Posts by Mikel

    uiiih ... das war ja ein schönes langes Kapitel, welches gleich so viele Handlungsstränge beinhaltet hat

    Der kleine Joseph darf wieder nach Hause. Nur so richtig beruhigend lesen sich deine Zeilen nicht :( die Worte der jungen Krankenschwester machen einen nachdenklich

    und ja ... ich würde dem Jake ein bisschen Glück wünschen und dieser Krankenschwester ebenfalls

    :) einer meiner Wünsche scheint sich zu erfüllen ... die Bisswunde heilt nicht ... klingt ja fast so, wie in der guten alten Zeit ... Arm ab? oder geht der Tierarzt doch in ein Krankenhaus??? Wobei, bei den ärztlichen Künsten könnte er selbst Hand an legen ...

    Die kleine Farm der Familie Jäger wächst und wächst ... ich hoffe nur der gute Ben kauft seiner Frau nicht einfach ein Pferd, sondern lässt sie es selbst aussuchen ...

    ich behaupte mal, wer kann schon einem kleinen Hundewelpen widerstehen. Sarah bestimmt nicht

    freue mich auf die Fortsetzung :love:

    Anna konnte nicht einschätzen, wieviel Zeit verstrichen war, seit Elena den Fitnessraum verlassen hatte, als die Zimmertür mit einem lauten Knall gegen die Wand flog. Der Schnauzbärtige stand unter dem Türrahmen und stieß vor Überraschung einen Pfiff aus. Akribisch scannte er mit seinem Blick die Veränderungen im Raum. Camil konnte sich im ersten Moment gar nicht vorstellen, dass dies mit dem Einverständnis von Gabriela geschehen war. Er verstand diese Frau immer weniger. Im Gegenteil ihr Verhalten war für ihn nicht mehr rational nachvollziehbar. Gabrielas Persönlichkeit war ein Widerspruch in sich selbst und dafür gab es nur eine vernünftige Erklärung: Die Kroatin war verrückt. Doch ihm sollte es egal sein, solange sie das fürstliche Gehalt, dass Remzi ihm zugesagt hatte, pünktlich auf sein Konto überwies. Nur das war für ihn ausschlaggebend. In seiner rechten Hand hielt er eine Pistole, deren Lauf auf Anna gerichtet war. Langsam näherte er sich der Bodenmatte an.


    „Boah ist hier der Luxus ausgebrochen!“, kommentierte er die neue Ausstattung des Raumes in seinem harten Akzent. Camil ging vor der Matratze in Höhe von Bens Kopf in die Hocke. Dabei behielt er Anna sichernd im Auge, die einige Schritte rückwärts in Richtung des Fensters zurückgewichen war. Mit einem geübten Griff überzeugte er sich, dass Ben noch am Leben war.
    „Eines muss man deinem Lover lassen, der Kerl ist unglaublich zäh! Ich hätte nicht erwartet, den noch einmal lebend anzutreffen!“ Er richtete sich wieder auf und wandte sich endgültig Anna zu. „Los, vorwärts!“, forderte er sie auf, vor ihm her zu gehen und deutete mit dem Lauf der Waffe in Richtung Ausgang, „Remzi braucht dich!“


    Das Erlebnis vom Morgen war sofort in Anna präsent. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich und ihre Handflächen wurden schweißnass. Unwillkürlich bewegte Anna sich rückwärts von dem Schnauzbärtigen wer, bis eine Hantelbank ihre Bewegung stoppte.


    „Nun mach schon Weib, wir haben nicht ewig Zeit!“, bekräftigte er seine Aufforderung. Mit einigen schnellen Schritten war Camil bei ihr, umfasste ziemlich rüde ihr Armgelenk und zerrte sie hinter sich her.
    „Na los, stell dich nicht so an Mädchen!“, fuhr Camil Anna genervt an, die ihm nur widerstrebend durch den Flur im Keller folgte. Immer wieder versuchte sie, sich aus seinen Griff zu winden. Er stoppte wandte sich der Ärztin zu und umfasste ihre Oberarme. „Man hör auf damit! Dir passiert schon nichts!“, versicherte er ihr und setzte den Weg fort.


    Sollte diese Aussage sie wirklich beruhigen? Anna konnte den gierigen Blick des Grauhaarigen nicht vergessen. Seine ekeliger Atem schwebte noch in ihrer Nase und seinen Speichel spürte sie förmlich noch am Hals runterlaufen. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf und es fröstelte sie. Doch so leicht würde sie es ihm diesmal nicht mehr machen, sie war vorbereitet. Zusammen erreichten sie das Erdgeschoss. Die Eingangshalle wurde von einer Blutspur durchzogen, die sich auf den hellen Marmorplatten deutlich abzeichnete. Camil steuerte mit ihr einen Raum an, aus dem abwechselnd schmerzhaftes Gestöhne und das rüde Fluchen eines Mannes drangen. Durch die geöffnete Schiebetür betraten sie einen vom Sonnenlicht durchfluteten Raum, der das Esszimmer des Hauses darstellte. Wie die bisherigen Räume der Villa, die Anna gesehen hatte, strotzte auch der Essraum vor Luxus. Als Bodenbelag war der gleiche schwarze italienische Marmor wie im Badezimmer im Keller verwendet worden, der von feinen weißen Adern durchzogen war. Auf dem großzügig dimensionierten Esstisch, dessen Tischplatte aus weißem Marmor bestand, lag der grauhaarige Söldner, der am Morgen sie und Ben noch so furchtbar gequält hatte. Die Designerstühle waren achtlos zur Seite geschoben worden. Anna hatte keine Zeit, die aufgereihten Glasvitrinen an der Wand und die sich darin befindenden Kostbarkeiten zu bewundern.


    Ihr Blick blieb auf Remzi Berisha haften, der sich vor Schmerzen auf dem Tisch wand. Am Kopfende des Tisches stand ein schwarzhaariger Mann. Der südländische Typ musste seine ganze Kraft aufwenden, um den Verletzten mit einem eisernen Griff an beiden Schultern auf der Tischplatte zu fixieren. Deutlich zeichneten sich unter dessen hellblauen Shirt die Muskelstränge ab. Ein weiterer Mann, der dem anderen wie ein Ei dem anderen glich, versuchte eine stark blutende Wunde am linken Oberschenkel zu versorgen. Zwillinge, analysierte die Ärztin. Dessen hellblaues Boxershirt und die Jeanshose waren von Blutflecken und Spritzern überzogen. Unterhalb von Remzis Füßen lag ein eigentümlich gefleckter Rucksack, dessen Inhalt zwischen seinen Unterschenkeln verstreut lag. Aufgerissene Verbandspäckchen lagen am Boden. Ihr Blick schweifte weiter durch den Raum. Vor der Terrassentür entdeckte sie Gabriela, deren Gesicht vor Zorn gerötet war. Ihre eisgrauen Augen blitzten wütend in ihre Richtung.


    „Hilf ihm!“, befahl sie Anna barsch.


    Die junge Ärztin näherte sich dem Verletzten und konnte ihr Gefühl der Schadenfreude nicht unterdrücken, das in ihr aufwallte, als sie die Schwere der Verletzung mit einem geübten Blick erkannte. Zumindest schaffte sie es sich so weit zu beherrschen, dass man es auf ihren Gesichtszügen nicht ablesen konnte. Der verhasste Kerl blutete wie ein Schwein, wahrscheinlich war ein Gefäß verletzt worden. Der Südländer, der sich an der Versorgung der Wunde versucht hatte, hatte das Hosenbein aufgeschnitten und diese bereits freigelegt. Das Einschussloch war deutlich sichtbar.


    „Ist die Kugel wieder ausgetreten?“, fragte sie den Enddreißiger. Der hatte in seiner Not, das Bein mittlerweile abgebunden, um den Blutverlust zu begrenzen. Camil trat näher hinzu.

    „Nein!“, gab er als Antwort zurück, „Sie steckt noch drinnen. Deshalb bist du auch da, du sollst sie rausholen und die Blutung stoppen!“
    „Und mit was?“
    Anna hatte den Inhalt des Rucksacks, den der Südländer ausgeschüttet hatte, begutachtet, außer Verbandsmaterial war da nichts zum Entfernen eines Geschosses dabei. Die junge Ärztin streifte sich ein paar Handschuhe über.
    „Ich brauche meine schwarze Tasche aus dem Keller! Elena soll die Instrumente, die lose darin liegen in heißem Wasser auskochen!“, befahl sie dem Schnauzbärtigen und untersuchte dabei mit geschickten Fingern die Schussverletzung.
    „Habt ihr was zum Betäuben? … Die Medikamente aus der Notfallausrüstung sind aufgebraucht. Das könnte ihm ein bisschen wehtun, wenn ich die Kugel rausholen soll!“


    Oh, wie sie diesem perversen Schwein diese Schmerzen gönnte. Anna hatte dabei Bens Anblick vor Augen. Im Gegensatz stand da ihre Berufung als Ärztin, der sie sich verpflichtet fühlte, auch solch einem Menschen gegenüber, den sie mittlerweile abgrundtief hasste, zu helfen.
    „Außerdem brauche ich Rasierzeug, um diesen behaarten Affen die Haare zu entfernen.“
    Camil erteilte einige Befehle in seiner Muttersprache. Der dritte Mann, ein Glatzkopf, der bisher noch nichts gesprochen hatte, schleppte aus einer der Vitrinen eine geöffnete Flasche Wodka an, die er Remzi in die Hand drückte. Gierig trank der Grauhaarige, in der Hoffnung seinen Schmerz damit etwas zu lindern.
    Es dauerte nicht lange und die betäubende Wirkung des Alkohols tat langsam seine Wirkung. Der verletzte Serbe hatte die Flasche binnen weniger Minuten zur Hälfte geleert. Unruhig schaute Anna zur Verbindungstür zur Küche. Dort herrschte Stille.

    Wo blieb denn Elena nur?

    War etwas mit Ben?

    Nachdem Gabriela den Raum verlassen hatte, betrachtete Elena den Gegenstand in ihrer Hand. Sie hatte von ihr den Schlüssel für den Fensterriegel erhalten. Um den Größenunterschied auszugleichen, kletterte sie geschickt auf die Hantelbank unter dem Panoramafenster und öffnete einen der Fensterflügel. Gierig sogen sie und Anna, die ihr gefolgt war, die frische Luft in ihre Lungen. Mit einem Sprung hüpfte sie auf den Boden zurück und drückte der jungen Ärztin den Schlüssel in die Hand. Gleichzeitig erklang das wütende Gekreische von Gabriela aus dem Erdgeschoss bis in den Kellerraum.


    „Nicht gut!“, entfuhr es Elena bestürzt. „Gar nicht gut!“


    Diesen Tonfall der Kroatin kannte sie schon und bedeutete für sie Alarmstufe rot. Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen sie auf den Boden starrte und das Risiko für sich abwog. Sollte sie zu ihrer eigenen Sicherheit lieber im Kellerraum bei den beiden Gefangenen bleiben, um Gabriela aus dem Weg zu gehen? Dabei hob Elena den Kopf und blickte in das besorgte Gesicht der Dunkelhaarigen, die ihr direkt gegenüberstand und ihr Blick wanderte weiter zu dem Verletzten, der leise vor sich hin stöhnte. Wenn sie ihren Plan in die Tat umsetzen wollte, um den beiden Gefangenen in dem Kellerloch zu helfen, durfte sie sich nicht ängstlich wie ein Kaninchen in seinem Bau verkriechen. Da gab es noch einige Sachen, welche sie unbedingt noch den beiden Gefangenen bringen wollte und so wie die Kroatin gerade in der Eingangshalle tobte und tickte, war Eile geboten, bevor sie dem Ganzen einen Riegel vorschob.


