Zur Verlobung alles Böse

  • So Leute,
    gfestern die eine zu Ende gebracht, beginnt heute die neue Story von Elli und mir. Habt viel Spaß beim Lesen, genauso wie wir ihn beim Schreiben hatten. ;)


    Lg Elli und Chris
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    1. Kapitel – Miese Laune


    Er riskierte einen scheuen Blick zu seinem Beifahrer. Dieser knurrte nur kurz und erwiderte den Blick mit finsteren, stechenden Augen. „Ben, was ist los mit dir? Du hast seit Tagen eine Laune, wie die Krüger, wenn beide Dienstwagen Schrott sind.“, meinte der Hauptkommissar nur. Von Ben kam keine Reaktion. „Dann eben nicht.“, murrte Semir, schwieg und versuchte ein noch gemeineres Gesicht als Ben aufzusetzen. Der Jungkommissar sah zu seinem Partner rüber. Just in diesem Moment drehte sich auch Semir zur Seite und beide sahen sich an, mussten dann laut loslachen. „Du verstehst es, einem die miese Laune zu vertreiben.“, lachte Ben, wurde dann aber wieder langsam in sich gekehrt. „Komm... erzähl doch mal, was mit dir ist? Immerhin sind wir Kollegen und Freunde... und Freunde teilen nun mal die Sorgen miteinander.“, erklärte Semir philosophisch. „Okay, aber nur, wenn wir dabei essen gehen. Ich habe einen Kohldampf... ich könnte ein ganzes Pferd verschlingen.“ Semir musste über den Kommentar lachen. „Wann bist du denn mal nicht hungrig?“, wollte er wissen und setzte den Blinker für die nächste Raststätte. Was würde Ben ihm wohl erzählen, fragte sich der Deutschtürke.


    „Also Ben, was ist los? Seitdem dein Vater nach England gezogen ist, bist du angekratzt, aber seit einer Woche hast du eine Laune, als wolltest du jeden umbringen, der dich ansprechen will. Selbst unsere Chefin hat Angst vor dir.“, fing Semir an, nachdem er eine Portion Pommes mit einem halben Hähnchen für sich und Ben geholt hatte. Wieder antwortete Ben nicht, sondern holte aus der Jacke nur einen Brief hervor und dazu ein Foto. „Sie ist Anfang vierzig und sie kennen sich erst seit zehn Tagen. Das ist die Einladung zur Verlobungsfeier.“, stieß Ben verächtlich aus und biss vor Wut dermaßen in das Hähnchen, dass er dabei auf einen Knochen stieß. „Au... verdammte...“ „Hände hoch, das ist ein Überfall...“, hörten die Beiden plötzlich aus dem Verkaufsraum, da sie ein bisschen abseits saßen. Sofort ruckten die Köpfe rum und beide sahen, wie fünf Maskierte mit Pistolen und einer Pump Gun das Restaurant stürmten und sofort die Leute auf den Boden warfen. „Los, her mit dem Geld.“, schrie der eine, während die anderen sich um die Kunden kümmerten. „Oh man, können die Kerle nicht mal die Mittagspause einhalten.“, knurrte Ben und warf sich sofort unter den Tisch, wo auch Semir im nächsten Moment mit gezogener Waffe war. „Und was jetzt? Es sind fünf, wir sind nur zwei.“, wollte Semir wissen. „Sonst hast du es doch nicht so mit Zahlen. Komm, die machen wir schon fertig. Pass auf, ich schleich mich in den Rücken der Beiden an der Tür und du wirst dein Hähnchen nach dem an der Kasse.“ „Wieso muss ich mein Hähnchen werfen? Ich hab's bezahlt. Wirf doch deins.“, grinste Semir leicht verschmitzt. „Nee...das ist lecker...pass mal auf...hier ist meine Waffe... ich werde an die Kasse gehen und so tun, als würde ich bezahlen wollen...und lenk die Typen ab“, schlug Ben vor. „Ja und dann?“, fragte Semir. „Na dann kommst du und nimmst sie fest...“, flüsterte Ben.


    „Hey... was quatscht ihr da unter dem Tisch?“, fauchte plötzlich eine Stimme. Semir und Ben steckte ihre Waffen schnell in den Hosenbund. Eine Hand griff nach Semirs Kragen und zog ihn unter dem Tisch hervor. „Hey...was soll das?“, versuchte er sich zu wehren. „Ihr solltet euch doch dort vorn hinlegen...ich will euch sehen...ist das klar?“, drohte der Mann ihm. „Ja...schon gut...hab ich wohl falsch verstanden...“, versuchte Semir ihn zu beschwichtigen. Mit einer harschen Bewegung wurde er zu Boden gestoßen. Semir blieb liegen. „Was ist mit dir? Kommst du freiwillig oder soll ich wütend werden?“, richtete sich der Mann an Ben. „Nee...lass mal...ich bin schon da...“, lächelte Ben. Er warf kurz einen Blick zu Semir, der nickte. Die anderen schienen sich völlig mit der Kasse zu beschäftigen. Ben hob die Hände und lächelte den Verbrecher an. „Los...leg dich hin!!“, forderte der Mann. Ben nickte. Er tat als würde er dem Befehl folgen und stützte sich mit den Händen am Boden ab. „Mensch...mach hinne!! Die Bullen kommen sicher gleich...komm her!!“, wurde der Mann von seinen Komplizen gerufen. „Ja...ich komme schon.“, kam zur Antwort und bevor Ben etwas machen konnte lief der Mann weg. „Du warst auch schon mal schneller...Ben...wenn die Kollegen auftauchen, dann artet das hier in eine saubere Geiselnahme aus....und wir sind wieder einmal mitten drin...“, grinste Semir. „Wenn das passiert, dann können wir hoffen, dass die nicht raus finden, das wir Bullen sind...“, gab Ben leise zurück. Er sah sich um. „Wir sollten die Geiselnahme verhindern...was hältst du von einer kleinen Ablenkung?“, wollte er wissen. „Alles...nur bitte pass auf....ich hab keinen Bock der Chefin zu erklären, warum wir mal wieder dies oder das getan haben, was die Geldbörse der Bürger belastet...“, meinte Semir nur und sah zu den Gangstern. „Keine Angst...ich mach das schon...kennst mich doch...“, kam von seinem Kollegen. „...genau deshalb sag ich es dir...“, gab er zurück. Die fünf Männer schienen sich auf den Rückzug vorzubereiten. Plötzlich stutzte Semir. Einen der Männern glaubte er zu erkennen.

  • Ben hatte sich bis in den Kassenbereich begeben können, unbemerkt von den beiden Räubern, die sich an den Geldausgaben zu schaffen machten. Noch einmal seine Waffe überprüfend, lugte er zu Semir, der mit erhobenen Händen im Rücken der Männer stand. Unmerklich nickte er nur kurz. Das war für Ben das Zeichen. Sofort schnellte er hoch, richtete die Waffe auf den ersten Angreifer und packte ihn zusätzlich am Kragen. „Hände hoch, Polizei.“, schrie er und zog damit die volle Aufmerksamkeit auf sich. Semir, der dicht bei einem der Gangster stand, hieb diesem die Füße weg, nagelte ihn mit einem Fuß am Boden fest und richtete seine Waffe auf den anderen. Alle vier waren vollkommen überrascht, offensichtlich mehr als Anfänger, und legten ihre Waffen auf den Boden. Vier? Moment mal, das waren doch fünf. „Verdammt Semir, da versucht einer sich dünne zu machen.“, stieß Ben aus und zeigte in Richtung Parkplatz, wo gerade quietschende Reifen zu hören waren. „Shit...kommst du mit denen hier klar?“, wollte Ben wissen und sprang über den Tresen, als er seine beiden Gefangenen an eine Eisenstange gebunden hatte. „Schnapp ihn dir, aber lass meinen Wagen heile.“, grinste Semir, während er Ben die Schlüssel zuwarf und dann seine beiden Gangster fesselte. Der Jungkommissar rannte auf den Parkplatz und sah sich um. Erschrocken nahm er wahr, wie ein schwarzer Audi auf ihn zuraste und ihn umgefahren hätte, hätte er sich nicht durch einen Sprung zur Seite gerettet. „Du verdammtes...“, Ben verschluckte die letzten Worte, sprang in den BMW seines Kollegen und verfolgte den Mann in dem Audi. „Noch schlimmere Laune kann ich jetzt bestimmt nicht mehr kriegen...“, knurrte Ben nur.


    Die Jagd ging los. Der Audi fuhr rasante und riskante Manöver, überholte rechts und links und drängte sich durch die noch so kleinste Lücke. „Sag mal, ist der wahnsinnig?“, stieß Ben wütend aus und wich den sich quer stellenden Fahrzeugen aus. Immer wieder musste er abbremsen, wieder beschleunigen und ausweichen, um nicht mit den anderen Verkehrsteilnehmern zusammenzukrachen. „So, jetzt reicht es mir.“, fauchte er und holte auf. „Scheiße, scheiße, scheiße...“, stieß der Räuber aus und machte im nächsten Moment große Augen. Als er sich umsah, hatte er einen aufgehäuften Sandhaufen an einer Baustelle übersehen. Das Fahrzeug schoss wie eine Rakete über diesen Sandberg hinweg, landete auf der Seite und schlidderte noch einige Meter weiter, riss dabei noch einige Poller um und kam dann entgültig zum Stillstand. Ben brachte den BMW in sicherer Entfernung zum Fahrzeug zum Stehen, stieg dann aus und rannte mit gezogener Waffe auf den Audi zu. „So Endstation, Freundchen. Mir das Mittagessen verderben... so haben wir nicht gewettet.“, knurrte der Jungkommissar nur und zog dann den vollkommen benommenen Räuber hoch, schmiss ihn gegen den Wagen und legte ihm dann Handschellen an. Als er mit ihm zum BMW zurückgehen wollte, kam gerade Semir mit einem Streifenwagen der Kollegen angefahren. „Hey, mein Wagen ist ja noch in einem Stück, wie ich das sehe.“, lachte er und stockte, als er den Mann ohne Maske sah. „Wusste ich es doch... Kreuzer. Sie können es auch wohl nie lassen, oder?“, zischte Semir und ließ den Mann von den Kollegen wegbringen. „Du kennst ihn?“ „Hm, hab ihn mehrmals verhaftet.“, erklärte Semir und sah dann zu einem der am Unfall unbeteiligten Fahrer rüber. War das etwa? Nein, das konnte nicht sein... er musste doch noch sitzen.


    „Ben, siehst du da auch, wen ich sehe?“, fragte Semir seinen Partner nur und der Angesprochene drehte sich um. Auch Ben bekam große, staunende Augen. „Was macht der denn hier? Ich dachte, der müsste noch sitzen.“, stieß Ben aus. „Das dachte ich aus. Los, den kauf ich mir.“, knurrte Semir nur und ging zu dem silbernen Alfa rüber, klopfte laut gegen die Scheibe und wartete darauf, dass der Fahrer ihn erkannte. Die Scheibe fuhr runter und ein junger, arrogant wirkender Kopf mit nach hinten gestylten blonden Haaren kam hinter einer Sonnenbrille zum Vorschein. „Rubens...Konstantin Rubens, hab ich’s doch richtig vermutet.“, stieß Semir wütend aus, riss die Tür auf, den Mann aus dem Auto und knallte ihn gegen sein Dach. „Hey, Moment mal, was soll das denn?“, stieß der Mann wütend und erschrocken über den Überfall zugleich aus. „Seit wann sind Sie wieder draußen?“, fauchte Semir den Mann an. „Semir!! Was soll das denn...wir sollten ganz freundlich sein...meinst du nicht?“, wollte Ben von ihm wissen. Er löste Semirs Hände, die sich in die Jacke von Konstantin Rubens gekrallt hatten. „Er hat aber viel länger einsitzen müssen. Bist du abgehauen oder was?“, fauchte Semir den Mann an. „Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Gerkhan...ich bin vor gut drei Wochen entlassen worden...wegen guter Führung...“, grinste der Mann sie an. Natürlich bemerkten Semir und Ben das dies nicht ernst gemeint war. „Wegen guter Führung kann ich Sie auch wieder einbuchten...“, knurrte Semir wütend. Ihm passte es überhaupt nicht, dass dieser Mann wieder auf freiem Fuß war. Aber es war nichts im Gegenzug zu das, was ihm noch bevorstand.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Lydia de Sant sah Konrad verliebt an. „Ich habe Angst vor deinen Kindern.“, sagte die hübsche Frau, die mit ihren 40 Jahren immer noch perfekt aussah. Die dunklen Augen sahen neugierig in die Welt und die blonden, fast bis zur Hüfte reichenden Haare waren sehr gepflegt. Konrad küsste ihr auf die Stirn. „Nur keine Sorge...ich werde meinen Kindern sagen, dass ich dich heirate und gut ist. Sie müssen das Leben akzeptieren, was ich führen will. Ich rede denen ja auch nicht hinein...“, lächelte er. „Ja aber...was ist wenn sie mich nicht mögen? Was wenn sie denken ich will nur dein Geld? Was...“, fragte sie in einem durch. Konrad legte ihr die Finger auf den Mund. „Mach dir nicht so viele Gedanken...sie werden es akzeptieren. Es ist mein Leben...und nun genug mit dem Grübeln...los...zieh dich hübsch an...wir fahren nach London in den englischen Garten...“, munterte er sie auf. Lydia nickte, küsste ihn und verschwand. Konrad sah ihr nach. Wie anmutig doch der Gang von ihr war und wie kokett sie mit ihren Reizen spielte, dachte er während sie im Bad verschwand. Er stand auf und zog sich ebenfalls um. Der englische Garten war um diese Zeit ein besonderer Genuss, den er sich nicht entgehen lassen wollte. Lydia brauchte eine gute halbe Stunde bis sie fertig war. Als sie aus dem Bad herauskam blieb Konrad der Atem stehen. Sie sah umwerfend aus. Die Haare hatte sie zu einem Dutt zusammen gebunden, dessen Enden links und rechts heraushingen und ihre etwas mädchenhaftes gab. Die Augen strahlten eine Wärme aus in der Konrads Herz erneut zu schmelzen begann. „Wenn du so weiter machst, dann...“, versuchte er. Sie kam hüftschwingend näher. „Was dann?“, wollte sie wissen. Konrad lächelte. „Lass uns gehen...nach dem Garten gehen wir aus und essen etwas...und gehen an der Themse entlang. wir genießen den Blick auf London und...“, schwärmte er während sie das große Anwesen, das in der Grafschaft Essex, nahe der Stadt Chelmsford, und 50 Kilometer von London entfernt lag, verließen.


    „Ich sag dir....das ist ein Irrtum. Der Kerl kann gar nicht wegen guter Führung entlassen worden sein...das geht nicht...das spricht gegen die Natur.“, zeterte Semir auf die Fahrt zur PAST. Ben nickte. „Irgendwas ist da schon sonderbar...aber wir werden es herausfinden...und nun komm wieder runter....du kochst ja...“, versuchte er zu beruhigen. „Nein...der ist bestimmt abgehauen...ich werde gleich mal die Leitung anrufen...“, versprach Semir. „Semir...ist gut jetzt...wir werden es erfahren und nun beruhige dich...das ist nicht gut in deinem Alter wenn du dich aufregst.“, grinste Ben seinen Partner an. „Du findest das wohl lustig was...? Ben überleg mal, was der Kerl alles angestellt hat...ich meine, der wurde für sieben Jahre verknackt und es sind jetzt gerade mal drei Jahre um...da stimmt doch was nicht...“, fauchte Semir weiter. „Ja Papa...und nun tief einatmen und aus...und ein...“, lachte Ben weiter. Er fand es witzig wenn Semir sich aufregte. „Lass das, bin doch nicht schwanger.“, knurrte der Deutschtürke nur. „Nicht? Ach ja, nur deine Frau...“, lachte Ben. „So, das reicht... ich will jetzt wissen, warum dieser Kotzbrocken schon wieder auf freiem Fuß ist.“, zischte Semir nur und griff dann zum Funkgerät. „Cobra 11 für Zentrale...“ „Semir, was gibt’s denn?“, wollte Susanne am anderen Ende der Leitung wissen. „Susanne, ich brauch von dir alle Daten, die du über Konstantin Rubens finden kannst. Ich will wissen, warum der sich schon wieder auf freiem Fuß befindet.“, erklärte Semir und wartete. „Okay Semir, ich meld mich, sobald ich etwas habe.“, beendete Susanne das Gespräch. Semir hängte das Mikro ein und sah aus den Augenwinkeln, wie Ben grinste. „Hör auf, zu grinsen oder ich schneid dir persönlich die Haare.“ „Das wagst du nicht?“, konterte Ben. „Sicher? Wie geht’s übrigens deinem Vater?“, grinste der Deutschtürke und in diesem Moment klingelte das Telefon. „Mein Vater...wie aufs Stichwort.“, knurrte Ben und sah auf das Display. „Willst du nicht ran gehen?“


    Ben zögerte noch. Eigentlich wollte er mit seinem Vater nicht sprechen. Dann überwand er aber seine Abneigung und drückte den grünen Knopf. „Ja Papa, was gibt’s?“, wollte Ben reserviert wissen und sah warnend zu Semir. „Ben, ich wollte eigentlich nur wissen, ob es beim Wochenende bleibt. Ihr kommt doch, Julia und du?“, fragte Konrad durchs Telefon. Murrend knurrte Ben sich etwas in den Bart hinein, was selbst Semir nicht verstehen konnte. „Was war das?“ „Papa, ist es wirklich...“, nötig, wollte Ben sagen, doch sein Vater fiel ihn mit der harschen Stimme eines strengen Familienoberhauptes ins Wort. „Ja, das ist nötig. Ihr seid meine Kinder und eure Meinung ist mir wichtig. Also wirst du gefälligst deinen faulen Hintern in den Flieger wuchten und nach England kommen. Die Anfahrtsskizze wirst du ja wohl noch haben.“, kam es bestimmend von Konrad. „Ja, die hab ich noch...“, entgegnete der Jungkommissar und gab sich scheinbar geschlagen. „Sehr gut und vergiss nicht, wir sind verlobt. Also benimm dich dementsprechend.“, beendete Konrad das Gespräch. Wütend über den letzten Kommentar seines Vaters schlug Ben auf das Lenkrad. „Was denkt sich dieser Mann eigentlich?“, fauchte er und sah wütend zu Semir. „Ben, beruhig dich. Immerhin hat auch dein Vater ein Recht auf ein eigenes Leben.“, fing Semir vorsichtig an. „Ach ja? Aber nicht, wenn er dabei auf solch eine Frau hereinfällt. Ich meine, sie kennt ihn erst seit zehn Tagen und...“ „Und du glaubst, dass es eine Schwindlerin ist, die sich nur an deinem Vater bereichern will?“, beendete Semir Bens Gedanken. Er nickte nur. „Ben... vielleicht solltest du nicht so voreingenommen sein. Ich meine, vielleicht ist es Liebe auf den ersten Blick. Und außerdem, wie lange hast du dafür gekämpft, dass dein Vater endlich dein Lebensweg akzeptiert? Jetzt musst du auch das gleiche bei ihm tun. Freu dich doch einfach für ihn.“, versuchte Semir die Wut aus seinem Partner zu ziehen. Allem Anschein nach schien es zu klappen. „Vielleicht hast du Recht.“, gestand Ben und lenkte den Wagen auf den Parkplatz der PAST.

