklusive. In einer fortgeschrittenen, mit der Zeit gehenden Cobra, wäre das Staffelfinale genauso wie „Bombenstimmung“ eine Folge, aus der man das Maximum hätte herausholen können, hier in Form von Partner-Rückblenden, in Form eines sehr komplexen, sich auf viele vorherige Folgen beziehenden Falles. Auch was die Erzählung der realen Erlebnisse betrifft, muss man Schwächen wie den vollkommen unterschiedlichen Gesundheitszustand von Semir und Paul nach dem Unfall in Kauf nehmen, damit die Folge funktionieren kann. Eigentlich vermeidbar, wenn Paul gar nicht im Auto gesessen, sondern immer noch am Van des Entführers gehangen hätte. Das Finale dagegen sehr stark, wie der Entführer einfach als letzten Ausweg den Suizid sieht, passend zum - zugegeben sehr plump präsentierten - Hintergrund der Figur.

    Genau in der mutigen Erzählweise liegt aber gleichzeitig der „Fehler“ der Episode (in dicken Anführungszeichen): Die Hauptcharaktere dürfen nach RTL-Konzept gar nicht (mehr) eine solche Tiefe besitzen, die Paschmann hier kreiert, denn sonst wäre das Publikum geschlossen anspruchsvoller und es würde geschlossen bei Scheißtag und Co. rebellieren und RTL die Hölle heiß machen. Auch wenn diese Staffel wieder ein Schritt in die richtige Richtung ist, bleibt das Staffelfinale in dieser Hinsicht vorerst einzigartig und serviert das, was auch „Bombenstimmung“ und „Schutzengel“ nicht getan haben.

    Nun könnte man Paschmann also sagen: Thema verfehlt, guter Mann, keine Ahnung vom Format, setzen 6! Derzeit kann man so eine Folge wirklich nur genießen und sich darauf einlassen, wenn man sie als einzelne Episode sieht und das Gros der bisherigen 56 Renner-Folgen dabei ausblendet.

    Allerdings ist Paschmann nicht erst seit gestern bei der Cobra, er ist seit Jahren Francos Kameramann und hat schon an unvergesslichen Werken wie der „dunklen Seite“ mitgearbeitet (dort allerdings durch die Kamerahaltung bei der Auto-Verfolgungsjagd mehr schlecht als recht). Er gehört zu denen, die das Format wieder in die richtige Spur bringen könnten. „Zwischen Leben und Tod“ ist nicht unpassend für das Format Alarm für Cobra 11, die Folge kommt nur zu früh oder - je nach Blickwinkel - zu spät, zu einem unglücklichen Zeitpunkt, zu dem man von der Serie anderes gewohnt ist. Der Übergang in Form einer Herbststaffel 2013, der fehlt hier.

    Es bleibt die Frage, ob man dauerhaft eine derart hochqualitative Schiene fahren wird, denn derzeit prallen hier zwei Welten aufeinander, die nicht harmonieren wollen, die Welt der Dramatik, Vielschichtigkeit und Komplexität, die eine stetige Entwicklung der Charaktere mit all ihren Backgroundstorys voraussetzt und die Welt der einfachen Donnerstagabendunterhaltung, bei der man kaum Vorkenntnis braucht, sich nicht groß konzentrieren muss und sich von der Action berieseln lassen kann.

    Ich sehe die Folge so, wie ich sie sehen möchte, als einzelnes Werk und dafür gibt es eine 9/10, da man hier und da noch einiges verbessern könnte und die Episode nicht uneingeschränkt frei von Fehlern ist. Ich denke ebenfalls, dass die Folge sehr stark polarisieren wird und die Wenigsten werden sie wirklich deuten wollen, was im Allgemeinen die Schuld von RTL selbst ist. Der Anfang ist gemacht. Jetzt muss man abwarten, ob es dabei bleibt oder eine Ausnahme war. Die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.

    Paschmann... den Namen sollte man sich merken. Hätte nicht gedacht, dass man solche Wege nochmal gehen würde. Da passt einfach unglaublich viel zusammen.
    Ein wortkarges, auf Bildgewalt ausgelegtes Staffelfinale, welches von vorne bis hinten komplett fantastisch durchgeplant erzählt wird, eigentlich in einer Viertelstunde machbar (Tag der Abrechnung lässt grüßen) und dennoch nie auch nur einen Hauch von langweilig. Nur das Schreien des Cliffhangers, hier lauter als je zuvor in der Roesner-Ära, das hat RTL leider noch nicht gehört. Na ja, 2020 ja vielleicht mal wieder...

    Franco, halt dich ran. Der Thron wackelt. Auf die Frühjahrsepisode von Paschmann freue ich mich jetzt schon. Und jetzt haut endlich Polinski raus!

    Dein Geschmack gibt mir Rätsel auf. Du stehst auf die Comedyfolgen von Roesner, bezeichnest dann eine hochwertige, ernste und humorfreie Folge als beste seit langem, aber die Kiefer-Folgen, die oft eine ähnliche Richtung wie der Schutzengel einschlugen, findest du furchtbar? Ich lese da eher einen Hass auf Vinzenz Kiefer selbst heraus. Wer die Hochwertigkeit vom Schutzengel lobt, müsste sonst eigentlich auch mit Folgen wie Ausgelöscht, Die dunkle Seite, Angst oder Tag der Abrechnung keine Probleme haben.

    Uff, jede Comedy-Folge mit Roesner ist also besser als die Comedy-Folgen mit Beck, Oliver und Steinke?
    Da gebe ich mir lieber 10x Babyalarm, den Prüfer, den letzten Tag und Wettlauf gegen die Zeit, bevor ich mir nochmal ansehen muss, wie Semir die Treppe runterfällt, sich als Fidelito zum Kasper macht oder beim Fönen einen Stromausfall produziert.