    „Bleiben hier! … Kommen gleich zurück!“, raunte Elena der Ärztin entschlossen zu und huschte aus dem Fitnessraum. Die Zugangstür ließ sie unverschlossen. Das Gekeife in der Eingangshalle verstummte, während sie den langen Kellergang entlang lief. Elena hielt am Treppenabsatz zum Erdgeschoss an und sondierte vorsichtig ihre Umgebung. Wo war Gabriela abgeblieben? Als sie die verhasste Kroatin auf der Terrasse entdeckte, schlich sie in die Küche. So geräuschlos wie möglich, packte sie einige Essensvorräte für Anna und Ben zusammen. Die vorbereitete Brühe für den Verletzten füllte sie in eine Thermoskanne um, ebenso den Früchtetee, der mittlerweile mehr als gut durchgezogen war, für die junge Ärztin. Anschließend riss sie nacheinander alle Schubladen und Schränke auf und durchsuchte sie, nach der einen Schachtel Schmerztabletten.

    „Verdammt, irgendwo muss sie doch sein!“, murmelte sie leise in ihrer Muttersprache vor sich hin. Sie war sich sicher gewesen, dass irgendwo eine Packung liegen müsste. Nichts … die waren weg, einfach verschwunden. Mit zusammengekniffenen Lippen grübelte sie kurz nach, Anna hatte nach weiterem Verbandsmaterial gebeten. Durch die geöffnete Küchentür sah sie das Objekt ihrer Begierde. Wie eine Versuchung lag der gefleckte Armeerucksack auf der untersten Treppenstufe zum Obergeschoß. Der rote Halbmond auf weißen Untergrund leuchtete ihr förmlich entgegen. Doch das erschien ihr zu gewagt, ohne die Zustimmung der Söldner den Rucksack in den Kellerraum zu schaffen. In ihrer Position konnte es sich die junge Frau nicht leisten, die beiden Männer zu vergraulen. Noch einmal warf Elena einen prüfenden Blick in den großen Weidenkorb, als Gabriela mit ihrem Handy am Ohr in Richtung Eingangstür an der geöffneten Küchentür vorbei ging, ohne Elena eines Blickes zu würdigen. Vor dem Bedienungsmodul der Alarmanlage, das rechts neben der Tür angebracht war, blieb sie stehen und tippte einen Zahlencode ein.


    Elena wusste, dass man damit über Funk das Tor auf der Zufahrt zum Grundstück öffnen konnte. Solange Gabriela dort stand, wagte es die Russin nicht, die Eingangshalle zu durchqueren, um zum Treppenabgang in das Kellergeschoß zu gelangen. Sie drückte sich gegen den Türrahmen und beobachtete die Kroatin, die zwischenzeitlich die Eingangstür geöffnet hatte und nach draußen marschiert war. Wie üblich zündete sich Gabriela eine ihrer Zigarillos an und inhalierte den Rauch tief in ihre Lungen.


    Die Sonnenstrahlen fielen durch die offen stehende Eingangstür ins Innere der Villa, in denen feine Staubkörner flimmerten und ihren ureigenen Tanz vollführten. Eine angenehme Wärme verbreitete sich bis in die Küche.


    Der Kies auf der Zufahrt knirschte, ein Fahrzeug näherte sich dem Haus an. Schnell huschte Elena zurück zu dem Küchenfenster, das ihr einen Blick auf die Zufahrt und den Parkplätzen vor dem Eingangsportal erlaubte. Eng schmiegte sie sich an den Fenstersims, in der Hoffnung, dass man sie von draußen nicht sehen konnte. Durch den gekippten Fensterflügel drangen die Geräusche an ihr Ohr. Doch anstelle des erwarteten schwarzen Toyotas oder dem Jeep, der von Sascha und dessen Komplizen benutzt wurde, rollte dort ein schwarzer Passat Kombi mit einem ausländischen Kennzeichen heran. Gabriela stapfte die Treppe hinunter, um ihre Gäste dort zu begrüßen. Zuerst öffnete sich die Beifahrertür und ihr entstieg ein Mann, bei dessen Anblick Elena erst einmal schluckte. Er überragte die Kroatin um Haupteslänge. Seine glattrasierte Glatze spiegelte sich im Sonnenlicht. Im krassen Gegensatz dazu stand der dunkle Vollbart mit seinen silbernen Streifen, der den unteren Teil seines zerfurchten Gesichtes verdeckte. Mit seinen dunklen Augen musterte er Gabriela. Nach einigen Sekunden huschte der Ansatz eines Lächelns über ihr Gesicht und sie lief die letzten Meter auf den Glatzköpfigen zu. Die Begrüßung der Beiden fiel sehr herzlich und innig aus.

    Elena durchlief ein Schauer nach dem anderen bei dem Anblick des Mannes. Ihr Magen krampfte sich

    zusammen. Sie musste sich förmlich zwingen, wieder ruhig zu werden. Entschlossen packte sie den Weidenkorb, schnappte sich die kleine Autoverbandstasche und einen Sixpack Mineralwasser. Das Gemurmel in serbischer Sprache, das von der Eingangstür zu hören war, versuchte sie so gut es ging, zu verdrängen. Anna kniete neben ihrem verletzten Freund und spritzte ihm gerade etwas in den Zugang, als sie den Fitnessraum betrat.


    „Ich glaube, es dauert nicht mehr lange und Ben wird wach!“, erklärte ihr die Ärztin, während sie sich erhob und ihr einige Schritte entgegen kam. „Er war so unruhig in den letzten Minuten.“
    Elena stellte den Weidenkorb auf den Boden, der üppig mit belegten Broten, frischen Obst und zwei Tetra Pack Milch gefüllt war. Sie deutete auf die beiden Thermoskannen und fügte erklärend hinzu: „Tee für Anna!“ und ihr Finger wanderte zur roten Kanne „Brühe! Gut für kranken Mann!“
    „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll Elena!“, murmelte Anna.
    Die Russin holte eines der belegten Brote aus dem Korb und hielt es ihr auffordernd hin. „Essen …!“ Mit einem traurigen Miene verkündete sie Anna: „Keine Medikamente … Nichts da im Haus! … Nur das hier!“, dabei holte sie die kleine Verbandstasche aus dem Korb heraus und überreichte sie Anna, die ihre Enttäuschung nicht verbergen konnte.
    „Das wird nicht lange reichen! Ich brauch mehr, verstehst du Elena? Viel mehr Verbandsmaterial!“
    „Einkaufscenter haben Apotheke … Nächstes Mal einkaufen … du aufschreiben!“ Elena unterstrich ihre Worte, in dem sie mit dem Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand Schreibbewegungen im linken Handteller macht. Sie versuchte Anna ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. „Komm … essen! Du brauchen viel Kraft!“ Ihr Blick wanderte dabei zu Ben und gleichzeitig hielt sie der Dunkelhaarigen erneut den Teller mit Essen hin.


    Anna griff zögernd nach einem der Brote, die mit Frischkäse und ein bisschen Rohkost belegt waren. Man sah ihr an, dass sie keinen Hunger hatte und sich regelrecht zwang, in das Brot hinein zu beißen.
    In der Eingangshalle wurde es laut. Gabriela brüllte lauthals nach der jungen Russin. Zum Abschied drückten sich die beiden Frauen herzlich. „Anna, bitte, Elena vertrauen!“ wisperte die junge Russin zum Schluss und huschte aus dem Fitnessraum und verschloss ihn sorgfältig, so wie es von Gabriela gefordert worden war.

    Bei deinen anderen Geschichten hätte ich gesagt ... Ende gut alles gut ... unsere beiden Helden sind wieder zu Hause im Kreise ihrer Familie ... :) die Genesung schreitet voran.

    Lucky ist glücklich mit seinem Herrchen

    aber da war doch noch was :/

    Die Bösen dürfen nicht ungeschoren ;)davonkommen

    ich frage mich wieder, wer ist dieser Jake????

    er scheint ja zumindest die bewusste Jagdhütte entdeckt zu haben und auch so viel Menschenkenntnis zu besitzen, dass er erkannt hat, die sind gefährlich

    :(die Geschichte des Babys im Krankenhaus macht einen traurig ... was fehlt denn dem Kleinen?

    und wie soll dieser Jake da helfen? ... Scheinbar hilft ja da nur Geld X(

    was leider in der Realität tatsächlich so ist.

    „Fuck!!!“, entfuhr es dem Blonden.
    „Und bevor ihr fragt, meine Familie ist in Sicherheit in der Türkei! Aber Ben ist seit über zwei Wochen spurlos verschwunden!“, klärte er die Chaos-Polizisten auf. Mit knappen Worten schilderte der Autobahnpolizist seine beiden jungen Kollegen, die in Leverkusen Opladen ihren Dienst leisteten, was sich in den letzten Wochen zugetragen hatte und endete mit den Worten, „Gestern Abend wurde vermutlich seine Freundin Anna von den gleichen Tätern entführt, die es heute auf mich abgesehen haben.“

    Jemand zog an der Jacke des blonden Polizisten.
    „Treten Sie mal zur Seite!“ forderte ihn ein Rettungssanitäter auf, der zusammen mit seinem Kollegen und einem Notarzt am Unfallort eingetroffen war. „Der Verletzte gehört erst mal uns!“


    Die beiden jungen Polizisten traten einige Meter zurück und beobachteten das Geschehen um sie herum. Neben dem Rettungswagen, waren mittlerweile Einsatzkräfte der Feuerwehr eingetroffen, die das brennende Fahrzeug löschten und die Kollegen der Autobahnpolizei. Die Autobahn wurde während der Löscharbeiten komplett gesperrt. Unter ihnen war Frau Krüger die schnurstracks auf sie zu marschierte.
    „Na sie beide haben mir noch zu meinem Glück gefehlt!“, begrüßte sie Turbo und Tacho.
    „Also bitte Frau Krüger!“, begehrte Turbo auf „wir haben schließlich Kollegen Gerkhan gerade das Leben gerettet!“ Sein Kollege nickte beipflichtend und verzog feixend das Gesicht. „Da hätten wir schon paar nettere Worte und ein Lächeln oder ein kleines Lob von ihnen erwartet.“
    „Sie haben ja Recht!“, gab Frau Krüger kleinlaut zu und zwang sich die Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen. „Nur momentan ist mir nicht mehr zum Lachen zu Mute!“ Sie kniff ihre Lippen zu einem Strich zusammen und beobachtete die Bemühungen des Notarztes und des Sanitäters, die Semir untersuchten und versorgten.
    Schlagartig wurden auch die beiden Chaoten ernst, die sich vor der Chefin der PAST aufgebaut hatten. „Semir hat uns bereits einiges berichtet! Wie können wir helfen? Schließlich schulden wir Ben und Semir ja einiges!“
    „Indem sie mir erst einmal erzählen, wie es zu diesem Chaos hier kam!“, gab sie trocken zurück und mit einer ausladenden Handbewegung zeigte sie auf die Fahrzeugwracks und die umherstehenden Personen. „Sind Sie dafür verantwortlich oder Herr Gerkhan?“


    Während Turbo mit wilden Gesten Frau Krüger darüber informierte, was sich hier vor etlichen Minuten ereignet hatte, hatte Tacho seine Hände in den Hosentaschen vergraben und lauschte fast regungslos seinem Kollegen. Ab und an warf er noch ein paar erklärende Worte ein, um den Bericht seines Freundes zu vervollständigen.


    Die beiden jungen Polizisten waren über Funk auf den Notruf ihres Kollegen aufmerksam geworden, als sie sich auf Streifenfahrt zu ihrem Revier in Leverkusen Opladen befanden. Ein dunkler Jeep und ein Toyota RAV4 versuchten den silbernen BMW des Türken von der Fahrbahn abzudrängen. Aus dem Jeep ragte ein Gewehrlauf heraus und zielte auf die Hinterreifen des BMWs und zerschossen den rechten Reifen. Der Kollege Gerkhan verlor die Kontrolle über seinen Dienstwagen, fing an zu schleudern und kollidierte mit mehreren Fahrzeugen, die auf der rechten und mittleren Fahrbahn unterwegs waren und nicht mehr rechtzeitig ausweichen oder bremsen konnten. Semirs BMW geriet auf den Seitenstreifen und durchbrach die Leitplanke. Der silberne BMW überschlug sich einige Male und blieb auf den Dach liegen. Die Attentäter stoppten ihre Fahrzeuge. Ein grauhaariger Riese und noch ein weiterer Typ stürmten mit Schusswaffen in der Hand auf das Unfallfahrzeug unseres Kollegen zu. Ohne zu zögern, griffen die beiden jungen Polizisten in das Geschehen ein. Es entbrannte ein Schusswechsel zwischen ihnen und den Entführern. Erst als einer der Männer aus dem zweiten Wagen tödlich getroffen zusammensank und der Grauhaarige ebenfalls angeschossen wurde, ließen sich die Kidnapper von ihrem Vorhaben, Semir zu töten, abbringen und verjagen.