  • Susanne sah auf, als sie die Stimmen von Ben und Semir im Großraumbüro hörte. „Semir, hier ist alles, was du über Konstantin Rubens haben wolltest.“, meinte sie und reichte dem Kommissar eine Akte. „Danke... wollen wir doch mal sehen, was dieser Kerl nun schon wieder ausgefressen hat.“, knurrte der Deutschtürke, ließ sich in seinen Stuhl fallen und blätterte gleich in der Akte. „Ähm Semir, willst du nicht vorher deine Jacke ausziehen?“, wollte Ben wissen. „Was? Nein...ja, gleich.“, wiegelte sein Partner nur ab. Lachend ließ Ben sich nur in seinen Stuhl fallen und musste an das Gespräch mit seinem Vater denken. Bis zum Wochenende sind es noch knapp zwei Tage. Wenn sie in dieser Zeit keinen neuen Fall kriegen würden, dann müsste er fahren. Auch wenn sie einen Fall kriegen würden, müsste er fahren. Julia sowie Konrad würden ihm das nie und nimmer verzeihen, wenn er nicht käme. Er merkte gar nicht, wie Semir plötzlich aufgestanden war. Erst als seine Hand vor Bens Gesicht herum wedelte, riss er sich aus seinen Gedanken zurück in die Realität. „Was ist?“, wollte er wissen. Semir lachte kurz, dann wurde er ernst. „Dieser Rubens... es gab ein Wiederaufnahmeverfahren, weil man angeblich im ersten Prozess fehlerhaft ermittelt hatte. Der Mistkerl ist legal auf freiem Fuß.“, stieß Semir aus. Ben sah ihn an. „Und das gefällt dir natürlich überhaupt nicht.“, meinte er. „Nein...natürlich nicht...der Mistkerl hat es verdient hinter Gitter zu verrotten...!“, stieß Semir wütend aus und warf die Akte in die Ablage. „Nun beruhige dich doch. Die Kollegen von der Stadtpolizei machen das schon... du wirst sehen im nächsten Prozess wird er wieder verknackt...so einfach ist das.“, kam von Ben. Semir stieß verächtlich Luft aus. „Klar doch...aber du hast Recht... weißt du, dass es nur noch wenige Wochen sind, bis du Patenonkel wirst?“, wechselte Semir das Thema.


    Lydia und Konrad gingen an der Themse spazieren. „Ist das nicht herrlich....ich finde, dass London immer eine Reise wert ist. Auch wenn es zu 70% regnet oder nebelig ist...die Stadt ist wundervoll...“, schwärmte sie. Konrad nickte. „Ja...ich bedauere auch nicht, das ich hier her gezogen bin...es ist einfach wundervoll. Die Menschen...die Stadt....einfach alles...es gefällt mir sehr … und noch schöner wäre es, wenn ich den Rest des Lebens mit dir hier verbringen könnte...“, erklärte er leise. Lydia sah ihn an. „Das hast du so schön gesagt...aber wir sollten erst einmal das Wochenende mit deinen Kindern über die Runde bringen.....meinst du nicht. Wenn ich deinen Kindern zusage, dann können wir die Zukunft planen.“, lachte sie und küsste ihn. Konrad war völlig verliebt in diese Frau. Auch wenn sie wesentlich jünger war als er. Das Alter sollte bei Liebe gar keine Rolle spielen....so dachte Konrad. Sein Handy klingelte. „Warte...ich muss eben ran gehen.“, lächelte er und sah auf das Display. „Das ist meine Tochter...“, strahlte er. Mit Julia hatte er ein viel besseres Verhältnis als mit Ben. „Hallo mein Schatz.....wie geht es dir?“, wollte er wissen. „Danke Papa...mir geht es sehr gut...ich...wollte dir nur sagen, das ich am Freitag schon ankomme...ist das schlimm?“, hörte er Julia fragen. „Nein...das ist doch wunderbar...ich freu mich schon auf dich...und auf Ben....kommt Peter auch mit?“, wollte Konrad wissen. „Nein...er wird in der Firma gebraucht...er ist wie du...“, lachte Julia. „Er arbeitet und arbeitet und ist für eine wunderbare Neuigkeit nicht ansprechbar... dabei ist es die Krönung unserer Liebe...“, kam von Julia. Konrad stutzte. „Willst du...soll das heißen... das...du... Mutter wirst?“, fragte Konrad verstört nach. „Ja...Papa...du wirst im Sommer Opa...ich bin im dritten Monat....und...ich freue mich so...auf mein Kind...auf unser Kind...“ Konrad konnte regelrecht hören wie glücklich seine Tochter war. „Das freut mich für euch...das ist wirklich eine wunderbare Nachricht...Julia...du trägst die Koffer nicht selbst...ich hole dich am Flughafen ab...“, ermahnte Konrad sie sofort.


    Julia legte lächelnd auf. „Hast du es ihm jetzt per Telefon gesagt?“, wollte Peter wissen und umarmte seine Frau. „Ja...er ist völlig perplex gewesen... und du solltest dich in Acht nehmen...ab sofort wird er dich sicher ständig in den Ohren legen, dich für deine Kinder zu interessieren. Er wird dir sagen, dass du nicht den gleichen Fehler machen darfst wie er es getan hat...“, lachte sie. Peter sah sie gespielt strafend an. „Du bist gemein...als ob ich die Krone unserer Liebe vernachlässigen könnte... so wichtig ist die Firma mir nicht.... aber ich werde natürlich zwischendurch auch Präsenz zeigen...“, lachte er nur. Er küsste Julia innig. Vor wenigen Minuten hatte er erfahren, dass er Vater wird und war einfach nur überglücklich. „Ich muss packen...“, lachte Julia und löste sich. Sie reckte sich und wollte den Koffer vom Schrank heben. „Hey...du nicht...das mache ich! Du darfst nicht schwer tragen...“, ermahnte Peter sie sofort. Julia lachte auf. „Ich bin schwanger...nicht krank...“, erklärte sie. Dennoch nahm Peter den Koffer vom Schrank, legte ihn auf das Bett und ließ Julia ihre Sachen packen. „Bist du mir nicht böse, dass ich nicht mit kann?“, wollt er wissen und strich seiner Frau sachte über die Schultern. Sie lachte nur. „Wenn du nicht kannst, dann kannst du halt nicht. Es gibt sicher eine andere Möglichkeit, die Verlobte...“, sie stockte kurz. „Seltsam, obwohl ich mich für ihn freue, kann ich es doch noch nicht fassen.“ Jetzt war es Peter, der lachte. „Ist doch nicht so ungewöhnlich, aber ich glaube zu wissen, was du meinst. Komm, lass ihn seinen Ruhestand genießen und freu dich für ihn.“, meinte er und küsste den Nacken seiner geliebten Julia. „Du hast Recht. Ich werde sie kennen lernen und dann sehen wir mal weiter.“, meinte sie. Was ihr bevorstand, wusste sie nicht.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • 2. Kapitel – bösartige Vermutungen


    Konstantin Rubens packte seine Koffer. Wenn er an die Szene von vor wenigen Tagen auf der Autobahn dachte, musste er immer noch lachen, obwohl es da nichts zu lachen gab. Diese einfältigen Bullen... sie mögen ihn wohl gerne wieder hinter Gitter sehen. Doch dazu wird es nicht kommen. Konstantin nahm sein Handy vor. Wieso meldete sie sich nicht? Sie müsste den Kerl doch schon um den kleinen Finger gewickelt haben. Warum ging sie nicht ans Telefon? „Verdammt, was macht das Mädel denn nur?“, fauchte er und steckte sein Handy wieder weg. Wieder packte er weiter. Doch schon nach wenigen Minuten hielt er wieder inne, griff erneut zum Telefon und wählte die Nummer, die er in den letzten Tagen, Stunden und Minuten so oft angerufen hatte. „Ja, ich bin's. Ich rufe jetzt zum 19. Mal an. Wenn du das hörst, meld dich doch mal. Immerhin hattest du jetzt genug Zeit alles einzufädeln. Ruf mich einfach zurück.“, sprach er auf die Mailbox und, um ganz sicher zu sein, schickte eine SMS hinterher. Wieder packte er weiter und starrte immer wieder auf sein Handy. Doch wie die 18 Male davor kam keinerlei Antwort. „Dann verreck doch.“, stieß er aus, genau wie bei jeder ausgebliebenen Antwort. Warum gab er sich überhaupt noch mit ihr ab? Wäre es nicht viel ratsamer, sie aus seinem Leben zu verstoßen und zwar für immer? Deswegen reiste er jetzt auf die Insel. Nur das war sein Ziel. Sein einziges, noch zu erledigendes Ziel.


    Ben stand vor seinem Schrank und überlegte, was er mitnehmen sollte. Noch immer sträubte er sich innerlich dagegen. Sein Vater und seine Verlobte... noch immer holte diese Vorstellung in ihm die furchtbarsten Bilder hervor. Dennoch nahm er sich vor, auf Semirs Rat zu hören und sich diese Frau erst einmal anzusehen und dann zu urteilen. Seine Schwester hatte ihn gestern angerufen und gesagt, dass sie schon voraus fahren würde und eine Überraschung für ihren großen Bruder habe. Das hatte Ben natürlich noch mehr als neugierig gemacht und gab ihm wiederum einen Anreiz nach England zu fahren. Was ihn da wohl erwarten würde, dachte Ben nur und legte sich, nachdem er seine Tasche gepackt und das Ticket auf den kleinen Schrank im Flur gelegt hatte, schlafen. Der nächste Morgen würde sicherlich sehr anstrengend sein. So war jedenfalls Bens Gedankengang. Noch immer musste er sich über Semir wundern, der sich über einen Häftling aufregte, der wegen eines Formfehlers der Juristen wieder auf freiem Fuß war. Da gab es im Moment doch wichtigere Sorgen, fand Ben. Grübelnd über diese Dinge schlief er dennoch alsbald ein. Das Wochenende stand demnach unmittelbar bevor.


    Samstag Morgen, Acht Uhr, stand Ben, müde und voll schlechter Laune, am Flughafen, checkte ein und stieg in den Flieger. Eine Stunde später landete die Maschine in London Heathrow. Der Jungkommissar checkte aus, ließ die Passkontrolle über sich ergehen und ging zu den Taxis, den typischen Londoner Taxis, die draußen im typischen Londoner Regen standen. Hatte er Deutschland noch bei Sonne und kleineren Wolken verlassen, so stand er jetzt in einer Sieben-Millionen-Stadt und ließ sich den nassen, schweren Regen auf die Schultern fallen. Das Taxi brachte ihn raus aus London, auf einer langgezogenen Landstraße ging es nach Norden, nach Essex und auf ein aus roten Backsteinziegeln errichtetes Landhaus zu. Aber, was die Engländer hier unter Landhaus verstanden, war in Bens Augen schon eine Art Schloss. Der Wagen musste über einen, mit Koppeln und Feldern versehenen Hügel fahren. So konnte Ben sehen, wie groß das neue Heim seines Vaters war. Ein großes Gebäude wurde von zwei länglichen Häusern, offensichtlich die Ställe, flankiert. Eine großzügige Hecke führte um das Anwesen herum und nur der Torweg war mit steinernen Säulen gekennzeichnet. Hinter dem Haus befand sich der große, weiträumige Garten. „Nicht schlecht.“, musste Ben zugeben, als er ausstieg und den Fahrer bezahlte. Schnell durch den Regen stapfend ging er zur Tür und klopfte mit dem großen Türgriff an.


    Lydia sah auf, als es klopfte. „Das wird sicher Ben sein...der freut sich auch, wenn er erfährt dass er Onkel wird...“, lachte Julia, die sich mit Lydia recht gut verstand. „Oh...du glaubst gar nicht wie nervös ich bin. Ich habe Angst vor deinem Bruder wie damals in der Schule vor dem Direktor...“, erklärte sie Julia. Julia nickte nur. Sie war bereits zwei Tage hier und hatte sich angeregt mit Lydia unterhalten. Sie war zwar sehr viel jünger als ihr Vater, aber der schien mit der Frau glücklich zu sein, also warum sollten dann sie oder Ben dagegen sein. Es war das Leben von Konrad Jäger und nicht von ihr... dachte Julia nur. Sie ging zur Tür und öffnete, während Lydia im Wohnzimmer stehen blieb. „BEN.....hallo....Brüderchen...“, hörte sie Julia sagen. Nur wenig später kam Julia mit einem hoch gewachsenen Mann ins Zimmer. Lydia sah ihn schüchtern an. „Das ist Lydia de Sant....und Papas Auserwählte... Lydia... das ist Ben...mein Bruder. Pass auf...er ist Hauptkommissar in Köln...“, stellte Julia die beiden vor. Ben nickte der Frau nur zu, während sie ihm die Hand reichte, doch der Mann übersah die Hand einfach. „Wo ist Papa?“, wollte Ben wissen. Julia sah ihn mahnend an. „Kommst du mal mit...Ben...“, bat sie ihn. Ben nickte und gemeinsam mit seiner Schwester verschwanden sie in die Küche. „Sag mal....was machst du denn? Was hast du gegen Lydia...sie ist so eine liebe Frau...“, schimpfte Julia mit ihrem Bruder. „Weil ich denke, dass sie nur das Geld will, was Papa mit seinem Schweiß verdient hat.... sie ist eine Giftschlange...“, fauchte Ben zurück. Julia lachte leise. „Lässt du jetzt den besorgten Sohn rauskehren? Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo du nicht ein Wort mit Papa gesprochen hast...“, erinnerte sie ihn. „Ja...ich weiß....ach Julia...ich habe nur Angst, dass Papa enttäuscht wird...ich will ihn davor beschützen...“, stieß Ben aus. „Meinst du nicht, dass er es selbst kann? Er muss auch seine Erfahrung machen....also bitte tu mir den Gefallen und behandele Lydia wie eine Frau, die vielleicht bald zur Familie gehört und vielleicht angeheiratete Oma meiner Kinder ist...okay?“, wollte Julia wissen.

  • Ben stutzte. „Willst du sagen, dass du...ich meine...du bist...nee oder?“, stammelte Ben und sah seine Schwester prüfend an. Julia strahlte über das ganze Gesicht. „Ich werde Onkel? Du wirst Mama? Wirklich? Julia...das...das ist....nee...das fass ich nicht...bei Semir werde ich Patenonkel und...du.....Boah...das ist viel...“, lachte Ben leicht. Julia legte ihn den Arm auf die Schulter. „Beruhige dich...und ja...ich bekomme ein Kind. In genau fünf Monaten und 22 Tage.... Peter ist schon ganz aus dem Häuschen... und Papa auch....er hat schon gesagt, dass er dem Kleinen das Kinderzimmer finanziert...“, lachte Julia. Ben nahm sie in den Arm und küsste seine kleinen Schwester auf die Stirn. „Das ist die Reise nach London schon wert gewesen... wann wolltest du es mir eigentlich sagen?“, stutzte Ben wieder. Julia lachte. „Ich hätte dich spätestens eine Woche vor der Geburt angerufen. Du kommst uns ja nicht besuchen...“, beklagte sie sich mit einem Augenzwinkern. „So und nun gehen wir wieder zu Lydia und dann begrüßt du sie bitte so, wie sie es verdient hat...“, erklärte Julia und zog Ben ins Wohnzimmer. Lydia sah ihn mit traurigen Augen an. „Ähm....also gut...ich glaub ich hab mich etwas dumm benommen. Aber...es haut mich im Augenblick um. Es passieren so viele Dinge und...nun ...entschuldigen Sie bitte mein Benehmen von eben...“, erklärte Ben. Lydia lächelte, streckte ihm die Hand hin und Ben ergriff sie. „Entschuldigung angenommen.. Ich weiß, dass es viele Vorurteile gibt. Ich bin viel jünger als Konrad und er hat viel Geld...es ist klar, dass dort dann die Vermutung aufkommt, ich sei hinter dem Geld her...aber ich bin es nicht...wirklich nicht... Ich liebe Konrad von ganzen Herzen...“, erklärte Lydia. „Wo ist er denn eigentlich?“, fragte Ben erneut. „Er kommt gleich...ein Mister Holmes wollte ihn sprechen und Konrad ist hin... er sagte mir, ich soll mich um euer Wohl kümmern...“ Ben nickte nur. „Dann hätte ich gern ein Wasser...oder besser noch einen Kaffee...“, bat er. Lydia nickte und verschwand in die Küche.


