Beiträge von Mikel

    Respekt :thumbup:… Das plötzliche Auftauchen der Lehrer verschafft nicht nur Felix einen Adrenalin-Kick … sondern auch mir als Leser … aber ist ja noch mal gut gegangen

    Mal schauen, ob die Gesuchte auf den Fotos ist ... denn sonst :/:/
    Nach wie vor frage ich mich, was sind die Beweggründe für Chloe, dass sie Felix hilft …:/:/:/

    Gabriela schoss es ihm durch den Kopf. …
    Camil eilte nach draußen und sah die junge Russin in der Tür zum Partyraum stehen. Er rannte auf die junge Frau zu, die völlig außer Fassung wie angewurzelt da stand. Ihr Blick war starr auf die Leiche des Albaners gerichtet. Sie zitterte und stand völlig unter Schock. Er fasste sie an den Schultern an und schüttelte sie kurz. Sie schrie hysterisch weiter.

    „Scht … Beruhige Dich! … Hör auf zu schreien, Mädchen!“, sprach er beruhigend auf sie ein, „Du kannst es nicht mehr ändern. Der Narr ist selbst schuld an seinem Schicksal!“

    Es half nichts. Sie schrie einfach weiter und er verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Elena schluchzte und erstarrte … sie schluckte ihre Tränen hinunter und blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    „Egal was der Kerl dir versprochen hatte, es ist aus und vorbei. Verstanden! …. Er wird dich nicht mehr beschützen. … Verstanden! … Hast du mich verstanden!“ sprach er energisch auf sie ein, umfasste ihre Schultern und schüttelte sie. „Wenn du hier lebend rauskommen willst, dann reiß dich zusammen! … Gabriela ist unberechenbar, halte dich so gut es geht in den nächsten Stunden von ihr fern!“

    Elena nickte eingeschüchtert. Sie verstand die deutsche Sprache besser, als sie diese sprach.
    „Bringe mir Putzzeug!“, forderte er die Russin auf, „und dann verzieh dich in dein Zimmer!“


    Angelockt vom Blutgeruch schwirrten etliche Schmeißfliegen, die ihren Weg durch die geöffnete Terrassentür in den Partyraum herum. Wenn es neben Ratten etwas gab, was Camil hasste, dann waren es diese Plagegeister. Wenn sich diese Viecher und anderes Ungeziefer nicht im Haus breit machen sollten, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als den Befehl der Kroatin auszuführen den Partyraum gründlich zu säubern. Er verzog angewidert das Gesicht bei dem Gedanken und stieß ein paar derbe Flüche in seiner Heimatsprache aus.
    ****
    Remzi traf nach dem Mord an den Attentäter alleine in der Villa ein. Sascha und die anderen Gehilfen aus der Bande von Stojkovicz hatten sich auf Gabrielas Anweisung hin, in eine Tarnwohnung im Kölner Zentrum zurückgezogen. Camil fing ihn bereits in der Eingangshalle ab und informierte seinen Freund über die Begebenheiten, die sich vor zwei Stunden im Keller abgespielt hatten. Der grauhaarige Söldner fluchte lauthals vor sich und bebte vor Wut. Dieser Rachefeldzug verlief alles andere als planmäßig.

    „Wo ist sie?“, fragte der Ältere.

    „Oben! … Sie tobt und ist völlig neben der Spur! Nimm dich in Acht, Remzi! Die Frau spinnt im höchsten Grad!“, knurrte Camil als Antwort zurück. Wie zur Bestätigung hallte das Zerbersten eines Spiegels durch die Eingangshalle.

    „Ich kümmere mich darum!“, brummte Remzi.

    Zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, stürmte der Söldner die Freitreppe nach oben. Der Lärm, den ihre Zerstörungswut verursachte, zeigte ihm den Weg zu der Kroatin. Unter dem Türrahmen blieb er erst einmal stehen und betrachtete das Schlachtfeld und Gabriela. Ihr Gesicht hatte sich zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Aus ihren Augen sprach der unverhohlene Wahnsinn.
    Remzi fragte sich, was war aus der Frau geworden, die er ausgebildet hatte, mit der er in früheren Jahren Attentate geplant und etliche Überfälle durchgeführt hatte. Damals hatte er ihren messerscharfen Verstand und ihren gewissen Hang zur Genialität bewundert. Sie hatte weder Moral noch Skrupel beim Durchführen ihrer Pläne und Mordaufträge gekannt. Doch niemals hätte sie sich zu solch einer unkontrollierten Zerstörungsaktion hinreißen lassen. Die Ereignisse des letzten Jahres schienen sie komplett verändert zu haben.

    „Sag mal geht’s noch!“, brüllte er die Kroatin in ihrer Muttersprache an. „Haben sich bei dir einige Schrauben gelockert?“
    Er deutete dabei mit der flachen Rechten an seine Schläfe. In ihrem Wutausbruch hatte Gabriela vorher das Schlafzimmer des Albaners verwüstet und stand schweißgebadet und keuchend in Mitten des Raumes. Das Zimmer glich einer Trümmerlandschaft, über die ein Wirbelsturm hinweggefegt war und alles zerstört hatte, was auf seinem Weg lag.

    Gabriela ließ das Fläschchen Eau de Toilette, welches sie in der Hand hielt, achtlos auf den Boden fallen und starrte ihren alten Weggefährten an. Der Geruch des Rasierwassers verbreitete sich im Raum. In diesem Moment war Remzi das nächste willkommene Ventil für sie, um sich abzureagieren. Sie überschüttete ihn mit Vorwürfen, weshalb der Anschlag auf Julia Jäger fehlgeschlagen war. Remzi und die Kroatin gerieten in eine heftige verbale Auseinandersetzung. Anfangs ließ der Söldner die Beschimpfungen schweigend über sich ergehen, in der Hoffnung Gabriela würde sich dadurch beruhigen. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie steigerte sich gleich einem Rauschzustand immer mehr hinein und als sie nur noch geifernd, sabbernd und schäumend vor Wut vor ihm stand, platzte ihm der Kragen.

    „Mensch beruhige dich doch endlich wieder Gabriela“, blaffte Remzi die Jüngere ziemlich lautstark und unbeherrscht an und trat einige Schritte auf sie zu. „Was ist los mit dir? Hat dir dein Wahn nach Rache sämtlichen Gehirnzellen frittiert oder kannst auch noch mal einen Moment klar denken?“

    Er umfasste mit einem brutalen Griff ihre Schultern und schüttelte sie. Gabriela heulte schrill vor Schmerz auf. Ihr Körper vibrierte und in ihren Augen verlosch der irre Glanz. Sie atmete keuchend ein und aus und der Grauhaarige hatte das Gefühl, dass sie langsam wieder in der Wirklichkeit ankam. Mittlerweile wusste er, wer den Anschlag im Krankenhaus in letzter Sekunde vereitelt hatte. Ihm war klar, dass diese Nachricht der Kilic nicht gefallen würde. Doch ihre Reaktion darauf übertraf alles.

    „Es konnte keiner voraussehen, dass ausgerechnet dieser kleine Giftzwerg Gerkhan im Krankenzimmer von Julia Jäger auftauchen würde!“

    „Gerkhan!“ fauchte sie wie eine wildgewordene Raubkatze und fletschte dazu ihre Zähne. Ihre Augen fielen ihr fast aus den Augenhöhlen vor Wut. „Gerkhan … Gerkhan ist in Köln! … Ihr Idioten, ihr Taugenichtse, wer von euch hat behauptet der Autobahnbulle wäre in der Türkei? … Oh Gott, wenn ich den in meine Finger bekomme! …Schau her!“, geiferte sie und riss sich den Bolero vom rechten Oberarm. „Er ist dran schuld, dass ich wie Monstrum aussehe, vor dem sich Männer ekeln! Gerkhan ist an allem schuld!“

    Sie holte mehrmals Luft, schnaubte vor sich hin, wie ein wild gewordener Stier und begann auf ein Neues den Älteren mit einer Ansammlung übelster kroatischer Schimpfwörter zu belegen. Mit ihrer Linken hämmerte sie auf die Brust des Mannes ein. Nun wurde es Remzi zu bunt. Er verpasste der jüngeren Frau links und rechts einige schallenden Ohrfeigen, was sie vor Schmerz aufheulen ließ und umfasste ihr Kinn. Den Kräften Remzis hatte sie nichts entgegenzusetzen. Mit einem eisernen Griff zwang er Gabriela ihm in die Augen zu schauen. Seine grünen Augen loderten sie an. Die Schärfe seines Tonfalls ließ sie verstummen.