    „Frau Krüger, ich bin mir sicher, dass ich den einen Kerl mit meiner Kugel schwer verletzt habe. Er stolperte und stürzte dort drüben zu Boden.“ Tacho deutete auf eine dunkle Stelle im dürren Gras. Kims Blick richtete sich auf die besagte Stelle und sie erkannte, dass es sich um Blut handelte. Währenddessen fuhr Turbo, Kai Schröder, mit seinem Bericht fort. „Der zweite Mann mit einem riesigen Schnauzbart war zuerst am Toyota geblieben, eilte zum Angeschossenen und musste ihm hoch helfen. Zu zweit mussten die den Grauhaarigen stützen, um zu deren Fahrzeug, dem Toyota, zu gelangen. Der Kerl braucht sicher einen Arzt oder ein Krankenhaus!“ schloss er den Bericht ab. „Wenn Sie sich die Blutlache und die Blutspur anschauen, der Kerl hat geblutet wie ein Schwein!“


    Die Chefin der PAST holte ihr Handy aus der Hosentasche, tippte etwas auf das Display und hielt es Kai Schröder hin. „War es der Kerl?“, fragte sie nach. Auf dem Display war das Fahndungsfoto von Remzi Berisha.
    „Wo haben Sie das Foto her? … Ja, das war der Schütze im Toyota. Da bin ich mir absolut sicher!“ Er drehte seinen Kopf zu seinem Freund. „Was sagst du Tacho?“
    Der nickte zustimmend. „Das war der Kerl.“
    „Der Mann heißt Remzi Berisha, seines Zeichens Söldner, der für die Entführung von Frau Dr. Becker am gestrigen Abend mitverantwortlich ist.“


    Währenddessen entbrannte zwischen dem behandelnden Notarzt und dem verletzten Autobahnpolizisten eine heftige Diskussion. Semir wollte sich absolut nicht ins Krankenhaus transportieren lassen.
    „Jetzt hören Sie genau zu Herr Gerkhan!“, belehrte ihn der Notarzt. „Da ich nicht ausschließen kann, dass ihr Kopf oder in diesem Fall ihr Gehirn bei dem ordentlichen Wumms etwas mehr abbekommen hat, muss ich darauf bestehen, dass Sie mit ins Krankenhaus kommen. Entweder Sie kommen freiwillig mit der ich verpasse ihnen eine Beruhigungsspritze! … Verstanden!“


    Die Ansage saß. Mit ein wenig Murren stimmte der Türke einer Untersuchung im Krankenhaus zu, ließ sich in den Rettungswagen verfrachten und wurde mit Blaulicht gen Marienklinik abtransportiert. Mit sorgenvollem Blick schaute die Chefin der PAST den abfahrenden Rettungswagen hinterher. Eine Frage bewegte Kim, machte sie fast verrückt und sie wusste darauf keine Antwort. War dies ein Mordversuch gewesen oder sollte Semir Gerkan ebenfalls entführt werden.


    Hartmut, der mit seinem Team aus der KTU ebenfalls eingetroffen war, begann damit akribisch die Spuren zu sichern. Kim beschloss das endgültige Ergebnis der Spurensicherung abzuwarten und anschließend dem Staatsanwalt van den Bergh gewaltig auf die Füße zu treten. Noch länger wollte sie sich von ihrem Vorgesetzten nicht hinhalten lassen, egal was sie beide privat verband.
    Turbo und Tacho war die sorgenvolle Mimik von Kim Krüger nicht entgangen. Tacho meinte: „Wenn es ihnen Recht ist, fahren wir hinter dem Rettungswagen her und passen auf Semir auf. Unsere Zeugenaussage und den Bericht haben sie spätestens am Nachmittag auf ihrem Schreibtisch. Vielleicht findet sich in der Fahndungskartei auch eine Akte zu dem Kerl mit dem Schnauzbart!“
    Kim Krüger nickte zustimmend. „Machen Sie das! Vor allen Dingen sorgen Sie dafür, dass Herr Gerkhan sich im Krankenhaus behandeln lässt!“

    Überraschung ... Überraschung ...

    da taucht eine neue Figur auf ... Jake ...

    :/:/hmm ... nachdem bei dir nichts ohne Hintergedanken passiert, bin ich gespannt, welche Rolle der Reitersmann spielen wird

    bei Ben und Semir geht es aufwärts

    wie die beiden Rollstuhlralley durch die Krankenhausflure fahren, kann ich mir bildlich vorstellen:)

    die Genesung geht auf jeden Fall voran :thumbup:

    nur was ist mit unserem "bösen" Tierarzt :?:

    Einige Zeit später kehrte Elena zurück, gefolgt von Gabriela die mit einer undurchdringlichen Miene vor Bens provisorischem Lager stehen blieb und jedes Detail akribisch mit ihren Blicken scannte.
    „Wie geht es ihm?“, blaffte sie Anna an, die neben ihrem Patienten am Boden kniete und wiederholt seine Vitalwerte prüfte.
    „Den Umständen entsprechend!“, gab die Ärztin knapp zurück und ließ die Luft aus der Blutdruckmanschette.
    „Das ist keine Antwort auf meine Frage!“, kam mit einem wütenden Unterton zurück.
    Anna erhob sich aus ihrer knienden Haltung und baute sich vor Gabriela auf. „Was erwartest du denn? … Das ich Wunder vollbringe?“ Mit ihrer Hand deutete die Ärztin auf den kläglichen Rest der medizinischen Ausrüstung. „Ich habe unter diesen Umständen alles Menschenmögliche getan, um Ben am Leben zu erhalten. Wenn DU willst, dass er überlebt, dann schaffe ihn so schnell wie möglich in ein Krankenhaus!“, zischte sie mit funkelnden Augen ihre Widersacherin an.
    „Pfffff….! Niemals!“ Die Kroatin drehte sich um die eigene Achse und warf Elena einen Gegenstand zu. „Lüfte! Hier stinkt es!“
    Zum wiederholten Male klingelte ihr Handy. Sie ging sofort ran und verließ den Raum. Im Treppenhaus hörte man ihr wütendes Geheule.


    *****
    Einige Zeit vorher …. Auf der Autobahn
    Semir war völlig benommen. Etwas hämmerte in einem gleichbleibenden Takt auf seinem Schädel ein. Warmes Blut sickerte ihm ins Haar. Er wollte sich zwingen seine Augen aufzuschlagen, es ging nicht. Sein Körper gehorchte ihm einfach nicht. Wie aus weiter Ferne drangen Stimmen auf ihn ein. Seine Widersacher, waren sie gekommen um ihm den Rest zu geben? Er wartete auf den tödlichen Einschlag einer Kugel! War es das gewesen, fragte er sich? Vor seinem inneren Auge waren da auf einmal die Gesichter seiner Kinder … Andrea … er streckte seine Hand aus, um diese zu berühren und wurde mit einem Schlag in die Realität zurückgeholt.
    Jemand tätschelte ihn vorsichtig an der Wange. „Hey Semir! … Kollege Gerkan! … Hörst du mich!“ Der Autobahnpolizist überlegte, woher kannte er die jugendliche Stimme, die zu diesem Kerl gehörte.
    „Lebt er noch?“, erkundigte sich eine zweite Männerstimme, die ihm ebenfalls vertraut war.
    „Ja! Ich denke, er kommt langsam wieder zu sich!“
    „Na, lang mal richtig zu und schau, dass du die Fahrzeugtüre aufkriegst! … Oh Gott, stell dich nicht so doof an!“, meinte die erste Stimme genervt und brüllte los: „Hey Mister! … Ja, du da drüben in dem gelben Pullover! … Komm her und helfe mit, anstelle nur Maulaffen feil zu halten!“
    An dem auf dem Dach liegenden BMW wurde gerüttelt. Das Knarzen und Ächzen des Metalls ging Semir durch und durch, als mit brachialer Gewalt die verzogene Fahrertür geöffnet wurde.
    „Man mach hin, Turbo! Die Kiste fängt gleich an zu brennen! … Der Qualm aus der Motorhaube wird immer Dunkler! … Mann, zieh ihn endlich raus!“, forderte die andere Männerstimme energisch.
    Der Deutsch-Türke spürte wie jemand den Sicherheitsgurt durchtrennte und der Druck auf seine schmerzende Brust nachließ. Kräftige Hände fingen ihn ab, umfassten seinen Oberkörper und zogen ihn aus dem Fahrzeugwrack heraus. Der Schock über das Erlebte, ebbte ab und der Schmerz setzte ein. Seine Retter gingen nicht gerade zimperlich mit ihm um, als sie ihn schnellst möglich aus dem Gefahrenbereich brachten. In dem Unfall waren außer Semirs BMW noch drei weitere Fahrzeuge verwickelt worden, die quer über den Standstreifen, der rechten und mittleren Fahrbahn standen und diese blockierten. Der restliche Verkehr quälte sich mit Schritttempo auf dem linken Fahrstreifen an dem Unfall vorbei. Im Hintergrund diskutierten die erschrockenen Unfallbeteiligten und Schaulustige, die sich dazu gesellt hatten, über die Ursache der Verfolgungsjagd und der anschließenden Schießerei.
    Endlich gelang es Semir seine Augen aufzuschlagen. Sein Blick war anfangs noch verschwommen und klärte sich langsam. Man hatte ihn zurück an den Fahrbahnrand geschleppt und ihn gegen eine Leitplanke gelehnt.
    „Hallo Kollege! Auch wieder wach!“, vor ihm kniete ein besorgter junger Polizist, namens Turbo.
    Semir stöhnte gequält auf. „Das muss ausgerechnet mir passieren!“, ächzte er schmerzgeplagt, „Ausgerechnet ihr zwei Chaoten rettet mir den A.rsch!“ Seine Augen leuchteten dabei voller Dankbarkeit auf.
    Während sich Turbo um den Autobahnpolizisten kümmerte, sorgte sein Kollege dafür, dass sich alle Unfallbeteiligten und Zeugen aus dem Gefahrenbereich entfernten und sicherte den Tatort. Die Leiche von einem der Attentäter deckte er mit einer Decke zu. Dabei erwiesen sich einige Schaulustigen, die ihre Smart-Phones in den Händen hielten, um die Leiche und den brennenden BMW zu filmen und zu fotografieren, als unbelehrbar.
    „Hey Freunde, wenn ihr nicht sofort diese Quasselknochen verschwinden lasst, lernt ihr mich richtig kennen!“, blaffte er die Gaffer wütend an und legte seine Hand demonstrativ auf den Griff seiner Waffe. Erschrocken wichen diese zurück und ließen ihre Mobiltelefone verschwinden. In diesem Augenblick trafen noch weitere Streifenwagen ein, die zur Unterstützung des Türken unterwegs gewesen waren. Die Kollegen vom Streifendienst unterstützten die Bemühungen des jungen Polizeibeamten.
    Zum Glück war es nur bei Blechschäden geblieben und die Insassen der anderen Fahrzeuge waren mit dem Schrecken davongekommen. Der silberne BMW hatte angefangen zu brennen. Der Flammen züngelten unter der Motorhaube heraus und verbreiteten sich schnell. Der aufsteigende Rauch verbreitete einen stechenden Geruch, der die Atemwege reizte. Aus der Ferne erklangen bereits die Einsatzhörner der nahenden Rettungsdienste und der Feuerwehr.
    „Was wollten diese Vollpfosten von dir Semir?“, erkundigte sich Tacho, der sich neben seinem Freund und Kollegen im Gras des Standstreifens niederkniete und den Türken fragend anblickte. Mit seiner Hand deutete er auf die Fahrzeugwracks und dem brennenden BMW.
    „Wem bist du denn da wieder mal auf die Füße getreten? Die haben ja richtig ein Spektakel veranstaltet! …Übrigens, das Kennzeichen des Jeeps habe ich bereits an die Zentrale zur weiteren Ermittlung weitergegeben. Die Nummer des Toyotas konnte ich nicht erkennen, die war geschwärzt worden!“
    Auch wenn Semir jede Stelle seines Körpers schmerzte, hatte er sich so weit im Griff, dass er die Frage beantworten konnte. „Ich denke, das war ein Gruß von Gabriela Kilic, die vor einigen Tagen aus dem Gefängnis entfliehen konnte!“
    „Du meinst die Bitch, die deine Familie und Ben vergangenes Jahr entführt hatte?“, fragte Turbo nach.
    Der Kommissar nickte, was sein Kopf gar nicht mochte. Er stöhnte auf, als der Schmerz auf seine Gehirn einhämmerte. Ein kleines Blitzgewitter tanzte vor seinen Augen und er schloss für einen Augenblick seine Lider um sich zu sammeln.
    „Ja genau die!“, gab er zurück.

