Mit Blaulicht und Sirene kamen ein Streifenwagen und der Dienst Mercedes von Ben in dem jetzt Kim Krüger mit Dieter Bonrath saßen in die Steinstrasse gefahren und hielten vor Roberts Haus. Susanne hatte Frau Krüger und Hartmut informiert, die ja schon Feierabend hatten. Dieter war noch im Dienst und hatte geschockt zugehört, als die Sekretärin ihm erzählte was passiert war.
Frau Krüger und der große Polizist stiegen aus dem Auto und Kim befahl den Streifenbeamten schon mal die Nachbarn zu befragen. Dann liefen sie auf Robert zu, der schon an der Haustür auf sie wartete, mit Lilly auf dem Arm.
“Wo ist sie?“ fragte die Chefin. “Im Wohnzimmer, geradeaus und dann links.“ erwiderte Robert. “Wie geht es Lilly. Ist sie verletzt?“ fragte sie nun und strich dem Mädchen über das Haar. “Nein, körperlich geht es ihr gut. Aber sie ist natürlich total verängstigt.“ erwiderte Robert und begleitete die Beiden ins Wohnzimmer. “Mein Gott, Andrea!“ rief Kim, als sie die ehemalige Sekretärin mit verweinten Augen und dem geschwollenen Gesicht auf der Couch sitzen sah und mit leerem Blick vor sich hinstarrte.
“Was ist passiert?“ Kim ließ sich neben Andrea nieder und nahm sie in den Arm. Semirs Noch Ehefrau ließ es geschehen, reagierte aber nicht und starrte immer noch vor sich hin. “Andrea?! Was ist passiert?!“ fragte Kim erneut und eindringlicher, doch es kam keine Reaktion. Frau Krüger sah Robert an. “Sie steht unter Schock und muss ins Krankenhaus!“ bestimmte sie. “Haben sie schon einen Krankenwagen gerufen?“ hängte sie an und sah zu Robert auf. “Noch nicht, ich wollte erst auf die Polizei warten." Kim nickte, zog ihr Handy aus der Tasche und wollte gerade einen RTW rufen, als Andrea aus ihrer Starre erwachte. “Ich will nicht ins Krankenhaus......ich muss Ayda suchen!“ sagte sie plötzlich und sah sich verwundert um. “Frau Krüger? Dieter?“ fragte sie erstaunt, als ob sie sie erst jetzt registrierte.“ Andrea, kannst du uns sagen was passiert ist?“ fragte Dieter nun vorsichtig. Sie nickte mit dem Kopf und erzählte ihnen alles woran sie sich erinnern konnte. Kim, die ihr aufmerksam zugehört hatte, zog die Stirn kraus. “Und du weißt nicht, warum sie Ayda entführt haben? Geht es vielleicht um Lösegeld?“ Andrea schüttelte den Kopf. “Ich weiß es doch nicht!“ kam verzweifelt von ihr. “Habt ihr Semir erreicht?“
“Nein. Susanne hat ihn angerufen, aber das Handy ist ausgeschaltet. Ben geht auch nicht ans Telefon. Irgendwas stimmt da nicht! Ich habe Siggi und Bernd losgeschickt, sie sollen mal nach Ben und Semir sehen.“ erklärte die Chefin. In diesem Moment kam Hartmut mit zwei weiteren Kollegen der Spurensicherung ins Wohnzimmer. Sie trugen weiße Anzüge und Handschuhe und hatten jeder einen schwarzen Koffer in der Hand. “Andrea...ich ...hab gehört was passiert ist. Ich ...es tut mir so leid.“ stammelte er und sah sie aus traurigen Augen an. “ Sie nickte nur und es kullerten erneut Tränen aus ihren Augen. Hartmut räusperte sich. “Kannst du mir sagen in welchen Räumen die Täter gewesen sind? Das würde uns sehr helfen.“
„Sie..sie sind hier durch die Vordertür eingedrungen, dann die Treppe hoch und ins... Kinderzimmer. Im Badezimmer waren sie auch.“ gab Andrea Auskunft. “Haben sie Handschuhe getragen?“ fragte er weiter. Sie nickte zur Bestätigung. “Okay, wir machen uns dann an die Arbeit! Los Jungs!“ befahl Hartmut.
„Andrea du musst in ein Krankenhaus! Dein Gesicht sieht schlimm aus. Es könnte etwas gebrochen sein.“ versuchte Kim es nochmal. “Du kannst jetzt hier doch nichts tun!“ hängte sie an. Die ehemalige Sekretärin schüttelte heftig den Kopf. “Nein! Mir geht es gut! Außer dem muss ich hier sein, wenn die Entführer sich melden. “Kim wollte gerade etwas erwidern als ihr Handy klingelte. “Ja?...Was?! Sind sie sicher?...Keine Spur von ihm? Warten sie dort! Ich schicke ein Team rüber.“ Andrea sah sie fragend an. “Das war Siggi. Bei Ben macht niemand auf und bei Semir..“ sie stockte kurz. “Bei Semir scheint ein Kampf stattgefunden zu haben, die Haustür stand offen und das Wohnzimmer war völlig verwüstet. Keine Spur von Semir. Aber sie haben dort Bens zerstörtes Handy gefunden.“ Andrea sah sie geschockt an. Jetzt konnte sie sich denken, dass Aydas Entführung wahrscheinlich mit Semirs Verschwinden zu tun hatte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. “Hört das denn nie auf.....“ flüsterte sie.