    „Vergiss nicht, mit wem du redest Gabriela! … Ich bin keines deiner Schoßhündchen, die du in den vergangenen Jahren um dich gescharrt hattest, wie diesen Nicholas Schneider oder deinen Cousin Mario!“ Er hob dabei drohend wie ein Lehrer den Zeigefinger. „Verstanden!“ Sie nickte andeutungsweise in seinen eisernen Griff hinein. „Gut! … Also überlege dir genau, was du mir vorwirfst! … Ich hatte dich von Anfang an gewarnt, diese Albaner mit ins Boot zu holen. Doch du wolltest wieder mal schlauer sein, als alle anderen und gleich für die Polizei den perfekten Bösewicht mitliefern. Das ist wohl gründlich in die Hose gegangen! Mit unseren eigenen Leuten wäre das nicht passiert!“

    Er ließ ihr Kinn los, auf dem sich die Druckstellen seiner Fingerkuppen abzeichneten. Sie machte einen Schritt rückwärts. Ihre Wangen waren von seinen Schlägen gerötet.

    „Ab jetzt gelten auch meine Spielregeln, sonst bin ich hier schneller weg, als du piep sagen kannst verstanden!“

    Sie biss sich auf die Lippen und bewegte den Kopf auf und ab.

    Camil, der sich im Obergeschoss aufgehalten hatte, benötigte einige Minuten länger um in den Keller zu gelangen. Er stieß die Tür zur Folterkammer auf. Mit einem Blick hatte er erfasst, was sich zu getragen hatte. Der Schnauzbärtige hielt es für klüger, die Kroatin nicht anzusprechen.
    Gabriela stand in der Mitte des Raumes und starrte auf Ben Jäger. Kaum hörbar murmelte sie in ihrer Muttersprache eine Serie von Verwünschungen und Hasstriaden vor sich hin.
    Der irre Glanz in ihren Augen war unübersehbar. Ihr Atem ging keuchend und ihr Körper bebte vor Erregung. Sie wirkte auf Camil wie eine Stange Dynamit, an der man die Lunte angezündet hatte und die jeden Moment explodieren und alles in ihrem Umkreis vernichten würde.
    Er schlich sich förmlich an ihr vorbei und schritt zu dem Polizisten. Er tastete nach dessen Puls und brummte zufrieden, als er an der Halsschlagader ein schwaches Klopfen fühlen konnte. Rücksichtslos riss er die Reste des Shirts vom Oberkörper runter und begutachtete die Schussverletzungen.

    „Bullshit!“, entfuhr es ihm, als er das Einschussloch im Bauchraum begutachtete. Auf Höhe des Bauchnabels, seitlich versetzt, war die Kugel in den Körper eingedrungen. Unaufhaltsam quoll ein dunkelroter Blutstrom aus dem ausgefransten Einschussloch. Er brauchte kein Arzt zu sein, um sich vorzustellen, welchen Schaden das Geschoss in den Eingeweiden des Polizisten angerichtet hatte. Selbst wenn man den Verletzten sofort in ein Krankenhaus schaffen würde, war es seiner Ansicht nach fraglich, ob der diese Verletzungen überleben würde. Eine weitere Kugel hatte die Schulter gestreift und ein weiteres Geschoss schien sich auf Höhe des Hüftknochens in das Fleisch des Polizisten gebohrt zu haben. Er schnaufte tief durch. Aus einer der zahlreichen Taschen seiner Kampfhose zog er ein Klappmesser und durchschnitt die Fesseln des schwer Verletzten. Der Verwundete stöhnte vor Schmerz auf, als er ihn langsam zu Boden geiten ließ. Der Schnauzbärtige kniete sich neben Ben nieder und untersuchte nochmals eingehend Schussverletzungen. Dabei bemerkte er, dass der Polizist ins Reich der Schatten hinüber geglitten war.

    Gabriela beobachtete die Szene schweigend. Erwartungsvoll blickte sie ihren Helfer an.

    „Der macht es nicht mehr lange!“, mit diesem einem Satz fasste Camil alles zusammen, was sie befürchtete. Die Kroatin nickte wortlos und dachte nach. Hinter ihrer Stirn arbeitete es fieberhaft. Ihre Rachepläne, die sie sich in den letzten Monaten so wunderbar ausgedacht hatte, bis ins letzte Detail ausgemalt hatte, teilweise umgesetzt hatte, mit einem Mal waren sie dahin, wie eine Seifenblase zerplatzt und hatten sich im Nichts aufgelöst.

    Sie biss sich auf die Lippen und schüttelte fast schon ungläubig den Kopf. Es war wie verhext. Ihr prüfender Blick blieb auf den geschundenen Körper des verletzten Polizisten haften.

    „Verbinde ihn! ... Schaff ihn hier raus!“, ordnete sie befehlsgewohnt an. „Vor allem! ... Sorge dafür, dass er am Leben bleibt!“

    Camil fuhr aus der Hocke in die Höhe und schritt auf Gabriela zu.

    „Wie stellst du dir das vor, ich bin kein Arzt! ... Wohin soll ich ihn schaffen? Zurück in sein Kellerloch? Da kann ich ihn auch gleich hier verrecken lassen!“, gab er ihr leicht genervt zur Antwort.

    „Pfff ... Lass dir was einfallen!“

    Camil schaute sich suchend im hinteren Teil des Raumes um. Irgendwo mussten doch Remzis Ausrüstungsgegenstände aus Armeezeiten rumliegen. Seine Folterwerkzeuge lagen auf dem Tisch, doch der Rest seiner Ausrüstung, einschließlich des Erste-Hilfe-Rucksacks, musste sich ebenfalls hier im Raum befinden. Er entdeckte den kleinen unscheinbaren Rucksack mit dem roten Halbmond auf weißem Untergrund seitlich neben einem der Sofas auf dem Boden liegen. Rasch entnahm er das Verbandsmaterial, das noch aus Militärbestanden stammte.

    Routiniert verband er die Schussverletzungen des Polizisten. Das synthetische Verbandsmaterial aus Militärbeständen enthielt Quickclot, welches die Blutungen relativ schnell stillen würde. Keine Aussicht auf Rettung, waren seine Gedanken dabei, in seinen Augen war Ben Jäger bereits ein toter Mann. Wenn man gnädig wäre, würde man ihm gleich eine Kugel durch den Kopf jagen und das qualvolle Sterben in den nächsten Stunden ersparen. Aber er hatte hier nichts zu melden. Momentan schwebte der Polizist in tiefster Bewusstlosigkeit. Kein Laut war über dessen Lippen gekommen, als Camil seine Schussverletzungen verbunden hatte.

    „Und wohin mit ihm Gabriela?“ fragte er nochmals nach. Er hatte die Arme des Polizisten gepackt und wartete auf ihren Befehl.

    „Schaff ihn rüber in den Fitnessraum und kümmere dich um ihn! …“ Gabriela war im Begriff in den Raum zu verlassen. Einen Augenblick hielt sie inne und drehte sich um. „Den Narr da hinten!“ Ihr Zeigefinger deutete auf die Leiche von Rashid. „Entsorge ihn! … Ich will den Kerl nicht mehr sehen! … Lass mich in Ruhe nachdenken! … Remzi wird der nächsten Stunden auch hier ankommen! Wir reden später darüber, wie es weiter geht! Und vor allem, lüfte und mach hier sauber! Ich ertrage nicht diesen widerlichen Gestank nicht länger!“

    Nach diesen Worten verließ sie endgültig den Raum und begab sich in ihr Schlafzimmer im ersten Stock. Rücksichtslos zog der Schnauzbärtige den Verletzten an seinen Armen über den Gang. Eine Schleifspur aus Blut blieb auf den weißen Marmorfliesen zurück.

    Der Fitnessraum im Kellergeschoß und befand genau auf der gegenüberliegenden Seite des ehemaligen Partyzimmers am Ende des Flures. Camil hatte dort in den vergangenen Tagen des Öfteren auf der Ruderbank oder an den Gewichten trainiert. Die Ausstattung ließ keine Wünsche offen und machte jedem Fitnessstudio Konkurrenz. In einem daran angrenzenden Nebenraum befand sich ein kleines Badezimmer mit Dusche, um sich nach dem Training sofort wieder frisch zu machen. Auf der großen Bodenmatte, die der früheren Hausbesitzerin für ihre Yoga-Übungen gedient hatte, legte er den Verletzten ab, überzeugte sich kurz, ob die Verbände ihre Wirkung erzielt hatten und die Blutungen gestillt wurden. Achtlos warf er eines der großen Badelaken über den Polizisten.