    „Pfff … !“ Laut entwich der Kroatin die Atemluft. Ein wenig nachdenklich betrachtete sie den Schwerverletzten. Ihr Innerstes spielgelte sich in dem Mienenspiel ihres Gesichtes wieder. „Gut, schaff ein paar Decken und Kissen runter, wenn du meinst, er braucht so was!“, billigte ihr Gabriela zu.


    Elena beschloss auszureizen, wie weit sie gehen konnte. „Und was Frau brauchen?“ Dabei deutete sie auf Anna. Zur großen Verwunderung von der kleinen Russin nickte die Kroatin zustimmend.


    Anna glaubte nicht recht zu hören und zu sehen, was da im Augenblick um sie herum geschah. Sollte sie unerwartet Hilfe bekommen, von dieser jungen Frau, die selbst scheinbar eine Gefangene in dieser Villa war. Hoffnung glomm in ihr auf, dass Ben noch eine Chance bekam, die nächsten Stunden und vielleicht die nächsten Tage zu überleben, bis … ja bis Semir sie vielleicht fand.


    In der Hosentasche der Kroatin dudelte ein Handy los. Sie fischte es heraus, blickte auf das Display und nahm das Gespräch an. Angespannt lauschte sie, was ihr Gesprächspartner zu berichten hatte. Nach Beendigung des Gesprächs beschloss Gabriela auf der Terrasse erst einmal in Ruhe eine Zigarillo zu rauchen. In ihren Augen bestand keine Gefahr, dass Anna oder gar Ben Jäger flüchteten. Bei dem Gedanken musste sie sogar vor sich hin grinsen. In Richtung der Russin blaffte sie: „So lange du hier drinnen sauber machst, ist mir egal, was du reinschleppst. Sorg dafür, dass es hier nicht mehr aussieht wie in einem Schlachthaus und stinkt! … Verstanden!“ Die Russin nickte und kümmerte nicht weiter um die Kroatin, sondern kniete sich vor Anna und Ben hin.
    „Ich bin Elena!“ Die junge Frau blickte misstrauisch über die Schulter, ob Gabriela tatsächlich den Raum verlassen hatte und außer Hörweite war. „Mir vertrauen! Was du brauchen?“ Sie umschlang dabei Annas Hand und suchte Blickkontakt.


    „Ich bin Anna und das ist mein Freund Ben. Du willst uns wirklich helfen?“, murmelte Anna ungläubig.
    „Ja?“, bekräftigte die Russin ihre Aussage „Was brauchen? Matratze … Bettzeug Wäsche … Essen … sagen was?“
    Anna dachte angespannt nach, in ihrem Kopf reifte ein Plan, vielleicht war die Russin tatsächlich die Retterin in höchster Not. Sie nannte ihr einige Sachen, die sie dringend brauchen konnte, vor allem Schmerztabletten, Verbandszeug, das langsam zur Neige ging und noch einiges mehr. Elena nickte.
    „Nichts versprechen! Schauen, was im Haus sein …!“
    „Gut!“, erwiderte Anna. Anschließend machte sie der jungen Frau klar, dass sie dringend eine Infusion für Ben benötigte. Sie beschrieb der Russin genau, wie lange sie wieviel Wasser abkochen sollte, wieviel Gramm Salz sie dem Wasser hinzufügen musste. Dann kam das größte Problem, der Behälter. Da hatte die Russin die Idee eine der Wasserflaschen auszukochen. Als erstes half sie Anna, den Bewusstlosen zurück auf die Bodenmatte zu tragen. Dort betteten ihn die beiden Frauen so gut es ging.
    „Alles werden gut … du werden sehen!“, meinte Elena zuversichtlich, bevor sie aus dem Zimmer huschte.


    Einen Augenblick lang, war die Verlockung für Anna groß, durch die geöffnete Tür zu flüchten. Doch was würde danach kommen? Nie würde sie aus eigener Kraft die Villa oder das Grundstück verlassen können, dass hatte sie bereits bei ihrer Ankunft am gestrigen Abend begriffen. Außerdem könnte sie Ben niemals in seinem Zustand im Stich lassen.


    Innerhalb der nächsten Stunde entwickelte die junge Russin eine unheimliche Aktivität. Zuerst reinigte sie zusammen mit Anna den Raum, beseitigte die Blutspuren, sammelte das verbrauchte Verbandsmaterial ein und steckte alles in einen großen grauen Müllsack. Die junge Ärztin durchsuchte indessen den verteilten Inhalt des Rucksacks und des Notarztkoffers nach Verbandsmaterial und sonstige Ausstattungsteile, die sie bei der Versorgung von Ben noch brauchen konnte. Sorgsam sortierte sie alles in den Arztkoffer ein. Der geleerte Rucksack blieb achtlos neben der Eingangstür liegen. Unter anderem hatte Anna noch etliche Ampullen mit Medikamenten gefunden, die sie wie einen sorgsam gehüteten Schatz, als sie alleine im Raum war, im Badezimmer versteckte.


    Währenddessen schleppte Elena unter Aufbietung all ihrer Kräfte eine Matratze aus dem Obergeschoss in den Kellerraum. Darauf folgten Kopfkissen und weiteres Bettzeug, Decken und Laken. Gemeinsam betten die beiden Frauen den schwer Verletzten auf der Matratze. Dem folgten das abgekochte Salzwasser, das Elena im Spülbecken bereits vorgekühlt hatte und eine Mineralwasserflasche mit Verschluss, die sie genau nach Annas Anweisung ausgekocht hatte. Sorgsam füllte Anna die Salzlösung in die Glasflasche, verschloss diese und legte sie zum weiteren Abkühlen des Inhalts ins Waschbecken des Badezimmers.
    Anna traute ihren Augen nicht zu glauben, als Elena ihr im Anschluss daran neue Kleidung hinlegte, eine hellgraue Sportcapri und eine smaragdgrüne Haremshose, dazu noch drei bunte T-Shirts, die weit geschnitten waren, Unterwäsche und Duschgel. „Von mir! … Duschen!“ … sie deute in Richtung des Badezimmers „passen auf Ben auf!“ Aber nicht nur für Anna hatte die junge Frau Kleidung angeschleppt, sondern auch für Ben frische Wäsche. Was die junge Ärztin nicht ahnte, die sportliche Kleidung samt Boxershorts hatte einmal Rashid gehört, der eine ähnliche Statur wie Ben gehabt hatte. In Rekordzeit duschte sich Anna und wechselte die Kleidung. Ihr nasses Haar klebte am Kopf, als sie zurück in den Fitnessraum kam. In ihren Händen hielt sie die Glasflasche mit der Infusionslösung. Sorgsam desinfizierte sie den Metallverschluss, bevor sie mit dem Dorn des Infusionsbestecks ein Loch hineinbohrte. Der Rest war reine Routine. Innerhalb weniger Minuten hatte sie ihrem bewusstlosen Freund einen neuen Zugang gelegt und die selbst hergestellte Infusionslösung mit Hilfe des Schlauches verbunden. Langsam tropfte die Lösung in die Tropfkammer und rann in Bens Adern. Zufrieden seufzte sie auf.


    Wann immer die beiden jungen Frauen alleine und unbeobachtet im Kellerraum waren, nutzten sie die Gelegenheit miteinander zu sprechen und Informationen auszutauschen. So erfuhr Anna in wenigen Sätzen die traurige Lebensgeschichte von Elena, etwas über die Lage der Villa und deren Bewohner. Im Gegenzug erzählte die Ärztin einiges über sich und Ben, vor allem warum Gabriela den Verletzten mit ihrer tödlichen Rachsucht verfolgte. Nicht nur ihre gegenseitige Not machte die beiden Frauen zu Verbündeten, sondern sie fanden einander sympathisch. Wären sie sich unter normalen Umständen begegnet, wer weiß, wir hätte bestimmt gute Freundinnen werden können, dachte Anna bei sich, als die Russin wieder einmal den Raum verließ, weil Gabriela im Erdgeschoss nach ihr brüllte.

    Zurück in der Villa
    Gabriela schloss die Tür auf und gab Elena mittels Handzeichen zu verstehen, dass sie als Erste das Zimmer betreten solle. Die Kroatin ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, der bei Anna und dem am Boden liegenden Verletzten haften blieb. In Sekundenbruchteilen erfasste sie jedes Detail. Die Blutspur am Boden, die mit frischem Blut befleckte Kleidung und die blutverschmierten Hände der jungen Ärztin und deren Blick aus ihren geröteten und verquollenen Augen, der aus einer Mischung von Hass und Verzweiflung bestand. Sie heulte vor Wut auf brüllte in ihrer Muttersprache lauthals los: „Remzi du verdammtes A.rschloch!“ Ihr war klar, dass die Tritte des Grauhaarigen für den Zustand von Ben Jäger verantwortlich waren.

    Elena blieb wie angewurzelt stehen, da sie vermutete, dass Ben verstorben war. Gabriela verpasste ihr einen kräftigen Stoß in den Rücken und forderte sie auf: „Na los! Beweg dich endlich! Auf was wartest du noch! … Hilf ihr!“


    Die Russin stolperte zu dem am Boden liegenden Verletzten und der Ärztin hin. Auf der gegenüberliegenden Seite von Anna ließ sie sich auf die Knie fallen und schaute sie fragend an. In ihrer jetzigen Position konnte sie erkennen, dass sich der Brustkorb des Dunkelhaarigen noch schwach hob und senkte. Die Ärztin löste ihre Hand von der Schusswunde, nahm eine frische Kompresse aus einer Verpackung und drückte die Mullauflage Elena in die rechte Hand. Gleichzeitig führte sie die Rechte zur Bauchwunde und befahl ihr: „Drück einfach nur fest drauf!“


    Hektisch suchte die Ärztin unter dem verstreuten Inhalt des Notarztkoffers und im Rettungsrucksack nach einem gefüllten Infusionsbeutel. Völlig frustriert leerte sie den Inhalt des Rucksacks aus. Da war nichts mehr. Die Enttäuschung machte sich nicht nur auf ihrem Gesicht breit, sondern die Ärztin schrie sie hinaus. Keuchend stand sie da und betrachtete die verstreuten Gegenstände aus dem Rucksack. Anschließend unternahm sie alles, was in ihrer Macht stand, um die Blutung zu stoppen.


    Argwöhnisch beobachtete Gabriela die Bemühungen von Anna, um Bens Leben zu retten. Wie ein trotziges Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte, stampfte sie mehrmals mit ihrem Fuß auf, um wanderte das Trio am Boden. „Nein …. Nein … Nein!“, jaulte sie dabei auf und fluchte in ihrer Muttersprache vor sich hin. Ihr Gesicht hatte sich dabei zu einer Fratze verzogen. „Nicht so Jäger! … Nicht so! .. So haben wir nicht gewettet!“ fauchte sie dabei böse. Sie allein wollte bestimmen, wann der verhasste Polizist seinen letzten Atemzug machte, durch ihre Hand sollte er sterben. Doch nicht jetzt, nicht in dieser Minute, nicht in dieser Stunde … der Türke fehlte noch. Der sollte dabei sein und hilflos zusehen, wie sein Freund starb.