„Frau Krüger?“ Einer der Streifenbeamten kam ins Wohnzimmer. “Die Nachbarin von gegenüber hat einen blauen oder schwarzen VW Transporter mit der Aufschrift 'Meyers Abriss und Entkernung' beobachtet, der hier auf das Grundstück gefahren ist. Sie hat sich noch gewundert, denn das Haus ist ja neu und warum sollte da etwas abgerissen werden."
„Hat sie sich das Kennzeichen gemerkt?“ fragte Kim hoffnungsvoll. “Leider nein! Aber es war auf jeden Fall ein Kölner Kennzeichen sagt sie.“
„Gut. Danke! Machen sie weiter!“ befahl sie und zog ihr Handy aus der Tasche.“Susanne? Wir suchen einen blauen oder schwarzen VW Transporter mit der Aufschrift 'Meyers Abriss und Entkernung'. Das Kennzeichen haben wir leider nicht, nur dass der Wagen in Köln zugelassen ist. Gib es an alle Streifenwagen weiter. Und überprüfe bitte, ob in Köln solch eine Firma existiert. Und alle Mitarbeiter die verfügbar sind sollten sich die Aufzeichnungen der Verkehrsüberwachungskameras in Köln Mülheim in den letzten zwei Stunden ansehen und nach diesem Wagen suchen. Und versuchen sie nochmal Semirs Handy zu orten!“ ordnete sie an.
“Mama? Wann kommt Ayda wieder?“ fragte Lilly, die die ganze Zeit still auf Roberts Arm gewesen ist. Andrea stand auf und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht, als sie auf ihre jüngste Tochter zu ging und sie Robert abnahm. Ganz fest drückte sie das Kind an sich und flüsterte ihr ins Ohr. “Bald mein Schatz,bald.“ Sie strich ihr sanft über den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Haben die Männer dir weh getan?“ fragte Andrea nun und fühlte sich schlecht, dass sie sich nicht gleich um ihre jüngste Tochter gekümmert hat und sie einfach Robert überlassen hatte. “Nein. Aber ich habe ganz doll Angst gehabt!“ erklärte die Kleine. Andrea schluckte schwer. Sie musste daran denken, was Ayda jetzt wohl durch machte. Wie viel Angst sie jetzt haben musste. “Ich weiß meine Kleine, Mama hatte auch Angst, wir finden deine Schwester und alles wird wieder gut.“ sagte sie und strich ihr über den Rücken. “Ich bin müde.“ kam plötzlich von Lilly und Andrea war erstaunt und erleichtert, dass ihre Tochter dieses Erlebnis scheinbar gut wegsteckte. “Möchtest du bei Mama im Bett schlafen?“ Die Kleine nickte heftig und Andrea trug sie jetzt nach oben ins Schlafzimmer. Frau Krügers Telefon klingelte. “Ja Susanne?.... Es gibt keine Abrissfirma mit diesem Namen im Raum Köln? Und die Ortung hat auch nichts ergeben?“ Sie seufzte. “Das wäre auch zu einfach......Andrea geht es nicht gut...nein ich brauche sie dort. Wir müssen diesen Wagen finden.Was macht die Überprüfung der Kameras? Noch nichts? Sie sollen weiter machen.“ sagte sie und legte auf.
Frau Krüger ging zu Hartmut der gerade eine Pinzette in der Hand hielt und etwas mit einer Lupe betrachtete. “Sagen sie mir bitte, dass sie eine Spur haben!“
„Das hier hab ich in dem Dreck, dass die Täter mit ihren Schuhen hinterlassen haben gefunden.“ sagte er. Kim sah ihn erwartungsvoll an.“Ja? Und? Was ist es?“
„Das sind Edelstahlspäne! Und nicht nur einer. Die Erde die unter den Schuhen der Täter war ist voll davon. Und das heißt, dass sie an einem Ort waren an dem Edelstahl bearbeitet wird oder wurde. Fingerabdrücke haben wir bisher leider keine finden können.“ erklärte der Techniker. “Danke Hartmut! Wenn sie hier fertig sind, fahren sie bitte zu Semirs Haus und sichern die Spuren. Dort hat scheinbar ein Kampf stattgefunden und Herr Gerhkan ist verschwunden. “Hartmut starrte sie geschockt an. “Verschwunden? Denken sie er wurde ebenfalls entführt?“
“Davon gehe ich aus! Herr Jäger meldet sich ebenfalls nicht! Ich denke, das hängt alles zusammen.“ erklärte sie. Jetzt fiel Hartmut die Kinnlade runter. “Sie meinen alle drei wurden entführt?“ Kim nickte.
“Ich könnte gleich zu Semir fahren und meine Leute kommen dann nach, wenn sie hier fertig sind.“ schlug der Techniker vor. “Ja tun sie das!“ Kim nahm jetzt ihr Telefon und rief die Past an. “Susanne suchen sie bitte alle Firmen in Köln und Umgebung heraus die Edelstahl bearbeiten!“