    Anschließend zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte bei jedem Zug tief den Rauch. Ohne eine Spur von Mitleid betrachtete Camil den Bewusstlosen. Sein Aufenthalt hier in der Villa war für ihn nur ein gut bezahlter Job, der es ihm ermöglichen würde, sich seinen Traum von einer kleinen Ferienwohnanlage am Meer in seiner Heimat zu erfüllen. In Kroatien wartete eine neue Zukunft. Wenn er in seine Heimat zurückkehrte, wollte er seine langjährige Freundin heiraten, eine Familie gründen. Das war alles, was für ihn zählte und wichtig war.

    Ein gellender Aufschrei hallte durch die Kellerräume und riss ihn aus seinen Gedanken.

    hmm :/:/:/

    das hört sich ja grundsätzlich mal alles sehr positiv an, was man da von Semir hört ... ;)

    seinen Kommentar gegenüber der Schwester fand ich Spitze :)

    der erste Schritt zur Genesung ist getan

    wobei:?:Bei den Ausführungen des Arztes während der Visite ist mir wieder das Ausmaß der Verletzungen des Türken bewusst geworden.

    Wird Semir Folgeschäden davontragen? Wieder als Polizist arbeiten könenn? Da schwirren mir viele Fragen im Kopf herum ...

    Andrea hat sich anscheinend auch wieder etwas beruhigt. Ich hoffe und wünsche es mir, dass sie Ben zu seinem Freund ans Krankenbett lässt

    uiiii ... :huh: da ist der Haussegen im Hause Jäger aber gewaltig in Schieflage geraten

    Eigentlich, das Wort, welches man meiden sollte ^^, sollten es die beiden doch besser miteinander können ... Reden hilft, denn weder Ben noch Sarah haben telepathische Fähigkeiten

    schon manch einer hat es bereut, wenn man im Streit auseinander ging ...

    zumindest Lucky's Verschwinden hat sich aufgeklärt :) ... ein Hund wandelt auf Freiersfüßen :):love: dabei hatte ich so ein kleine Hoffnung gehegt, dass Ben durch die Suche nach seinem Hund auf den ersten kleinen Hinweis nach dem gelben Spider stößt.

    Zuerst setzte der Schmerz nur ansatzweise ein. Instinktiv wollte er mit seinen Händen danach greifen, es ging nicht. Sein Blick wanderte nach unten. Um seine Körpermitte entstand ein kleiner Blutfleck, der sich ständig vergrößerte. Hinzu kam ein gleißendes Feuer, das sich von seinem Nabel aus auf den restlichen Körper ausbreitete, jede Zelle schien davon betroffen zu sein. Er hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen. Seine Beine konnte sein Gewicht nicht mehr tragen, er sackte in sich zusammen.

    Die Stricke an seinen Händen hielten ihn erbarmungslos aufrecht. Doch der Schmerz an seinen Handgelenken, in seinen Armen war nichts im Vergleich zudem was sich in seinem Unterleib abspielte. Die Schmerzen kamen in Intervallen, raubten ihn den Atem … raubten ihn fast den Verstand. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Haut. Er wollte schreien … es ging nicht, wollte sich zusammen krümmen …es ging nicht. Ein Schleier legte sich vor seinen Augen und ließ alles verschwimmen. Die Geräusche seiner Umgebung nahm er nur noch gedämpft wie durch Watte wahr.

    Aufgeschreckt von den Schüssen eilte Gabriela in den Kellerraum zurück. Wutentbrannt hatte sie das Telefongespräch mit Remzi beendet. Der Anblick, der sich ihr bot, schockte sogar die abgebrühte Kroatin. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht damit. Ein halbtoter Ben Jäger hing an den Stricken. Der sich ständig vergrößernde Blutfleck in seiner Körpermitte war unübersehbar. Gabriela hatte in ihrem Leben schon genug Schussverletzungen gesehen, um sich darüber im Klaren zu sein, dass diese Verletzung mit der größten Wahrscheinlichkeit tödlich enden würde.

    Der Schock saß tief bei ihr. Von einem Augenblick zum anderen waren ihre sorgsam ausgetüftelten Rachepläne im Hinblick auf Ben Jäger zu Nichte gemacht worden.

    „Du A.rsch! … Du hirnverbrannter A.rsch! … Was hast du H.urensohn nur angerichtet!“ schrie sie außer sich vor Wut den jungen Albaner an, der mit weit aufgerissenen Augen vor ihr stand und abwechselnd sie und den Polizisten anstarrte. Es folgte noch eine Serie von Flüchen und Beschimpfungen der übelsten Art in ihrer Muttersprache.

    Rahsids Hände zitterten, sein kompletter Körper begann zu zittern. Seine sämtlichen Härchen stellten sich auf. Mit einem Schlag war die Ernüchterung für den Albaner gefolgt. Ihm wurde klar, zu was er sich hatte hinreißen lassen und welche Konsequenzen dies für ihn haben würde. Sein Herz raste wie wild und kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Der Polizist hatte ihn überrumpelt. Gleichzeitig hatte er sich von seinen Rachegefühlen hinreißen lassen. Die Augen der Kroatin leuchteten wie irre vor Hass auf. Ihm war klar, sie würde Vergeltung von ihm einfordern. Eine tödliche Vergeltung! Er richtete seine Kanone auf die Kroatin, die völlig ungedeckt vor ihm stand. Hektisch drückte er den Abzug durch. Es gab nur ein leises Klicken. Die Pistole war leer geschossen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Paukenschlag. Anfängerfehler! Er hatte nicht mitgezählt, wie oft er auf den Polizisten geschossen hatte. Kraftlos entfiel die Waffe seinen Händen und landete klappernd auf dem Boden. Abwehrend hob er die Hände auf Schulterhöhe, als sollten diese seine Unschuld bezeugen und die Kroatin um Gnade anflehen.

    „Tut mir leid Gabriela … Das wollte ich nicht! … Glaube mir doch! … Ich wollte das nicht!“ versuchte er sich zu rechtfertigen. „Der Bulle hat mich provoziert … er hat mich beleidigt … unsere Familienehre beleidigt. Bitte …!“ Seine Worte blieben ihm im Hals stecken, als er erkannte, wie die Frau aus einem Holster hinter ihrem Rücken mit der linken Hand eine Pistole zückte und auf ihn anlegte.

    „Das hättest du dir früher überlegen sollen Jüngelchen! … Ben Jäger war MEIN! … Verstehst du … MEIN! …MEIN … MEIN!“ Die letzten Worte schrie sie mit einer sich überschlagender Stimme hinaus. Der junge Albaner wich langsam zurück, ging rückwärts, in der Hoffnung dem Unausweichlichen doch noch entgehen zu können. Die Wand stoppte seine scheinbare Flucht.

    Sein letzter Aufschrei „NEEEEEEEEEEiiiiiiiiiiiiiin!“, verhallte ungehört in dem Kellerraum.

    Wie in Zeitlupentempo zog sie den Abzug der Waffe durch. Die Kugel verließ den Lauf und drang in die Stirn des jungen Mannes ein, zerfetzte den Schädelknochen. Die einstmals weiße Wand wurde überzogen mit Teilen seines Gehirns und den Knochenfragmenten. Blut spritzte umher. Mit aufgerissenen Augen sank er zu Boden und war schon tot, bevor sein Körper aufschlug.

    „Misch dich niemals in meine Pläne ein Jüngelchen! Diese Lektion hast du nun wohl verstanden!“
    Gabriela legte den Kopf seitlich und begutachtete die Leiche.

    Die Gewissheit, dass sein Opfer Gabriela einen Strich durch die Rechnung machen würde, gab ihm die mentale Kraft und nahm ihm die Furcht vor dem was kommen würde. Wen er nicht mehr am Leben war, würde eine Ermordung von Julia und Anna würde für die Kroatin keine Bedeutung mehr haben. Ben war sich sicher, nur so konnte er die beiden Menschen, die er am meisten liebte, retten.

    So gut es ging, versuchte sich der Polizist aufzurichten. Sein gesundes linkes Bein trug sein Gewicht. Das Adrenalin verabschiedete sich langsam aus seinem Körper, der Schmerz kehrte erbarmungslos wieder. Ben verdrängte ihn in die hintersten Winkel seines Bewusstseins. Seine Stimme glich zu Beginn seiner Ansprache mehr einem Krächzen. Doch mit jedem Satz bekam sie einen festeren Klang.