    Anna blickte aus ihrer knienden Haltung auf, direkt in diese eisgrauen und kalten Augen der Kroatin.
    „Was willst du wirklich, du Hexe? … Tue Ben und mir den Gefallen und erspare uns diese Farce! Diese Gejammer …. Dieses Gezeter … Warst es nicht du, die heute Morgen gehässig gelacht hat und deinen Bluthund auf mich und Ben losgelassen hast?“ Als Anna diese Worte voller Zorn aussprach, spürte sie, wie weiter Bens Blut durch ihre Finger rann … sein Leben in ihren Händen zerrann.
    Anna sah sehr deutlich, dass ihre Worte nicht spurlos an der Kroatin vorbeigingen. In deren so eiskalten Mimik begann es zu arbeiten. Die Ärztin merkte sehr deutlich deren Zwiespalt. Doch ein leises Stöhnen von Ben erinnerte sie daran, wem ihre Aufmerksamkeit galt, bevor sie noch einmal in dem wunden Punkt ihrer Gegnerin nachbohren konnte. Auf ihr Handzeichen hin nahm Elena die Atemmaske von Bens Gesicht und reichte der Ärztin weitere Mullkompressen und Verbandsmaterial.


    Mit einer gewissen Erleichterung registrierte Anna nach einigen Minuten, dass die Menge des Blutes, das aus der Wunde heraussickerte, weniger wurde und versiegte. Geschickt legte sie mit Elenas Hilfe einen Druckverband an und forderte die Brünette auf, aus dem Badezimmer noch einige der Badetücher zu holen, um Ben zuzudecken. Immer wieder prüfte sie dabei seine Herzfrequenz und Atmung. Langsam stabilisierte sich sein Kreislauf. Aber Anna war klar, das war ein Spiel auf Zeit, sie benötigte dringend eine Infusion, um zumindest den Blutverlust ein wenig auszugleichen und Ben weiter zu stabilisieren.


    Elena, die die Szene bisher schweigsam verfolgt hatte, griff in das Geschehen ein. „Kranker Mann brauchen Bett … Boden nicht gut … sein kalt!“ und zog damit Gabrielas Aufmerksamkeit auf sich. In deren Augen blitzte es wütend auf. „Seit wann, hast du denn hier etwas zu melden? … Prostitutka!“
    Die Russin ignorierte die unterschwellige Drohung und Beleidigung. Auch ihr war die Reaktion der Kroatin bei Annas Anschuldigungen nicht entgangen, also stellte sie die nächste Frage: „Sollen Mann leben oder sterben?“ und wies dabei auf den verstreuten Inhalt des Rettungsrucksacks. „Was wirklich wollen?“

    Mein Wunsch geht in Erfüllung ... Semir und Ben erholen sich ... es geht aufwärts.

    hoffentlich sind unsere beiden Lieblingspolizisten bald wieder fit für die Verbrecherjagd ...

    gerne auch mit kleinen Handicap

    Lucky darf nach Hause und Sarah wird für die Ponys eine Lösung finden

    Der Tierarzt leidet ... ach wie das mein Herz erfreut ... Der Wunde darf gerne weiter offen bleiben ... vor sich hin nässen und dem Bösewicht viele ... viele Schmerzen bereiten ... wobei, wenn ich das richtig lese, hat der bald ein anderes Problem: Drogenabhängigkeit

    Trauerkloß ...jetzt hoffen wir beide einmal, dass unser Wunsch von Susan erhört wird und Ben und Semir die Bösen selbst jagen dürfen ...

    Der schwarze Toyota wurde geschickt durch die engen Straßen des Kölner Vorortes gelenkt. Ungeduldig trommelte Remzi schon während der kompletten Fahrt mit den Fingern auf dem Armaturenbrett herum.
    „Kannst du nicht damit aufhören?“, maulte Camil genervt.


    Die beiden angeheuerten Ex-Söldner bogen mit ihrem Wagen in die Seitenstraße, auf der sich die Zufahrt zu Semirs Haus befand, ein. Sascha und seine Komplizen warteten mit dem Kleinbus, der zum Transport des Entführten vorgesehen war, in sicherer Entfernung auf das vereinbarte Startzeichen. Camil stieß seinem Kumpel in die Seite und deutete auf den silbernen BMW, der in der Zufahrt zu Gerkhans Haus stand.
    „Schau, der Türke ist bereits zu Hause! Wird wohl nichts mit einem Überraschungsangriff im Haus.“
    „Ich sag den Albanern Bescheid!“, blaffte Remzi wütend und zog etwas umständlich sein Handy aus der Hosentasche.
    „Warten wir, bis er wieder raus kommt oder versuchen wir unbemerkt ins Haus einzudringen?“, fragte der Schnauzbärtige bei seinem Partner nach. Camil erkannte, wie dieser fieberhaft nachdachte und dabei die Umgebung mit seinem Blick scannte. Von seiner erhöhten Sitzposition im Auto hatte der Grauhaarige erkannt, dass viele Nachbarn der Gerkhans sich in ihren Gärten oder vor ihren Grundstücken auf der Straße aufhielten. Zu groß war seine Angst, dass ein übereifriger Zeitgenosse die Polizei rufen würde, wenn er und Camil über den Garten das Anwesen des Türken betreten würde.


    Der Ältere schüttelte den Kopf und antwortete bestimmend: „Nicht hier! Wir holen uns den Türken am besten auf der Autobahn … sprich Plan B. Hier erregen wir zu viel Aufmerksamkeit!“


    Die Geduld der Kidnapper wurde belohnt. Nach einer guten Stunde kam der Autobahnpolizist zurück und fuhr mit seinem BMW los. Recht schnell erkannte Remzi, dass der Türke zurück auf seine Dienststelle fahren wollte und informierte seine wartenden Komplizen genau über die Stelle, an der sie den Türken in die Zange nehmen wollten, um ihn zu entführen.


    Einige Zeit später ….


    Als Semir auf den Zubringer zur Autobahn einbog, fiel ihm der schwarze Toyota RAV4 im Rückspiegel zum Wiederholten Male auf. Der Fahrer verhielt sich äußerst geschickt und trotzdem hatte der Türke bemerkt, dass ihm das Fahrzeug folgte. Er dachte an ein Ereignis ein paar Wochen zurück, als genau ein solches schwarze Auto ihn und Ben verfolgt hatte. Sein Misstrauen erwachte und sein Bauchgefühl warnte ihn.
    „Cobra 11 an Zentrale!“
    „Zentrale hört!“, lautete Susannes Antwort aus dem Mikro. „Was kann ich für dich tun Semir?“
    „Susanne, ich werde von einem schwarzen Toyota verfolgt. Ich bin mir sicher, dass die Kerle Ben und mich mindestens schon einmal verfolgt haben. Schick mir mal Verstärkung! Ich fahre auf der A3 in Richtung Köln – Leverkusen, habe gerade die Mühlheimer Abfahrt passiert und fahre weiter in Richtung zu unserer Dienststellenzufahrt.“ Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, dass der Toyota näher zu ihm auffuhr, als sie den Großraum Köln verlassen hatten. „Die Jungs sollen sich mal beeilen! Cobra11 Ende!“


    Semir beschleunigte sein Fahrzeug. Der Fahrer des verdächtigen Fahrzeugs schien Lunte gerochen zu haben und schloss noch weiter auf. „Na warte, nicht mit mir Freundchen, da musst du schon früher aufstehen!“, kommentierte er das Verhalten seines Widersachers. Zusätzlich schaltete er noch Blaulicht und Sirene ein, um sich einen freien Weg durch den dichten Verkehr zu bahnen. Geschickt lenkte er mit höchster Geschwindigkeit den BMW über die Autobahn, indem er alle drei Fahrspuren ausnutzte.


    „Na Jungs, wo bleibt ihr denn?“, meinte er ironisch, als eine kleine Lücke zwischen ihm und den Toyota entstanden war. Doch die Ironie verging im augenblicklich. Im Rückspiegel suchte er verzweifelt die flackernden Blaulichter der Kollegen. Wieder drückte er die Funktaste.
    „Cobra 11 an Zentrale! Susanne, wo bleibt die Verstärkung? Mach den Jungs mal ein wenig Feuer unter dem Hintern! Meine Verfolger haben sich soeben vermehrt!“
    Zu dem schwarzen Toyota, der ihn die ganze Zeit über verfolgt hatte, gesellte sich dunkler Jeep, mit einem silbernen Kuhfänger vor der Motorhaube. Perfekt, um jemanden zu Rammen, durchfuhr es Semir. Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er den Schlag am Heck seines BMWs spürte.

    „A.rschloch!“, entfuhr es ihm voller Wut, „wegen dir kassiere ich wieder einen Anschiss von der Krüger!“

    Der Wagen ließ sich ein wenig zurückfallen, fuhr seitlich versetzt zum BMW und dann verschlug es Semir den Atem. Das Seitenfenster des Jeeps öffnete sich und die Mündung eines Gewehrlaufs wurde sichtbar. Ein Mündungsfeuer blitzte an der Gewehrmündung auf und Semir hörte den Einschlag der Kugel im Kofferraum. Auch aus dem Toyota wurde auf ihm geschossen. Die Fahrer der beiden Fahrzeuge schienen nicht nur beschlossen zu haben, ihn in die Zange zu nehmen und von der Fahrbahn abzudrängen, sondern wollten ihn mit allen Möglichkeiten außer Gefecht setzen. Die Situation wurde langsam für ihn brenzlig.
    Über die Freisprecheinrichtung seines Fahrzeugs wählte er die Nummer der Dienststelle.

    „Nun mach schon! … Geh ran!“, stieß er ungeduldig hervor. Nach einigen Klingelzeichen antwortete Susanne am anderen Ende der Leitung. Semir fiel ihr ins Wort und schrie sie „Verdammt, wo bleibt die Verstärkung, die machen gerade ein Küchensieb aus meiner Karre!“


    Die Antwort der Sekretärin hörte Semir schon nicht mehr. Wutentbrannt brüllte er „Verdammte Sch…!“
    Ein Geschoss hatte seinen rechten Hinterreifen zerfetzt. Der BMW kam auf Grund der hohen Geschwindigkeit ins Schlingern. Der Autobahnpolizist verlor die Kontrolle über seinen Wagen. Susanne vernahm nur noch seine Schimpftriade dann herrschte Stille.
    „Semir, was ist los? …. Antworte doch! … Semir!“


    Der silberne BMW hatte die Leitplanke durchbrochen und sich mehrmals überschlagen, bevor er in einem naheliegenden Getreidefeld auf dem Dach liegen blieb. All das bekam Semir nicht mehr mit, Dunkelheit hüllte ihn ein.

    der positive Trend setzt sich fort ... Semir hat die Operationen gut überstanden und ich war überrascht, er kann schon selbstständig essen ... schon klar sind mundgerechte Stücke ...

    auch bei Ben scheint die OP gut verlaufen zu sein und alles im grünen Bereich

    bei Semirs Gedanken musste ich ein wenig schmunzeln .... ja die beiden Freunden haben schon einiges gemeinsam durchlebt und überstanden.

    So ... lass mal die Jungs gesund werden und die Bösen jagen

    Wobei :/wie geht es denn dem Tierarzt? Ist der Arm schon abgefallen?

    Die flehenden Worte ihres Freundes taten ihr Übriges und ließen das Leben in Anna endgültig zurückkehren. Sie löste sich vorsichtig aus seiner Umarmung und richtete sich auf. Ohne den Halt ihres Körpers sackte Ben in sich zusammen. Sein Oberkörper kippte nach vorn. Mit viel Mühe gelang es ihr, ihn ein wenig abzufangen und lagerte ihn über ihre Oberschenkel. Ihr Blick schweifte durch den Raum und in Sekundenbruchteilen erfasste sie, was geschehen war.

    Ben war zu ihr über den Rand der Bodenmatte hinaus gekrochen. Auf der grauen Matte und dem Boden hatte er auf seinem Weg zu ihr eine blutige Spur hinterlassen. Die Wolldecke, mit der sie ihn zugedeckt hatte, hatte sich in seinem Bein verfangen. Warme Feuchtigkeit durchtränkte ihre Leinenhose. Mit ihren Fingern tastete sie nach, spürte die klebrige Flüssigkeit, Bens Blut, zwischen ihren Fingerspitzen. Die Schusswunde am Bauch war aufgebrochen.