    Semir saß am Schreibtisch in seinem Büro und grübelte über die Akte des gerade zu bearbeitenden Fall. Der Überfall an der Raststätte, wo durch Zufall Semir und Ben mitten drin waren. Einer der Täter behauptete dass Ben ihn zusammengeschlagen hatte. Der Kerl hatte sich einen ganz harten Anwalt genommen und dieser ist sofort mit Kim Krüger in Kontakt getreten. Semir konnte ihr jedoch erklären, dass es nicht so war und Ben aus Notwehr gehandelt hatte. „Frau Krüger, ich versichere ihnen, dass Ben sich nur verteidigt hat.“, erklärte er, als er im Büro der Chefin stand, im Rücken hörte er das verächtliche Lachen des Anwalts. „Das glauben sie doch nicht wirklich, oder?“, fauchte Bernd Grobklotz und war von der Couch hochgeschnellt. „Herr Grobklotz, ich möchte sie mal sehen, wenn sie mit einer Schrotflinte bedroht werden. Da tun sie doch alles, um das Leben Unschuldiger zu retten, oder?“, kam es bestimmend von Kim. Der Anwalt verstummte, wollte erneut ansetzen, aber die Chefin kam ihm zuvor. „Ich denke, mir reichen die Gründe, die uns Herr Gerkhan erläutert hat, aus, um kein Disziplinarverfahren einzuleiten. Ich denke, sie sollten nun ihren Mandanten auf den Prozess vorbereiten.“, lächelte sie und verwies Groklotz auf die Tür. „Semir, sie machen sich wieder an die Arbeit. Es wurden vermehrt Autoeinbrüche vom Rastplatz Eifeltor gemeldet. Sehen sie sich da mal mit Herzberger um.“, wies Kim ihren Kommissar an. Dieser nickte nur und ging dann in sein Büro zurück. Der Alltag schien doch wieder einzukehren, dachte Semir nur. Dennoch konnte er die Begegnung mit diesen Rubens nicht vergessen. Irgendwas war da doch oberfaul, das sagte ihm sein Bauch. Und wenn sein Bauch etwas sagte, dann stimmte das meist.


    Ben, Lydia und Julia sahen auf, als die Tür zum Wohnzimmer aufging und Konrad und ein weiterer Herr ins Zimmer traten. „Ah Ben, schön dich zu sehen.“, begrüßte Jäger senior seinen Sohn. Lydia stand auf und ging auf ihren Verlobten zu. „Schatz, wen hast du da mitgebracht?“, wollte sie wissen. „Oh verzeih, du kennst ja Sir Christopher Holmes noch gar nicht. Er ist Vertreter der englischen Regierung in Deutschland. Meinen letzten Auftrag hat er mit begleitet.“, erklärte er. „Es freut mich, sie kennen zu lernen.“, meinte der hochgewachsene Engländer mit den schwarzen Haaren und seinem unverkennbaren Drei-Tage-Bart. Ben beäugte den Mann im schwarzen Anzug und mit der blutroten Krawatte argwöhnisch. Er kannte ihn und immer waren es irgendwelche unangenehmen Begegnungen. Wo dieser Engländer auftauchte, gab es meistens Ärger. Hier auch? „Bleiben sie zum Tee?“, wollte Julia von dem Mann wissen. „Liebend gerne, leider aber muss ich sofort wieder nach London zurück. Ein wichtiger Termin im Parlament. Und danach geht es wieder nach Deutschland zurück.“, erklärte er und verabschiedete sich dann. „Ein wirklich reizender Mann.“, musste Julia zugeben, als sie die von ihm zur Begrüßung geküsste Hand immer noch hochhielt. „Mit den Manieren einer englischen Bulldogge.“, knurrte Ben nur und zog sich dann in sein Zimmer zurück. „Was hat der Junge denn nur?“, kam es besorgt von Konrad, der sich das Verhalten seines Sohnes nicht erklären konnte. „Ach Papa... du weißt doch, was Ben von gefühlskalten Unternehmern hält. Weißt du nicht mehr... er hat uns doch mal von dem Fall erzählt, wo er und Mister Holmes aneinander geraten sind.“, holte Julia die richtigen Gedanken in das Erinnerungsvermögen ihres Vaters zurück. „Stimmt. Wie kann man aber nur so nachtragend sein?“

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Zwischen Familienwochenende und Geburtstagsfeier noch schnell ein Teil für euch zum Sonntag ;)
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    Der Tag neigte sich langsam den Ende zu. Lydia wollte sich vor dem Diner umziehen. Die Kinder schienen alles in allem doch recht nett zu sein. An die unglückliche Begrüßung von Ben dachte sie schon gar nicht mehr. Jetzt freute sie sich richtig auf das Abendessen im Kreise der Familie. Langsam drückte sie die Klinke zu ihrem Zimmer hinunter und setzte sich vor den Schminkspiegel. Sie hatte nicht gesehen, dass sie nicht alleine war. „Hallo Lydia.“, hörte sie plötzlich eine tiefe, zorngeschwängerte Stimme hinter sich hervor. Erschrocken drehte sie sich um. „Konstantin? Was... was willst du hier?“, zischte sie und fuhr auf. „Dich sehen. Ich hoffe, du hast unseren Plan nicht vergessen? Du sollst den Alten ausnehmen, wie eine Weihnachtsgans.“, fauchte er und wurde dabei laut. Lydia merkte das gar nicht erst, aber ihre Stimme passte sich der Lautstärke an. „Hör zu, ich werde nicht...“ „Doch du wirst, denn es war dein Plan. Nur deshalb habe ich mich darauf eingelassen... Ein todsicheres Ding hast du gesagt. Der Mann ist leicht zu täuschen und hat Geld wie Heu. Und? Wo ist es nun? Du wirst doch schon was von ihm gekriegt haben, oder?“, wollte Konstantin Rubens wissen. „Konni, verschwinde...“, fauchte sie leise, aber bedrohlich. „Oh, oder was sonst? Weißt du was, ich könnte ja deinem Geliebten mal erzählen, was du mit ihm vorhast. Mal sehen, wie lange du dann noch in diesem Schloss wohnst, Prinzessin.“, fauchte er nur. „Nein, das darfst du nicht...“ „Dann bleibt es bei unserem Plan?“ Ergeben musste sie nicken. „Also schön...“, meinte sie nur. „Gut und ich will hoffen, dass du dich auch an unsere Abmachung hältst.“, lachte Konstantin und verschwand über die Weinranken aus dem Fenster. Lydia schlug ihre Hände vors Gesicht. Warum musste konnte sie dieser Kerl nicht in Ruhe lassen? Sicher würde sie nicht das tun, was er verlangte. Ihr war aber nicht klar, dass einer das Gespräch mit angehört hatte und darin seine Ängste bestätigt sah.


    Ben zog sich zurück. Er hatte genug gehört und war irgendwie auch stolz, dass sein Instinkt ihn nicht getäuscht hatte. Diese Frau war also nur hinter dem Geld seines Vaters her. Er wusste es von Anfang an und nun war er im Vorteil. Er würde sie beim Abendessen darauf ansprechen. Und dann sollte sie sich warm anziehen....das schwor er sich schon jetzt. Er sah auf die Uhr...es wurde zeit seinen Platz in der Familie einzunehmen und seinem Vater die Augen zu öffnen. Mit stolz erhobenen Kopf ging er in das Esszimmer und setzte sich an das andere Ende des Tisches, genau gegenüber seines Vaters. Er sah ihn forschend an. Julia und Lydia nahmen ebenfalls Platz und die Haushälterin seines Vaters tischte auf. „Guten Appetit...obwohl mir das eigentlich schon vergeht...“, meinte Ben etwas verächtlich. „Ben...was soll das? Wir wollten doch gemeinsam gemütlich und ruhig essen...“, ermahnte Julia ihn. „Ja...das war aber bevor ich etwas gehört habe, was sicher nicht für meine Ohren bestimmt war...oder Lydia...?“, fauchte Ben die neue Frau seines Vaters an. Diese schluckte das Essen runter, was sie gerade im Mund hatte und sah ihn mit großen Augen an. „Ich...ich weiß nicht...wovon du sprichst...“, wich sie aus. „Ach nein? Soll ich einzelne Details des Gespräches mit „Konni“ wiederholen?“, reizte Ben sie. „Konni? Wer ist das?“, fragte Lydia heiser. „Das solltest du meinem Vater erklären...ich habe gehört, wie sie mit einem Konni gesprochen hat. Er war in ihrem Zimmer und sie hatten ein tolles Gespräch...warum sagst du denn nichts dazu, Lydia?“, forderte Ben sie erneut auf. „Ben!! Es reicht!!! Du sollst deine Eifersucht im Zaum halten...du bist doch kein Kleinkind mehr. Es ist mein Leben!!“, ging Konrad nun dazwischen. Julia sah von ihn zu Ben und zu Lydia. Sie legte das Besteck zur Seite und erhob sich. „Wenn Ihr nichts dagegen habt, werde ich im Wohnzimmer essen...hier ist es mir eindeutig zu laut.“, erklärte sie, nahm ihren Teller und verschwand. „So...und nun Tacheles...Sie...deine Lydia hat mit diesem Konni über Geld gesprochen...warum sagt sie dir nicht, wer das ist? Verdammt die will nur dein Geld....verstehst du das denn nicht?“, schrie Ben, knallte seine Serviette auf den Tisch und erhob sich. „Oh nein...Lydia...würdest du bitte kurz das Zimmer verlassen? Ich möchte mich mit meinem Sohn unter vier Augen unterhalten...“, bat Konrad sie mit zusammen gepressten Zähnen. Lydia nickte und erhob sich. Die beiden Männer warteten bis sie aus dem Raum war und wandten sich dann zueinander. „Papa...diese falsche Schlange hat eben mit einem Mann gesprochen in ihrem Zimmer...ich wollte nicht lauschen, aber....es war Zufall...ich schwöre....“, erklärte Ben. „Ben....du mischt dich in mein Leben! Ich glaube, es war ein Fehler dich einzuladen...aber ich dachte wirklich, dass du erwachsen genug bist, um zu erkennen, dass es mein Leben ist und nicht deins! Was ist der Grund für deine Eifersucht? Hast du Angst, nicht genug zu erben, wenn ich einmal nicht mehr bin?“, fauchte Konrad wütend. „Das ist doch Blödsinn! Dann hätte ich die Firma übernommen und meinen Job aufgegeben...du weißt ganz genau, dass ich nicht hinter deinem Geld her bin...ich brauch es nicht!“, verteidigte Ben sich direkt. Konrad schüttelte den Kopf.


    Lydia ging zu Julia ins Wohnzimmer. „Was für ein toller Abend...“, stieß sie traurig aus. Doch in Gedanken war sie bei dem Gespräch mit Konstantin. Hatte Ben tatsächlich das ganze Gespräch mitbekommen? Hatte er sich das heraus gepickt um seinen Vater umzustimmen? „Hey... Ben ist ein Haudegen... versucht immer und überall ein Verbrechen zu finden. Das liegt in seiner Natur, aber sonst ist er ein sehr liebenswerter netter Mensch. Wirklich...“, versuchte Julia sie aufzumuntern. „Ja sicher... Julia...ich bin verzweifelt...was, wenn Ben es schafft Konrad auf seine Seite zu ziehen und er sich von mir trennt. Ich bin nicht hinter dem Geld deines Vaters her...ich...ich liebe ihn wirklich...“, kam leise von Lydia. Julia nickte. „Weißt du, was ich mache, wenn ich mal einen freien Kopf haben will? Ich gehe raus...und laufe etwas. Glaube mir...das hilft...tief einatmen und dann alle bösen Gedanken von sich werfen....du solltest es versuchen...wenn du willst, gehen wir beide raus...“, schlug Julia vor. Lydia sah durch die Scheiben der Schiebetür, die das Esszimmer vom Wohnzimmer trennte. Die Konturen der beiden Männer, die wild gestikulierten waren sehr gut zu erkennen. Julia rollte mit den Augen und schob dann Lydia zur Tür hinaus. „Komm, lass uns gehen.“, meinte sie. Noch immer stritten sich Ben und Konrad lauthals stritten. Keine der vier Personen merkte, dass sich eine weitere Person im Haus befand und alles genau mit anhörte.

  • „Ben, was soll das? Warum musst du dich in mein Leben einmischen? Akzeptier doch einfach, dass dich mein Privatleben überhaupt nichts angeht.“, fauchte Konrad. „Ach ja? Du hast dich ja all die Jahre auch nicht dran gehalten, oder? Immer musstest du mir Steine in den Weg legen, den ich gehen wollte. Du wolltest mich doch immer dazu bringen, dass ich in deine Scheiß-Firma einsteige.“ „Die Scheiß-Firma hat dich immerhin achtzehn Jahre lang gut ernährt und gekleidet. Ich hab doch alles bloß für euch aufgebaut, nur, damit ihr Kleider am Leib tragen konntet und damit ihr was zwischen den Zähnen hattet.“, hielt Konrad gegen den Vorwurf seines Sohnes. Doch Ben lachte nur verächtlich auf. „Ach ja, und deswegen war es dir auch so egal, als Mama gestorben ist. Da musstest du dich ja noch mehr hinter deinen Bürowänden verkriechen, anstatt den Arsch in der Hose zu haben, bei uns zu sein. Du und deine Arbeitswut sind Schuld an Mamas Tod.“, schrie Ben. Konrad brannten die Sicherungen durch. Seine Hand bewegte sich so schnell, dass er den Aufschlag kaum spürte. Das Hallen der Ohrfeige war noch Sekunden danach in der Luft zu hören. Beide, Ben und sein Vater, standen da und wussten nicht, was sie tun sollten. Bens Kopf, der durch die Heftigkeit zur Seite geschleudert wurde, drehte sich langsam wieder nach vorne. Seine braunen Augen sahen seinen Vater vorwurfsvoll an. „Ben... ich... das...“, stammelte Konrad, der sich nun bewusst war, was er eben getan hatte. „Das war ja wohl mal nötig, oder?“, kam es enttäuscht und wütend, aber leise, von Ben. Er wich Konrad aus und ging aus dem Raum. „Ich nehme morgen den nächsten Flieger nach Hause.“ Konrad stand nun alleine im großen Esszimmer und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Was hatte er eben getan? Noch nie hatte er eines seiner eigenen Kinder geschlagen. Was würde nun werden? Würde die Kluft zwischen ihm und Ben wieder aufreißen, die sie an Julias Hochzeit vor einem Jahr so mühsam geflickt hatten, und noch tiefer werden?



    3. Kapitel – Unter Anklage


    Die Nacht verbrachten alle in verschiedenen Zimmern. Als Lydia und Julia wiederkamen, erzählte ihnen Konrad von dem Wortgefecht und von der Ohrfeige. Julia konnte es nicht fassen, was ihr Bruder zu ihrem Vater gesagt hatte. Was war nur mit Ben los, dachte sie, als sie sein Zimmer aufsuchte. Doch es war verlassen. Sie beschloss ihn suchen zu gehen. Mit einer Taschenlampe verließ sie das Cottage und suchte Ben in den angrenzenden Gebäuden, im Garten und auf den nahegelegenen Hügel. Doch nirgends war er. Erschöpft und durchgefroren von der kalten, englischen Nacht, kehrte sie ins Haus zurück und legte die Taschenlampe auf einen Tisch im Flur. Müde fiel sie ins Bett und schlief danach ein. Zur gleichen Zeit war Konrad ebenfalls unterwegs. Er musste einmal tief Luft holen und den Kopf frei kriegen. Die Anschuldigungen von Ben waren doch maßlos und vollkommen erlogen. Dennoch kamen ihm Zweifel. Würde sein Sohn ihn anlügen? War er zu so etwas fähig, um sein Glück zu zerstören? Nein, sagte er sich selbst, Ben hatte noch nie in seinem ganzen Leben nicht eine Lüge erzählt. Und wenn die Anschuldigungen doch richtig waren? Konrad war im Zwiespalt mit sich selbst. Müde und durchgefroren, kehrte auch er ins Haus zurück, zog sich aber in die Bibliothek zurück und legte sich dort auf die Couch. Lydia war die Dritte, die im Haus herumschlich, das Cottage ebenfalls verließ und rüber zu den Wirtschaftsgebäuden ging. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Gleich morgen würde sie Konrad alles erzählen und ihn dann entscheiden lassen. Ja, sie wollte ihn erst ausnutzen, aber dann funkte es tatsächlich zwischen beiden. Was sollte man gegen eine starke Liebe machen? Sie betrat eine der Kammern, in der sie sich mit Konstantin verabredet hatte. An der Wand entlang tastend, suchte sie nach dem Lichtschalter. „Mist.“, stieß sie aus, als das Licht nicht funktionierte. Plötzlich knackte es hinter ihr. Erschrocken fuhr sie rum. „Du?“, kam es erstaunt von ihr. Ein Schatten, bestrahlt vom Vollmond, stand in der Tür der Scheune und hielt einen schweren Gegenstand erhoben über sich. „Tu das nicht.“, stieß sie aus. Doch es war zu spät. Mit gewallter Wucht und allen Ausprägungen von Zorn, schlug die Gestalt auf Lydia ein. Drei, vier, fünf Mal sauste der umklammerte Gegenstand nieder, bis sich die Frau nicht mehr rührte und das Stroh das ausströmende Blut aufsaugte.