    „Hey, du Balkanbauernfresse, funktioniert deine Technik mal wieder nicht?“, sprach Ben den jungen Mann provozierend an. Der richtete sich hinter seinem Bildschirm auf und glotzte in Richtung des Polizisten, der unbeirrt weiter redete.

    „Remzi hatte schon Recht! Du bist echt ein Versager! … Dein Vater hätte dir halt nicht nur ein paar Püppchen zum Spielen geben sollen, wie einem Mädchen, sondern Spielzeug für echte Männer! … Eine Knarre, zum Beispiel!“

    Das Gesicht des Albaners färbte sich dunkelrot vor Zorn. Seine Atmung wurde hörbar lauter.
    „Halt’s Maul du Bullenschwein! … Sonst stopfe ich dir die Fresse!“, blaffte er zurück und trat einen Schritt hinter seinem Computertisch hervor.

    Ermutigt von der Reaktion seines Widersachers legte Ben noch einen drauf. Tief in seinem Inneren mobilisierte er seine letzten Kraftreserven.
    „Du … mir die Fresse stopfen? … Das ich nicht lache! … Du Weichei, kannst mich ja nicht einmal richtig anschauen ohne dass du gleich kotzen musst!“


    Ein verächtliches Lachen kam über die Lippen des Gefolterten.

    „Hör auf! … Hör auf, du Bullenschwein! … Niemand redet so mit mir! … Niemand!“ Rashid ging drei Schritte auf Ben zu. Sein Blick irrte durch den Raum … er suchte etwas … er lauschte. „Keiner hat das Recht so mit mir zu reden!“, bekräftigte er in einem schrillen Tonfall seine Aussage. „Schon gar nicht DU, der am Unglück meiner Familie schuld ist.!“
    Seine Rechte tastete dabei hinten am Rücken herum. Im Hosenbund steckte, verdeckt durch sein überhängendes Hemd eine kleinkalibrige Pistole, die er wie aus dem Nichts hervorzauberte, in seiner Hand hielt und auf Ben zielte.

    Dieser lachte bei dem Anblick des Albaners erneut verächtlich auf. „Was willst du Warmduscher denn mit einer Knarre in der Hand?“ … Ben lachte wieder und hustete dabei leicht. Er ließ dem jungen Mann all seine Verachtung spüren. „Pass bloß auf, dass du dir vor lauter Angst nicht in die Hose pisst! … Oder noch viel schlimmer! … Wenn die Waffe geladen ist, dass du dir aus Versehen dein Ding wegschießt!“

    Ben grinste und feixte vor sich hin, als würde er sich das in einer Art Kopf-Kino gerade vorstellen. Der Albaner entsicherte die Waffe. Jeder einzelne Satz reizte ihn, stachelte seinen Hass auf Ben Jäger an. „Weißt du Rashid, so heißt du doch? … Wie konnte ein Mann wie dein Vater nur solch einen Weichling wie dich zeugen? … Im Suff? … Oder ist deine Mutter eines der Callgirls gewesen, die es mit jedem in einem von euren Freudenhäusern trieb?“

    Bens letzte Aussage, die eine Beleidigung seiner geliebten Mutter war, hatte mental eine Grenze bei seinem Gegenüber überschritten und brachte das Fass zum Überlaufen. Rashid war schlichtweg blind vor Wut und Hass und nicht mehr Herr seiner Sinne. Die Situation eskalierte.

    Der Polizist verfolgte, wie sich der Zeigefinger des Albaners krümmte und auf den Abzugshahn Druck ausübte. Ein Knall zerriss die Luft, als das Geschoss den Lauf verlies. Ben schloss die Augen und wartete darauf, dass die Kugel in seinen Körper eindringen würde und seinem Leid ein Ende bereiten würde.


    Bens Gedanken waren in den letzten Sekunden seines Lebens bei seiner großen Liebe Anna. Vor seinem geistigen Auge tauchte ihr Gesicht vor ihm auf. Ihre sinnlichen Lippen, was hätte er darum gegeben, diese noch einmal zu küssen. Noch einmal in ihre dunklen Augen blicken, mit denen sie ihn so liebevoll und verträumt angeschaut hatte, verzaubert hatte. Der Wunsch, seine Freundin in den Armen zu halten, die Wärme ihres Körpers zu spüren, ihren Geruch in seiner Nase. Das Wissen, dass er Anna in diesem Leben nicht mehr sehen würde, trieb ihm die Tränen in die Augen. Langsam rann eine einsame Träne seine Wange hinunter.

    Rashid war ein grottenschlechter Schütze, selbst auf diese kurze Distanz. Seine Schusshand zitterte und der Rückschlag der Waffe riss ihm fast die Pistole aus der Hand. Die Kugel streifte Bens linke Schulter und riss diesen an den Seilen hängend herum. Erneut zog der Albaner den Abzug durch, die Kugel landete irgendwo hinter Ben im Putz der Wand. Ein erneuter Knall … Zuerst war der Schlag an seinem Bauch … die Wucht des Einschlags brachte ihn endgültig aus dem Gleichgewicht. Eine merkwürdige Ruhe breitete sich in ihm aus. Er hörte den lauten Knall, als der Albaner weitere Kugeln auf ihn abfeuerte. Etwas streifte seine Hüfte und hinterließ ein heißes Brennen. Ben konnte einfach nicht mehr klar denken und wünschte sich nichts inständiger, als dass diese eine tödliche Kugel aller Qual ein Ende bereiten würde.

    Er wartete sehnsüchtig darauf, dass der Tod eintreten würde. Das Leben sich auch aus der letzten seiner Körperzellen verabschieden würde und sich irgendwo ein Tunnel öffnete, an dessen Ende ein helles Licht erscheint und ihn mitnahm, auf eine Reise in eine andere Welt ohne Schmerzen und Leid. Oder wie beschrieben es all diese durchgeistigten Typen in diesen komischen Fernsehsendungen, sein Leben würde wie ein Film vor seinem inneren Auge ablaufen.

    so .. ich habe es tatsächlich geschafft, alle Kapitel nachzulesen :)

    und muss gleich mal tief durchatmen, was sich da so alles ereignet hat :/

    ich fange mal mit dem letzten Kapitel an ... Was ist den mit Semir los?

    du schockst mich ja völlig. Da ist man froh, dass Ben wieder zurück in die Spur gefunden hat .... und jetzt das?

    Die Szene mit der eigenen Beerdigung =O da musste ich Semirs Alptraum in der Folge "Die letzte Nacht" im Kopf ... boah ... Kopfkino pur :thumbup:

    zurück zu Felix ...

    Es erstaunt mich immer wieder, wie ausdrucksvoll du Situationen im Alltag darstellst und sei es nur ein Ladendiebstahl ... das Gespräch mit Jakob ... diese Unterkunft :thumbup:

    Felix Begegnung mit dem schwarzhaarigen Mädchen … die hatte was … selbst der gute alte Jerry taucht wieder auf :huh:

    ich bin gespannt, wie all diese Handlungsstränge zusammen laufen :thumbup:

    Irgendwo …

    Bens Blick blieb förmlich wie gebannt am Bildschirm haften. Die Szenen, die sich vor ihm abspielten, waren eindeutig. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er, wie jemand, den er nicht erkennen konnte, ins Krankenzimmer stürmte, den Attentäter von hinten angriff und zu Fall brachte. Die ersten Sekunden des Kampfes konnte er live am Bildschirm mehr erahnen als mitverfolgen. Dann wurde der Monitor schwarz. Ein kleiner Funken von Hoffnung und Erleichterung machte sich in ihm breit.

    Die Veränderung von Bens Verhalten war auch Gabriela nicht entgangen. Ihr Blick glitt hinüber zum Monitor. Doch statt Zeugin des erhofften Mordes zu werden und die blutüberströmte Leiche von Julia Jäger zu sehen, flackerte dort auf einmal ein schwarzes Bild. Ihre Euphorie wich schlagartig und ihr Gesicht verwandelte sich in eine hässliche Fratze. Mit einer gewissen Erleichterung registrierte der Polizist, dass sich ihr Zorn zuerst gegen den jungen Albaner richtete.