    „Ben … Oh mein Gott Ben! …“

    Ihre Atmung wurde keuchend und hektisch. Sie unterdrückte die erneut aufkommende Panik und besann sich auf das wirklich Wichtige. Ben benötigte dringend ihre Hilfe. Diese Erkenntnis setzte in ihrem Kopf einen Automatismus in Gang, der die Ärztin in ihr wach rief. Langjährige berufliche Routine bestimmten in den nächsten Minuten ihr Denken und Handeln. Sie zog die Wolldecke heran und bettete den Oberkörper ihres Freundes darauf. Mit ihrem Zeigefinger prüfte sie an der Halsschlagader seinen Pulsschlag, mit der anderen Hand, die auf dem Brustkorb lag, erfasste sie anschließend seinen Atemrhythmus.

    „Scheiße!“, entfuhr es ihr entsetzt. „Scheiße … !“ wiederholte sie sich mehrmals. „Ben, das kannst du nicht machen!“, schrie sie ihn an, als sie ihn auf die Wangen tätschelte, um ihn wach zu bekommen.

    Keine Chance!

    Der Verletzte war in die Tiefen einer Bewusstlosigkeit abgetaucht. Blitzschnell richtete sich Anna auf, brachte Ben auf der rechten Seite in eine stabile Seitenlage und suchte dabei krampfhaft ihre Umgebung ab. Der Notarztkoffer lag geöffnet in der Mitte des Fitnessraumes, dessen Inhalt großflächig über dem Boden verstreut war. „Verdammt!“, fluchte sie ungehalten vor sich hin und fügte unbewusst noch einige Schimpfworte hinzu, die überhaupt nicht damenhaft klangen. Die junge Frau verschloss den leeren Koffer und nutzte ihn für ihre Zwecke, um Ben zusätzlich noch in eine Schocklage zu bringen und lagerte seine Füße darauf. Nicht nur um seine Blöße zu bedecken, sondern um auch einen weiteren Wärmeverlust zu vermeiden, hüllte sie seinen Unterkörper in die Decken, die ihr Elena in der vergangen Nacht gebracht hatte.
    Dann machte sie sich an die Untersuchung der Schussverletzung am Bauch. Das Wundpflaster hatte sich gelöst und klebte nur noch an einer Ecke auf der Haut. Die Drainage, die sie in der Nacht zum Abfließen der Wundflüssigkeit gelegt hatte, war herausgerissen worden. Unter dem Pflasterrand sickerte ein dunkelroter Blutstrom aus der Wunde. Einen Wimpernschlag lang musterte sie die Verletzung, bevor sie mit einem Ruck das Pflaster abriss. Ihr Blick schweifte im Raum umher und suchte voller Verzweiflung nach dem Verbandsmaterial. Neben der Eingangstür entdeckte sie den Rettungsrucksack und rannte zu dem Objekt ihrer Begierde und schnappte sich Kompressen und Binden. Inbrünstig hoffte sie durch einen Druckverband die Blutung stoppen zu können.

    Semir saß bei geöffneter Autotür in seinem BMW. Locker hing ein Fuß im Freien und baumelte. Er hatte sich das Funkmikro aus der Halterung geschnappt. „Cobra 11 ruft Zentrale!“


    Nach einigen Augenblicken erklang Susannes Stimme. „Zentrale hört!“


    „Susanne, ich bin hier in Düsseldorf, in der Bruchstraße vor diesem Nachtclub. So wie das Gebäude von außen aussieht, hat da drinnen schon seit ein paar Jahren keine Party mehr stattgefunden. Ein paar Penner, die in der Lagerhalle gegenüber ihr Nachtlager aufgeschlagen haben, erzählten mir, dass hier immer wieder Fahrzeuge mit ausländischen Nummernschildern auftauchen. Zumeist handelte es sich um Kleinbusse oder kleine Lieferwagen, in denen sechs bis acht Männer saßen. Laut den Pennern sahen die nicht so aus, als sei mit denen zu spaßen. Einer der Obdachlosen meinte sogar, er hätte unser Tattoo mit dem Skorpion gesehen. Jedenfalls hat er es sehr genau beschrieben. Versuch mal alles über das Gebäude, das Grundstück usw. rauszukriegen. Da brennt auch regelmäßig nachts Licht. Sprich irgendjemand muss eine Stromrechnung bezahlen. Vielleicht kann unser Schlipsträger von Staatsanwalt mal seine Beziehungen spielen lassen. So ein kleiner Durchsuchungsbeschluss wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht schlecht. Ich fahr noch kurz zu Hause bei mir vorbei und kultiviere mich ein bisschen. Cobra 11, Ende!“
    „Alles klar Semir, Zentrale Ende!“


    Er hackte das Mikro zurück in die Halterung. Der Autobahnpolizist schälte sich aus seinem Autositz, lehnte seine Arme auf das Autodach und sondierte mit seinen Blicken nochmals eingehend die Umgebung. Sein Bauchgefühl regte sich und schlug Alarm. Die Fensterscheiben des ehemaligen Nachtclubs „Flamingo“ waren mit Zeitungspapier und Kartonagen zugeklebt worden, um so einen Blick ins Innere des Gebäudes zu verhindern. Die Zugangstüren waren durch einbruchsichere Spezialschlösser gesichert. Da hatte er mit seinem Dietrich keine Chance gehabt. Er war sich sicher, hier den Anfang einer verheißungsvollen Spur gefunden zu haben.


    *****


    Die wohltuende Ohnmacht dauerte nur wenige Minuten an. Langsam wich die Schwärze und machte einem gleißende Schmerz Platz, der Bens Körper mehr und mehr zu beherrschen schien. Und dennoch, das jammervolle Wimmern seiner Freundin überlagerte alles. Er kämpfte gegen die Schwerkraft seiner Augenlider an, an denen tonnenschwere Gewichte zu hängen schienen. Er konzentrierte sich und schaffte es, seine Augen zu öffnen. Vor seinen Augen lag ein Schleier, der sich mit jedem Atemzug mehr und mehr lichtete. Langsam drehte er seinen Kopf in die Richtung, aus der das herzzerreißende Schluchzen erklang. So hilflos hatte Ben seine Anna noch nie erlebt. Ihre Not weckte ungeahnte Kraftreserven in ihm. Seine Freundin brauchte ihn. Sein eiserner Wille half ihm, sich zu überwinden … für Anna. Er stützte sich auf seinen rechten Unterarm und robbte ein paar Zentimeter vorwärts … ein winziges Stück in Richtung seiner Geliebten. In seinem Körper entbrannte ein wahrer Feuersturm durch die kleine Bewegung, sein gesamter Bauchraum stand in Flammen und doch schaffte er es Zentimeter für Zentimeter näher an sie heran zu kriechen. Er keuchte und stöhnte vor Schmerz. Als seine Hand die ihre berührte, schrie sie hysterisch vor Entsetzen auf und verkrampfte sich, wollte von ihm weg rutschen. „Weg! … Geh weg! … Weg!“


    „Anna! …. Anna!“, mehrmals flüsterte er ihren Namen. Langsam drang seine Stimme zu ihr durch und ihr Widerstand erstarb. „ Anna, Schatz …Scht … nicht mehr weinen!“ wisperte er. Ben drückte sich gegen die Wand und stemmte seinen Oberkörper in die Höhe, ignorierte den Protest, den seine Verletzungen am Rücken aussandten, unterdrückte seine Schmerzensschreie. Irgendwann saß er halb aufgerichtet hinter ihr da und zog Anna zu sich heran, bis ihr Kopf auf seiner Brust ruhte und ihr Arm seinen Brustkorb umschlang.


    „Komm … her … Schatz!“ Er legte schützend einen Arm um sie und seine Finger glitten beruhigend durch ihr Haar. „Er ist … weg … Scht! … Hörst du mein Sonnenschein? … Scht! … Alles … wird … gut! … Semir wird uns …finden!“ Das Beben ihres Körpers ließ nach, das laute Schluchzen aus ihrem Mund. „Scht … alles wird gut! … Komm Schatz, …. Du bist doch … mein starkes Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt …meine kleine Wildcat, die niemals aufgibt und bis zum Ende kämpft!“


    Ihre Tränen benetzten seine Haut. Er streichelte ihr tröstend über die Wange und wischte mit dem Daumen die Tränen beiseite. Einige Minuten saßen die beiden Gefangenen so ineinander verschlungen da. Zu seiner Erleichterung bemerkte Ben, dass Anna sich durch die Geborgenheit, die er ihr spendete, sich zusehends beruhigte. „Ich liebe dich mein Schatz!“, murmelte er und hauchte ihre einen Kuss auf ihr Haar, „unsere Liebe macht uns stark! Hörst du, wir lassen uns nicht unterkriegen und kämpfen bis zur letzten Sekunde! … Verstehst du? … Wir halten durch, bis Semir uns findet!“, beschwor er sie förmlich und versuchte auch sich selbst Mut zuzusprechen, denn Ben bemerkte, wie die Schwäche von seinem Körper Besitz nahm, sowie der Adrenalinspiegel in seinem Blut sank. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen, der Raum begann sich um ihn herum zu drehen, zu schwanken und ihm wurde schlagartig übel. Viele bunte Sterne tanzten vor seinen Augen, so dass er die Augenlider schloss. In seinem Kopf hämmerte es. Der Takt seines Herzschlags beschleunigte sich, sein Pulsschlag fing an in ungeahnte Dimensionen zu rasen. Er kämpfte gegen die aufkommende Ohnmacht an.


    Es tat der jungen Frau unheimlich gut, so tröstend an Bens Brust zu liegen, den vertrauten Rhythmus seines Herzschlags zu hören, das Spiel seiner Muskeln zu spüren. Jedes seiner Worte der Hoffnung und Zuneigung half ihr den Schock zu überwinden, die Angst zu verdrängen, der Grauhaarige könnte ihr oder ihrem ungeborenen Kind etwas antun. Ihr wurde bewusst, dass es fast schon an einem Wunder grenzte, dass es Ben trotz seiner schweren Verletzungen gelungen war, sie zu beschützen. Es gab ihr die Hoffnung zurück, dass das Schicksal doch noch ein Einsehen mit ihnen hatte, es einen Weg aus der verzweifelten Lage, in der sie sich befanden, gab. Ihr Lebensmut und Optimismus krochen wieder aus den Löchern hervor, in die sie sich versteckt hatten und gaben ihr die die Kraft, gegen dieses Gefühl, bedingungslos ihren Entführern ausgeliefert zu sein, anzukämpfen, ihre Selbstbeherrschung wieder zu gewinnen. In dem Augenblick, als sie ihm zu wisperte, „Ich liebe dich mehr als mein Leben Ben!“, geschah es.
    Sein Herzschlag fing an zu rasen und sie spürte die Feuchtigkeit des Schweißfilms auf seiner Haut an ihrer Wange. Bei ihr schrillten die Alarmglocken im Kopf los.
    „Oh Gott! … Anna, … bitte hilf mir!“

    Anna saß wie ein Häufchen Elend zusammengekauert am Boden. Ihre Tränen bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg über ihre Wangen, sie zitterte am ganzen Körper und nahm das Geschehen um sie herum überhaupt nicht mehr wahr. Bens Schmerzensschreie, die wie durch Watte zu ihr durchgedrungen waren, waren verstummt. Sie war wie gelähmt, unfähig sich zu bewegen, rationell zu denken. Mit tränenerstickter Stimme murmelte sie monoton, gleich einer Beschwörung vor sich hin, „Semir … bitte finde uns! … Oh Gott! Semir, wo bleibst du nur! …Semir!“


    *****
    Auf dem Weg ins Erdgeschoss spuckte Remzi Berisha Gift und Galle, verwünschte seinen Leichtsinn, dass er den verletzten Polizisten wieder einmal unterschätzt hatte. Der Schmerz brannte in seiner Wade und fachte seinen Zorn noch zusätzlich an. Unaufhaltsam rann das Blut in seinen Stiefel, durchtränkte seine Hose und hinterließ eine Blutspur auf der Treppe, während er hinter der Kroatin her humpelte.

    In der Eingangshalle wurden Gabriela und der Söldner von Camil erwartet, der eben einen Anruf von Sascha und dessen Handlangern erhalten hatte.