    Am nächsten Morgen saßen Ben, Julia und Konrad am Frühstückstisch und schwiegen. Ben sah Julia an und diese nickte aufmunternd. „Papa...ich....“, fing Ben an. Konrad sah zu ihn. „Was? Willst du mir sagen, dass es dir Leid tut? Dass du es nicht sagen wolltest? Das du es nie wieder machen wirst....das du….?“, wollte Konrad wissen. In seiner Stimme lag Bitterkeit. Ben nickte. „Ja das wollte ich...aber scheinbar...willst du nichts hören...“, stieß Ben aus. „Du irrst...ich...also mir...mir tut es auch leid...ich...ich glaube sogar, du hattest etwas Recht...ja...du hast Recht...als Mama starb hätte ich für euch da sein müssen, aber...ich habe meinen Kummer in Arbeit ertränkt. Ich habe Mama geliebt...mehr als mein Leben und...ich...ich hätte gern mit ihr getauscht...Ben...die Ohrfeige....es tut mir Leid...ich...wollte es nicht...“, entschuldigte Konrad sich. Julia sah ihn an. Tränen liefen ihrem Vater über das Gesicht. Sie hatte ihren Vater nie weinen sehen. Erst jetzt schien er die Trauer zu spüren... die Trauer die sie und Ben ...Julia schüttelte den Kopf. Sie stand auf und nahm ihren Vater in den Arm. „Mama...hätte sicher nicht mit dir getauscht. Sie hat tapfer gegen den Krebs gekämpft, aber sie hat ihn verloren. Papa....du hattest genauso wenig Schuld an ihrem Tod wie Ben und ich. Niemand kann das Schicksal beeinflussen.“, erklärte sie sanft. Konrad sah seine Tochter an und streichelte ihr Gesicht. „Du...siehst aus wie sie...“, weinte er. Auch Ben stand auf und wollte seinen Vater offiziell um Entschuldigung bitten, als ein Schrei gellte. Ben rannte sofort raus und auch Julia und Konrad schlossen sich an. Sharon Shelter, die Gärtnerin von Konrad stand vor der Cottage und starrte in eine der Kammern. Ben schob die junge Frau zur Seite und sah hinein. Er entdeckte Lydia am Boden liegend und rannte sofort hin. Vorsichtig drehte er sie um und sah erschrocken weg, als er ihr Gesicht sah. Viel war davon nicht mehr zu erkennen.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah auf den vor ihm sitzenden Verdächtigen. Er hatte ihn gestellt, als er gerade in einer der kleinen Raststätten einbrechen wollte. „Hast du die anderen Einbrüche auch gemacht?“, wollte er wissen. Der Mann vor ihm schwieg. „Weißt du...ich hab ne Menge Zeit...mein Partner ist gerade in Urlaub und meine Frau schläft um diese Zeit...also....warst du allein? Hattest du Komplizen? Wo ist das Zeug aus den anderen Einbrüchen?“, schoss er die Fragen auf den Mann ab. Doch es kam keine Antwort. Dieter brachte eine Akte herein. „Ist kein Unbekannter für uns.“, murmelte er nur und wies auf den Mann. „Ah ja...Ralf Schmitz....aber nicht mit dem Entertainer verwandt oder?“, wollte Semir von dem Mann wissen. Wieder nichts. „Hmm....Einbruch...Diebstahl...Körperverletzung....Widerstand gegen die Staatsgewalt... hast ja schon ne Menge ausgefressen und nun kommt auch noch schwere Körperverletzung mit Todesfolge dazu. Die Frau, die du angeschossen hast, ist nämlich gestorben...dafür gehst du für immer in den Knast...“, stieß Semir wütend aus, als er den kleinen Notizzettel las, den Dieter ihn mit der Akte gab. „Aber...ich hab nicht geschossen!!! Das war Thomas....er hatte...“, der Mann stockte. „Nur weiter...ich bin ganz Ohr...“, grinste Semir. „Mein Bruder....Thomas und ich...haben die Brüche gemacht, ja...aber wir haben doch nur Zigaretten und Geld genommen....und manchmal Alkohol...aber keine Toten...da waren wir uns sicher...“, erzählte Ralf nun leise. „Die tote Frau sagt was Anderes...“, gab Semir zurück. „Thomas...er war drauf....er hatte sich vor dem Ding eine ACE eingeworfen und...er ...er hat die Kontrolle verloren...“, kam von Ralf. „Wo finde ich deinen Bruder?“, harkte Semir nach. Doch nun schwieg Ralf wieder. Semir stand auf. „Gut...dann wirst du eben für ihn die Strafe entgegen nehmen....warst ja schon im Knast gewesen...Man Junge...du bist gerade 19 Jahre alt und hast jetzt schon mehr Strafen als meine Oma auf dich geladen!! Hilf mir...oder willst du wirklich wegen Mord hinter Gitter gehen?“, wollte Semir wissen.


    Ben sah zu seinem Vater. „Ruf die Polizei bitte...“, sagte er leise. Doch Konrad rührte sich nicht. Er starrte auf den Leichnam seiner Verlobten. Keine Regung im Gesicht nur blankes Entsetzen war zu sehen. Ben stand auf und drehte ihn von Lydia weg. „Papa...komm...lass uns raus gehen...bitte...komm...“, bat er und drückte seinen Vater sanft aus der Kammer. „Ist sie...ich...meine...ist sie...“, stammelte er fragend. Ben nickte leicht. „Ja...sie ist tot...“, gab er zurück. Konrad setzte sich auf die Bank die vor der Türe stand. „Das versteh ich nicht...wer sollte meiner Lydia so etwas antun...? Warum?“, weinte er. Diesmal schämte er sich seiner Tränen der Trauer nicht. „Ich weiß es nicht Papa, aber komm. Bitte...“, bat Ben seinen Vater und nickte Julia zu. Diese verstand sofort und griff Konrad vorsichtig, aber bestimmend an der Schulter. „Papa komm... hier kannst du nichts mehr für sie tun.“, meinte sie sanft und schaffte es tatsächlich, ihren Vater von der Abstellkammer wegzuziehen. Ben wandte sich wieder der Leiche zu. In seiner Tasche suchte er nach seinem Handy. „Yes, Ben Jäger on Phone...”, meldete sich Ben beim englischen Notruf 999 und den Vorfall schilderte. Die Beamtin versprach, sofort einige Beamte raus zu schicken. Ben, dank seines Vaters, mit perfekten Englischkenntnissen ausgestattet, bedankte sich und ging ins Haus zurück. „Die Polizei wird gleich hier sein.“, erklärte er und kniete sich neben seinen Vater, der, vollkommen aufgelöst und in sich hinein schluchzend, auf dem Sofa saß und seine Hände in den Haaren vergraben hatte. „Warum? Warum? Warum?“, fragte er immer wieder und stieß einen Tränenschwall nach dem anderen aus. Julia sah zu Ben, doch dieser konnte nur mit den Schultern zucken.


    „Okay, okay, ich werde ihnen helfen.“, stieß Ralf aus und packte Semir am Ärmel seiner Jacke. Dieser schüttelte ihn mühelos ab und setzte ihn wieder auf den Stuhl zurück. „Also, was ist nun?“, wollte Semir wissen und stemmte sich mit einem Arm auf den Tisch vor Ralf und sah ihn mit scharfen Augen an. „Hören sie, es gibt einen Club in Kölner Osten. Dort treibt sich mein Bruder immer rum.“, erklärte Ralf und ließ sich dann auf den Tisch sinken. „Das ist doch schon mal was.“, kam es von Semir. Der Hauptkommissar ließ den Jungen zurück in die Zelle bringen. „Dieter... zieh dir Zivilklamotten an. Wir fahren in einen Club.“, erklärte Semir, als er ins Großraumbüro zurückkehrte und in sein Büro wechseln wollte. Dieter grinste erfreut und verschwand nach hinten. Hotte sah beiden nach. „Wenn das mal gut geht.“, murrte er. „Hotte, du auch...“, kam es dann befehlend von Semir. Noch nie hatte er den beleibten Polizisten aufspringen sehen. Grinsend ging der Hauptkommissar dann zu Kim ins Büro. „Chefin, ich fahre jetzt mit Hotte und Dieter zu einem Club, wo sich der Bruder unseres Verdächtigen aufhalten soll.“, erklärte er. „Okay, aber Semir... nehmen sie sich eine kugelsichere Weste mit. Nur für den Fall der Fälle.“, meinte sie besorgt. „Chefin, ich denke nicht, dass...“ Doch Kim fiel ihm wieder ins Wort. „Nein Semir, ich denke dabei nur an ihre Frau. Ich denke, dass sie noch einen Besuch im Krankenhaus nicht aushält.“, erklärte sie mit Nachdruck. „Gut, überredet Chefin.“, gab Semir klein bei. Es war auch, so dachte er, als er ins Büro zurückkehrte, besser so. Schließlich würde er bald zweifacher Vater sein. Da konnte er nicht riskieren, eine Kugel zu kassieren. Im nächsten Moment standen Hotte und Dieter bereit. „Okay Semir, fahren wir los?“, wollten beide dann wissen. Der Deutschtürke grinste nur und ging dann mit seinen beiden Kollegen zu seinem Wagen.

  • Mit Blaulicht und viel lautem Getöse fuhren vier Streifenwagen der Essex Police über die Schotterstraße auf das Gelände des Cottage. „Okay, das ganze Gelände absperren und die Bewohner sofort befragen. Sobald der Inspector auftaucht, will er die ersten Ergebnisse haben.“, stieß er Sergeant aus und die blau-weiß uniformierten Beamten machten sich sofort an die Arbeit. Männer in Folienanzügen der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin gingen in die Kammer. Ben sah auf, als die Tür aufgestoßen wurde und uniformierte Beamte das Haus betraten. „Mein Name ist Detective Sergeant Robert Andrews, CID Chelmsford.“, erklärte er in einem sehr dialektbelasteten Englisch. „Was ist das, CID?“, wollte Ben wissen und stellte sich als Kriminalkommissar aus Deutschland vor. „Criminal Investigation Department... Kriminalistische Untersuchungsabteilung... sie würden Kriminalpolizei sagen.“, erklärte er in einem abwertenden Ton. Ben nickte nur und sah dann, wie sich der Beamte im Haus umsah. „Okay, mein Chef, Detective Chief Inspector Oliver Moore, wird bald hier sein. Ich brauche also von ihnen erste Aussagen.“, gab der Sergeant bekannt. „Gut, wer hat die Leiche gefunden?“, wollte er wissen und sah sich um. „Unsere Gärtnerin...oder besser die Gärtnerin meines Vaters. Wir waren gerade am frühstücken als sie schrie und...“, erklärte Ben leise. „Wer war die Tote? Ihre Mutter?“, fragte der Detective Sergeant. „Nein...sie... ist...war...die Freundin meines Vaters.“, ging es mit Ben weiter.


    Semir kam mit Hotte und Dieter bei dem Club an. „Okay... ich geh zuerst rein...ihr kommt fünf Minuten später rein. So kann ich ihn erst einmal suchen.“, befahl Semir und legte die Schutzweste an. Dieter sah kurz zu Hotte, nickte dann jedoch. „Aber Semir...was machst du wenn er direkt schießt?“, gab Hotte zu bedenken. „In einem vollbesetzten Club? Nee...der würde dann ja nur...in fünf Minuten klar?“, wiederholte Semir seinen Befehl. „Ja … in fünf Minuten.... verstanden...“, knurrte Hotte, der mit der Idee gar nicht zufrieden war. Semir stieg aus. Seine Jacke ging trotz der Schutzweste zu, was von Vorteil war, denn er wusste ja nicht, was ihn im Club erwartete. Als er eintrat kam ihn eine Rauchwolke entgegen die ihn erst einmal husten ließ. Hier im Club waren ca. zwanzig Gäste, die ihn sofort ansahen. Scheinbar passte Semir nicht in die Kategorie der Gäste, denn einige gingen direkt gen Ausgang. Einer blieb sitzen. Semir erkannte Thomas Schmitz sofort. Er stellte sich neben ihn und bestellte eine kalte Cola. „Schöne Grüße von Ralf...“, murmelte Semir kaum hörbar, doch Thomas Schmitz hörte ihn. „Wer sind Sie?“, wollte er von Semir wissen. Semir grinste breit. „Ein Freund....“, meinte er nur. „Sie sind nicht seine Altersklasse...“, knurrte Thomas. Dieter und Hotte kamen herein und stellte sich hinter die Beiden. Semir zog seinen Ausweis. „Kripo Autobahn....es wäre schlecht für Ihre Gesundheit, wenn Sie Widerstand leisten würden...“, bat Semir freundlich. Thomas stand auf. „Was zum Teufel soll das? Was wollen Sie von mir?“, wollte er fauchend wissen. „Ich verhafte Sie wegen Mord und Einbruch...und ich denke, ich werde noch mehr finden, weshalb Sie zur Rechenschaft gezogen werden können...also bitte tun Sie sich selbst ein Gefallen und kommen mit uns mit.“, lächelte Semir. Er trank seine Cola aus und drehte sich zum Wirt um. „Sie sollten ebenfalls ganz klein bleiben, sonst schicke ich mal die Kollegen der Drogenfahndung und der Sitte her....“, erklärte er. „Ich bin sauber ja!!“, behauptete der Wirt. „Klar doch...und ich bin Dornröschen...“, meinte Semir nur. Thomas Schmitz leistete tatsächlich keinen Widerstand und ließ sich ohne Mühe abführen. Dennoch war Semir froh aus der Kneipe zu kommen. Die Fahrt ging zum Revier zurück.


    „Und Sie haben keine Ahnung was Miss de Sant hier im Cottage wollte?“, harkte der Chief Inspector Oliver Moore in einem perfekten Deutsch nach. „Nein...sagen Sie...woher können Sie so gut deutsch?“, wollte Ben wissen. „Meine Frau ist Deutsche...also gut... Sie und Ihre Schwester saßen also mit ihrem Vater am Tisch. Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, das Miss de Sant nicht anwesend war?“, harkte der Inspektor nach. „Nein...wir...wir hatten und gestern heftig gestritten...Miss de Sant war der Grund und ich wollte heute eigentlich wieder abreisen...“, erklärte Ben. „Wer hat die Frau denn zuletzt lebend gesehen?“, kam die nächste Frage. Ben zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Ich bin gegen elf noch mal raus...musste einfach Luft schnappen.“, gab Ben von sich. „Waren Sie allein?“ wollte Moore wissen. „Ja...ich war allein... Hören Sie....ich bin selbst bei der Polizei und...“, kam von Ben. „Ja ich weiß....Sie sind bei der Kriminalpolizei in Köln.....aber wir sind hier in England und hier sind Sie lediglich ein Zeuge...oder gar ein Täter....“, knurrte der Inspector. Ben stieß verächtlich Atem aus. „Wo waren Ihre Schwester und Ihr Vater?“ Ben sah ihn erstaunt an. „Das weiß ich nicht...da müssen Sie die beiden schon selbst fragen...“ gab er zu. „Well, dann gehen wir doch gleich zu ihnen.“, schlug Moore vor, zog die Tür zum Esszimmer auf und betrat mit Ben den Raum. Er sah, wie seinem Vater und seiner Schwester, sowie allen anderen Hausangestellten die Fingerabdrücke genommen wurden. „Mister Jäger, nehmen sie Platz. Sie kennen das ja sicherlich.“, meinte Moore und nickte Ben zu. Murrend setzte sich Ben neben seinem Vater und sah ihn aufmunternd an. „Papa, es wird alles wieder gut.“, meinte er nur. Doch Konrad konnte den Optimismus seines Sohnes nicht teilen. Man hatte ihm das Liebste genommen, was er neben seinen Kindern besessen hatte. „Glaubst du wirklich? Ich denke nicht.“, meinte er niedergeschlagen. Der Inspector beobachtete die Szenerie, wurde dann aber von seinem Sergeant zum Tatort gerufen. „Sir, wir haben was gefunden.“, meinte Andrews. „Gut, ich komme.“, erklärte Moore und ging dann mit seinem Sergeant mit. Ben sah beiden neugierig hinterher. Was mögen die britischen Kollegen gefunden haben?

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Das hier fanden unsere Leute in einem der Regale im Flur.“, meinte Andrews und hielt eine in einer Folie eingewickelte Taschenlampe hoch. „Und hier... sehen sie sich das an.“, er hielt die Lampe unter eine UV-Lampe. „Blut.“, stieß der Chief Inspector überrascht aus. Sein Assistent nickte nur. „Okay, ich will, dass die Lampe so schnell wie möglich auf Fingerabdrücke untersucht wird. Als zweites, einen kompletten Bericht über das Opfer. Wer sie ist, wo sie her stammt und was sie mit dieser Familie zu schaffen hatte.“, knurrte der Polizist. „Und jetzt werde ich mir diesen Mister Jäger vornehmen.“ Oliver Moore ging in das Esszimmer zurück, nahm sich Konrad bei der Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. „Mister Jäger... sie sind Deutscher?“, fragte er. Konrad nickte nur. „Was führt sie nach England, wenn ich fragen darf.“ „Ich...ich wollte hier meinen Lebensabend verbringen. Bin noch nicht lange hier...“, meinte er murmelnd und mit schwerer Stimme. „Wie haben sie Miss de Sant kennen gelernt?“, war die nächste Frage des Inspectors. „Ich... wir... wir haben uns... auf der Pferderennbahn kennen gelernt. Ich wollte eigentlich nicht hin, aber mein Makler wollte sich dort mit mir treffen.“, erklärte er. „Verstehe... was ist gestern Abend vorgefallen?“ „Mein Sohn, Lydia und ich haben uns gestritten. Er warf ihr vor, sie habe es nur auf mein Geld abgesehen... scheinbar habe er irgendein Gespräch von ihr belauscht...ich konnte gar nicht glauben, was er ihr vorwarf.“ „Ihr Sohn war also der Meinung, sie sei eine Heiratschwindlerin.“, mutmaßte Oliver Moore. Konrad nickte. „Und außer diesem Gespräch gab es keinen Anlass?“, wollte er dann wissen. Der Mann schüttelte verneinend mit dem Kopf. „Gut, dann wäre das alles fürs erste.“


    „Okay, du hast geschossen. Nun gib es doch schon zu.“, schrie Semir den Jungen an, doch Thomas war noch verstockter, als sein Bruder. „Soll ich dir zeigen, was du angerichtet hast?“, fauchte er und holte die Bilder vom Tatort aus der Akte hervor. Langsam und auf jede Reaktion von Reue hoffend, legte Semir die Fotos einzeln vor dem Mann hin. Angewidert drehte Thomas das Gesicht nur weg. „Sieh dir das an... sieh dir an, was du gemacht hast.“, fauchte der Deutschtürke den Mann an und packte ihn brutal an dessen langen Haaren. Schreiend musste sich Thomas, wollte er nicht einige seiner Haare verlieren, zu den Fotos umdrehen und sein Werk ansehen. „Die Frau war gerade mal Mitte dreißig und Mutter von Zwillingen. Zwei Kinder, die jetzt ohne ihre Mutter aufwachsen müssen. Du hast also drei Leben auf dem Gewissen.“, zischte Semir ihn an und ließ ihn nach einer endlos scheinenden Zeit wieder los. „Ich... ich wollte das nicht... das...das war ein Unfall.“, stieß Thomas weinerlich aus, ließ sich auf den Tisch sinken und weinte vor sich hin. „Das wird dir auch nichts helfen.“, knurrte Semir und ging aus dem Raum. Er musste sich erstmal Luft machen, bevor er dem Jungen noch mehr antat, als er schon getan hatte. Kim stand hinter der verspiegelten Scheibe und hatte die Aktion ihres Kommissars mit gemischten Gefühlen beobachtet. „Semir, das war ziemlich grob, ihre Aktion.“, tadelte sie. „Sonst hätte der aber nie den Mund auf gemacht.“, konterte er gleichgültig und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Jedenfalls ist damit der Fall für mich abgeschlossen. Soll sich die Schranke nun darum kümmern.“, knurrte er und ging in sein Büro zurück. Er musste jetzt erstmal durchatmen und einen starken Kaffee trinken.