    „Was hast du Trottel gemacht?“, keifte sie aufgebracht den schwarzhaarigen Mann an. „Was hast du gemacht?“


    Bevor der Schwarzhaarige ihr eine Antwort geben konnte, dudelte ein Handy in Gabrielas Hosentasche los. Sie fischte mit ihrer Linken nach dem Smartphone. Als sie die Nummer auf dem Display erkannte, nahm sie das Gespräch sofort an, dabei blieb ihr Blick auf Ben fixiert. Erhoffte sie sich von dem Gespräch diese eine Nachricht: Julia Jäger ist tot. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, den Lautsprecher anzustellen, um Ben Jäger diese Botschaft übermitteln zu können.

    „Was ist passiert Remzi?“ herrschte sie ihren Gesprächspartner an. „Was? … Was?... Was sagst du da?“, brüllte sie lauthals los, „Julia Jäger lebt!“


    Sie sah das freudige Aufleuchten in Bens Augen und wechselte zur Fortführung des Gespräches in ihre Muttersprache. Die Kroatin drehte sich von Ben weg und stapfte in Richtung der Tür. Ben verstand leider kein Wort mehr. Die Antwort am Telefon schien der Kroatin nicht gefallen zu haben. Es erfolgte ein heulender Aufschrei von Gabriela, der sich im Treppenhaus des riesigen Hauses verlor. Ihre geifernde Stimme, die sich überschlug, entfernte sich und verstummte schließlich. Die Tür zur Folterkammer fiel ins Schloss.


    Stille breitete sich aus.

    Ben atmete befreit auf. Das Schicksal war gnädig gewesen und hatte Julia verschont. Ihm war im gleichen Moment auch klar, dass es sich nur um eine Galgenfrist handelte, die im nächsten Augenblick abgelaufen sein konnte. Sein Blick fiel auf den jungen Albaner, der hektisch auf seiner Tastatur rumhämmerte. Dessen Augen loderten ihn hasserfüllt an, wenn er in seine Richtung schaute. War das der Weg, das drohende Unheil von Julia und Anna abzuwenden. Während der Nacht, als ihn seine Schmerzen wach gehalten hatten, war die Idee entstanden. Er war sich der Tragweite seiner Absicht bewusst und benötigte noch einige Sekunde, um diese endgültig zuzulassen. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss er die Augen, ging in sich und atmete kontrolliert aus. Wenn er das Spiel begann, würde es kein Zurück mehr geben.
    Ben traf seine einsame Entscheidung.

    Ich kann mir schon vorstellen, was in Ben vorgegangen ist, als er feststellen musste, dass das Unfallopfer ein Familienvater war :(… Das Schicksal kann einfach nur grausam sein;(
    Die nachfolgende Szene, als die beiden Autobahnpolizisten die traurige Botschaft überbringen, ging schon ein wenig unter die Haut … die Reaktion der Witwe kann ich verstehen … ob es jemals eine Begegnung zwischen ihr und dem Unfallverursacher geben wird? :/
    Eine heiße Spur könnte doch der Tierarzt bzw. die Tierklinik liefern … bin gespannt, ob Bens kriminalistische Fähigkeiten auf Sarah abfärben … zumindest werden die Ponys gut versorgt und ich wünsche den Kleinen, dass sie wieder gesund werden
    Die Reaktion von Ben finde ich nachvollziehbar, dass er Sarah einfach mal in ihre Schranken weißt … bei aller Liebe und Fürsorge … solche Vorwürfe waren das letzte, was er brauchte … ein bisschen Reden ... die Situation verarbeiten ... schließlich liegt sein bester Freund im Krankenhaus wäre wohl besser gewesen

    allerdings nicht, dass sich daraus eine kleine Ehekrise entwickelt

    Was Andrea in dieser Nacht durchlebt, kann nur jemand nachvollziehen,
    der selbst in einer solchen Situation sich befand. :(Ein Glück, dass ihre Eltern für sie und die Kinder da sind.:)

    Ben und Jenny auf der Suche nach dem auffälligen R8 … ich
    dachte mir auch schon, so ein auffälliges Fahrzeug müsste leicht zu finden sein. :/… Denkste … der Datenschutz lässt grüßen:cursing:

    Dank der Hilfe von Schmerztabletten würde ich sagen: Die
    Jagd beginnt:)

    Bei Semir ist alles im grünen Bereich, so weit man es bei
    solchen Verletzungen sagen kann. Der erste Arm soll versorgt werden. Aber ich kenne dich ja Susan, das ist vermutlich die Ruhe vor dem Sturm

    Zurück auf dem Krankenhausflur sah er eine dunkelhaarige Person, die wie ein Krankenpfleger der Uni-Klinik gekleidet war, die einen Rollstuhl vor sich herschob und Julias Zimmer ansteuerte. Beim Klopfen an der Tür dachte Semir bei sich, merkwürdig, Bens Schwester hatte mit keinem Ton erwähnt, dass eine Untersuchung anstand. Er wusste nicht warum, sein Bauchgefühl meldete sich und auf einmal schrillten beim die Alarmsirenen. Der Türke beschleunigte seine Schritte. Die letzten Meter legte er rennend zurück, was ihm das Kopfschütteln einer Krankenschwester einbrachte, die er fast über den Haufen gerannt hatte. Als der Türke vor Julias Zimmertür angekommen war, vernahm er einen Hilfeschrei der jungen Frau. Semir drückte die Türklinke und stieß mit einem Ruck die Tür auf, so dass diese mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Mit einem Blick hatte er die Situation erfasst und erlebt fast ein Déjà-vu.

    Julia hatte sich an den äußersten Bettrand in Richtung ihres Kindes hingedrängt. Dort lag sie zusammengerollt, die Hände in einer Abwehrhaltung vor dem Körper, als könne sie damit die Messerklinge aufhalten, die auf sie zuraste. Ihre Hilfeschreie erstarben auf ihren Lippen. Der Attentäter zuckte bei der unerwarteten Unterbrechung zusammen und hielt einen Sekundenbruchteil inne und versuchte sich zu orientieren, wer ihn da störte!

    Bei Semir war alles, was er tat, eine instinktive Handlung. Bevor der Dunkelhaarige wusste wie ihm geschah, hatte ihn Semir mit voller Wucht von hinten angesprungen und aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Angegriffene taumelte und wollte den Angreifer hinter sich, so schnell wie möglich loswerden und stürzte mit ihm zu Boden. Dabei verlor er seine Brille, als er mit dem Kopf gegen den Rollstuhl knallte. Im darauffolgenden Kampfgetümmel zwischen ihm und Semir trat der Türke unabsichtlich auf die Brille. Der falsche Krankenpfleger wollte sich benommen vom Boden aufrappeln und zum Gegenangriff mit dem Messer übergehen. Dabei gelangte er in die Reichweite von Semirs Fäusten. Der Türke fackelte nicht lange und verpasste dem Verdächtigen ein paar Faustschläge ins Gesicht und in die Magengegend. Der letzte Schlag ließ den Südländer zusammenklappen. Pfeifend entwich die Luft seinen Lungen. Kompromisslos verpasste ihn der Kommissar noch einen finalen Schlag auf die Kinnspitze, der ihn ins Land der Träume beförderte.
    Julia saß kreidebleich und wie versteinert im Bett. Die Szene hatte sich binnen einer Minute vor ihren Blicken abgespielt.

    „Bist du in Ordnung Julia?“, vergewisserte sich Semir, während er den Bewusstlosen untersuchte. Der Autobahnpolizist entdeckte den Sender im Ohr des Krankenpflegers, der vorher geschickt durch die halblangen Haare verborgen gewesen war. Seine Taschen waren leer. Nur an seinem Oberteil war ein Ausweis befestigt, der ihn als Mitarbeiter der Uni-Klinik auswies, auf dem Michael stand.

    Angelockt vom Krach kam der Krankenpfleger Sebastian, dicht gefolgt von der Hebamme Maria ins Zimmer gestürmt. Während sich die Hebamme um Julia Jäger und ihr Baby kümmerte, fesselte Basti mit Hilfe von Leukoplast dem Verdächtigen die Hände auf den Rücken. Er bestätigte dem Autobahnpolizisten, dass er den Kerl noch nie hier am Klinikum gesehen hatte und dieser bestimmt nicht zum Pflegepersonal der Privatstation gehöre. Der alarmierte Sicherheitsdienst des Krankenhauses nahm den Verdächtigen bis zum Eintreffen der alarmierten Polizei in Gewahrsam.