    „Gerkhan hat die Polizeidienststelle der Autobahn vor einer halben Stunde verlassen. Sascha und Maurice folgen ihm. So wie es aussieht, will er in Richtung Ruhrgebiet.“, gab er kurz und bündig seine Informationen weiter.
    Gabrielas Augen leuchteten voller Vorfreude auf. Es war nur noch eine Frage von Stunden, bis sie den verhassten Türken in ihrer Gewalt hatte. Sie deutete auf das verletzte Bein und befahl Camil: „Vorsorge die Wunde und dann macht euch auf den Weg!“ In Richtung von Remzi meinte sie mit einem spöttischen Unterton, „Das kommt davon, wenn der Verstand unterhalb der Gürtellinie landet. Pass das nächste Mal auf! Die Ärztin ist vorerst tabu für dich!“
    „Pffff…!“, entfuhr es dem Söldner wütend, „wir haben eine Abmachung, schon vergessen Gabriela!“
    Sie schüttelte bestimmend den Kopf, schürzte ihre Lippen und fauchte zurück: „Alles zu seiner Zeit mein Freund. Noch habe ich das Sagen hier!“


    Ausgerüstet mit Remzis Armeerucksack für Erste Hilfe machte sich der Schnauzbärtige an die Versorgung der Beinverletzung. Mehr als einmal entwich Remzi ein schmerzhaftes Stöhnen, als Camil die Wunde desinfizierte und die Wundränder beim Anlegen des Verbandes zusammendrückte.
    „Man, stell dich doch nicht so an! Ist nur ein Kratzer, der zwar eigentlich genäht werden müsste!“, maulte ihn sein jüngerer Freund an, der wusste, dass Remzi zwar andere Menschen gerne quälte aber selbst nicht gerade hart im Nehmen und ertragen von Schmerzen war. Geschickt legte er einen Druckverband an, der die Blutung stoppte.

    Sascha meldete sich zwischenzeitlich nochmals per Handy und berichtete darüber, dass der Türke scheinbar in einem Düsseldorfer Vorort erreicht hatte. Gabriela hielt das Risiko für zu groß, mitten in dem Gewerbegebiet zuzuschlagen. Nochmals würde sie nicht den Fehler begehen und den Türken unterschätzen. Drei Mann waren ihr zu wenig, um den Autobahnpolizisten zu überwältigen. Daraufhin fand eine kleine Lagebesprechung im Treppenhaus der Villa statt, an der auch Sascha mittels eines auf Lautsprecher gestellten Handys teilnahm. Einstimmig wurde beschlossen, dass der ursprüngliche Plan bei behalten würde und den Kommissar direkt in seinem Haus zu überwältigen und zu entführen. Camil drängte zum Aufbruch.


    Da die Fahndung nach Gabriela auf Hochtouren lief, blieb ihr auch dieses Mal schweren Herzens nichts anderes übrig, als in der Villa zu verweilen. Sie fluchte leise vor sich hin, als sie auf dem Podest des Eingangsportals stand und dem Wagen ihrer Komplizen nachblickte, wie dieser über die Zufahrt in Richtung Tor rollte. Das war nicht ihre Absicht gewesen, aus dem einen Gefängnis zu entfliehen und letztendlich in dieser Villa eine Gefangene der Umstände zu sein. In dieser Beziehung hatte Remzi gestern Recht gehabt. Es wurde Zeit, dass sich etwas änderte. Sie wollte frei sein, ein neues Leben beginnen. Die Passbilder für ihre neue Identität mussten angefertigt werden. Brauer wollte sich unbedingt mit ihr in den nächsten Tagen an einem sicheren Ort außerhalb von Deutschland treffen, um weitere Einzelheiten für ihre Flucht nach Übersee zu besprechen. Darüber hinaus hatte er ihr angeboten, eine Tarnidentität im Zeugenschutzprogramm des BKAs zu geben. Missmutig verzog sie das Gesicht, als sie daran dachte, dass dieser Mistkerl sie dafür ein kleines Vermögen zahlen ließ. Sie musste an ihr Geld rankommen, das in den Schließfächern einer bekannten Schweizer Bank in Zürich lagerte. Und es wurde Zeit, dass gewisse Leute, wie ein Justin von Gronau, seine Schulden für ihre Dienstleistungen in der Vergangenheit zahlten. Diese und noch mehr Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum, als sie im Türrahmen der geöffneten Eingangstür lehnte und eine ihrer geliebten Zigarillos rauchte. In ungefähr zwei Stunden erwartete sie die Ankunft der vier Kovac Brüder, ehemalige Söldner und Mitstreiter von Remzi Berisha, die aus Serbien stammten. Die Kerle würden in der ehemaligen Chauffers-Wohnung über der Garage einquartiert werden. Sie wollte diese Söldner nicht im Haus haben. In Gedanken versunken betrachtete sie die Auffahrt, das riesige Parkgelände, das Carport mit der angebauten Garage. Eigentlich wäre das Grundstück mit dem Anwesen genau da, was sie sich als Domizil mit entsprechendem Personal vorstellen würde. Nur in Deutschland gab es für sie keine Zukunft.


    Das Unwetter am gestrigen Nachmittag hatte einen kleinen Wetterumschwung eingeleitet. Die schwülen, hochsommerlichen Temperaturen waren verschwunden. Die Wärme der Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht schienen, empfand sie einfach nur als wohltuend und weckte angenehme Gefühle in ihr. Aus dem Augenwinkel beobachtete die Kroatin Elena, die in der Küche das Frühstücksgeschirr laut klappernd in der Spülmaschine verstaute. Gabriela überlegte, wie sie die Wartezeit bis zur Ankunft von Semir Gerkan und den Kovac Brüdern überbrücken sollte … telefonieren? …. Elena? …
    „Hmm!“, brummte sie unwillkürlich vor sich hin. Vielleicht sollte sie sich wohl erst mal um Jäger kümmern, nicht dass Remzi ihm mit seinen Tritten den Rest gegeben hatte.
    „Elena!“ rief sie die Russin zu sich, „pack Putzzeug zusammen! Und für die Wildkatze da unten im Keller, was zu essen und zu trinken! … Beeile dich!“
    Wir wollen ja nicht unmenschlich sein, dachte sie leise bei sich und fing an, vor sich hin zu kichern. Nach wenigen Minuten stand Elena voll bepackt da und folgte Gabriela in den Keller. Die junge Frau hatte die Schmerzensschreie von Ben Jäger bis in die Küche gehört. Sie fürchtete sich vor dessen Anblick und empfand gleichzeitig Mitleid für den Gequälten und dessen Freundin. Die beiden ungleichen Frauen waren vor der bewussten Tür zum Fitnessraum angekommen, hinter der eine merkwürdige Stille herrschte.

    Ein Schlüssel wurde im Türschloss umgedreht und mit einem lauten Knall flog die Tür auf und schlug gegen die Wand. Anna spürte, wie Ben anfing zu zittern, als Remzi auf sie beide zu marschiert kam. Gabriela stand unter dem Türrahmen und zog angewidert die Nase hoch, als ihr der penetrante Geruch aus dem Raum entgegen schlug.


    „Der Kerl lebt noch!“, lautete der kurze Kommentar des Serben über die Schulter in Richtung der Tür. Die Kroatin näherte sich ebenfalls dem Verletzten und seiner Freundin an.
    „Du scheinst ja echt was drauf zu haben Herzchen!“, meinte sie anerkennend. „Wird nur Zeit, dass du hier mal sauber machst! Es sieht hier nicht nur aus wie in einem Schweinestall, es stinkt auch so!“ Sie musterte die junge Frau von oben bis unten verächtlich.
    „Vielleicht sollte man dir zuerst mal eine Dusche verpassen! Ich kann dir gerne dabei ein bisschen Gesellschaft leisten!“, griff der Grauhaarige in das Gespräch ein und trat neben Anna.


    In Remzis Augen leuchtete das Begehren auf. Er packte mit der einen Hand Annas Arm und mit der anderen ergriff er ihren Pferdeschwanz, wickelte ihn um seine rechte Hand und zog sie rücksichtslos in die Höhe. Anna schrie vor Schmerz und Angst auf. Sie konnte seinen widerlichen Atem riechen, so nahe drückte er sie an sich ran. Sie versuchte sich aus dem Klammergriff zu winden, jedoch gegen die Bärenkräfte des Söldners hatte sie keine Chance. Er hatte die junge Ärztin so gedreht, so dass sie mit ihrem Rücken direkt vor ihm stand. Mit seinem starken Arm drückte er gegen ihren Bauch und fixierte ihr linkes Handgelenk. Ihr rechter Arm war bewegungsunfähig eingeklemmt. Sie keuchte und ihr Herzschlag fing an zu rasen. Die junge Frau versuchte die aufkommende Panik, die in ihr aufstieg, zu unterdrücken. Sie merkte, wie alle Techniken und Kniffe, die ihr Lehrer ihr im Selbstverteidigungskurs beigebracht hatte, wirkungslos verpufften. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich aus dem Klammergriff des Grauhaarigen nicht befreien. Angestachelt durch ihre Abwehrreaktionen, machte Remzi weiter. Gierig presste er seine Lippen auf ihren Hals, seine Zunge sabberte an ihrem Hals entlang, dabei keuchte er lüstern auf. Deutlich hatte sie spüren können, dass sich sein Penis dabei verhärtete und gegen ihre Gesäßmuskeln drückte.


    „Na komm schon Schätzchen, so einen kleinen Vorgeschmack kannst du mir gönnen! … Gleich unter der Dusche!“ Erneut versuchte sich Anna aus der Umklammerung zu lösen, nach hinten auszutreten. „Ja mach weiter so, du kleine Wildkatze. Mir gefallen Frauen mit Temperament! Spürst du es … ich kann es dir gleich besorgen!“ Rüde griff er mit der anderen Hand von oben in den Ausschnitt nach ihrer Brust, quetschte diese zusammen und grunzte erregt vor sich hin. „Boah Schätzchen, du hast ja richtig geile T.itten.“ Remzi kam langsam so richtig in Fahrt. Seine andere Hand bahnte sich ihren Weg zu Anna Hosenbund. Über den Bauchnabel suchte er seinen Weg zu ihrer Körpermitte. „Freust du dich auf mich? … Ich kann dich gleich hier nehmen und es dir besorgen!“


    Die Angst um ihr ungeborenes Kind trieb Anna an den Rand des Wahnsinns. Sie schrie völlig hysterisch vor sich hin, wand sich unter dem eisenharten Griff des Söldners. Panisch schlug sie um sich, hatte in diesem Augenblick sämtliche Kunst der Selbstverteidigung vergessen.


    Gabriela kicherte im Hintergrund vor sich hin. Diese Vorstellung von Remzi mit der Wildkatze gefiel ihr. In den Augen der Kroatin war dies ganz großes Kino … ja so, so hatte sie sich es vorgestellt. Sie weidete sich förmlich am Elend der jungen Frau und des Verletzten am Boden. Dessen Pupillen weiteten sich vor Angst und Sorge um seine Freundin. Sie sah seine verzweifelten Bemühungen, sich zu bewegen und kicherte noch lauter vor sich hin.


    In Ben flackerte eine unheimliche Wut und Hass auf den Grauhaarigen auf. Er wusste wozu dieser Kerl in der Lage war. Schon allein die Vorstellung, was dieser Folterknecht seiner Freundin antun wollte, verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Der Dunkelhaarige wollte nur noch seine Freundin beschützen. Der Schmerz, seine Verletzungen, all das wurde in den Hintergrund gedrängt. Das Adrenalin, welches in diesem Augenblick durch seine Adern schoss, mobilisierte tief verborgene Energiereserven. Mit seiner rechten Hand tastete er den Boden ab und fand ein Skalpell, das von der nächtlichen OP noch neben ihm lag. Wie in einem Tunnelblick fixierte Ben die Wade seines Widersachers. Eisern umklammerte er in der geballten Faust das Instrument. Unbemerkt von Remzi richtete er sich über seine linke Seite etwas auf. Aus der Körperdrehung heraus rammte er mit voller Wucht das Messer in den Wadenmuskel des Söldners und zog die Klinge durch den Muskel. Vor Überraschung und Schmerz jaulte Remzi lautstark auf und lies Anna augenblicklich los. Diese taumelte rückwärts bis zur Wand und glitt daran entlang haltlos zu Boden und verfiel in einer Art Schockstarre. Kraftlos sank Ben zurück auf die Bodenmatte und Gabrielas Lachen verstummte im Hintergrund augenblicklich.