    Konrad ging zu Ben und Julia zurück. Beide standen schweigend in der Tür zum Flur und sahen auf, als ihr Vater zurückkam. „Miss Jäger, ich würde gerne mit ihnen sprechen.“, gab der Inspector von sich und bat die schwangere Frau ins Wohnzimmer. Julia strich ihren Bruder über den Arm, auf eine ganz merkwürdige Art und Weise, und ging dann mit dem Inspector. Julia sah den Mann an. „Was können Sie mir zu der toten Frau sagen?“, wollte er wissen. „Nicht viel...ich bin seit Donnerstag hier und...ich hab mich gut mit ihr verstanden.“, erklärte Julia nervös. „Sie haben den Streit doch mitbekommen oder irre ich mich?“, harkte der Inspector nach. „Ja sicher... ich war ja dabei...mein Bruder ist Lydia ziemlich hart angegangen....und als mein Vater sich dann verteidigend vor Lydia stellte, sind wir beide ins Wohnzimmer. Wir haben uns weiter unterhalten und wir beobachteten natürlich wie die beiden Männer sich stritten. Mein Vater und Ben waren sich nie wirklich grün, aber...“, erklärte Julia. „Aber?“, wollte Moore wissen als Julia eine Pause machte. „Nun ja...die Beiden haben sich schon gestritten als....als Ben seine Ausbildung gemacht hat... aber das hat nichts mit Lydia zu tun...“, lächelte Julia. „Nun...das werden wir noch sehen. War Ihr Bruder vielleicht eifersüchtig?“, harkte Moore nach. „Eifersüchtig? Warum sollte er...?“, wollte Julia wissen. „Nun ja, wenn Ihr Vater wieder geheiratet hätte, dann wäre das Erbe nach seinem Tod durch drei geteilt und nicht durch zwei...hätte Sie das nicht gestört?“, fragte Moore. Julia sah ihn erschrocken an. „Das ist doch Blödsinn! Warum sollten wir denn auf das Erbe aus sein... Mein Vater hat doch ein Recht auf sein Leben...“ Julia zog sich zusammen. Moore beobachtete sie sehr genau. „Ist Ihnen nicht gut?“, kam besorgt von ihm. „Schon gut...ich...ich bin schwanger, zwar am Anfang...aber die Aufregung ist nicht gut...“, stöhnte Julia. „Wollen Sie ablenken?“, fragte er. „Quatsch...warum auch... ich hab nichts zu verbergen. Lydia und ich haben uns noch sehr lange unterhalten, bis Ben plötzlich aus dem Raum lief und in den Garten. Ich bin dann hinterher...um mit ihm zu sprechen... aber ich hab ihn nicht gefunden. Gegen Mitternacht bin ich dann ins Bett.“, erzählte Julia. „Wo war Lydia zu der Zeit?“ „Sie ging ins das Zimmer neben mir...“ Moore stand auf und rieb sich mit der Hand über das Kinn. „Dann ist es möglich, dass Ihr Bruder Lydia getötet hat?“, wollte er wissen.

  • Für Semir war der Arbeitstag zu Ende. Er war froh als er die Tür zu seinem Haus öffnete und mit der gewohnten Bewegung den Schlüssel auf die Garderobe warf. „Hey...Schatz...“, begrüßte Andrea ihn. „Oh hallo...“, stöhnte Semir. „Du bist müde.....war der Dienst wieder so anstrengend?“, wollte sie wissen. „Ja...aber ich hab einen Mörder festgenommen, den Fall gelöst und die Welt wieder gerettet...“, grinste Semir. „Na so eine große Tat muss belohnt werden...“, lachte Andrea. „Oh ja...Massage...Ganzkörpermassage...und dann ein entspanntes Bad und....eine liebevolle Behandlung....Ohhhh das hört sich sooo gut an.“, schwärmte Semir schon. Er ließ sich auf die Couch fallen und tatsächlich fing Andrea an ihn zu massieren. „Du bist völlig verspannt, aber kein Problem...mein türkischer Hengst. Ich werde dich verwöhnen....“, lachte Andrea. Semir genoss die Zärtlichkeiten seiner Frau. „Hast du Hunger?“, wollte Andrea nach einer Weile wissen. „Ja...wie ein Löwe....“, gab Semir zur. „Dann koche ich dir was...und dann gehst du in die Wanne und anschließend kuscheln wir noch etwas im Bett...“, schlug Andrea vor. „Super Idee... die Reihenfolge stimmt auch...“, strahlte Semir. Andrea lachte auf. „Du bist unverbesserlich, weißt du das?“, wollte sie wissen. „Ja...und ich weiß, dass du mich genau deshalb liebst...“, grinste Semir. Andrea küsste ihn innig. „Ich liebe dich, weil du immer wieder die Welt rettest...“


    „Was reden sie da für einen Blödsinn?“, fauchte Julia den Inspector an. „Mein Bruder ist kein Mörder... er ist Polizist wie sie...“ „Das macht ihn noch lange nicht zum Heiligen.“, erklärte Oliver Moore und ließ mit diesen Worten Julia alleine im Wohnzimmer zurück. „Sergeant...“, rief er seinen Assistenten zu sich. Dieser hatte gerade die Hausangestellten befragt. „Kommen sie, sehen wir mal, was der Leichenbeschauer uns sagen kann.“, meinte der Chief Inspector. „Was denken sie über den Fall, Sir?“, wollte Sergeant Andrews auf dem Weg zur Stallkammer wissen. „Ich denke, dass der Täter nur im Haus zu finden ist. Eine Frau taucht hier auf, verliebt sich in den wohlhabenden Hausherren und Tage später ist sie tot. Wonach sieht das denn für sie aus?“, wollte Moore wissen und ging immer weiter, ohne sich zu seinen Kollegen umzudrehen. „Also klassische Habsucht?“, kam es nachdenklich von Andrews. „Momentan könnte man das denken. Wir müssen dafür aber mehr über die tote Frau herausfinden.“, erklärte der Inspector und stand dann an der Kammer, wo die Gerichtmediziner gerade mit ihrer Arbeit begonnen hatten. „Hallo John...wie war das Polo-Spiel am Freitag?“, begrüßte Oliver Moore seinen alten Freund und Kollegen. Der grauhaarige Mann mit dem Gesicht einer Bulldogge und den stechenden Augen einer Klapperschlange drehte sich um und richtete sich auf. „Schrecklich... die halbe Mannschaft ist vom Pferd gefallen, die Schläger flogen fast ins Publikum und am Ende musste das Spiel wegen zu dicht werdenden Nebel abgebrochen werden.“, knurrte der kleine Mann mit der Halbglatze. „Dann hast du hoffentlich nicht gewettet... kannst du uns schon was sagen?“, wollte Moore dann wissen und deutete auf die Leiche. „Todesursache waren eindeutig die Schläge auf Stirn und Hinterkopf. Man hat ihr förmlich den Schädel zertrümmert. Tja, sie war bestimmt eine wunderschöne Frau.“, erklärte der Mediziner. „Todeszeitpunkt?“, wollte Sergeant Andrews wissen. „Gestern...wahrscheinlich zwischen zehn Uhr abends und Mitternacht.“, entgegnete der Pathologe. „Dann kann es jeder der Drei gewesen sein. Alle haben einmal zwischen zehn Uhr und halb zwölf das Haus verlassen.“, stieß Andrews sofort aus. Oliver Moore nickte nur. „Wir müssen auf die Analyse der Fingerspuren an der Tatwaffe warten.“, erklärte er und erhob sich dann und kehrte mit seinem Assistenten ins Büro zurück. Ben sah den wegfahrenden Wagen nach. Aus Erfahrung wusste er, dass die sicherlich wiederkommen würden.


    „Sir, eine Lydia de Sant kann ich in der ganzen Datenbank nicht finden.“, meinte Robert Andrews, als er den Namen des Opfers durch den Computer jagte. „Auch nicht bei den Kollegen von Interpol? Und was heißt eigentlich, sie können sie nicht finden? Existiert sie nicht oder wie?“, knurrte Moore ungeduldig. „Jedenfalls nicht in Großbritannien. Ich scanne mal das Bild aus ihrem Ausweis ein und lasse dann suchen.“, entgegnete Moores Assistent. „Sir...“, kam es plötzlich von einem Polizisten, der einen kleinen Zettel brachte. Oliver Moore nahm ihn an sich, setzte seine Brille auf und las ihn mit Erstaunen. „Sir, ich hab sie gefunden.“ Oliver stand auf und ging direkt hinter seinen Sergeant, sah dann auf den Bildschirm. „Sieh mal an... das ist sie also...“, kam es nachdenklich von ihm. „Franka Kirschbaum, 1968 in Kiel geboren... vorbestraft wegen Urkundenfälschung, Scheckkartenbetrugs und Heiratsschwindelei.“, las der Sergeant vor. „Das passt ja zu dem hier...“ Der Chief Inspector hielt seinem Kollegen den gerade bekommenden Zettel hin und dieser las. „Die Fingerabdrücke auf der Taschenlampe sind von zwei Personen... Konrad Jäger und Julia Jäger... das Blut stammt eindeutig von der Toten... die obenauf gelagerten Fingerabdrücke gehören... Julia Jäger.“, staunte der Polizist. Sein Chef nickte. „Das heißt, wir haben womöglich unseren Täter...“, meinte Moore nachdenklich. „Worauf warten wir denn? Verhaften wir diese Deutsche, bevor sie noch mit ihrem Bruder das Land verlässt.“, knurrte der Assistent. „Sie meinen also, sie hätten es gemeinsam getan?“ „Warum nicht? Wenn der Bruder seine Schwester vom Verdacht überzeugen konnte oder die Kleine ist selbst dahinter gestiegen, fühlte sich dermaßen getäuscht und schlug zu.“, erklärte Robert Andrews. „So ein brutaler Mord passt eigentlich nicht zu einer Frau, oder?“ „Sie ist schwanger... vielleicht sind ihr die Hormone durchgegangen.“, versuchte der Sergeant seinen Standpunkt zu verteidigen. „Was ist nun, Sir? Nehmen wir sie fest oder nicht?“ Oliver Moore sah ihn entschlossen an. „Wir nehmen sie fest.“, gab er bekannt und rannte wieder zum Wagen. Der Sergeant hinterher.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Papa...willst du nicht auch nach Deutschland zurück kommen?“, wollte Julia besorgt wissen. „Nein...nein...ich...ich muss hier...“, klagte Konrad traurig. Julia sah Ben hilfesuchend an. Doch dieser zog die Schultern hoch. „Sag du doch auch mal was...Ben...bitte.“, flehte sie. „Ich kann Papa zu nichts zwingen...er muss selbst wissen was er tut und was nicht...“, kam etwas kalt von Ben. Julia nickte traurig. „Also gut...mein Flug geht in einer Stunde...Ben...fährst du mich zum Flughafen?“, bat Julia, während Ben die Koffer bereits in seinen Wagen packte. „Klar...Schwesterchen.“, lächelte er. Er sah allerdings in diesem Augenblick die Autos des britischen Kollegen vorfahren. „Was will der den nun wieder hier...“, knurrte Ben. Julia sah in die Richtung. „Vielleicht hat er noch Fragen...“, mutmaßte sie. „Ja sicher...der Kerl geht mir mit seiner Arroganz derart auf die Nerven...“, stieß Ben wütend aus. Julia lachte leicht. „Was meinst du, wie oft das über dich gesagt wird?“, wollte sie wissen. Ben knuffte sie zärtlich. „Niemand....das sagen die nur über Semir...“, grinste er zurück. Der Wagen von Moore hielt dicht vor Julia. „Wir haben die erste Spur zum Täter.“, verkündete Moore direkt als er ausstieg. Ben sah Julia und Konrad an. „Whow...so schnell haben wir noch nie einen Fall gelöst...“, meinte er scherzeshalber zu Moore, der sich sofort aufrichtete. „Weil wir die Besseren sind... Miss Jäger...Sie sind wegen den Mord an Mrs. De Sand...oder sagen wir besser Franka Kirschbaum verhaftet...“, verkündete Moore. „Wie bitte?“, stieß Ben ungläubig aus. „Wir haben Fingerabdrücke von Julia Jäger an der Tatwaffe gefunden. Wissen Sie...Miss Jäger....ich hätte auch gern viel Geld, aber ich hasse Habgier...“, knurrte Moore und legte Julia Handschellen an. „BEN!!“, schrie Julia als er sie abführte.


    „Julia! Ich rufe sofort Dr. Rufenstahl an....sag nichts in der Vernehmung bis er da ist!!“, rief Konrad sofort zurück. Für ihn war es absolut unmöglich, dass seine Tochter, die sich doch so gut mit Lydia...was hatte der Mann eben gesagt? Franka? Wieso Franka? Die Gedanken gingen ihm durch den Kopf. „Ben...sie … sie war das nicht...“, verteidigte er seine Tochter bei seinem Sohn. „Natürlich nicht...“, fauchte Ben. „Was machen wir denn jetzt? Julia ist keine Mörderin...sie ist...das geht nicht...“, stammelte Konrad verwirrt. Ben sah auf die Uhr. Den Flieger kann ich vergessen... dachte er bei sich. Er konnte nicht zurückfliegen, wenn seine Schwester wegen Mordes im Gefängnis saß. „Ich werde mich darum kümmern.. du wirst dich jetzt hinlegen und versuchen zu schlafen, Vater...das ist kein Wunsch oder Bitte...das ist ein Befehl...du bist völlig fertig.“, ermahnte Ben seinen Vater. „Aber...ich muss...Rufenstahl anrufen...er muss die Verteidigung übernehmen...er ...muss...“ erklärte Konrad. „Ich ruf ihn an...“, versprach Ben. Er brachte seinen Vater ins Wohnzimmer und griff zum Telefon. Nur wenig später wurde er mit Rufenstahl verbunden und erklärte dem Anwalt was passiert war. Dieser versprach sich umgehend darum zu kümmern. Sie verabredeten sich im Polizeirevier. Ben fuhr direkt nach dem Anruf los und traf fast gleichzeitig mit dem Anwalt ein. Sie reichten sich die Hand. „Wie geht es Ihrem Vater?“, wollte der englische Anwalt mit deutschen Wurzeln wissen. „Den Umständen entsprechend... seine Verlobte ist brutal ermordet worden und das soll seine Tochter gewesen sein...wie würden Sie sich da fühlen?“, stieß Ben wütend aus. „Sobald ich die Akte gesehen habe, kann ich sicher für Ihre Schwester Haftverschonung erlangen...sie darf England allerdings nicht verlassen...“, ermahnte Rufenstahl. Ben nickte. Sie betraten das Revier.


    Oliver Moore sah auf, als der Anwalt mit Ben eintrat. „Guten Tag...Sir... ich bin Dr. Mark Rufenstahl...der Anwalt von Frau Jäger...“, erklärte der Anwalt. Moore reichte ihm die Hand. „Das ist eine gute Entscheidung. Sie wird einen brauchen...“, nickte Moore. „Was werfen Sie der Dame vor?“, wollte Rufenstahl wissen. „Mord....und zwar aus Habgier...Sie wissen selbst, dass dies in England empfindlich bestraft wird...“, grinste Moore. „Was spricht gegen meine Mandantin?“, harkte der Anwalt weiter nach. „Wir haben Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gefunden, die von Julia Jäger stammen...“, gab Moore bekannt. „Und sonst nichts?“, wollte der Anwalt wissen. „Seien sie nur nicht so selbstsicher... nein, das ist nicht alles. Die Haushälterin hat Miss Jäger am Tatabend auf dem Hof gesehen. In der Hand eine Taschenlampe... die Tatwaffe...sie war bei den Ställen.“, erklärte der Chief Inspector. Ben merkte, dass sich beide nicht riechen konnten. Er musste etwas unternehmen. Vielleicht konnte... „Kommen sie, ich bringe sie zu ihrer Mandantin...“, unterbrach Moore Bens Gedankengänge und ging mit den beiden Männern durch einen graugestrichenen Gang, der durch eine Neonlampe ausgeleuchtet wurde. Am Ende des Flures war eine Tür mit Sichtfenster. Ben erblickte seine Schwester, die vollkommen durcheinander auf einem Stuhl vor einem großen Tisch saß und ihre Hände knetete. Oft hatte er dieses Verhalten von Verbrechern gesehen. Doch nun...nun war seine über alles geliebte Schwester in dieser Situation. Er musste sie unter allen Umständen da rausholen.