    Semir hatte sowohl Frau Krüger, als auch Konrad Jäger von den Ereignissen in der Uni-Klinik telefonisch unterrichtet. Unruhig wie ein angeketteter Wachhund lief der Türke den langen Krankenhausgang auf und ab. Er erwartete die Beiden vor Julia Jägers Zimmer, die sich zwischenzeitlich unter der Obhut der Hebamme Maria beruhigt hatte. Konrad Jäger traf noch vor Frau Krüger ein und hatte es in der kurzen Zeit geschafft, über einen privaten Sicherheitsdienst zwei Bodyguards zum Schutz seiner Tochter und seines Enkels zu engagieren. Die Chefin hatte neben Jenny auch Hartmut mit seiner kompletten Mannschaft im Schlepptau, die sich sofort an die Arbeit machten. Julia wurde mit ihrem Baby kurzfristig in ein anderes Zimmer verlegt, während die Spurensicherung ihre Arbeit aufnahm. Die Kollegen von der Streife den Verdächtigen führten ab.

    Nachdem sich Konrad Jäger davon überzeugt hatte, dass es seiner Tochter und seinem Enkel gut ging, näherte er sich dem Kommissar. Tiefe Sorgenfalten hatten sich in die Stirn des alten Herrn eingegraben.
    „Herr Gerkan, haben sie etwas von Ben gehört? …. Eine Spur? … Einen Hinweis, wo er abgeblieben ist? ….“

    Semir schüttelte den Kopf. Er räusperte sich, ein dicker Kloß schien in seinem Hals zu stecken.
    „Es tut mir leid, Herr Jäger! Wir wissen zurzeit nur eines sicher, Ben ist und war unschuldig.“
    Mit knappen Sätzen informierte er Konrad Jäger über den aktuellen Stand der Ermittlungen. Als sich der Autobahnpolizist verabschieden wollte, legte der Grauhaarige ihm die Hand auf die Schulter. Man konnte sehen, wie er innerlich mit sich kämpfte, bevor er die nächste Frage stellte. Die Zeit drängte, der Türke wollte unbedingt, den Verdächtigen auf der PAST selbst verhören. Von dem Südländer erhoffte er sich einen entscheidenden Hinweis auf den Verbleib von Ben.

    „Herr Gerkan, bitte!“, eisern hielt er den Freund seines Sohnes an dessen Schulter fest. Der Ausdruck seiner Augen spiegelte die Sorge und Angst um seinen Sohn wieder. „Glauben sie, dass Ben noch lebt?“

    Das Bimmeln des Handys ersparte dem Autobahnpolizisten die Antwort. Ein Blick auf das Display wies Kim Krüger als Anruferin aus. „Moment bitte, Herr Jäger!“ Angespannt lauschte er den Worten seiner Chefin. Am Ende des Gesprächs entfuhr ihm eine Serie türkischer Flüche, als er mit seiner Faust gegen die Wand im Flur hämmerte. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, erklärte er Konrad Jäger, was geschehen war.

    „Der Verdächtige wurde zum Verhör auf die PAST gebracht. Direkt vor dem Eingang der Dienststelle wurde er von einem Scharfschützen durch einen Kopfschuss getötet!“

    Wieder löste sich eine hoffnungsvolle Spur auf der Suche nach Ben im Nichts auf.

    Julia nickte zustimmend. Vorsichtig, so als wäre das Neugeborene zerbrechlich, legte die junge Mutter das Baby in das kleine Bettchen, das neben ihrem Krankenhausbett stand. Sorgfältig deckte sie es zu und warf dem kleinen Jungen noch einen verträumten Blick zu. Als sich Julia wieder Semir zu wandte, wurde ihr Gesichtsausdruck schlagartig ernst. Tiefe Sorgenfalten standen auf ihrer Stirn.


    „Semir! ... Wo ist Ben? … Was ist mit ihm? … Warum kommt er mich nicht besuchen? … Seit wann lässt sich mein Bruder von einem Verbot durch meinen Mann abschrecken! … Bitte! … Sag wenigstens du mir die Wahrheit!“

    Der Türke blickte Julia direkt ins Gesicht. Nervös knetete er abwechselnd seine Finger durch.

    „Ich weiß es nicht Julia!" Er zuckte ratlos mit den Schultern. "…. Niemand weiß, wo Ben ist! … Er ist seit fast zehn Tagen spurlos verschwunden!“, gab er zurück. „Anna und er hatten miteinander gestritten und seit jenem Abend, hat keiner mehr etwas von ihm gesehen oder gehört!“

    Die Farbe wich aus Julias Gesicht und ihre Augen wurden riesig groß vor Erstaunen.

    „Gestritten? … Die Beiden? … Aber warum?“

    „Man hat Ben auf richtig heimtückische Art und Weise reingelegt.“

    So schonend wie möglich, brachte er Julia die Ereignisse seit ihrem Autounfall bei. Dabei versuchte der Türke ihren angeschlagenen Gesundheitszustand zu berücksichtigen. Sichtlich blass geworden, saß Julia mit geschlossenen Augen in ihrem Krankenbett. Mit ihrer Hand tastete sie nach den kleinen Fingern ihres Babys. Als sie diese wieder öffnete, sah Semir, wie diese feucht schimmerten.

    „Welches Schwein hat Ben das angetan?“, wisperte sie und biss sich auf die Lippen, um ein Aufschluchzen zu unterdrücken. Die Fassungslosigkeit wich nicht aus ihrem Gesicht. Semir fühlte sich in diesem Augenblick überfordert. Was sollte er Bens Schwester nur antworten? Die Wahrheit? Seinen Verdacht? Die Aufregung würde der jungen Mutter schaden, bei der mittlerweile lautlos Tränen flossen. Er erhob sich von seinem Stuhl und nahm die junge Frau tröstend in den Arm. Ihre Tränen benetzten seine Haut.

    „Hey Julia, alles wird wieder gut! Glaube mir! Ich werde Ben finden!“ Dabei griff er an Julias Kinn und blinzelte ihr aufmunternd zu. „Wie sagt Ben immer so schön, Papa Semir rettet mir den A.rsch! Das werde ich auch diesmal tun! Versprochen!“
    Auf dem Nachttisch standen Kleenex-Tücher. Er zog einige aus der Packung und reichte sie an die junge Frau weiter. Julia schluchzte noch ein bisschen und bemühte sich zu lächeln.

    „Julia, auf der Suche nach Ben bin ich auf jeden noch so kleinen Hinweis angewiesen. An was kannst du dich denn noch erinnern, was vor deinem Autounfall geschehen ist? An irgendetwas?“

    „Tut mir leid Semir! Das ist alles wie ausgelöscht in meinem Kopf. Und je mehr ich mich bemühe, mich an etwas zu erinnern, desto weniger kommt dabei heraus! Außer Kopfschmerzen. Der Arzt hat mir geraten, mit dem Grübeln aufzuhören. Das sei eine Schutzfunktion des Körpers!“

    Semir berichtete Julia von der angeblichen SMS und dem merkwürdigen Anruf, den sie von Ben erhalten hatte.

    „Kannst du dich daran erinnern?“, bohrte er nochmals nach.

    Etwas irritiert blickte Julia den Türken an. „Ich weiß es nicht Semir! Ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, ob Ben mich angerufen hatte. Peter hatte felsenfest behauptet, es sei Ben gewesen. Auf dem Display wäre seine private Handy Nummer als letzter Anruf angezeigt worden!“

    Semir nickte wissend.

    „Kannst du mich für ein paar Minuten alleine lassen Semir, ich muss nachdenken! Aber geh nicht weg! Bitte! Komm wieder zurück!“, murmelte Julia.

    „Das trifft sich gut, ich müsste mal zur Toilette!“


    Semir erhob sich von seinem Stuhl und verließ das Zimmer. Draußen auf dem Krankenhausflur steuerte er die nächste Besuchertoilette an. Nach dem Toilettengang schaufelte sich der Türke einige Hände voll kalten Wassers ins Gesicht. Das Gespräch mit Julia hatte ihn innerlich völlig aufgewühlt. Krampfhaft hielt er sich mit seinen Händen an den Rändern des Waschbeckens fest und betrachtete sein Spiegelbild.


    „Ein schöner Polizist bist du! … Du hast keinen blassen Schimmer … keine Spur, wohin dein bester Freund verschwunden ist!“

    Erneut drehte er den Kaltwasserhahn auf und beobachtete, wie das Wasser über seine Finger ins Waschbecken plätscherte. Die Zeit auf der Suche nach Ben verrann ergebnislos. Mit jeder weiteren Stunde sank die Hoffnung, ihn gesund und wohlbehalten wiederzufinden. Unwillig schüttelte er den Kopf. Nein, er würde nicht aufgeben, nicht er, nicht Semir Gerkan.

