Hui! Also erstmal, der Sparkurs wird wenig überraschend auch hier gefahren. Die Social Media-Fans werden (erneut) bitter enttäuscht sein, dass es hier gerade mal für einen kleinen Standardstunt zum Beginn der Folge gereicht hat, also nur etwas mehr als beim Staffelauftakt. Dann ist es schon verrückt, wie man das Team jetzt aufteilt und - Dana ausgenommen - in jeder Folge einen anderen Teil einbaut. In Folge 1 Hartmut, in Folge 2 Susanne, Finn und Kim und hier Jenny und Dana. Ich hatte mir von dieser Folge auch nicht mehr als ein solides, wenig innovatives 8-Punkte-Werk versprochen, das man sich gut ansehen kann, aber nicht besonders positiv hervorsticht. Genauso ist das erste Viertel dann auch. Aber die Folge steigert sich im weiteren Verlauf mit jeder Minute immer mehr und mündet schließlich in einem absolut überzeugenden Finale. Die fehlenden Autostunts vermisst man spätestens in der zweiten Hälfte kein bisschen mehr, das Geballer erst recht nicht. Solche Folgen, die mit minimaler Action auskommen müssen, dürfte es in Zukunft wohl häufiger geben, aber wenn man das so kompensiert, wie Thomas Höret das hier geschafft hat und bei diesem reifen, thrilligen Stil bleibt, sollte das kein großes Problem sein. Toll übrigens, dass der Konflikt aus „Außer Atem“ mit Sicherheit ganz bewusst zumindest indirekt angesprochen wird. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Folge mit der Chefin, ob das da so bleibt. Wenn sie in „Verhängnisvolle Nacht“ mitwirkt, dann gibt die Handlung dort auf jeden Fall eine weitere Steilvorlage für eine Fortpflanzung des Konflikts her.
Sehr positiv möchte ich hier, gerade weil ich das bisher äußerst selten - wenn überhaupt mal - getan habe, Danas diesmalige Figurenzeichnung hervorheben. Dass sie als junge Polizistin ihre gelegentliche Forschheit nicht gänzlich abgelegt hat, ist denke ich durchaus so gewollt (gerade weil sie Semirs Tochter ist), aber man reduziert es angenehm Stück für Stück immer weiter und lässt Dana hier endlich mal reifer und erwachsener werden. Würde mich freuen, wenn das so weitergehen würde.
Genial in dieser Folge ist übrigens - auch wenn das höchstwahrscheinlich eher unbewusst passiert ist - auf welche Art man hier mit dem Hauptkritikpunkt aller Nichtfans der Serie - der Surrealismus - spielt. Gefällt mir definitiv besser als die ach so lustigen Momente in der Comedyzeit, als RTL sich mit „Du weißt schon, dass wir bei der Autobahnpolizei sind und nicht bei den Ghostbusters“ und Co. ganz lustig selbst auf die Schippe nehmen wollte.
Ich tendiere hier vor allem aufgrund der sehr starken zweiten Hälfte auch wieder zu 9 Punkten. 8,5 würde ich definitiv geben.
Ganz allgemein befürchte ich aber, dass der erneute Ausflug in die Thriller-Richtung nicht von langer Dauer sein wird, neuer Geschäftsführer hin oder her. Die meisten Zuschauer lieben Cobra 11 wegen der Action und weil sie sich ohne mitdenken zu müssen berieseln lassen können. Die Sendung lief in den bisherigen 23 Jahren leider viel zu lange in genau diese Richtung. Langfristig könnte man zwar neue Fans generieren, auch indem man zukünftig einfach gar keine Folgen mehr aus der Comedyzeit wiederholt, aber ich gehe stark davon aus, dass RTL keinen so langen Atem haben wird. Deshalb werde ich auch jede neue Folge, die in die Richtung der ersten drei Folgen dieser Staffel geht, so gut wie nur möglich genießen.