  • 4. Kapitel – Geld für Freiheit


    Semir hatte derweil andere Sorgen. Er musste den Gefangenentransport von Thomas und Ralf Schmitz begleiten, wozu er eigentlich überhaupt keine Lust verspürte. Für ihn war der Fall mehr als abgeschlossen. Sollte sich doch die Schranke nun endlich darum kümmern, dachte er und fuhr lustlos hinter dem Transporter her, in dem sich die beiden Kriminellen befanden. Wenn jetzt was passieren würde, dachte er, sitze ich in der ersten Reihe. Fast hoffte er, dass etwas auf der langweiligen Fahrt passieren würde. Doch bis zur Autobahn passierte nichts. Selbst als sie auf der Schnellstraße waren, hielt sich jeder an das vorgeschriebene Tempo. „Hallo Kollege?“, schnarrte es plötzlich aus dem Funkgerät. Aus seinen Gedanken gerissen, nahm Semir das Funkgerät an sich. „Ja, was gibt’s denn?“ „Die Jungs müssen mal austreten. Wir fahren auf den nächsten Rastplatz rauf.“, erklärte der JVA-Beamte aus dem Fahrzeug vor ihm. „Alles klar...“, gab Semir nur nachdenklich wieder. Der Transporter vor ihm setzte den Blinker und Semir folgte. Es war einer dieser unübersichtlichen Rastplätze, wo auch Lkws parkten. Eine super Gelegenheit, wollte man einen Gefangenen befreien, dachte er. Doch dann schalte er sich. Wer soll die beiden schon haben wollen? Mit etwas schläfrigem Blick sah Semir wie die hintere Tür aufging und ein Beamter mit einem der Jungs ausstieg, auf das Toilettenhäuschen zuging und darin verschwand. Immer wieder merkte der Deutschtürke, wie ihm die Augen zufielen. So sah er auch nicht, dass die beiden JVA-Beamten aus ihrem Wagen stiegen, um auf der Toilette nach ihrem Kollegen zu sehen. Erst, als sie heftig gegen Semirs Scheibe klopften, wachte der Hauptkommissar erschrocken auf. „Sie sind weg. Sie haben den Beamten niedergeschlagen, seine Uniform geklaut und sind stiften gegangen.“, stieß der Beamte aus. „Was? Könnt ihr denn...“ Semir hielt inne und sah, wie ein giftgrüner Mercedes mit quietschenden Reifen vom Rastplatz verschwand. „Die schnapp ich mir.“, knurrte er, schaltete das Blaulicht ein und brauste ihnen nach.


    „Miss Jäger, ich bin ihr Anwalt... Mark Rufenstahl...“, begrüßte der Anwalt die junge Frau. Sie nickte nur und nahm die ausgestreckte Hand zitternd entgegen. Ben musste vor der Tür stehen bleiben und konnte nur durch das Fenster mit seiner Schwester Blickkontakt halten. „Miss Jäger...sind sie jetzt bereit, endlich zu reden?“, wollte Chief Inspector Moore wissen und legte eine Akte vor ihr auf den Tisch. „Ich...ich habe ihnen doch schon gesagt, was ich weiß.“, kam es leise von ihr zurück. „Sie haben uns nur immer halbe Antworten gegeben...sie erzählten mir, dass sie draußen waren, um ihren Bruder zu suchen.“, fing der Polizist an. Julia nickte und strich sich nervös über ihren Bauch, wo ihr Baby heranwuchs. Scheinbar schien es die Anspannung der Lage zu spüren. Es trat immer und immer wieder gegen die Bauchdecke. Julia hatte das Gefühl, als würde sie nach innen explodieren. „Bitte...hören sie auf...mit ihren Fragen...“, stieß sie vor Schmerzen aus. Doch der Inspector ließ sich nicht davon abbringen. „Ich habe noch gar nicht richtig angefangen. Waren sie draußen, um nach ihren Bruder zu suchen?“, wollte er erneut wissen. „Jaaa...“, kam es schmerzhaft von Julia zurück. „Ich glaube, meine Mandantin fühlt sich nicht besonders...“, wand Rufenstahl ein. „Sie simuliert doch nur...“, knurrte Moore. „Sehen sie denn nicht, dass sie schwanger ist? Nehmen sie doch ein bisschen Rücksicht.“ „Sie hat es auch nicht genommen, als sie Franka Kirschbaum den Schädel zertrümmert hat.“, fauchte Moore. In diesem Moment kippte Julia schreiend zur Seite, regte sich nicht mehr. „JULIA...“, stieß Ben aus und war sofort im Raum. „EINEN ARZT!!! SCHNELL!!“, schrie Ben und drehte Julia vorsichtig auf den Rücken. „Ganz ruhig Kleines...ganz ruhig...alles in Ordnung...“, versuchte er sie zu beruhigen. „Ben...mein Baby...mein Baby...“, weinte Julia. „Wird alles gut....scht...beruhige dich...ich bin bei dir...“, lächelte er ihr zu und streichelte ihr Gesicht. Rufenstahl stand auf und sah Moore an. „Heute wird es keine Vernehmung geben...aber Sie werden eine Anzeige bekommen. Es ist unverantwortlich, dass Sie Frau Jäger so angegangen sind! Trotzt ihres Zustandes!!!“, fauchte er ihn an. Moore sah bedrückt zu Boden. „Ich wollte das nicht...wirklich...ich....“ entschuldigte er sich.


    Der Arzt ließ Julia sofort in ein nahe gelegenes Hospital bringen, wo sie eingehend untersucht wurde. Ben lief im Flur nervös auf und ab. Er sah auf die Uhr. Irgendwie schien die Zeit still zu stehen. Endlich kam der Arzt heraus. „Doc?“, fragte er nur. „Mr. Jäger...Ihrer Schwester geht es nicht gut...es scheint eine Schwangerschaftsvergiftung vorzuliegen. Wir haben ihr Antibiotika gegeben, aber es ist gut möglich, dass sie ihr Kind verliert...“, gab er Arzt von sich. „Wie bitte? Das ist nicht möglich...sie ist gesund gewesen...!“, stieß Ben aus. Er sah durch die Glasscheibe auf seine schlafende Schwester. „Weiß sie es?“, fragte er leise. „Nein...wir haben es ihr nicht gesagt...es ist ja auch noch nicht sicher. Wir werden morgen weitersehen...aber sie sollte Aufregung unter allen Umständen verhindern...“, gebot der Arzt. „Würde ich gern...nur versucht ein Inspector sie zu vernehmen und ist nicht gerade sanft mit ihr umgegangen.“, beklagte Ben sich. „Nun...hier wird er nicht herkommen...Inspector Moore hat Hausverbot...“, grinste der Arzt. Ben stutzte. Wie konnte ein Polizist in einem Krankenhaus Hausverbot bekommen?, fragte er sich. „Bevor Sie sich den Kopf zerbrechen... er hat hier schon mal einen Arzt vernommen...das ist an und für sich kein Problem und kommt sicher oft vor...aber wenn es mitten in einer OP ist, dann wird die Krankenhausleitung ziemlich sauer... von daher...“, erklärte der Doc es unaufgefordert. „Doc... meine Schwester... ich meine...sie freut sich sehr auf das Baby...und...es wäre sehr schön wenn...“, versuchte Ben zu erklären. „Nun...ich denke sie wird beide Kinder behalten können....die Vergiftung ist ja nicht so weit voran geschritten...aber das werden wir morgen mit Gewissheit wissen...“, kam von dem Doc. Ben nickte, dann stutzte er. „Sie bekommt Zwillinge?“, harkte er nach. Dr. Smithers nickte nur und grinste breit. „Whow...!“, stieß Ben aus.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir wich einem der unbeteiligten Fahrzeugen aus. „Euch bekomme ich...darauf könnt ihr euren Arsch verwetten..“ knurrte er und zog auf die Überholspur. Er zog seine Waffe, setzte sich neben den fliehenden Wagen und zielte auf die Reifen, doch die Schmitz-Brüder gaben nicht so einfach aus. Plötzlich fielen Schüsse aus dem Wagen und Semir duckte sich. Er bremste ab und stieß sein „WHOW!!!“ aus. „Verdammt ihr sollt nicht auf mich schießen!!“, schrie er wütend. Natürlich hielten sich die Schmitz-Brüder nicht daran und die Kugeln schlugen in die Karosserie des BMWs. Dennoch gab Semir nicht auf. „Jetzt reicht es aber!!“, fauchte er, trat das Pedal durch und rammte den Wagen in die Seite. Der Fahrer des Mercedes verlor kurz die Kontrolle und schlidderte mit 140 km/h von einer Spur zur Anderen. Die harmlosen Verkehrsteilnehmer versuchten dem Wagen auszuweichen und es krachte im Sekundentakt. Semir rief Verstärkung um die Unfälle aufzunehmen. Er fuhr nun mit dem Mercedes auf gleicher Höhe... hielt seinen Ausweis hoch und wies zum Fahrbahnrand. Tatsächlich lenkte der Mercedes ein und blieb auf dem Standstreifen stehen. Etwas verwundert für Semir aber er stellte sich so, dass der Wagen nicht wieder so einfach auf die Straße kam. Mit gezogener Waffe stieg er aus. „Alle raus!! Hände hoch und gegen den Wagen legen!! Waffen weg!“, schrie er laut. Langsam gingen die Türen auf und die Männer stiegen aus. Thomas Schmitz hielt sich seinen Arm. Entweder hatte ihn dort eine verirrte Kugel getroffen oder aber bei der wilden Fahrt den Arm gebrochen. Semir grinste breit. „Habt ihr echt gedacht, ihr könnt mir so einfach entkommen?“, fragte er tadelnd. Doch Ralf und Thomas sahen sich nur an. „So einfach war das nicht...“, lachte er und hob langsam die Hände. Auch Ralf zog die Arme nach oben. „So, Hände aufs Dach und Beine breit.“, fauchte Semir nur. „Oh... was will er denn jetzt wohl machen?“, grinste Ralf vielsagend. Semir lief ein Schauer über den Rücken. Dennoch tat er seine Arbeit und legte Thomas Handschellen an. Als er zu Ralf kommen wollte, wirbelte dieser rum und schlug Semir die Waffe aus der Hand. „Hey, schließ mir die Dinger auf.“, forderte Thomas, doch da Ralf sah, dass Semir langsam wieder zu sich kam, musste er schnell handeln. „Sorry Bruderherz... ich hol dich später.“, versprach er. Der Kleine stieg in den Mercedes und rauschte davon. Semir kam wieder zu sich und fand nur noch Thomas vor. „Na warte...“, knurrte er, packte Thomas auf die Rückbank und rauschte dann davon.


    Julia wachte langsam wieder auf. Was war passiert? Und viel wichtiger war doch, wo war sie? Noch eben hatte sie sich doch im Polizeirevier befunden und nun? Nun war sie in einem sterilen Raum. Sie sah auf, als sich die Tür öffnete. „Ben? Wo bin ich?“, fragte Julia, als sie ihren Bruder sah. „Du bist im Krankenhaus. Weißt du nicht mehr? Du hattest einen Schwächeanfall.“ Sie nickte nur. „Was ist mit meinem Baby? Geht es ihm gut?“, wollte Julia wissen und strich sich über den Bauch. Ben wusste nicht, ob er es ihr sagen sollte. Seine Schwester war doch so glücklich mit dem Baby...wenn er es ihr sagen würde und nichts passiert, dann wäre das doch nur Panikmache, aber wenn er Julia nicht reinen Wein einschenken würde und sie würde das Baby verlieren, dann würde sie ihn auf ewig hassen, weil er es ihr nicht gesagt hatte. „Ben? Was ist mit dir?“, unterbrach Julias Stimme seine Gedanken. „Schwesterchen... ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber...“, er holte tief Luft und setzte neu an. „Du hast eine Schwangerschaftsvergiftung. Es besteht der Verdacht der Ärzte, dass du dein Kind, deine Kinder, verlieren könntest.“, kam es leise von ihm. Mit seinen rehbraunen Augen blickte er traurig auf seine Schwester. Geschockt und vollkommen sprachlos sah Julia ihren Bruder an. „Nein...nein...nein...das kann nicht sein.“, stieß sie fassungslos aus. „Julia, bitte...der Arzt hat gesagt, es ist noch nicht sicher, ob es passiert oder nicht.“, versuchte Ben seine kleine Schwester zu beruhigen. In diesem Moment kam der Arzt zur Tür rein und sah in die beiden, erwartungsvollen Gesicht.


    Konrad wachte erschrocken auf. War da ein Geräusch? „Ben? Julia?“, rief er durch das Haus, doch niemand meldete sich. Langsam stand der Mann auf, ging auf die Tür seines Schlafzimmers zu, nahm die Klinke in die Hand und wollte gerade die Tür aufziehen, als sie ihm plötzlich an den Kopf gestoßen wurde. Er taumelte, fiel nach hinten, wurde jedoch sofort gepackt und sah in zwei stechende Augen. „Keinen Ton oder ich breche ihnen das Genick.“, zischte die Stimme und packte Konrads Hals. „Was...was wollen sie von mir?“ „Geld...und zwar sehr viel Geld...sollte ihnen das Leben ihrer Tochter lieb sein.“, zischte der Angreifer. „Was... was hat meine Tochter damit zu tun?“ „Ganz einfach...die Polizei glaubt, dass ihre Tochter Lydia de Sant oder besser Franka Kirschbaum umgebracht hat. Sie werden mir drei Millionen Pfund zahlen, damit sie wieder frei kommt.“, lachte der Maskierte verächtlich. „Was, wenn ich zahle?“, wollte Konrad wissen. „Dann ist ihre Tochter frei...ich weiß nämlich, wer die Frau erschlagen hat und ich verkaufe mein Wissen für drei Millionen Pfund. Sie haben bis heute Abend Zeit...dann komme ich wieder und erwarte eine Antwort.“, knurrte der Mann, schlug Konrad gegen die Schläfe und verschwand dann, als er bewusstlos am Boden lag.

  • Chief Inspector Moore und sein Assistent Andrews standen vor dem Krankenhaus und warteten. „Verdammt, das hätte nicht passieren dürfen.“, tadelte sich der ältere Beamte selbst. Robert Andrews sah seinen Chef an. „Wie gehen wir nun weiter vor?“, wollte er wissen. Doch in dem Moment klingelte das Autotelefon. „Andrews...“, meldete sich der Sergeant. „Okay, wir sind auf dem Weg.“, erklärte er. „Was gibt es?“, wollte Moore wissen. „Jemand hat Mister Jäger angegriffen. Er sagte, er könne beweisen, dass Miss Jäger unschuldig ist und würde es für drei Millionen Pfund verkaufen.“, erklärte Andrews. „Hmm, fahren sie los. Dieser Fall wird mehr und mehr verzwickter.“, knurrte Moore. Sie kamen bei Konrad an und sahen einen blassen Mann auf dem Stuhl sitzen, der sich den Nacken hielt. „Sind Sie verletzt?“, wollte Moore besorgt wissen. „Nein...geht schon....ich...wo ist Julia?“, harkte Konrad nach. „Sie ist im Krankenhaus...aber es geht ihr soweit gut. Mr. Jäger... ich würde gern mehr über Ihren angeblichen Besuch wissen.“, lächelte Moore. „Was heißt angeblich?“, wollte Konrad wütend wissen. „Nun...so wie ich es sehe, versuchen Sie alles um Ihre Tochter aus dem Verdacht zu bekommen... denken Sie wirklich, dass wir Ihnen abkaufen, dass jemand herkommt, sie erpresst und dann niederschlägt? Das ist doch absolut lächerlich. Wir sind hier nicht in Deutschland, wo man den Kollegen Märchen erzählen kann...“, knurrte Moore. „Was soll das denn? Ich erzähle keine Märchen...aber für Sie ist es ja einfach...nicht wahr.... sie haben Ihren Täter und gut ist....das nenne ich einseitige Ermittlung...sind die englischen Polizisten so bequem?“, fauchte Konrad los. „Sie sehen das nicht ganz richtig. Ich verstehe Sie sehr gut... wenn meine Tochter unter Verdacht stünde, dann würde ich auch alles tun, um dies aufzulösen, aber die Beweise sind erdrückend. Wir ermitteln ja auch weiter...so...und nun zu dem angeblichen Erpresser....“, fing Moore wieder an. „Er hat mir gesagt, dass er weiß, wer Lydia, ich meine Franka, umgebracht hat. Und ich soll ihm drei Millionen Pfund bezahlen um Julia frei zu bekommen. Ich habe das Geld, das ist absolut kein Problem...ich werde zahlen und dann können Sie den Mörder verhaften.“, gab Konrad bekannt. „Wenn Sie zahlen, dann kaufen Sie sich ein Alibi für Ihre Tochter...was wenn es gelogen ist?“, wollte Moore wissen. Konrad sah ihn an. „Sie versuchen auch überall einen Trick zu finden oder?“, lächelte Konrad bitter. „Nun....ich habe in meinem Leben schon so viele Fälle gehabt, wo der Täter seine Spur verwischte...es ist doch ganz klar, dass es nur einer von Ihnen sein konnte. Entweder Sie, das schließe ich allerdings aus...oder ihre Tochter, die sicher ein ziemlich gutes Motiv hat, nämlich Habgier...oder aber...Ihr Sohn...er hatte immerhin den Verdacht, dass es sich bei der Dame um eine Heiratsschwindlerin handelte, womit er ja nicht unrecht hatte.“, kam von Moore als Antwort.