    Ungläubig betrachtete der Grauhaarige sein Bein, in dem das Skalpell noch steckte. Er spürte wie langsam das Blut aus der Wunde rann. Sein Gesicht verwandelte sich in eine wutverzerrte Fratze und er wandte sich dem Verletzten zu.
    Wütend brüllte er auf: „Du Bastard! … Elender Bastard! … Schon wieder so viele Lebensgeister? … Da kann man Abhilfe schaffen! Dir werde ich Manieren beibringen!“
    Er bückte sich und zog das Messer aus seinem Bein und schleuderte es achtlos bei Seite. Anschließend holte er mit seinem verletzten Bein aus und trat mit voller Wucht gegen Bens Handgelenk, der nächste Tritt landete in der linke Seite. Die gellenden Schmerzensschreie des Schwerverletzten, der sich am Boden krümmte, hallten durch den Raum … durch das komplette Haus.


    „Hör auf Remzi!“, befahl Gabrielas Stimme bereits nach dem ersten Tritt aus dem Hintergrund. Einige Oktaven höher und schriller wiederholte sie den Befehl, „Hör auf! … Tot nützt uns der Kerl erst mal nichts!“
    Remzi trat blind vor Wut erneut zu. Sie zog ihre Waffe aus dem Hosenbund und schoss in die Zimmerdecke. Der Grauhaarige erstarrte und hielt inne.


    „Hör auf! Der Kerl soll noch ein bisschen leben! Verstanden! Lass die Finger von der Kleinen! … Alles zu seiner Zeit! Reiß dich zusammen, wir haben noch etwas vor! Wenn du es so nötig hast, dann nimm dir die Russin! … Komm jetzt!“, befahl sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.


    Notgedrungen ließ Remzi von seinem Opfer ab. Vor Schmerz und Wut atmete er keuchend ein und aus. Auf dem Weg zur Tür lag der Notarztrucksack, der den aufgestauten Groll des Söldners abbekam. Ein wütender Tritt des Grauhaarigen ließ den Rucksack quer durch das Zimmer fliegen. Der Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Absichtlich trat er mit dem Absatz seines Stiefels auf Medikamentenampullen, die zerbarsten. Ein anderer Teil der Ampullen war davon gerollt und teilweise unter die Fitnessgeräte gekullert. Humpelnd und vor sich hin schimpfend, folgte Remzi der Kroatin. Diese grinste zynisch vor sich hin, als sie beim Verlassen des Raumes die junge Frau im Hintergrund leise wimmern hörte. Gut, dachte sie bei sich, sehr gut, die kleine Wildkatze ließ sich also doch einschüchtern. Genugtuung machte sich in ihr breit. Keiner widersetzte sich ihr. Währenddessen waren die Schreie des Polizisten verstummt, der regungslos am Boden lag.

    Der Tierarzt fühlt sich in Hermannstadt wohl so sicher, wie in Abrahams Schoß X(... Aber scheinbar schmerzt der verletzte Arm sehr;) ... ich nehme an, er hat sich Opiate besorgt ... na da bin ich mal gespannt, ob dessen Jagdausflug so harmonisch verläuft, wie es sich der Kerl vorstellt. :/

    Lucky ist auf dem Weg der Besserung

    Semir und Ben tun sich gegenseitig richtig gut ... fast schon wie eine Wundermedizin ...

    Andrea verzeiht Ben ... Sarah ist da ... so viel Harmonie ... ob die noch lange anhält :/

    Wobei ... wenn ich die Wahl hätte, wäre ich bei Ben ... ein kleiner Zeitsprung ... unsere Helden sind wieder fit und gehen auf die Jagd nach dem Tierarzt ... da dürfen gerne noch mal so richtig die Fetzen fliegen ;):)

    „Ich liebe dich!“, raunte Anna ihm zu und legte seinen Kopf sanft zurück auf die Unterlage. Ihr entging nicht, wie ihr Freund das Gesicht schmerzhaft verzog.
    „Hast du starke Schmerzen?“, fragte sie besorgt nach.
    „Hmm!“, brummte er, „ist gerade noch auszuhalten!“ Er wandte den Kopf ein wenig von ihr weg und sein Körper verspannte sich, als er sich ein wenig bewegte.
    „Ben, was ist los?“ Sie umfasste sein Kinn und drehte den Kopf in ihre Richtung.
    Er seufzte auf und blickte sie an. „Ich fühle … mich schuldig! …. Ich bin daran schuld, dass du entführt wurdest … Wegen mir schwebst du in Lebensgefahr! … Wenn ich …!“
    „Scht!“, wisperte Anna und legte ihren Finger auf seine Lippen und versuchte Optimismus auszustrahlen. „Scht! … Vergiss es! … Rede nicht so! Noch sind wir am Leben! …und auch du hast eine Chance am Leben zu bleiben!“
    „Hast du es geschafft? … Ist … die … Kugel draußen?“, wisperte er und sie sah, wie seine Finger unter der Decke über die Bauchwunde strichen.
    „Ja!“, hauchte Anna, „Ich habe dir sogar beide Kugeln rausgeholt!“ In seinen Augen stand eine unausgesprochene Frage. „Und ja, du hast eine realistische Aussicht zu überleben. Verstehst du?“
    Mit wenigen Worten beschrieb sie ihm den Schaden den das Geschoss in seinem Bauchraum angerichtet hatte. Es dauerte einige Sekunden, bis er den Inhalt ihrer Antwort begriff. Das Schicksal hatte sich als gnädig erwiesen. Es gab die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft mit Anna, wenn sie aus diesem Gefängnisloch entkommen könnten. Sie fuhr mit ihrer Erklärung fort, „Ich will dir nichts vormachen Ben.“ Sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf den verteilten Inhalt des Rettungsrucksacks und des Notarztkoffers. „Ich habe nicht mehr viele Medikamente, um dir zu helfen. Nur noch wenige Schmerzmittel … kein Antibiotika … nichts. … Wirst du das trotzdem schaffen?“
    Für einen Moment verflochten sich ihre Finger ineinander.
    „Ja … Keine Sorge, … ich habe die Hölle schon hinter mir, … viel schlimmer kann es nicht mehr werden!“ Der Ansatz eines Lächeln zeichnete sich in seinem Mundwinkel ab. „Alles wird gut, weil du wieder bei mir bist!“
    „Gut! … Bist du bereit, ich muss mir die Wunden anschauen.“ Sie hielt ihm ein Stück Verbandsstoff hin „Zum drauf beißen!“


    Er schob sich das Stückchen Mull zwischen die Zähne. Währenddessen schlug Anna die Decke zurück und löste das Wundpflaster. Aus der Bauchwunde sickerte durch die provisorische Wunddrainage Sekret. Sie versorgte diese und die anderen Wunden. Mehr als einmal sog Ben deutlich hörbar die Luft ein, als die Wogen des Schmerzes über ihn hereinbrachen. Sein gepresstes Stöhnen, seine Schmerzensschreie wurden von dem Stück Stoff in seinem Mund erstickt. Seine Finger hatten sich in die Decke gekrallt, bis das Weiße der Fingerknöchel hervortrat. Zu ihrer Verwunderung schaffte er es dennoch relativ ruhig liegen zu bleiben. Als Anna mit der Behandlung fertig war, stand kalter Schweiß auf seiner Stirn. Krampfhaft versuchte er seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und Herr über seine Schmerzen zu werden.


    Nach einigen Minuten ächzte er: „Wie … schaut es aus? … Zufrieden?“
    „Ja, sieht alles gut aus!“ gab sie als Antwort zurück und strich ihm zärtlich über die Stirn.


    Sie wollte ihn nicht beunruhigen, er fühlte sich warm an und seine Augen hatten einen leicht glänzenden Ausdruck. Die Wundränder der Schusswunde im Bauchraum waren angeschwollen und dunkelrot. In der entzündeten Wunde an der Schulter und einer weiteren Verletzung am Rücken hatte sich abermals eitriges Sekret gebildet und sie hatte keinen Plan, wie sie diese ohne Narkose reinigen sollte, ohne Ben über die Maßen zu quälen. Selbstzweifel plagten sie, hatte sie nicht sauber und sorgfältig in der Nacht gearbeitet, war die Entfernung der Kugel im Bauchraum so sinnvoll gewesen oder hatte diese Operation Bens geschundenen Körper nur noch mehr geschwächt? Hatte sie mehr zerstört als geholfen? Doch da war auch diese tödliche Bedrohung durch die Kroatin gewesen. Hatte sie denn eine Wahl gehabt?


    Seine nächste Frage riss sie aus ihren düsteren Gedanken. „Anna, weißt du etwas von Julia?“ Den Rest der Frage, vom geplanten Attentat, konnte er nicht aussprechen, zu sehr quälten ihn diese Erinnerungen. Ein Strahlen huschte über Annas Gesicht.
    „Julia und dem Kleinen geht es gut! Ich habe sie erst gestern Nachmittag besucht. Ihnen ist bei dem Anschlag nichts passiert und sie werden mittlerweile gut bewacht! An die beiden kommt nicht einmal eine Maus heran!“
    „Dem Kleinen?“, fragte er überrascht und richtete seinen Kopf und Oberkörper ein wenig auf, um gleich drauf mit einem Stöhnen wieder zurückzusinken.
    „Ja, du bist Patenonkel … Julia hat einen Sohn, ein Grund mehr zu kämpfen … durchzuhalten. Du willst ihn doch sehen, den kleinen Finn … in den Händen halten …!“


    Anna setzte sich bequem hin, ließ den Verletzten nochmals aus der Mineralwasserflasche trinken und bettete anschließend seinen Kopf auf ihrem Schoß. Ihr war das Aufleuchten seiner Augen nicht entgangen und so erzählte sie haarklein jedes Detail von dem Besuch bei Julia und Finn und dem Gespräch mit seinem Vater auf dem Krankenhausflur. Dabei spielte sie mit seinen Haarsträhnen, versuchte sie mit ihren gespreizten Fingern zu glätten. Sie beschrieb ihm ausführlich das Baby und wie glücklich seine Schwester war. In dem Augenblick, als sie ansetzte, um ihm zu erzählen, dass sie ebenfalls schwanger sei, vernahm sie dieses Verräterische: Klick … Klick.

    Ich weiß gerade nicht, ob ich mit der Ehefrau des Tierarztes Mitleid haben soll ... wegschauen und schweigen hat noch nie Probleme gelöst. :/ Zumindest hilft sie die notwendigen Beweise zu sichern ...

    bei Ben und Semir geht es aufwärts ... und ja, ich würde mir wünschen, dass unsere beiden Lieblingspolizisten den Tierarzt und seinen Handlanger persönlich jagen ...

    nachdem sich die Ganoven ja Dank Bestechung einen schönen Unterschlupf in Rumänien besorgt haben, ihre Wunden lecken .... haben unsere beiden Polizisten ja ebenfalls Zeit wieder gesund zu werden

    wobei:/ Dem Tierarzt möge der Arm abfaulen ... das wäre eine gerechte Strafe

    dann warte ich mal ab, was du dir weiter ausgedacht hast:)

    beim letzten Satz des Kapitels habe ich noch mal die vorherigen Kapitel überflogen ...

    was für ein Tag! ... War schon krass, was sich da alles an einem Tag zugetragen hatte

    zu meiner großen Freude ... Lucky geht es besser :) ich hatte schon Angst, dass du ihn tatsächlich über die Regenbogenbrücke marschieren lässt ... hoffen wir mal das Beste

    Semir scheint ebenfalls auf den Weg der Besserung ... nur bei Ben bin ich mir unsicher. Eigentlich sieht nach der Untersuchung oder sollte ich besser sagen nach dem Eingriff durch den Chirurgen alles positiv aus. Wobei ich sagen muss, das war wieder einmal sehr anschaulich beschrieben. :thumbup:

    nur wie geht es weiter?

    Hätte ich einen Wunsch frei, dann sollte Ben ganz schnell wieder gesund werden ... oder so weit fit sein, dass er die Bösen selbst jagen kann. 8o