    Julia hatte während der Visite Basti unter dem Personal entdeckt und darauf bestanden, dass er ihre Pflegekraft für den Vormittag sein sollte. Um die junge Mutter nicht weiter aufzuregen, stimmte der Stationsarzt etwas widerwillig zu. Als Sebastian bei ihr den Blutdruck messen wollte, packte ihn die junge Mutter am Arm. Sie fragte ihn, wann er das letzte Mal etwas von ihrem Bruder gehört hatte und bat ihn, Ben über die Geburt des kleinen Finns zu benachrichtigen. Als der Krankenpfleger auf ihre Fragen hin ausweichend antwortete, Ausflüchte suchte, platzte der jungen Mutter der Kragen.

    „Hör auf, Sebastian! … Hör einfach auf, mir so einen Müll zu erzählen. Ihr lügt mich alle an! Alle! … Mein Vater …Du! Vor allem mein Mann … vor allem Peter … einfach alle! Glaubt ihr denn ich bin doof oder ich hätte von der Kopfverletzung einen Dachschaden zurückbehalten!“ stellte sie wütend fest und klopfte mit ihrer Faust mehrmals auf die Bettdecke, das Basti unwillkürlich zusammenzuckte. „Nichts und niemand könnte meinen Bruder davon abhalten, mich im Krankenhaus zu besuchen. Für wie bescheuert haltet ihr mich denn? Mach mir nichts vor, irgendetwas ist passiert!“

    Der junge Krankenpfleger konnte nicht verhindern, dass er vor Ratlosigkeit leicht errötete und Julia interpretierte die Zeichen richtig.
    „Dachte ich mir es doch. Sag nichts mehr, sondern gib mir dein Handy! Wenn nicht, marschiere ich hier raus und telefoniere unten am Empfang in der öffentlichen Telefonzelle!“ Sie richtete sich auf und schob ihre Füße aus dem Bett. Fordernd streckte sie ihm ihre Rechte hin. „Wage es nicht mich aufzuhalten! … Ich zeige euch alle wegen Freiheitsberaubung an. … Alle! … Das Argument, absolute Bettruhe wegen des Babys zählt nicht mehr!“

    Sebastian gab nach. So gut kannte er Julia, dass die, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte, es tatsächlich fertig bringen würde, sich aus dem Zimmer zu schleichen und am Münztelefon zu telefonieren. Da glich sie Ben, wenn der sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn auch nichts und niemand aufhalten. Er überreichte ihr sein privates Handy. Auf ihren Wunsch hin verließ der Blonde das Zimmer und blieb gleich einem Wachhund vor der Tür stehen. Bei seinem Glück würde der Drachen in Menschenform namens Oberschwester Ursula auftauchen und er hätte eine Menge Ärger am Hals, wenn die Stationsschwester Julia mit seinem Handy in der Hand erwischen würde.

    Zuerst probierte Julia ihren Bruder auf seinem Diensthandy und hinterher auf seinem privaten Handy zu erreichen. Beide Male kam die elektronische Ansage, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar sei. Daraufhin wählte sie die Telefonnummer seiner Dienststelle. Anstelle der vertrauten Stimme ihres Bruders meldete sich Semir am anderen Ende der Leitung.


    „Semir, wo ist BEN?“, fragte sie mit einem sehr bestimmenden Unterton.


    Statt einer Antwort herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Julias Magen fühlte sich an, als würde er sich zu einem Klumpen zusammenkrampfen. Ihre furchtbare Ahnung schien sich zu bestätigen. Sie dachte an ihren Vater, der sich die letzten Tage so merkwürdig verhalten hatte.


    „Ist ihm was passiert? … Semir? So sag doch was! … Liegt er im Krankenhaus … oder noch schlimmer?“, die letzten Worte flüsterte sie ins Telefon. „Was … ist … mit … Ben?“

    Semir seufzte auf und nuschelte zurück „Kann ich dich besuchen kommen Julia? … Nicht am Telefon! … Das ist eine lange Geschichte oder lässt mich das Krankenhauspersonal, wie die letzten Male nicht durch!“ Mit tränenerstickter Stimme antwortete Bens Schwester „Ich sorge dafür, dass du zu mir durchgelassen wirst! … Versprochen!“

    Als sie das Gespräch beendet hatte, rang sie darum, ihre Fassung wieder zu gewinnen. Ihr wurde bewusst, dass man sie in den vergangenen Tagen wie in einem Glashaus gefangen gehalten hatte. So verständlich die Sorge ihres Mannes und ihres Vaters um ihre Gesundheit und die des Ungeborenen gewesen war, sie konnte vor allem das Verhalten von Peter überhaupt nicht verstehen und weiter tolerieren. Die Zeit der Bevormundung war vorbei. Kurz entschlossen wählte sie die Handy Nummer vom Chefarzt Dr. Peter Kraus und schüttete ihm ihr Herz aus. Der Freund ihres Vaters versprach ihr, sich um alles Weitere zu kümmern.

    Eine knappe Stunde später eilte Semir die Krankenhausflure entlang und überlegte fieberhaft, wie er Julia das Verschwinden ihres Bruders beibringen sollte. Auf der Privatstation angelangt, wurde er entgegen seiner Erwartungen diesmal vom Pflegepersonal nicht aufgehalten. Zaghaft klopfte er an der Zimmertür und hörte von drinnen ein leises Herein. Ihm war etwas mulmig zu Mute und er setzte sein bestes „Semir“ Grinsen auf.

    „Semir! … Endlich!“ rief Julia freudig auf, die in ihrem Bett saß und mit Hilfe einer Hebamme ihr Baby gestillt hatte. Die Frau, deren dunklen Haare von silbernen Fäden durchzogen waren, versprühte einen mütterlichen Charme. „Lassen Sie den kleinen Mann mal schön aufstoßen, bevor sie ihn zurück in sein Bettchen legen. Ansonsten lass ich sie mit ihrem Besuch alleine. Melden Sie sich Frau Jäger, wenn sie Hilfe brauchen!“, sprach es und verschwand in Richtung der Tür. Dem Türken war es fast schon peinlich gewesen, in diese sehr private Situation reinzuplatzen.

    „Ich kann auch noch mal später kommen! … Sorry, ich wusste doch nicht dass du ..!“, meinte er etwas verlegen.

    Ein Lächeln huschte über Julias Gesicht. „Das ist doch nichts, was du nicht von Andrea kennst oder?“ Sie bedeckte ihre entblößte Brust ein wenig. „Außerdem ist der kleine Mann gerade mit Trinken fertig geworden! Sieht er nicht wunderschön aus?“ fragte die stolze Mama und strahlte über das gesamte Gesicht. „Er soll Finn heißen!“

    Semir nickte und lächelte total verzaubert. Er konnte sich dem Charme des Neugeborenen nicht entziehen, welches mit seinen kleinen Pausbäckchen zufrieden an der Schulter seiner Mutter schlief. Der schwarze Flaum auf seinem Kopf stand nach allen Richtungen ab.

    „Ja … wirklich süß. Erinnert mich so an die Geburt von Aida und Lilly. Peter ist bestimmt stolz auf euch beide!“
    Er zog sich einen Stuhl heran, um sich neben das Bett zu setzen.

    Ihr schelmisches Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und ihre Augen funkelten zornig.

    „Oh ja! Peter ist wirklich stolz auf seinen Sohn. Er war während der Geburt dabei.“
    Der Tonfall in ihrer Stimme und ihre Mimik passten so gar nicht zu Semirs Vorstellung von einer jungen glücklichen Familie. Auch ohne Worte ahnte der Türke, dass es zwischen den Eheleuten Streit gegeben hatte. Lieber nicht nachfragen, dachte er sich, in diese Nesseln wollte er sich nicht setzen und wechselte das Thema.
    „Aber deswegen bin ich ja nicht da. Es geht um Ben!“

    Uni-Klinik Köln … einige Zeit vorher….

    Julia Jäger saß völlig verzweifelt in ihrem Bett und haderte mit ihrem Schicksal. Sie hatte den schrecklichen Autounfall ohne gesundheitliche Spätfolgen überstanden. Ein paar in allen Farben schillernde Hämatome und der Verband um ihren Kopf waren die äußerlichen Anzeichen. Der plastische Chirurg hatte mit der Behandlung ihrer großflächigen Platzwunde an der linken Schläfe begonnen und ihr versichert, es würden so gut wie keine sichtbaren Narben zurückbleiben. Ihre Erinnerungen waren fast vollständig wieder zurückgekehrt. Nur an die Stunden vor dem Autounfall und den Unfall selbst konnte sie sich überhaupt nicht mehr entsinnen.