    Julia richtete sich auf. „Doctor? Was ist mit mir?“, fragte sie klagend. Der Arzt lächelte beruhigend. „Es ist alles soweit in Ordnung. Sie bekommen von uns Antibiotika und wenn Sie sich nicht zu sehr aufregen, dann dürfte den Kindern nichts passieren. Aber Sie müssen aufpassen was Sie essen...“, ermahnte der Arzt sie. Julia ließ sich erleichtert in die Kissen sinken. „Liegt es an den Medikamenten oder warum sprecht ihr von Kindern?“, wollte sie plötzlich wissen. Ben grinste breit. „Nein....du bekommst Zwillinge...“, gab er bekannt. Julia sah ihn völlig erstaunt an. „Wie? Aber....?“, stammelte sie. Doch dann lächelte sie. „Zwei....ist das nicht toll....das muss ich sofort Peter sagen...er muss doch wissen, dass er doppelter Papa wird...“, lachte sie und zog sich direkt zusammen. „Julia...bitte....ganz ruhig...denk an die Kinder und an deine Gesundheit.“, ermahnte Ben sofort und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Du hast Recht....nur...wenn für mich die Aufregung so gefährlich ist...wie soll ich dann den Fall überstehen? Ich meine, dieser Moore wird mich nicht in Ruhe lassen...er wird mich sicher einsperren wollen. Ben...ich hab Lydia nicht umgebracht...wirklich...ich schwöre...“, weinte Julia sofort. Ben nahm sie in den Arm. „Natürlich hast du sie nicht umgebracht. Du könntest so etwas gar nicht tun....beruhige dich. Ich schwöre dir, dass ich den Schuldigen finden werde... auch, wenn ich hier nicht ermitteln darf...bei Papa auf dem Grundstück kann ich sicher ein paar Spuren finden. Und das Moore hier reinkommt.. ich verrate dir was...er hat Hausverbot...“, lächelte Ben. Julia hielt ihn fest. „Ich habe Angst....kannst du Peter bitte anrufen? Er soll herkommen...bitte...ich brauche ihn hier...“, wollte Julia wissen. Ben nickte. „Klar, ruf ich ihn an. Aber du wirst nun schlafen und dich erholen, denn an meine Nichten oder Neffen...oder beides...“, ermahnte er sie lachend und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, wie er es immer tat. Dann verschwand er aus dem Krankenhaus, rief sich ein Taxi und versuchte, Peter zu erreichen. Doch es meldete sich keiner. Auch im Büro oder unter der Festnetznummer war niemand erreichbar. „Sehr merkwürdig...“, knurrte Ben. Er entschloss Semir anzurufen, damit der mal nach dem Rechten sehen konnte.


    Semir folgte indes dem grünen Mercedes und holte immer weiter auf. „Dein Bruder sollte lieber aufgeben. Es ist nur besser für euch.“, knurrte der Hauptkommissar den Jungen auf der Rückbank an. „Er wird es aber nicht tun. Da können sie sich grün und blau ärgern.“, lachte Thomas und grinste höhnisch durch den Rückspiegel. „Hör mal zu, du wanderst für eine lange Zeit in den Knast. Es wäre für deinen Bruder besser, er würde aufgeben. Sonst kommt ihr erst im Greisenalter wieder an die frische Luft.“, stieß Semir wütend aus. Der BMW schnellte an den Mercedes vorbei. Dieses Mal war Semir nicht mehr so freundlich und rammte den Wagen direkt, drängte ihn gegen die Leitplanke. Funken sprühten und der Wagen verlangsamte die Fahrt. Semir ließ vom Mercedes ab, überholte und stellte sich quer. „So...aussteigen und die Hände aufs Dach.“, schrie er Ralf an, als er die Tür aufgerissen hatte. „Okay...okay...nehmen sie nur ihre Waffe weg. Das Ding macht mich nervös.“, stieß Ralf aus und kletterte langsam aus dem Wagen. „Du hältst mich wohl für sehr dumm, oder?“, knurrte der Hauptkommissar und legte Ralf Handschellen an. „So, und jetzt bringe ich euch dahin, wo ihr hingehört.“, stieß Semir aus und verfrachtete Ralf zu seinem Bruder auf die Rückbank, kettete ihn ebenfalls am Handgriff fest und fuhr dann zur JVA Ossendorf. „Hier Jungs, passt dieses Mal gut auf sie auf...ich will die Beiden so schnell nicht wiedersehen.“, knurrte Semir und ließ die Brüder aus seinem Auto holen. „Wir werden uns schon bald wiedersehen, Gerkhan.“, kreischte Ralf, als ihn zwei Beamte der JVA aus dem Auto zerrten und zum Gefängniseingang schleppten. „Klar... und morgen fällt Schnee.“, konterte Semir gelassen. Er war froh, dass er die Beiden los war. Gemütlich stieg er wieder in sein Auto und sah aufs Armaturenbrett, als sein dort befestigtes Handy klingelte.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Ben, was gibt’s? Soll ich dich vom Flughafen abholen?“, sprudelte Semir los. „Nein Semir, ich kann hier noch nicht weg.“, erklärte Ben und sofort merkte sein Partner an dessen Stimme, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. „Du klingst, als ob es Probleme gibt. Ist was passiert?“, wollte Semir wissen. „Allerdings...die Verlobte meines Vaters wurde letzte Nacht ermordet und die Polizei hat Julia verhaftet. Semir, ich kann Peter nicht erreichen. Würdest du bei ihm vorbeifahren und nachsehen, wo er ist. Er muss unbedingt herkommen.“, erklärte Ben mit rasender Stimme. „Okay, ich fahre sofort bei ihm vorbei. Aber Ben...wie kommen die gerade auf Julia?“, fragte der Deutschtürke und horchte gebannt ins Telefon. „Sie haben auf der Tatwaffe Julias Fingerabdrücke gefunden und eine der Hausangestellten will beobachtet haben, wie sie den Tatort verlassen hatte.“, kam es von Ben zurück. „Semir, bitte...du musst mir helfen...hol Peter ab...er muss so schnell wie möglich herkommen.“, erklärte Semirs junger Kollege. „Okay, mach ich, aber Ben...wäre es nicht besser, wenn ich...“ „Semir, ich muss Schluss machen. Bitte, sag Peter Bescheid.“, beendete Ben das Gespräch und konnte so nicht mehr Semirs letzten Vorschlag hören. Der Hauptkommissar legte auf und versuchte, Peter zu erreichen. Doch, wie bei Bens Versuchen, war weder im Büro noch auf dem Handy oder unter privaten Nummer jemand zu erreichen. Zur Sicherheit hatte Ben Semir die Adresse von Julia und Peter gegeben und so war er schnell bei deren Wohnung angelangt. Es war eines dieser selten gewordenen Kölner Bürgerhäuser, die alle Anstrengungen sie zu einer aussterbenden Art zu deklarieren überlebt hatten. Am betreffenden Klingelschild läutete Semir Sturm. Doch auch hier war keiner zu erreichen. Semir klingelte bei jemand anderes und wurde prompt ins Haus gelassen. Als er sich dem betreffenden Stockwerk näherte, hörte er schon laut aufgedrehte Musik aus der Tür dringen. Trotzt der ernsten Lage musste er lachen. So hatte er sich Peter eigentlich nicht vorgestellt. „Das geht schon den ganzen Tag so.“, kam es plötzlich von einer alten Dame. Semir drehte sich um. „Also ist er doch zu Hause?“ „Ja, bestimmt schon seit drei Stunden und seitdem läuft diese Höllenmusik.“, beschwerte sich die Alte. „Haben sie vielleicht einen Schlüssel für die Wohnung?“, wollte der Hauptkommissar wissen. Sie nickte und reichte dem Deutschtürken, nach Vorzeigen seines Ausweises, das Bund Schlüssel.


    Semir ließ sich die Tür öffnen und trat ein. Die Alte die ihm geöffnet hatte, war neugierig und wollte mit rein, doch Semir lächelte freundlich. „Danke aber den Rest kann ich allein.“, gab er von sich. „Aber, wenn was passiert ist, sagen Sie mir Bescheid! Das hier ist ein ordentliches Haus!!“, forderte die Alte. Semir nickte und schloss die Tür. Er ging in den Raum, wo die Musik am lautesten war. Hier sah es aus wie ein Schlachtfeld und mittendrin schnarchte Peter im Sessel. Semir grinste leicht. Er tippte den Schlafenden an, doch es folgte keine Reaktion. „Peter? Hey...aufwachen!!“, sagte er und schlug dem Mann sanft ins Gesicht. „Was? Wer?“, stieß dieser aus und öffnete die Augen. „Semir? Was....was machst du...Ohhhh....nicht gut....“, stöhnte Bens Schwager. Semir grinste breit. „Hast du einen über den Durst getrunken?“, wollte er wissen. Peter sah ihn mit einem zugekniffenen Auge an. „Einen? Ich glaub das war mehr als einer...“, stöhnte er. Semir sah sich um. „Das muss ja eine tolle Party gewesen sein....warst du allein?“, harkte er nach. „Nein...ein paar...Freunde....hast du mal ein Aspirin?“, wollte Peter wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Leider nein... was war denn der Grund für das Besäufnis?“, fragte Semir nach. „Ich....werde Vater....ohhh...mein Kopf.....mir ist schlecht...“, stöhnte Peter und erhob sich langsam. Semir sah ihm grinsend nach. „Kalte Dusche...hilft...“, schlug er vor. „Danke....das weiß ich.....“, kam von Peter zurück. „Ich gratuliere dir....das erste Mal Papa werden ist natürlich was ganz Besonderes....“, gab Semir zu. „Ja ist es auch...aber deswegen bist du doch nicht hier oder?“, wollte Peter wissen. „Nein.....aber dusche erst einmal und dann solltest du die Koffer packen und nach England fliegen...“, rief Semir zurück. „Was soll ich in England?“, fragte Peter verdutzt und trocknete sich ab. „Nun ja....Peter....Julia steht unter Mordverdacht und...“, erklärte Semir sachlich. „WAS!!!!“, schrie Peter.


    Ben sah auf das Display als sein Handy klingelte. „Ben!! Was ist mit Julia? Dein Kollege sagte mir, dass sie unter Mordverdacht steht, das ist doch ein Witz von dir oder?“, wollte sein Schwager wissen. „Leider nein...Peter....Lydia, also die Verlobte meines Vaters hat sich als Heiratsschwindlerin herausgestellt und wurde gestern ermordet. Eine Zeugin will Julia gesehen haben und es sind ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe. Aber das ist nicht das Problem. Sie liegt derzeit im Krankenhaus und....“, erklärte Ben. „WAS? Verdammt, warum hast du mich nicht sofort angerufen!!“, schrie Peter wütend, doch Ben nahm es ihm nicht übel. „Ich hab versucht, dich anzurufen, aber du bist nicht ran gegangen, weder ans Handy noch ans Festnetz, noch in der Firma...ich kann ja wohl schlecht trommeln...“, knurrte Ben nun zurück. „Entschuldige...was ist mit Julia? Wie geht es ihr?“, wollte Peter nun etwas leiser wissen. „Es geht ihr soweit gut...sie hatte ein paar Probleme, aber die Ärzte hier haben alles unter Kontrolle, nur will Julia dich hier haben...komm bitte mit der nächsten Maschine...“, bat Ben. „Ja sicher...ist mit dem Kind alles in Ordnung?“, harkte Peter nach. „Du meinst Kinder...ja...sie sind wohlauf und fühlen sich im Bauch pudelwohl.“, Ben grinste breit, denn von Peter kam nichts mehr. „Hey, Schwager bist du umgekippt?“, fragte er nach. „Was... nein... nein... ich... ich...sagtest du gerade Kinder?“, wollte Peter wissen. „Ja....sagte ich. Julia bekommt Zwillinge...“, lachte Ben. „Oh Gott....das....das ist...“, stammelte Peter. „Schwing dich zum Flughafen...ist Semir noch bei dir?“, wollte Ben nun wissen. Es raschelte. „Dein Schwager ist ganz schön blass geworden.“, gab Semir bekannt. Ben lachte auf. „Das kann ich mir denken...wann wird schon mal gesagt, dass man doppelter Vater wird.“, meinte Ben nur. „Oh....dann würde ich auch nichts mehr sagen...aber ich denke die Blässe kommt eher vom Alkoholkonsum. Ich bringe ihn zum Flughafen...“, versprach Semir.

  • Ben kam bei seinem Vater an. „Papa!!“ rief er. „Ja hier...Ben...Gott sei Dank... wie ist es mit Julia? Du warst doch bei ihr oder?“ kam ängstlich von Konrad. „Ja... ich war bei ihr. Sie ist ins Krankenhaus gebracht worden, weil eine Schwangerschaftsvergiftung vorlag. Aber sie ist auf dem Weg der Besserung...“ erklärte Ben. „Mein Gott...was hab ich nur getan, das meiner Familie so übel mitgespielt wird. Ist mit dem Kind alles in Ordnung?“ harkte Konrad weiter. „Mit beiden ist alles in Ordnung...also eigentlich mit allen Dreien... Julia bekommt Zwillinge...“ erklärte Ben nun auch dem werdenden Opa. Konrad fiel nach hinten in den Sessel, so perplex war er. „Wie war das?“, kam es erstaunt von Jäger senior. „Du wirst Opa von Zwillingen.“, grinste Ben. Dann jedoch erblickte er die Beule auf dem Hinterkopf seines Vaters. „Was ist denn mit dir passiert?“, wollte Konrads Sohn wissen. „Ich...ich...ein Mann...er hat gesagt, er weiß, wer Lydia oder Franka ermordet hat und er würde es nur sagen, wenn ich drei Millionen Pfund zahle.“, erklärte Konrad mit schwerer Stimme. „Drei Millionen Pfund? Und was hat er noch gesagt?“, fragte Ben erneut, nachdem sein erstes Erstaunen entschwunden war. „Er wird sich bei mir melden.“, erklärte Konrad und ließ den Kopf sinken. „Papa, das schaffen wir schon. Wir werden Julia aus dem Gefängnis holen, auch ohne diesen Kerl.“, stieß er aus. „Ja, aber wie...kann uns dein Kollege nicht helfen?“ Ben überlegte. Eigentlich wäre es besser, wenn Semir noch hier wäre. Immerhin wären sie dann zu zweit und könnten nach Beweisen suchen. „Ich rufe ihn gleich an und frage ihn.“, meinte Ben und wollte sich dann erheben, doch dann ließ er sich wieder auf den kleinen Tisch zurückfallen, wo er drauf gesessen hatte. „Sagtest du, der Mann verlange Drei Millionen Pfund?“ Konrad nickte. „Hat das was zu bedeuten?“, wollte Bens Papa dann wissen. „Nun ja...es lässt zumindest den Schluss zu, dass der Mann Engländer ist. Aber, der Mann mit dem Lydia, ich meine Franka, gesprochen hat, konnte perfekt deutsch.“, kam es nachdenklich von Ben zurück. „Dann kann es doch sein, dass es Komplizen sind.“, stieß Konrad aus. „Möglich, aber warten wir erstmal auf Semir. Ich werde inzwischen mir noch einmal den Tatort ansehen.“, gab Ben bekannt und ging nach draußen zu den Ställen, wo der Mord stattgefunden hatte.


    Oliver Moore saß mit seinem Assistenten beim Tee und grübelte über den Fall nach. „Wir müssen uns noch mal am Tatort umsehen, Andrews. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir was übersehen haben.“, gab der Chief Inspector bekannt und biss von seinem Sandwich ab. „Vielleicht haben die Jägers ja recht und es gibt wirklich diesen Unbekannten.“, mutmaßte Andrews und löffelte zwei Haufen Zucker in seine Tasse. „Wenn es wirklich stimmt, dann müssen wir auf alle Fälle ein Team vor das Anwesen dieses Jägers stellen. Wir müssen den Mann haben, sobald er sich bei Konrad Jäger blicken lässt.“, stieß Moore aus. „Ich werde mich sofort in den Wagen setzen.“, schlug Andrews vor. „Nein, sie brauche ich für eine andere Aktion. Das Verhör mit Miss Julia Jäger ist noch nicht abgeschlossen. Ich würde es gerne fortführen.“, entgegnete Moore. „Aber Sir, sie haben im Krankenhaus Hausverbot. Wie wollen sie das umgehen?“, wollte sein Assistent wissen. Doch Moore grinste nur und zog eines dieser hochmodernen Walky-talkys hervor. „Hier, sehen sie zu, dass sie das ins Zimmer geschmuggelt kriegen und dann werde ich ihr die Fragen stellen.“, erklärte der Chief Inspector. „Ist das nicht illegal?“ „Wir haben keine andere Wahl...sie ist nun mal unsere Hauptverdächtige. Soll ich warten, bis sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird? Wenn sie wirklich unschuldig ist, könnten die wahren Täter dann schon das Land verlassen haben.“, knurrte Moore und ging mit seinem Sergeant zum Wagen.