    Eigentlich sollten dies die glücklichsten Stunden ihres Lebens sein. Vor einigen Stunden hatte sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht, der in seinem Babybettchen selig vor sich hinschlummerte. Das Baby hatte es ein wenig eilig gehabt und war gut zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt gekommen. Julia schloss ihre Augen und ließ das letzte Gespräch, das sie vor einer Stunde mit ihrem Mann Peter geführt hatte, nochmals Revue passieren.

    In den vergangenen Tagen, seit sie von der Intensivstation auf die Privatstation verlegt worden war, hatte sie nur Besuch von ihrem Mann oder ihrem Vater erhalten. Ohne dass Konrad Jäger etwas davon ahnte, hatte Peter Kreuzer das Pflegepersonal darüber hinaus angewiesen, keinen Besuch von Anna Becker oder einem Mitarbeiter der PAST zu seiner Frau durchzulassen. Auf Anraten der Ärzte sollte in den vergangenen Tagen jegliche Aufregung von Julia ferngehalten werden. Dies bedeutete auch, kein Telefon am Bett, kein Handy. Niemand durfte ihr etwas vom Verschwinden ihres Bruders Ben erzählen. Peter Kreuzer-Jäger war das nur Recht. Passte die Anweisung doch in seinen perfekten Plan die Geschwister zu entzweien.

    Als ihr Mann in den frühen Morgenstunden im Begriff war zu gehen, forderte Julia ihn auf, ihr sein Handy zu geben. Wie jede stolze Mutter, wollte Julia jeden ihrer Verwandten und Bekannten über das freudige Ereignis informieren.

    „Warum brauchst du mein Handy, Schatz? Ich habe deinen Vater bereits über die Geburt seines ersten Enkels informiert. Er wird im Laufe des Nachmittags kommen!“

    „Und was ist mit Ben? Er soll schließlich Patenonkel werden. Ich will ihm gleich ein Foto schicken! Na komm, rück schon raus!“, forderte sie ihn mit einem glücklichen Lächeln auf.

    „Niemals!“, fuhr er sie in einem barschen Tonfall an, „Solange ich etwas zu sagen habe, wird dein Bruder nicht der Patenonkel unseres Kindes!“

    Als Peter erkannte, wie erschrocken Julia in ihrem Bett zusammengefahren war, stimmte ihn das milder. Seine Stimme wurde sanfter. „Schatz, bitte! Ich habe es dir die ganze Zeit über nicht sagen können. Die Ärzte hatten es verboten!“ Er umfasste ihre Hände und streichelte zärtlich über den Handrücken und hauchte ihr einen Kuss darauf. „Ich wollte dir die Aufregung ersparen. Dein Bruder ist schuld an deinem schrecklichen Autounfall. Stell dir vor, du hättest unser Kind verlieren können … sterben können!“

    Überrascht zog Julia ihre Augenbrauen nach oben. „Aber Peter, wie kommst du nur darauf? Der Streifenbeamte, der mich zum Unfallhergang befragt hat, hat doch eindeutig gesagt, ich hätte das Lenkrad verrissen.“ Sie schüttelte leicht den Kopf und murmelte „Gib es schon zu, ihr zwei habt wieder gestritten oder? … Niemals würde Ben mich oder das Baby in Gefahr bringen.“ Sie beugte sich zu ihm ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Stell dich nicht so an. Gib mir dein Handy und lass mich selbst mit Ben telefonieren. Und keine Angst, die Wogen glätten sich auch wieder. Wir sind doch eine Familie!“

    Wütend fuhr Peter von seinem Stuhl hoch und blaffte seine Frau an. „Vergiss es! Weder dein Bruder noch diese Anna werden hier reinkommen.“

    „Sag mal, spinnst du jetzt komplett? Was ist nur in dich gefahren?“ Julia richtete sich endgültig im Bett auf und atmete hektisch. „Ich bin ein erwachsener Mensch, schon vergessen? … Seit wann kannst du mir vorschreiben, wer mich besuchen darf und wer nicht? Ist das der Grund, warum die Beiden die letzten Tage nicht hier waren?“ Für einige Atemzüge herrschte Schweigen im Raum. „Außerdem! … Ben ist mein Bruder und nicht irgendwer!“

    Peter hüllte sich weiter in Schweigen und starrte einen imaginären Punkt an der gegenüberliegenden Wand an. In seinem Kopf ratterten die Gedanken wie wild durcheinander. Er hatte seine eigenen Zukunftspläne, in denen Anna oder auch Ben nur stören würden. Der Unfall mit all seinen Begleitumständen hatte perfekt in seine Absichten gepasst.

    „Du schuldest mir eine Antwort, Peter! Ich deute dein Schweigen als Zustimmung.“ Fassungslos starrte Julia ihren Mann an. Sie konnte förmlich spüren, wie sich ein Abgrund zwischen ihnen auftat. „Peter, wir sind vor ein paar Stunden Eltern geworden. Wir sollten die glücklichsten Menschen der Welt sein. Unser Sohn ist gesund. Ich verstehe dich nicht! Erkläre es mir, bitte!“ Flehentlich streckte sie ihm ihre Hände entgegen.

    Peters Gesicht glich einem Pokerface. „Tut mir leid Julia! Zwischen deinem Bruder und mir wird es keine Freundschaft mehr geben. Was geschehen ist, ist geschehen und lässt sich auch nicht mehr rückgängig machen. Mein Bruder Josef würde gerne Patenonkel von Finn werden. Ich habe bereits mit ihm darüber gesprochen und es mit ihm fest ausgemacht.“

    „Du hast was gemacht?“ Sie setzte ihre Füße auf den Boden und schob sich aus dem Bett. Mit wackeligen Beinen tapste sie auf ihren Mann zu. „Ohne mit mir zu reden! ICH bin deine Frau und kein kleines Kind, das man bevormunden kann. Ich habe ein Recht darauf, mitzubestimmen, wer Patenonkel unseres Sohnes wird!“
    Julia merkte, wie ihr schwindlig wurde. Die Aufregung tat ihr und ihrem Kreislauf überhaupt nicht gut. Ihrem Mann war dies nicht entgangen. Vorsichtig führte er seine Frau zurück zum Krankenbett.
    „Siehst Du, Aufregung schadet dir, mein Liebe!“ Er setzte ein falsches Lächeln auf und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich weiß, was das Beste für dich ist! Leg dich hin und ruhe dich aus. Ich kümmere mich um alles!“


    Mit diesen Worten verschwand er. Die Tür ließ er angelehnt, da die Ärzte für die Visite davor standen. Julia schossen die Tränen in die Augen, als sie seine letzten Worte auf dem Krankenhausflur hörte, die er an einen der Ärzte richtete.
    „Kann es sein Herr Dr. Weber, dass die natürliche Geburt mit ihren Anstrengungen nach dem Unfall für meine Frau zu viel gewesen war? Sie redet so wirres Zeug. Ich mache mir wirklich ernsthaft Sorgen um sie. … Ich will mich ja nicht in ihre Kompetenzen einmischen, aber vielleicht sollte meine Frau in den kommenden Tagen noch keinen Besuch empfangen!“

    Immer gut, wenn man jemanden kennt, der einem weiter hilft :)
    Im Fall von Ben … ist es Andi, der ihm einen Kurzbesuch bei Semir ermöglicht. Den Anblick möchte ich mir mal lieber nicht bildlich vorstellen :(;(… hatte erst vor kurzem einen Besuch bei einem Bekannten im Krankenhaus … die beste Nachricht: Semir hat die Nacht für seine Verletzungen gut überstanden:thumbup:
    … aber ich kenne dich ja Susan :/…. So ungeschoren, wird unser Lieblingstürke nicht davon kommen
    Sarah erfüllt ihren Teil … bei der Beschreibung der Ponys waren mir ja fast die Tränen in den Augen gestanden … ;(;(;(Oh Gott, wie kann man diese armen Tiere nur so leiden lassen … schon dafür hat der Audi Fahrer eine saftige Strafe verdient X(X(X(… oh ich bin schon gespannt, was passiert, wenn Ben ihn tatsächlich erwischt …
    Und nun zurück zu Ben …. Ich stelle mir die gleiche Frage wie die Chefin: Ist Ben überhaupt arbeitsfähig?:/
    Auf der anderen Seite kann ich ihn verstehen … da gibt es eine heiße Spur …