    Peter und Semir standen am Flughafen, als Semirs Telefon klingelte. „Ja Ben... Peter ist schon auf den Weg zu euch.“, kam es von Semir. „Ja, aber du solltest mitkommen.“, meinte Ben und wartete ab. „Wie jetzt? Ich soll mitkommen?“, stieß der Hauptkommissar aus. „Sicher...ich werde hier doch nicht tatenlos rum sitzen und auf die schwerfälligen, englischen Kollegen warten.“, knurrte Ben durchs Telefon. Der Deutschtürke grinste. „Warum nicht, aber ich glaube kaum, dass die Krüger einverstanden ist.“ „Du wirst sie schon überzeugen.“, hörte er Ben durchs Telefon grinsen. „Sei dir da mal nicht so sicher. Okay, ich komme mit der nächsten Maschine und versuche, Andrea davon zu überzeugen, dass es notwendig ist.“, meinte Semir und legte dann auf. Er sah Peter an. „Ben hat es aber verdammt eilig, dass ich nach England fliege...“, meinte Peter und lächelte. „Ja...und er hat sogar Sehnsucht nach mir...“, stöhnte Semir. „Du fliegst auch?“, kam irritiert von Peter. „Ja...sobald ich es mit meiner Frau und meiner Chefin abgeklärt habe....“, entgegnete der Hauptkommissar leise. „Und ist das ein Problem?“, grinste Peter. „Nicht deines....du musst einchecken...wir sehen uns sicher in den nächsten Tagen...“, verabschiedete Semir sich. „Viel Glück....und bis bald.“, lachte Peter laut. Semir hob die Hand und wandte sich zum Ausgang. Er musste zur PAST und Urlaub einreichen. Hoffentlich hatte die Krüger guter Laune und sagt ja...Bitte...lass sie ja sagen...bitte... dachte er nur


    Susanne sah auf, als Semir rein kam. „Hey...schön das du dich auch mal blicken lässt. Sag mal...was hast du denn wieder angestellt? Die Krüger ist auf 180 und sucht dich schon seit Stunden...“, warnte sie ihn. „Oh....nichts mit guter Laune?“, fragte er hoffnungsvoll. Susanne schüttelte den Kopf. „Du sollst auch sofort rein!“, hängte sie an. „Ja sicher....kannst du mich begleiten...bevor sie mich umbringt?“, bat Semir mit einem Hundeblick. Susanne lachte laut auf. „Nein...das musst du selbst machen...“, gab sie zurück. „Ne nette Kollegin bist du...“, grinste Semir und zwinkerte ihr zu. Susanne wusste schon wie es gemeint war. „Viel Glück...“, lachte sie zurück. Semir ging ins Büro von Kim Krüger. „Frau Krüger...sie wollten...“, fing Semir an. „Verdammt noch mal...Gerkan...wo waren Sie denn? Ich suche Sie jetzt schon seit Stunden!!“, fauchte Kim ihn sofort an. „Ich...war auf Streife....warum funken Sie mich denn nicht an?“, fragte er nach. „Ich habe Sie bestimmt achtmal über Funk gerufen und Sie melden sich nicht!! Wo waren Sie?“, wollte Kim wissen. „Wie wäre es, wenn Sie mir sagen, was so brennt?“, versuchte Semir sie zu beruhigen. „Oh das ist ganz einfach...sagt ihnen der Name Klaus Leibnitz etwas?“, wollte sie wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Der Herr ist Rechtsanwalt und zwar von den Gebrüdern Schmitz die sie, so die beiden Herren, auf brutalster Art und Weise festgenommen haben. Die Herren behaupten, dass Sie die Beiden geschlagen haben und zwar ohne Grund....und der Rechtsanwalt hat gegen Sie ein Disziplinarverfahren eingereicht...Frau Schrankmann war hellauf begeistert...das können Sie sich ja wohl denken oder?“, gab Kim wütend von sich. Semir räusperte sich. „Das ist nicht wahr...“, sagte Semir lediglich. „Natürlich nicht... das hab ich auch Schrankmann gesagt, aber sie hat Sie suspendiert....bis auf weiteres...Sie werden also Ihre Waffe und Ihren Dienstausweis abgeben, bis die Sache erledigt ist....“, knurrte Kim. Semir zog seine Waffe, entlud sie, und legte alles mit dem Ausweis auf den Tisch. „Schön...dann kann ich ja nach Hause gehen...“, murmelte Semir. „Ich...habe gegen die Suspendierung Widerspruch eingelegt, aber Sie werden wohl zwei Wochen Urlaub machen müssen...“, lächelte Kim nun etwas versöhnlich. Semir nickte. Insgeheim war er froh, denn so musste er Krüger nicht erklären warum er nach England wollte.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea sah erstaunt auf die Uhr als der Schlüssel ging. Sie legte das Baby auf das Kissen uns sah zur Tür. „Semir? Was machst du denn hier? Ist was passiert?“, wollte sie wissen. „Nein...also eigentlich ja...aber....wo ist die Kleine?“, fragte Semir im Gegenzug. „Sie schläft gerade....“, lächelte Andrea. „Was ist also passiert?“, harkte sie nach. Semir merkte genau, dass er seiner Frau nichts verheimlichen konnte. „Ich bin suspendiert worden, aber ich habe wirklich nichts gemacht...außer zwei Burschen verhaftet, die nun behaupten, dass ich sie brutal behandelt habe...ich....gegen zwei.... ich bin doch nicht unfair...“, grinste Semir entschuldigend. Doch das Grinsen verschwand, als Andrea ihn ernst ansah. „Semir, sie werden dich doch deswegen nicht vollends raus werfen, oder?“, kam es besorgt von seiner Frau. „Nein, das sicherlich nicht. Ich bin viel zu gut in diesem Job.“, kam es überheblich von Semir zurück. Ein vielsagender Blick von Andrea holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Semir...“, meinte sie nur. „Ja, die Krüger wird sich schon dafür einsetzen, dass ich nicht fliege. Außerdem ist dieser Vorwurf unhaltbar.“, erklärte er und küsste seine Frau auf die Stirn. „Aber das ist doch nicht alles, oder?“, harkte sie nach. „Nein,“, gestand er, „ich muss heute noch nach England fliegen.“ „Was musst du?“, kam es erstaunt von ihr zurück. Der Blick verriet ihm sofort, dass es ihr nicht gefiel. „Bens Schwester ist wegen Mordes an der Verlobten seines Vaters verhaftet worden. Ich muss ihm helfen.“, erklärte er. Andrea nickte. „Na komm, dann packen wir mal deine Koffer.“, kam es etwas kühl von ihr. „Andrea...Andrea, was ist denn?“, wollte er wissen, als sie ohne ein weiteres Wort die Treppe hinaufstieg und aus dem Schrank einen der Trollis nahm. „Semir, ich finde das...mit mir würdest du nie dorthin in den Urlaub fahren, aber wenn es dienstlich ist...dann springst du sofort.“, knurrte sei und warf einige seiner Sachen lieblos in den Koffer. „Andrea, das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion.“, knurrte er zurück. „Oh doch Semir Gerkhan...genau das ist es jetzt.“, fauchte sie zurück. „Hey, ich verspreche dir, wenn ich Ben geholfen habe, dann fahren wir gemeinsam für ein paar Tage nach London.“, erklärte er und wollte seine Frau auf die Stirn küssen, doch sie drehte sich nur weg. „Andrea bitte... lass uns jetzt nicht streiten. Du weißt, ich liebe dich.“, gurrte er und strich ihr eine Strähne aus dem Haar. Schnell war der Zorn verraucht und sie lagen sich küssend in den Armen. „Ich muss jetzt aber los.“, kam es von Semir. „Komm mir gesund wieder.“, gurrte Andrea nur. „Ich doch immer.“, versprach er.



    5. Kapitel – Mausefalle


    Ben suchte mit einer Taschenlampe den ganzen Boden am Tatort ab. „Hier muss sich doch was finden lassen.“, stieß er aus und zupfte jeden Halmen Stroh vom Boden auf, drehte ihn um und warf ihn hinter sich zu Boden. Die Konturen der Leiche waren noch deutlich erkennbar. In Gedanken konnte er sich den Tatablauf regelrecht vorstellen. Lydia oder Franka musste hier gestanden haben...Warum war sie überhaupt hier? Ben hatte einen Knackpunkt gefunden. Wieso sollte diese Frau mitten in der Nacht in den Stall gehen. Es sei denn, es hatte...Moment, was war das? Ben leuchtete mit der Taschenlampe unter einen Hafersack. Lag da etwas...es sah aus, wie ein Stück Papier. Vorsichtig zog der Kommissar es hervor. „Muss mit dir reden – Komme zur Stallbox hinter dem Haus... Konrad.“, las Ben auf dem blutverschmierten Zettel. Seine Gedanken gingen stoßweise...das war nicht die Handschrift seines Vaters...aber Franka musste das doch gewusst haben, oder achtete sie nicht auf solche Kleinigkeiten? Der Hauptkommissar erhob sich wieder und ging dann nach draußen. Irgendwas kam ihm hier mehr als merkwürdig vor. Wer konnte nur der Täter sein? War es dieser Konni? Oder doch jemand aus der Vergangenheit von Franka? Im Zeitalter der Kommunikationsmedien musste es doch möglich sein, über jemanden Informationen zu finden. Auch, wenn man gerade keinen Zugang zu den Daten der Polizei hatte. Ben fiel da was ein...war nicht einer seiner ehemaligen Kollegen aus dem LKA jetzt bei Interpol? Natürlich... David...David Gruben. Mit ihm hatte sich Ben immer sehr gut verstanden. Hoffentlich stimmte die Telefonnummer noch. „Hey David, ich bin's, Ben...“, meldete er sich, als am anderen Ende der Leitung eine männliche, verschlafene Stimme zu hören war. „Ben? Welcher Ben?“, kam es verwirrt zurück. „Ben Jäger, dein ehemaliger Kollege vom LKA...“ „Ach Ben... Mensch Junge, was machst du so? Wie geht’s dir?“, kam es dann munter von David zurück. „Geht so... hör zu, kannst du für mich alles über eine Person namens Franka Kirschbaum herausfinden.“ „Alles?“ „Alles.“, bestätigte Ben nur. „Okay, schon so gut wie erledigt. Ich schicke dir dann die Infos per Mail.“, meinte David, ohne nachzufragen. Ben bedankte sich und legte auf. Er ahnte nicht, dass dieses Gespräch von jemandem belauscht worden war. Doch damit konnte er sich nicht beschäftigen, denn ein Blick auf der Uhr zeigte ihm, dass er Semir abholen musste.


    Semir landete in London und sah sich suchend nach Ben um. Er müsste ihn doch wenigstens abholen...dachte er bei sich und schon tippte ihn jemand auf die Schulter. Semir drehte sich um. „Na das wird aber auch Zeit....“, knurrte er. „Oh...hat der Herr keinen Service auf dem Kurzflug gehabt?“, grinste Ben doch er wurde schnell wieder ernst. „Semir...Julia steckt wirklich in der Klemme. Peter war bei ihr, sie ist völlig fertig.“, meinte er anschließend auf die Fahrt zum Haus. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich bin übrigens suspendiert...“, gab Semir bekannt. Ben sah ihn an. „Wieso das denn?“, wollte er wissen. „Weil ich angeblich auf die Brüder Schmitz losgegangen bin und sie brutal verhaftet habe...“, grinste Semir. Ben nickte „Und?“, harkte er weiter. „Nun ja...die haben auf mich geschossen und mich niedergeschlagen...du kennst mich...ich nehme so etwas immer sehr persönlich...“, grinste Semir. Ben nickte. Er wusste aber auch, dass Semir besonnen genug war und die Gesetzte grundsätzlich einhielt. „Schrankmann war sicher begeistert...“, meinte er noch, als er auf das Gelände fuhr. „Ja....sie hat mich direkt beurlaubt...du kennst sie ja. Aber für mich hatte es den Vorteil, dass ich Krüger nicht sagen musste, dass ich nach England will...“, grinste Semir und stieg aus. „Was ist mit Andrea....?“, harkte Ben nach. „Das war schon etwas schwieriger...“, meinte Semir. „Oh....was musstest du ihr versprechen?“, wollte Ben weiter wissen. Er kannten Andrea zwar nicht so gut, wie Semir, aber die Streitereien waren immer wieder ein Lacher wert. „Einen Urlaub in London...“, kam von Semir. „Na...dann kannst du ja schon mal englisch lernen. Die englischen Kollegen werden dir gefallen...sie sind sehr überheblich...“, gab Ben bekannt. „Ach ja...na das wird ein Spaß.“, meinte Semir nur. Er zog seinen Koffer hinter sich her in das recht ansehnliche Gebäude.

  • Peter sah Julia an. „Schatz...geht es dir wirklich gut...? Du siehst so blass aus...“, meinte er besorgt. „Mir geht es den Umständen entsprechend. Aber ich habe Angst...Peter...was wenn man mir die Unschuld nicht bestätigen kann? Was wenn man mich hier wegen Mord ...“, weinte sie leise. Peter nahm sie in den Arm. „Nur keine Sorge... Ben wird den wahren Täter finden. Du kennst ihn doch...“, lächelte er beruhigend. „Aber er darf hier nicht ermitteln...er ist hier nur Gast im Land und wenn er sich einmischt, kann er ausgewiesen werden...ich bin allein...ich bin ganz allein...ohhhhhhhh...“, stieß Julia aus und krümmte sich. Peter hielt sie fest. „Julia...bitte...denk nicht soviel darüber nach...wir schaffen das...denk an die Kinder...bitte....denk an uns....“, flehte er regelrecht. Julia nickte und versuchte sich zu entspannen. Es ging sehr gut. „Ich habe Angst, dass die Polizei wieder her kommt und mich einsperrt. Dieser Inspector war schon so hässlich zu mir...“, klagte Julia, „Du sollst nicht daran denken...sag mal...wie wollen wir die Beiden nennen?“, versuchte Peter von dem Thema abzulenken. Es klappte hervorragend, denn Julia dachte nach. „Ich weiß nicht...wenn es zwei Mädchen werden, soll eines davon Amelie heißen...wie meine Mama...und die Andere vielleicht wie diene Mama?“, fragte sie. Peter lachte. „Martha...nee...absolut nicht....was wenn es Jungen werden?“, kam die nächste Frage von ihm. „Das ist einfach....der eine heißt Heiko und der andere Mark...ich finde die Namen sooo schön...“, schwärmte Julia. Peter war damit einverstanden. „Und was wenn es Mädchen und Junge werden?“, grinste er. „Jetzt ist aber gut....“, lachte Julia. Peter sah seine Frau glücklich an. Endlich konnte Julia wieder lachen.


    Konrad sah auf, als Ben herein kam. „Herr Gerkhan....schön Sie zu sehen... Ben...was hast du vor?“, wollte dieser sofort von seinem Sohn wissen und reichte Semir die Hand. „Ich mache nur Urlaub...“, erklärte Semir. Konrad sah ihn skeptisch an. „Herr Gerkhan....ich kenne meinen Sohn....und ich denke, ich kann auch behaupten, dass ich Sie kenne...wenn auch nicht so intensiv, wie ich es mir manchmal wünsche...“, lächelte er den Besuch an. „Wie darf ich das auffassen?“, wollte Semir wissen, doch dann lächelte er freundlich und winkte ab. „Papa, ich habe das hier am Tatort gefunden. Das ist doch nicht deine Handschrift oder?“, wollte Ben von seinem alten Herren bestätigt haben. Konrad sah mit einem kurzen Blich durch seine Brille auf den Zettel. „Nein, absolut nicht. Wieso sollte ich meiner Verlobten schreiben, dass ich sie bei den Ställen treffen will?“, fauchte er nur und sah beide Kommissare an. „Das ist die Frage.“, meinte Ben nur kurz und überlegte dann. „Als ich zurück zum Haus ging, hat mich dein Verwalter so komisch angesehen. Was weißt du über den Kerl?“, fragte Konrads Sohn. „Nicht viel...ich habe ihn nach seinen Kompetenzen eingestellt. Er meldete sich vor etwa acht Wochen bei mir mit meinem Stellenangebot aus der Zeitung. Ich habe ihn erklärt, was er hier zu tun hat und ihn dann eingestellt. Bisher gab es auch keinen Grund zur Beschwerde.“, meinte Konrad. Ben nickte nur und sah, wie Semir interessiert aus dem Fenster sah. „Wie sieht denn ihr Verwalter aus, Herr Jäger?“, wollte der Deutschtürke wissen. Konrad dachte nach. „Groß, ungefähr vierzig, mit einem braunen Vollbart und braunen Haaren. Ziemlich stechende Augen.“, beschrieb der Unternehmer den Mann. Ben war inzwischen an die Seite von Semir getreten und dieser deutete nur aus dem Fenster. Dort war der Verwalter von Konrad zu sehen, wie er sich mit einer verdeckten Person wild gestikulierend unterhielt. „Wenn du mich fragst, sieht das doch sehr verdächtig aus, oder?“, meinte Semir nur.


    Doch bevor Ben antworten konnte, verschwand der Mann in den Stall, als ein dunkler Ford auftauchte. „Oh nein, die beiden schon wieder.“, knirschte Ben nur mit den Zähnen. „Sind das etwa die Kollegen der britischen Polizei?“, wollte Semir wissen. „Allerdings...mal sehen, was sie jetzt wieder wollen.“, knurrte Semirs junger Partner wie ein tollwütiger Hund. Ein Grinsen huschte Semir dennoch über das Gesicht. Im nächsten Moment ging die Tür auf und die beiden englischen Polizeibeamten standen im Wohnzimmer. „Wir haben da noch einige Fragen an sie...“, gab Chief Inspector Moore bekannt und erblickte dann Semir. „Wer ist das?“ „Das ist mein Kollege aus Deutschland...Semir Gerkhan.“, erklärte Ben kühl und zurückhaltend. Semir streckte dem Mann die Hand entgegen, bekam aber nur ein nachdenkliches Kopfschütteln als Erwiderung. „Kollege ja? Denken sie ja nicht, sie könnten uns hier ins Handwerk pfuschen.“, knurrte Moore nur und wandte sich dann an Ben, sah aber gleich mit seinen scharfen Augen, dass dieser etwas in seiner Hand verbergen wollte. „Was ist das?“, knurrte er und ging auf Ben zu, packte ihn am Handgelenk. „Das habe ich gefunden... es lag unter einem Strohsack am Tatort. Müssen ihre Männer wohl übersehen haben.“, knurrte der Jungkommissar zurück. Moore las sich den Zettel durch, fragte dann Konrad, ob es seine Handschrift sei. Als dieser verneinte, dachte der Chief Inspector angestrengt nach. „Sehen sie jetzt vielleicht, dass es meine Schwester nicht gewesen sein kann.“, fauchte Ben. Doch das Thema war anscheinend für Moore ein rotes Tuch. „Vielleicht sind sie es auch gewesen...immerhin haben sie den Streit an besagten Abend angefangen oder nicht?“ „Blödsinn...es stimmt, dass ich diese Frau...aber deswegen...vollkommener Schwachsinn, was sie mir da unterstellen.“, zischte Ben nur. „Wir werden sehen. Auf alle Fälle...halten sie sich aus meinen Ermittlungen raus...oder sonst...“, drohte Moore und ließ das Ende offen. Schnell war er mit seinem Assistenten wieder verschwunden. „So ein...“ „Ben...“, brachte ihn Konrad wieder zur Räson.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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